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Nur verhaltene chinesische Importe nach dem Neujahrsfest

10.04.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten gestern deutlich steigen und die Gewinne über Nacht trotz tendenziell belastender Nachrichten verteidigen. So hat die US-Energiebehörde EIA ihre Prognose für die globale Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr um insgesamt 120 Tsd. Barrel pro Tag gesenkt. Für 2013 erwartet die EIA einen Anstieg um 960 Tsd. Barrel pro Tag. 2014 soll der weltweite Ölverbrauch um 1,33 Mio. Barrel pro Tag steigen. Offensichtlich wiegt die flaue Konjunkturentwicklung stärker als der höhere Heizölbedarf aufgrund des ungewöhnlich langen Winters. Die OPEC veröffentlicht ihre Prognosen heute Mittag. Die OPEC war mit einer Schätzung von 840 Tsd. Barrel pro Tag für 2013 deutlich pessimistischer als die EIA, hatte aber im vergangenen Monat auf Abwärtsrisiken für die Nachfrageprognose hingewiesen. Das API berichtete gestern Abend einen unerwartet kräftigen Anstieg der US-Rohhöllagerbestände um 5,1 Mio. Barrel.

Auch die Rohölvorräte in Cushing verzeichneten einen Aufbau um 888 Tsd. Barrel. Dies erhöht die Aufwärtsrisiken für die offiziellen Lagerdaten, welche vom US-Energieministerium am Nachmittag veröffentlicht werden. Die Erwartung liegt bei einem Lageraufbau um "lediglich" 1,5 Mio. Barrel. Ein ähnlich starker Lageraufbau wie beim API würde die US-Rohöllagerbestände auf ein Rekordhoch steigen lassen. China hat im März laut Daten der Zollbehörde 23,05 Mio. Tonnen Rohöl importiert. Dies entspricht einem täglichen Einfuhrvolumen von 5,43 Mio. Barrel und damit dem Niveau des Vormonats. Gegenüber dem Vorjahr sind die Rohölimporte dagegen um 2% gesunken und die Netto-Importe fielen auf ein 6-Monatstief.


Edelmetalle

Gold ist gestern auf ein Wochenhoch von knapp 1.590 USD je Feinunze gestiegen und hält sich heute Morgen auf diesem Niveau. China hat im Februar wieder mehr Gold aus Hongkong eingeführt. Im Vergleich zum Vormonat haben sich die Importe Daten der Hongkonger Statistikbehörde zufolge auf 97,1 Tonnen nahezu verdoppelt. Mit einem Plus von 145% fiel der Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert noch wesentlich deutlicher aus. Obwohl auch die Goldexporte Chinas nach Hongkong wieder merklich angezogen haben, haben sich die Netto-Importe auf 61 Tonnen mehr als verdoppelt.

Neben einer höheren Nachfrage aufgrund des chinesischen Neujahrsfests, das im Februar gefeiert und währenddem offenbar mehr Gold verschenkt wurde, wurden auch die niedrigeren Goldpreise als Anlass zu verstärkten Käufen genommen. Da der Goldpreis im März und April auf niedrigem Niveau verharrte bzw. zeitweise weiter nachgab, dürfte China auch seitdem große Mengen Gold importiert haben. Die Marktteilnehmer dürften heute ihr Hauptaugenmerk auf die Veröffentlichung des letzten Fed-Sitzungsprotokolls am Abend richten. Die Veröffentlichungen der letzten beiden Sitzungsprotokolle hatten zu höherer Volatilität bei den Goldpreisen geführt. Das Protokoll dürfte im Wesentlichen auf erneute Hinweise für den Zeitpunkt des Endes von "QE3" bzw. einer deutlichen Reduktion des Anleihekaufvolumens untersucht werden. Nach dem schwachen US-Arbeitsmarktbericht letzte Woche scheint ein frühzeitiges Ende von "QE3" jedoch unwahrscheinlicher geworden zu sein.

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Industriemetalle

Die gestern bei allen Industriemetallen zu beobachtende merkliche Preiserholung setzt sich heute Morgen zunächst nicht fort. Dennoch können die Metalle ihre erreichten Preisniveaus weitgehend verteidigen. Zwar hat China im März nach den Feierlichkeiten zum Neujahrsfest wieder mehr Metalle importiert. So stiegen die Einfuhren von Kupfer im Vergleich zum Vormonat um 7,2% auf 319,6 Tsd. Tonnen und die Einfuhren von Aluminium sogar um 53,6% auf 69,8 Tsd. Tonnen. Allerdings lagen die Importe damit deutlich unter dem Niveau des Vorjahres - im Falle von Kupfer um knapp 31% und im Falle von Aluminium um rund 42%. China ist somit relativ verhalten aus den Neujahrsfeierlichkeiten herausgekommen.

Ein im Monatsvergleich stärkerer Anstieg der Importe dürfte durch die hohen Lagerbestände im Reich der Mitte verhindert worden sein. So liegen die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der Börse Shanghai mit 242 Tsd. Tonnen nahe einem Rekordhoch. Außerhalb des Börsensystems befinden sich Industriekreisen zufolge weitere 500-600 Tsd. Tonnen Kupfer. Allerdings haben die chinesischen Händler in der Vergangenheit oftmals opportunistisch agiert. Die niedrigen Preise sprechen auch diesmal dafür, dass sie das attraktive Preisniveau genutzt und verstärkt Metalle gekauft haben. Dies dürfte sich in höheren Importen in den kommenden Monaten widerspiegeln und sollte die Metallpreise unterstützen.


Agrarrohstoffe

Die Verzögerungen bei der Verschiffung von Sojabohnen aus Brasilien zeigen sich inzwischen auch in den offiziellen Daten, und dies in verschiedenen Teilen der Erde: So meldet das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World, dass die Sojabohnenexporte aus Brasilien, Argentinien und Paraguay im März mit 4,3 Mio. Tonnen um 400 Tsd. Tonnen unter dem Vorjahreswert lagen. Für das erste Quartal insgesamt waren die Auslieferungen mit 6,2 Mio. Tonnen um 1,6 Mio. Tonnen geringer als im Vorjahr. Die Verladeschwierigkeiten, mit Wartezeiten für die Schiffe von bis zu sechs Wochen, dürften noch etwas anhalten. Auf der Empfängerseite spiegeln sich die Schwierigkeiten in den Daten zu den Sojabohnenimporten Chinas wieder. Zwar waren diese mit 3,84 Mio. Tonnen im März saisonbedingt viel höher als noch im Februar. Gegenüber dem Vorjahresmonat ergibt sich allerdings ein Minus von 20%.

In den nächsten Monaten werden die Importe wohl stark steigen, auch wenn der Einfluss der Vogelgrippe noch unklar ist. In Argentinien dürften die jüngsten massiven Regenfälle und Frost zur Aufgabe zahlreicher Felder und zu Qualitätsverlusten bei Sojabohnen führen. Möglicherweise wird das USDA in seiner heute zur Veröffentlichung anstehenden neuen Prognose die bisher auf 51,5 Mio. Tonnen geschätzte argentinische Sojabohnenernte nach unten korrigieren. Oil World schätzt diese auf nur 48,5 Mio. Tonnen. Bei Mais ist mit einer Aufwärtsrevision der US-Lagerbestände zu rechnen. Dies sollte nach den höheren Maisvorräten zum 1. März aber niemanden überraschen und die Preise daher nicht mehr belasten.




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