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Unterschiedliche Preisreaktionen nach Zypern-Rettung

25.03.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise profitieren zum Wochenauftakt von der Rettung Zyperns vor dem Staatsbankrott in letzter Minute, auf welche sich die Mittelmeerinsel und die Finanzminister der Eurozone in der Nacht verständigen konnten. Brent steigt auf 108 USD je Barrel, WTI auf 94 USD je Barrel. Die Erleichterung, dass es zu keinem unkontrollierten Staatsbankrott und einem Euro-Austritt Zyperns kommt, könnte die Finanzanleger dazu veranlassen, Long-Positionen bei Rohöl aufzubauen. Die heute von der ICE zu veröffentlichenden Daten zur Marktpositionierung dürften zeigen, dass die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der vergangenen Woche auch aufgrund der Zypern-Krise nochmals abgebaut worden sind.

Bei WTI gab es dagegen bereits in den vergangenen beiden Wochen einen Anstieg der Netto-Long-Positionen. In der Woche zum 19. März stiegen diese um 5,3 Tsd. Kontrakte. Die entgegengesetzte Richtung der Netto-Long-Positionen kann eine Erklärung dafür sein, dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI in den vergangenen Wochen deutlich verringert hat. Derzeit kostet Brent nur noch 14 USD je Barrel mehr als WTI. So niedrig war der Preisunterschied zuletzt im Juli 2012.

Der Preisanstieg bei US-Erdgas auf ein 18-Monatshoch von gut 4 USD je mmBtu ging mit einer massiven Ausweitung der spekulativen Netto-Long-Positionen einher. Diese stiegen in der Woche zum 19. März um 48,5 Tsd. auf ein Rekordniveau von 115,1 Tsd. Kontrakte. Vor vier Wochen bestanden dagegen noch Netto-Short-Positionen von 13,8 Tsd. Kontrakten. Somit hat sich bei Erdgas ein beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut.

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Edelmetalle

Gold hält sich nach der Rettung Zyperns über der Marke von 1.600 USD je Feinunze. Die Marktteilnehmer hatten offenbar damit gerechnet, dass sich Zypern in letzter Minute mit der Staatengemeinschaft einigt, so dass die Reaktion heute Morgen verhalten ausfällt. Zypern erhält ein dreijähriges Hilfsprogramm im Umfang von bis zu 10 Mrd. Euro. Die beiden großen zyprischen Banken werden im Wesentlichen auf Kosten ihrer Gläubiger und Aktionäre gerettet, ohne dass Einlagen unter 100.000 Euro angetastet werden. Wir gehen nicht davon aus, dass Gold nun weniger gefragt sein sollte, da nach wie vor einige Unsicherheiten bestehen.

Während sich die ETF-Investoren in den letzten Wochen stark aus Gold zurückgezogen hatten, zeigten sich die spekulativen Finanzinvestoren wieder optimistischer. In der Woche zum 19. März kam es die zweite Woche in Folge zu einer Ausweitung der Netto-Long-Positionen. Mit einem Plus von 46% auf 64,8 Tsd. Kontrakte fiel der Aufbau zuletzt deutlich aus. Damit zeigt sich, dass der Goldpreisanstieg in der Beobachtungsperiode durch die Finanzinvestoren unterstützt wurde, womit offenbar die kurzfristig orientierten Anleger wieder mehr Einfluss gewonnen haben.

Im Falle von Silber wurden dagegen die Netto-Long-Positionen die sechste Woche in Folge reduziert. Mit 4 Tsd. Kontrakten liegen diese auf dem tiefsten Niveau seit Juli 2012. Der Silberpreis zeigte sich davon jedoch relativ unbeeindruckt. Dieser wird u.E. durch hohe ETF-Zuflüsse unterstützt - die Bestände der von Bloomberg erfassten Silber-ETFs liegen fast auf Rekordhoch.


Industriemetalle

Die Metallpreise zeigen sich zum Wochenauftakt von der Zypern-Rettung unbeeindruckt und handeln weitgehend auf den Schlusskursniveaus von letztem Freitag. Die spekulativen Finanzanleger haben im Falle von Kupfer ihre Netto-Short-Positionen in der Woche zum 19. März nochmals kräftig um 53% auf 25,7 Tsd. Kontrakte erhöht. Dies entspricht dem höchsten Wert seit Beginn der Datenreihe Mitte 2006 und ist auf eine starke Ausweitung der Short-Positionen zurückzuführen - diese liegen ebenfalls auf Rekordhoch.

Der Kupferpreis fiel zum Ende der Beobachtungsperiode kurzzeitig auf ein 7-Monatstief, was auf ebendiese spekulativen Finanzinvestoren zurückzuführen sein dürfte. Da der Preis seitdem merklich gestiegen ist, dürfte ein Teil der Short-Positionen mittlerweile geschlossen worden sein. Die hohen Netto-Short-Positionen stellen u.E. die Basis für einen starken Preisanstieg von Kupfer in den kommenden Monaten dar.

Die International Copper Study Group (ICSG) berichtete vergangene Woche trotz eines Überschusses im vierten Quartal für das Gesamtjahr ein Angebotsdefizit von 340 Tsd. Tonnen für den globalen Kupfermarkt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Defizit damit ausgeweitet. Gemäß ICSG ist die Nachfrage im letzten Jahr stärker als das Angebot gestiegen. Diese Entwicklung dürfte sich im laufenden Jahr allerdings umkehren. Neue Schätzungen zu Angebot und Nachfrage veröffentlicht die ICSG Ende April.


Agrarrohstoffe

Kolumbien dürfte in diesem Jahr laut dem einheimischen Kaffeeverband nahezu 10 Mio. Sack Kaffee produzieren. Das wäre ein Anstieg um gut zwei Mio. Sack gegenüber dem Vorjahr und die höchste Ernte seit sechs Jahren. Als Grund für die erwartetete Produktionssteigerung werden bessere Witterungsbedingungen und Düngung genannt. Zudem hat die Pflanzenkrankheit Roya, welche größere Teile der Kaffeeernten in Mittelamerika zerstört hat, in Kolumbien nur 5% der Ernte befallen. Kolumbien ist der zweitgrößte Produzent von Kaffee Arabica. Auch im größten Produzentenland Brasilien wird in diesem Jahr mit einer sehr guten Ernte gerechnet. Der Preis für Kaffee Arabica hat diese Nachrichten bereits vorweggenommen.

Vergangene Woche ist er auf den tiefsten Stand seit 3 Jahren von 132 US-Cents je Pfund gefallen. Auch die Positionierung der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer deutet darauf hin, dass die angebotssteigernden Nachrichten weitgehend eingepreist sind. Die spekulativen Netto-Short-Positionen wurden in der Woche zum 19. März um 5 Tsd. auf ein Rekordniveau von 26,4 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dieser Umstand dürfte es der brasilianischen Regierung in ihren Bestrebungen erleichtern, die Preise für die heimischen Kaffeeproduzenten zu unterstützen. Eine glaubhafte Ankündigung, mit Stützungskäufen keinen weiteren Preisrückgang mehr zuzulassen, könnte zu Shorteindeckungen führen und die Preise steigen lassen.




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