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Preise fallen auf mehrmonatige Tiefstände

04.04.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Nachdem sich die Ölpreise zu Wochenbeginn noch gut halten konnten, wurden sie gestern mit in den allgemeinen Abwärtssog bei den Rohstoffpreisen hineingezogen. Der Brentpreis gab drei US-Dollar nach und notierte in der Nacht bei weniger als 107 USD je Barrel zeitweilig auf einem 4-Monatstief. Der WTI-Preis verlor um 2,5 US-Dollar auf 94 USD je Barrel. Auslöser für den Preisrutsch waren die Lagerdaten des US-Energieministeriums. Demnach stiegen die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 2,7 Mio. Barrel. Dies war zwar etwas mehr als erwartet, aber deutlich weniger als der Lageraufbau, welcher vom API am Vortag berichtet wurde. Als preisbelastend erwies sich der Umstand, dass die US-Rohöllagerbestände mittlerweile auf das höchste Niveau seit Juli 1990 gestiegen sind. Dies hätte angesichts des bereits hohen Ausgangsniveaus und des im Vorfeld erwarteten Lageraufbaus aber niemanden überraschen dürfen.

Der Rückgang der Lagerbestände in Cushing und der fortgesetzte Abbau der Benzin- und Destillatebestände wurden hingegen ignoriert. Zwar ist in Cushing aufgrund des Ausfalls einer Ölpipeline im Mittleren Westen in dieser Woche mit einem Lageraufbau zu rechnen. Wir erachten die Preisreaktion des Marktes auf die Lagerdaten dennoch als übertrieben. Kurzfristig bleibt der Ölmarkt dennoch angeschlagen.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist auf ein 10-Monatstief von 1.542 USD je Feinunze gefallen. Begleitet wurde der Preisrückgang von kräftigen ETF-Abflüssen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs fielen gestern um knapp zehn Tonnen. Dies war der stärkste Abbau seit zwei Wochen. Nach dem Unterschreiten wichtiger charttechnischer Unterstützungen könnte es seitens der Anleger zu weiteren Verkäufen kommen. In der Folge könnte der Goldpreis kurzfristig weiter nachgeben. Heute richten die Marktteilnehmer ihren Fokus auf die Zentralbanksitzungen der EZB und BoE. Die Bank von Japan hatte bereits am Morgen ihre Geldpolitik nochmals deutlich expansiver als vom Markt erwartet ausgerichtet. Dies scheint jedoch im aktuellen Marktumfeld keine Rolle zu spielen.

Der Platinpreis verlor gestern in einem sehr schwachen Marktumfeld 2,5% und damit von allen Edelmetallen am meisten. Heute Morgen handelte er mit rund 1.510 USD je Feinunze zwischenzeitlich auf dem tiefsten Stand seit Ende August 2012. Auch Palladium wird in den Abwärtssog gezogen und fällt auf ein 2½-Wochentief von gut 740 USD je Feinunze. Platin und Palladium konnten damit nicht von robusten US-Fahrzeugverkäufen profitieren, die auch im März gegenüber dem Vorjahr deutlich zulegten. Da die Angebotsprobleme in Südafrika fortbestehen und es in den vergangenen Tagen nicht zu ETF-Abflüssen gekommen ist, dürfte auch bei diesen beiden Edelmetallen der Abverkauf im Wesentlichen über den Futures-Markt erfolgt sein. Denn gemäß CFTC-Statistik waren die spekulativen Finanzanleger sowohl bei Platin als auch bei Palladium bis zuletzt noch relativ optimistisch gestimmt. Es besteht weiteres Potenzial für Gewinnmitnahmen, zumal Platin und Palladium bis vor kurzem seit Jahresbeginn noch Gewinne aufwiesen.

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Industriemetalle

Der Abwärtstrend bei den Industriemetallen setzte sich gestern fort. Zwar konnten sich die Metalle gerade im Vergleich zu den Energieträgern besser halten, allerdings verzeichneten auch sie neue mehrmonatige Tiefstände. So fiel Kupfer z.B. vorübergehend auf ein 8-Monatstief von gut 7.330 USD je Tonne. Aluminium markiert bei rund 1.865 USD je Tonne den tiefsten Stand seit mehr als sieben Monaten. Blei, Zink und Nickel verloren ebenfalls weiter an Boden. Offensichtlich verlieren mehr und mehr Markteilnehmer angesichts merklich steigender Aktienmärkte die Geduld und schichten von Rohstoffen in Aktien um. Solange dieser Trend anhält, dürften sich die Metallpreise nicht wesentlich erholen können. Die derzeitige Preisentwicklung der Metalle ist in einem von Konjunkturerholung geprägten Umfeld für uns allerdings nicht nachvollziehbar. Wir erachten den Preisverfall daher als übertrieben und gehen im Jahresverlauf von wieder höheren Metallpreisen aus.

Da die chinesischen Märkte aufgrund des "Qingming"-Festivals heute und morgen geschlossen bleiben, hat die Börse Shanghai schon gestern die wöchentliche Lagerstatistik veröffentlicht. Demnach sind die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der SHFE in der Berichtswoche zum ersten Mal seit vier Wochen wieder moderat gesunken. An der LME setzt sich dagegen der Lageraufbau fort. Mit gut 579 Tsd. Tonnen wurde der höchste Stand seit Oktober 2003 erreicht.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT konnte gestern den stärksten Tageszuwachs seit sechs Monaten verzeichnen und kurzzeitig über die Marke von 7 USD je Scheffel steigen. Angesichts der anhaltend niedrigen Temperaturen in wichtigen Weizenanbaugebieten in Europa und den USA wächst die Sorge vor Ernteausfällen. So rechnet das Nationale Institut für Agrarresearch in Frankreich, dass die Erträge im wichtigsten Weizenanbauland der EU um 5-6 Prozent niedriger ausfallen könnten, falls die Kältewelle über Mitte April hinaus andauert. Schon jetzt soll die Entwicklung der Weizenpflanzen dem normalen Trend um zwei Wochen hinterherhinken.

In den USA hat es in den Winterweizenanbaugebieten im nördlichen Texas und in Oklahoma Frost gegeben, welcher die Erträge zu reduzieren droht. Laut US-Landwirtschaftsministerium befanden sich Ende März landesweit nur 34% der Winterweizenpflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand. In Texas und Oklahoma war der Zustand der Pflanzen sogar noch schlechter. Von daher könnte es in den kommenden Wochen zu einer weiteren Abwärtsrevision der zu erwartenden Erträge kommen. Aufgrund einer anhaltend hohen Schneedecke dürfte sich die Aussaat von Sommerweizen von Minnesota bis Kanada verzögern, was sich ebenfalls ertragsmindernd auswirken könnte. Neben diesen angebotsseitigen Nachrichten dürften Weizenkäufer das niedrige Preisniveau zu Wochenbeginn als Kaufgelegenheit erachtet haben. Aufschluss darüber können die Exportdaten geben.




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