Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Schuldenschnitt in Zypern - (k)eine "Blaupause" für den Euroraum

03.04.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
In Zypern soll ein "Schuldenschnitt" die (Über-)Verschuldungskrise des Landes lösen. Die Verluste sollen von institutionellen Investoren getragen werden. Kleinanleger bleiben verschont, so verkünden die Euro-Politiker.

Open in new window

Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen


Das ist grundsätzlich eine richtige Maßnahme: Die Verluste müssen von denen getragen werden, die bewusst Kreditrisiken eingegangen sind, also zuallererst Bankeigner und Halter von Bankschuldverschreibungen.

Angesichts eines Schuldenschnitts in Zypern drängt sich bei vielen Investoren und Sparern die Frage auf: Könnte der Schuldenschnitt in Zypern eine "Blaupause“ sein zur Lösung anderer Problemherde im Euroraum?

Um diese Frage näher zu beleuchten, bietet es sich an, die Bilanz aller Banken im Euroraum zu betrachten. Sie sieht, vereinfacht dargestellt, wie folgt aus (in Stand Ende Januar 2013):

Open in new window

Quelle: EZB, Januar 2013; näherungsweise


Das bilanzierte Eigenkapital aller Banken beläuft sich derzeit auf etwa 2.300 Mrd. Euro. Das entspricht etwa sieben Prozent der Banken-Bilanzsumme. Die Banken haben folglich nur eine vergleichsweise dünne Eigenkapitaldecke, die als Puffer für Verluste dienen kann.

Würden zum Beispiel Verluste auftreten, die das Eigenkapital übersteigen, so müssten Banken versuchen, sich neues Eigenkapital zu besorgen. Wenn das aber nicht möglich ist (etwa weil die Eigentümer nicht in der Lage sind, neues Geld bereitzustellen), müssen Verbindlichkeiten der Banken "gekürzt" werden.

Bei einem Herabsetzen der Verbindlichkeiten gibt es eine Rangfolge: Als erstes kämen "nachrangige Verbindlichkeiten" (in der Fachsprache: subordinated Debt) an die Reihe, danach "erstrangige" Verbindlichkeiten (Senior Debt) und erst danach Kundengelder in Form von Sicht-, Termin- und Spareinlagen, soweit diese nicht durch eine Einlagensicherung geschützt werden (können).

Nimmt man einmal an, dass zehn Prozent der Kredite und Wertpapiere, die die Euro-Banken in ihren Bilanzen ausweisen, uneinbringbar sind und abgeschrieben werden müssen, dann beliefe sich der Verlust auf 2.280 Mrd. Euro - und das bilanzierte Eigenkapital der Banken wäre folglich aufgezehrt.

Die Verbindlichkeiten der Banken müssten nun herabgesetzt werden, und zwar um mindestens das Doppelte der aufgelaufenen Verluste! Der Grund: Zum einen muss das Eigenkapital die Verluste auffangen, zum anderen muss das Eigenkapital wieder mindestens auf das bisherige Niveau aufgefüllt werden.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"