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Finanzanleger ziehen sich aus Rohstoffen zurück

08.04.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Schwache US-Arbeitsmarktdaten haben die Ölpreise am Freitag weiter unter Druck gesetzt. Der Brentölpreis fiel im Zuge dessen auf ein 8-Monatstief von 103,6 USD je Barrel. Seither konnte sich der Preis zwar leicht erholen. Der Spielraum für eine deutlichere Preiserholung ist aber gering, da die Nachfragesorgen nach den zuletzt schwächeren Konjunkturdaten wieder die Oberhand gewonnen haben. Finanzanleger dürften Preisanstiege nutzen, um auszusteigen. Diese hatten in der Woche zum 2. April ihre Netto-Long-Positionen bei WTI die vierte Woche in Folge ausgeweitet und dürften vom anschließenden Preisrückgang auf dem falschen Fuß erwischt worden sein.

Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag. Diese dürften ein ähnliches Bild zeigen, da der Brentpreis in der Berichtswoche gestiegen war und zum Stichtag der Datenerhebung bei 112 USD je Barrel sein zwischenzeitliches Hoch markierte. Der massive Ölpreisrückgang in der zweiten Hälfte der vergangenen Woche dürfte bereits zu großen Teilen auf spekulative Finanzanleger zurückzuführen sein, welche sich von ihren Long-Positionen getrennt haben.

Wenig preisunterstützend ist auch die Tatsache, dass ein drohender Streik in der norwegischen Ölindustrie am Wochenende beigelegt werden konnte. Während der Brentölpreis auf einen mehrmonatigen Tiefstand gefallen ist, ist US-Erdgas mit 4,16 USD je mmBtu so teuer wie zuletzt im August 2011. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Erdgas sind in der Woche zum 2. April auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2006 gestiegen. Solange das kalte Wetter in den USA anhält, ist mit keiner Trendwende zu rechnen.


Edelmetalle

Gold konnte sich am Freitag dem Abwärtstrend entziehen und um knapp 30 USD auf 1.580 USD je Feinunze steigen. Durch die schwachen US-Arbeitsmarktdaten sinkt die Wahrscheinlichkeit auf ein vorzeitiges Ende von "QE3", was den US-Dollar belastete und Gold Auftrieb gab. Dennoch bleibt Gold nach dem vorherigen Rückgang auf ein 10-Monatstief kurzfristig angeschlagen. Dies zeigt sich neben anhaltenden Abflüssen aus den Gold-ETFs auch am Rückzug der spekulativen Finanzanleger. Diese haben in der Woche zum 2. April ihre Netto-Long-Positionen um 11,7 Tsd. auf 44,2 Tsd. Kontrakte reduziert. Damit liegen sie nur noch knapp über dem Anfang März verzeichneten 4-Jahrestief.

Das Beispiel Silber zeigt, dass damit noch nicht das Ende des Positionsabbaus erreicht sein muss. Dort bestehen inzwischen sogar Netto-Short-Positionen. Letztmals war dies für eine einzige Woche im September 2007 der Fall. Letzteres ist zwar für Gold unwahrscheinlich, dennoch könnte sich der Abbau der Netto-Long-Positionen durchaus noch fortsetzen. Das Tief vom Oktober 2006 liegt bei 10 Tsd. Kontrakten. Bei Silber sollte der Tiefpunkt dagegen nahezu erreicht sein. Bei Platin und Palladium kam es dagegen in derselben Berichtswoche zu einem weiteren Aufbau der Netto-Long-Positionen. Bei Palladium liegen sie auf einem neuen Rekordhoch. Der Preissturz um 5% bei Palladium ist somit vermutlich auf Verkäufe von Finanzanlegern zurückzuführen.


Industriemetalle

Kupfer zeigte sich von den enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten weitgehend unbeeindruckt und notiert am Morgen mit knapp 7.500 USD je Tonne ca. 160 USD höher als im 8-Monatstief Mitte letzte Woche. Scheinbar ist bereits genug Pessimismus eingepreist, denn laut den jüngsten CFTC-Daten waren in der Woche zum 2.April die Netto-Short Positionen am Kupfermarkt um knapp 9 Tsd. Kontrakte auf ein neues Rekordniveau von 39 Tsd. Kontakten gestiegen. Preisstützend ist zudem die Meldung, dass Coldecos Gewerkschaft einen nationalen Streik ankündigen will. Allerdings dürften die Lieferverzögerungen in Folge des Ausstands chilenischer Hafenarbeiter nun abgearbeitet werden, nachdem die Arbeit wieder aufgenommen wird. Preisstützend ist aber auch die Tatsache, dass die gekündigten Lagerscheine an der LME, die "Cancelled warrants", in den letzten zwei Wochen rasant gestiegen sind. Mit 147 Tsd. Tonnen steht derzeit soviel Kupfer zur Auslieferung an wie zuletzt vor 15 Jahren. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die LME-Kupfervorräte seit Herbst letzten Jahres um 360 Tsd. Tonnen gestiegen sind und mit 580 Tsd. Tonnen auf dem höchsten Niveau seit knapp 10 Jahren liegen.

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Die AsiaClear in Singapur wird ab heute Future-Kontrakte auf Eisenerz (62% Eisengehalt) mit bis zu einer Laufzeit von 4 Jahren anbieten. Die Kontrakte sind bezogen auf die Preise im Hafen Tianjin. Damit ist an einem Markt, an dem noch vor wenigen Jahren vorwiegend Jahresverträge ausgehandelt wurden, binnen kürzester Zeit mehr Transparenz und Flexibilität geschaffen worden.


Agrarrohstoffe

Die Maispreise können sich noch immer nicht von ihrem Einbruch nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten vor über einer Woche erholen. Seither haben sie um 14% oder über 1 USD je Scheffel nachgegeben. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 2. April um über 30% reduziert und zeigen damit ihren steigenden Pessimismus über die künftige Preisentwicklung. Die niedrigeren Preise haben allerdings die internationale Nachfrage nach US-Ware angeregt: die wöchentlichen Maisexporte stiegen in der Woche zum 2. April auf 120 Tsd. Tonnen. Auch die Sojabohnenpreise bleiben unter Druck. Neben den US-Lagerdaten und den hohen Ernten in Südamerika drückt hier die Befürchtung auf die Preise, dass sich die Vogelgrippe in China ausdehnen könnte. Dies dürfte die Futternachfrage reduzieren. Noch scheint das Phänomen allerdings begrenzt zu sein.

Die kumulierten Weizenexporte der EU haben inzwischen zu den hohen Volumina der Saison 2010/11 aufgeschlossen. Für die vergangene Woche meldete die EU Exporte von 468 Tsd. Tonnen Weizen. Dies half den EU-Weizenpreisen, wieder Boden nach den Verlusten in der Folge der US-Lagerdaten gutzumachen. Hinzu kommen positive Vorgaben aus den USA, wo in wichtigen Anbauregionen kälte- und dürrebedingte Ernteeinbußen erwartet werden und aus China, welches den Preiseinbruch zum ersten großen Weizenkauf in diesem Jahr nutzte.




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