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Moderate Preiserholung

09.04.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann am Morgen auf 105 USD je Barrel steigen und damit seine Erholung von gestern fortsetzen. Offensichtlich erachten erste Marktteilnehmer das niedrigere Preisniveau nach dem starken Preisrückgang in der vergangenen Woche als Kaufgelegenheit. Argumente hierfür lieferten auch die schwächer als erwartet ausgefallenen chinesischen Inflationszahlen. Die Inflationsrate im Reich der Mitte ist im März unerwartet deutlich auf 2,1% zurückgegangen, was Spielraum für Stimulierungsmaßnahmen eröffnet, falls dies von der neuen politischen Führung in Peking für nötig erachtet wird. Das Potenzial für eine stärkere Preiserholung ist dennoch begrenzt.

Die US-Rohöllagerbestände dürften in der vergangenen Woche weiter gestiegen sein, nachdem diese in der Vorwoche bereits das höchste Niveau seit fast 23 Jahren erreicht hatten. Zudem soll ab Mai wieder Rohöl aus dem Südsudan auf dem Weltmarkt angeboten werden, nachdem am vergangenen Wochenende die Ölproduktion des ostafrikanischen Landes wieder aufgenommen wurde. Diese war aufgrund eines Streits mit dem Nachbarn Sudan seit Anfang 2012 unterbrochen. Bis Mitte April soll einem Offiziellen zufolge ein Produktionsniveau von 200 Tsd. Barrel pro Tag erreicht werden. Vor der Unterbrechung betrug die Ölproduktion Südsudans 350 Tsd. Barrel pro Tag.

Die spekulativen Finanzanleger haben wie von uns vermutet in der Woche zum 2. April ihre Netto-Long-Positionen bei Brent nochmals um 10,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet und damit kurz vor dem Preiseinbruch verstärkt auf einen steigenden Brentpreis gesetzt. Der Preissturz in der zweiten Hälfte der vergangenen Woche dürfte somit zu großen Teilen auf den Ausstieg dieser Finanzanleger zurückzuführen sein.


Edelmetalle

Gold und die anderen Edelmetalle können trotz anhaltender ETF-Abflüsse ihre Preisniveaus am Morgen halten bzw. moderat zulegen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs fielen gestern um weitere 1,3 Tonnen auf den tiefsten Stand seit August 2012. Die Silber-ETFs verzeichneten sogar Abflüsse von 175 Tonnen. Dies war der höchste Tagesabfluss seit September 2012. Mit 19.489 Tonnen liegen die Silber-ETF-Bestände aber nur unweit des Mitte März erreichten Rekordhochs. Die Preise scheinen sich allerdings zunehmend immun gegen solche ETF-Abflüsse zu zeigen. Offensichtlich gleicht eine anderweitige robuste physische Nachfrage die Schwäche bei den ETFs aus.

Der bekannte Großinvestor George Soros sieht den Ruf von Gold als sicherer Hafen "zerstört". Aufgrund der Enttäuschung über die schwache Preisentwicklung von Gold während der Schuldenkrise im letzten Jahr hätten viele Anleger Gold verkauft, was den jüngsten Preisrückgang noch verstärkt hat. Dennoch erwartet Soros nicht, dass der Goldpreis weiter fällt. Seiner Meinung nach werden die umfangreichen Goldkäufe der Zentralbanken Preisrückgängen entgegenstehen. Interessanterweise hatte Soros einen Großteil seiner Bestände am SPDR Gold Trust im vierten Quartal 2012 verkauft. Seine Aussagen könnten darauf hindeuten, dass er in den letzten Wochen bzw. Monaten wieder Positionen in Gold aufgebaut hat.


Industriemetalle

Unterstützt durch freundliche asiatische Aktienmärkte machen die Industriemetalle am Morgen Boden gut, nachdem sie gestern schon moderat zulegten. So handelt Kupfer zum Beispiel mit rund 7.550 USD je Tonne auf einem 10-Tageshoch. Auch die anderen Metalle holen einen Teil ihrer vorangegangenen Verluste auf.

Aluminium überschreitet im Zuge dessen wieder die Marke von 1.900 USD je Tonne. Alcoa, einer der weltweit größten Aluminiumhersteller, hat gestern Abend seinen Quartalsbericht präsentiert. Demnach zeigt sich das Unternehmen für den weiteren Jahresverlauf relativ optimistisch und erwartet weiter einen Anstieg der globalen Aluminiumnachfrage um 7%. Dieser soll insbesondere durch die Luftfahrtindustrie getrieben werden, wo Alcoa in diesem Jahr ein Wachstum von 9-10% sieht.

Dagegen sollen der Automobilsektor und die Verpackungsindustrie nur moderat zulegen. Das Unternehmen geht zudem von einem sehr angespannten Aluminiummarkt in 2013 aus und hat entsprechend seine Schätzung für den Marktüberschuss auf 155 Tsd. Tonnen reduziert. In Anbetracht der nach wie vor hohen Produktionsraten rund um den Globus erscheint uns diese Ansicht zu optimistisch, da bislang kaum Produktionskürzungen ersichtlich sind. Darüber hinaus sollten durch die hohen Lagerbestände etwaige geringere Produktionsraten aufgefangen werden können, auch wenn aufgrund der Finanztransaktionen nicht die gesamten Vorräte dem Markt zur Verfügung stehen.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Arabica-Kaffee mussten gestern 3% abgeben und notieren nur noch bei 135 US-Cents je Pfund. Die Internationale Kaffeeorganisation ICO schrieb in ihrem jüngsten Monatsbericht, dass die Verluste durch die Pflanzenkrankheit Roya in Mittelamerika durch eine höhere Produktion in anderen Ländern wie Brasilien, Indonesien und Äthiopien wettgemacht werden können. Die Krankheit droht zwar die Ernte in den betroffenen Ländern um insgesamt mindestens 2,3 Mio. Sack zu reduzieren. Wie in den Vormonatsberichten taxiert die ICO den Anstieg der weltweiten Kaffeeproduktion in der Saison 2012/13 aber unverändert auf 6,4% gegenüber dem Vorjahr und erwartet eine Rekordmenge von 144,6 Mio. Sack. Zumindest etwas beruhigt haben dürfte auch, dass es sich laut Analysen - anders als zeitweise befürchtet - doch nicht um eine aggressivere Form der Krankheit als bei früheren Ausbrüchen handelt.

Auch die hohen globalen Kaffeeexporte belasten derzeit die Preisentwicklung. Diese lagen in den ersten fünf Monaten des seit Oktober laufenden Kaffeejahres um fast 10% über dem Vorjahresvolumen. Die Grundstimmung wird bereits schon länger von dem Ausblick auf eine für ein Niedrigertragsjahr in Brasilien rekordhohe Ernte ab April, einer absolut rekordhohen Ernte in Brasilien im kommenden Jahr sowie einer deutlichen Verbesserung der Lage in Kolumbien vorgegeben, was auch an sehr hohen spekulativen Netto-Short-Positionen ersichtlich wird.

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