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Schwächere globale Ölnachfrage erwartet

11.04.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Nach der US-Energiebehörde EIA hat gestern auch die OPEC ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr nach unten revidiert. Laut dem gestern veröffentlichten Monatsbericht erwartet das Kartell nur noch einen Nachfragezuwachs um 800 Tsd. Barrel pro Tag. Das sind 40 Tsd. Barrel pro Tag weniger als in der bisherigen Prognose. Da auch die Schätzung für das Nicht-OPEC-Angebot nach unten revidiert wurde, soll der Bedarf an OPEC-Öl dennoch um 40 Tsd. auf 29,75 Mio. Barrel pro Tag steigen. Das ist allerdings noch immer 440 Tsd. Barrel pro Tag niedriger als die aktuelle OPEC-Produktion. Der Ölmarkt bleibt damit trotz der niedrigsten OPEC-Produktion seit März 2011 leicht überversorgt. Da die OPEC ebenso wie wir eine Belebung der Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte erwartet, dürfte sich das Überangebot im Jahresverlauf abbauen.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um 250 Tsd. Barrel gestiegen. Das war weniger als erwartet und deutlich geringer als der Lageraufbau, welcher am Vortag vom API berichtet wurde. Die US-Ölvorräte liegen damit weiterhin nur knapp unter dem im Sommer 1990 verzeichneten Rekordniveau. Die Rohölbestände in Cushing sind um 889 Tsd. Barrel gestiegen. Die Benzinvorräte verzeichneten gegen den saisonalen Trend einen unerwartet deutlichen Lageraufbau von 1,7 Mio. Barrel, was zu einem massiven Preisrückgang bei US-Benzin führte. Angesichts dieser Nachrichten ist es bemerkenswert, dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf inzwischen nur noch 11 USD je Barrel verringert hat.

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Edelmetalle

Der Goldpreis gab gestern im Zuge der vorzeitigen Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung um 1,7% auf rund 1.560 USD je Feinunze nach. Einige FOMC-Mitglieder hatten sich für die Beendigung von "QE3" zum Jahresende 2013 ausgesprochen. Die letzte Sitzung der US-Notenbank fand allerdings vor den jüngst schwächeren US-Konjunkturdaten wie z.B. dem Arbeitsmarktbericht statt. Zudem wurde bekannt, dass Zypern einen Großteil seiner Goldreserven von 13,9 Tonnen verkaufen soll, um seinen Beitrag zum Rettungspaket zu leisten. Wir gehen nicht davon aus, dass andere Krisenländer der Eurozone Gold verkaufen werden. Denn der wirtschaftliche Effekt wäre gering und die Goldverkäufe würden nur unwesentlich zum Abbau der Staatsschulden beitragen. Der psychologische Effekt für das Land wäre allerdings klar negativ, weil für den Fall eines Euro-Austritts keine Gold-Reserven mehr vorhanden wären. Die gestrige Marktreaktion erscheint uns daher überzogen und wir rechnen mittel- bis langfristig mit deutlich höheren Goldpreisen.

In Japanischen Yen gerechnet ist Gold gestern auf knapp 158.000 JPY je Feinunze und damit den höchsten Stand seit Februar 1980 gestiegen. Innerhalb von nur einer Woche wurde ein Preisanstieg von mehr als 10% verzeichnet. Dies ist der massiven Yen-Abwertung geschuldet. Der neue Zentralbankgouverneur Kuroda hatte am 4. April angekündigt, das Anleihenkaufprogramm deutlich auf monatlich 7,5 Billion JPY (entspricht 76 Mrd. USD) auszuweiten. Aufgrund des Abwertungswettlaufs vieler Währungen sollte Gold als Alternativwährung nachgefragt bleiben.


Industriemetalle

Der Zinnpreis konnte sich zwar dem Abwärtstrend an den Rohstoffmärkten in den letzten Wochen nicht gänzlich entziehen, mit knapp 23.000 USD je Tonne behauptet er sich aber auf einem relativ hohen Niveau. Indonesien, der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent und größte -exporteur, hat im März wieder deutlich mehr Zinn ausgeführt. Daten des indonesischen Handelsministeriums zufolge stiegen die Exporte im Vergleich zum Vormonat um 11,3% auf 9.296 Tonnen. Im Vorjahresvergleich entsprach dies einem Anstieg um 8%. Die Ausfuhren lagen zugleich auf dem höchsten Niveau seit fünf Monaten. Dies war auf bessere Wetterverhältnisse zurückzuführen. Durch das Auslaufen der Regensaison konnte die Produktion und der Transport von Zinn wieder gesteigert werden.

Ein Teil des Angebots wird durch China absorbiert. Das Reich der Mitte war im letzten Jahr mit einem Marktanteil von 49% der mit Abstand größte Zinnkonsument. Diese Position dürfte das Land in diesem Jahr untermauern. So schätzt das staatliche Research-Institut Antaike, dass die Zinnnachfrage in China in diesem Jahr um 4% auf 156 Tsd. Tonnen zunehmen wird. Ausschlaggebend hierfür seien die allmähliche Erholung der Weltkonjunktur sowie die "innovative Wirtschaftspolitik der chinesischen Regierung". Da das Land allerdings auch seine Produktion von Zinn ausweitet, macht es sich zunehmend unabhängig von Importen.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen reagierten auf die gestern Abend vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichten Angebots- und Nachfrageschätzungen uneinheitlich. Der Weizenpreis an der CBOT gab deutlich nach, da das USDA seine Schätzung für die globalen Lagerendbestände um 4 Mio. Tonnen nach oben revidiert hat. Grund hierfür waren höhere globale Anfangsbestände und eine schwächere Nachfrage zur Tierfütterung vor allem in China. Die Versorgungslage bei Weizen ist somit etwas entspannter als gedacht, was die bislang bestehenden Sorgen vor witterungsbedingten Ernteausfällen in Nordamerika und Europa etwas lindern dürfte.

Der Maispreis konnte dagegen leicht zulegen, obwohl die globalen Lagerendbestände um 8 Mio. Tonnen nach oben revidiert wurden. Allerdings fiel die Aufwärtsrevision der US-Maisvorräte mit gut 3 Mio. Tonnen niedriger aus als nach den USDA-Lagerdaten von Ende März zu erwarten gewesen wäre, u.a. weil der Maisverbrauch zur Ethanolproduktion erstmals seit Juli letzten Jahres nach oben revidiert wurde. Auch in China sollen die Maisvorräte am Ende des Erntejahres gut 3 Mio. Tonnen höher sein als bislang vom USDA erwartet.

Der Sojabohnenpreis reagierte dagegen kaum auf die Aufwärtsrevision der globalen Lagerendbestände um 2,4 Mio. Tonnen. Diese ist vor allem auf höhere Ernten in Südamerika zurückzuführen. Die Sojabohnenvorräte in den USA verharren dagegen auf einem 9-Jahrestief von 3,4 Mio. Tonnen.


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