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Standard & Poors kann es nicht lassen ...

04.07.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.10 Uhr) gegenüber dem USD bei 1.4535, nachdem Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden im asiatischen Geschäft bei 1.4578 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 80.75. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 117.40, während EUR-CHF bei 1.2320 oszilliert.

Die Euro-Finanzminister haben die Feigabe der nächsten Tranche in Höhe von 12 Mrd. Euro am Wochenende erwartungsgemäß beschlossen. Vorbehaltlich der Zustimmung des IWF wird das Geld per 15. Juli überwiesen.

Damit ist ein weiterer Meilenstein in der seit November 2009 andauernden Restrukturierungspolitik markiert. Das ist gut so – das sah auch der Finanzmarkt so. Der Euro konnte an Boden gewinnen, Risikoaversion nahm ab, in der Folge kam es zu freundlichen Aktienmärkten und zu Gewinnmitnahmen bei AAA bewerteten Staatsanleihen.

Heute früh meldete sich Standard & Poors zu Wort. Laut Standard & Poors könnte der Plan der Laufzeitverlängerungen Griechenland in einen "Selective Default" bringen. Erst einmal freuen wir uns, dass Standard & Poors von "könnte" schreibt uns sich damit sprachlich
im Konjunktiv bewegt.

Freie Entscheidungen des privaten Finanzsektors, die fraglos mit der Politik koordiniert sind (ähnlich wie bei dem Wiener Modell) als "Selective Default" bewerten zu wollen, ist eine heikle Politikausrichtung.

Es stellt sich die Frage, warum die freiwillige, aber eindeutig eng mit den Banken koordinierte Hilfe der G-30 Staaten, aber insbesondere der US-Administration im Rahmen der Finanzkrise dann nicht als "Selective Default" der von den Hilfsmaßnahmen begünstigten Banken bewertet wurde. Hier wird mit seltsam unterschiedlichen Maßen agiert.

Der politische Beigeschmack ist erheblich!

Das gilt auch im Hinblick auf die italienischen Reformen. Standard & Poors erlaubte sich das 47 Mrd. Sparprogramm Italiens über die nächsten drei Jahre durchfallen zu lassen.

Am Freitag wurde um 13 Uhr während des laufenden Börsenbetriebs eine öffentliche Verlautbarung, dass die Sparanstrengungen nicht ausreichen würden, die angedrohte Herabstufung der Kreditwürdigkeit zu vermeiden, herausgegeben. Dabei waren die Inhalte des Reformpakets noch gar nicht veröffentlicht.

Derartiges Verhalten suggeriert eine von vorn herein fest stehende Agenda in der Bewertungspolitik. Das wirft mehr Fragen auf, als dass Antworten gegeben werden! Wir freuen uns, dass sich die italienische Börsenaufsicht dieses Themas angenommen hat.

Die Wirtschaftsdaten vom letzten Freitag offerierten ein Bild, das keine nachhaltig neuen Erkenntnisse lieferte:

• Der europäische Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe verharrte per Juni bei 52,0 Punkten. Die Expansion setzt sich bei moderatem Tempo fort.
• Die Arbeitslosenrate der Eurozone verharrte per Berichtsmonat Mai unverändert bei 9,9% und entsprach damit der Erwartungshaltung des Marktes.

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Die Daten aus den USA lieferten ein ambivalentes Bild.

• Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sank per Juni von zuvor 71,9 auf 71,5 Punkte. Die aktuellen Bedingungen wurden besser eingeschätzt (82 nach 79,6 Punkten), während der Erwartungsindex an Boden verlor (64,8 nach 66,6 Punkten).

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• US-Bauausgaben sanken per Mai im Monatsvergleich um -0,6%. Die Prognose lag bei einem unverändertem Ergebnis. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +0,4% auf - 0,6% revidiert.

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• Der ISM-Index setzte per Juni dagegen einen positiven Akzent. Der Index verzeichnete unerwartet einen Anstieg von zuvor 53,5 auf 55,3 Punkte. Die Prognose lag bei 51,8 Zählern.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4050 - 80 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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