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Inflationierung und Wirtschaftsplanung - Gold und Silber vor Entscheidung

23.07.2011  |  Markus Blaschzok
Das endlose Theater um vorgetäuschte Meinungsverschiedenheiten und einem angeblich ungewissen Ausgang des gestrigen Eurokrisengipfels in Brüssel bekam in dieser Woche die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer. Erstmals sollen vorgeblich private Gläubiger beteiligt werden. Die Medien versuchen zurzeit alles, um wirklich den Anschein zu erwecken, dass Ausfälle möglich wären, die das System zerstören könnten, was eine Neuordnung der Machtstrukturen nach sich ziehen würde. Auf der Medienfront werden also Nachrichten zu möglichen Ausfällen, die eine Deflation sowie eine Korrektur von Preisen und Produktion zur Folge hätten, propagiert, während gleichzeitig dazu übergegangen wird, eine Inflation der Geldbasis vorzubereiten.

Die Beteiligung privater Gläubiger, die ganze Diskussion um ein Auseinanderbrechen der EWU, sieht letztlich so aus, dass sich Banken und Versicherungen auf freiwilliger Basis entscheiden dürfen, ob sie griechische Anleihen gegen Anleihen mit einer doppelt so langen Laufzeit tauschen möchten. Das soll, wenn sich überhaupt so viele Banken dafür entscheiden, womöglich 37 Mrd. € an Krisenhilfen erst einmal ersparen. Von Deflation und einem Auseinanderbrechen der europäischen Planwirtschaft kann also keine Rede sein, da es hier nicht einmal zu einer Reduktion der Geldmenge M3 kommt! Grundsätzlich entspricht dieser Aufschub natürlich einem Zahlungsausfall. Da Merkel jedoch nach gestriger Aussage "Griechenland zur Seite stehen wird“ weil "wir später ein Vielfaches von dem zurückbekämen, was wir in diesen Zeiten aufwenden würden", brauchen sich die Banken und das System nicht wirklich Sorgen machen, dass ihnen ein Teil ihres Besitzes genommen werden könnte.

Während auf der Ausfalls- und Deflationsseite also eine reale Null steht, haben wir auf der inflationären Seite ein neues gigantisches Rettungspaket in Höhe von 146 Mrd. Euro (109 Mrd. der Eurostaaten + 37 Mrd. des IWF), welche die noch vermögenden europäischen Bürger bezahlen werden. Zudem darf der europäische Rettungsfonds EFSF nun auch Schulden, die unter ihrem Nennwert notieren, direkt von privaten Gläubigern kaufen. Außerdem wird Griechenland, Irland und Portugal nun noch weiter subventioniert, indem die Zinsen für weitere Kredite auf 3,5% gesenkt werden, was dem Preis entspricht, zudem sich der Rettungsfonds selbst das Geld leiht. Die Kosten trägt auch hier wieder der Bürger.

Ebenso wie die Kommissare die Wirtschaft der Sowjetunion in deren Untergang und die Vernichtung des Wohlstands planten, so wollen nun auch die europäischen Kommissare mit einem Wiederaufbauplan für Griechenland Wachstum und Investitionen "fördern". Die absurde Vorstellung, dass ein Bürokrat in Brüssel mit einem Federstreich Wirtschaftswachstum befehligen könnte, wurde schon vergangenen sozialistischen Systemen zum Verhängnis und sorgt höchstens für ein herzliches Lachen bei jedem Anhänger der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und jenen, die menschliches Handeln logisch begreifen.

Sollte die "Beteiligung privater Gläubiger" widererwarten an den Märkten zu Turbulenzen führen, so stehen zusätzlich 20 Mrd. Euro für die Refinanzierung der Banken bereit und nochmals 35 Mrd. Euro im Falle eines Zahlungsausfalles, womit dieses Szenario schon im Keim erstickt werden soll. Ein nüchterner Blick auf die Beschlüsse des Treffens zeigt klar, dass die Maßnahmen lediglich zu weiter steigenden Preisen und einer weiteren Abnahme der Produktivität, also einer schlechteren Versorgung mit Gütern, führen wird.

Auch in den USA wird die Gefahr vor einem Zahlungsausfall bei einer Nichtanhebung der Schuldenobergrenze, heißer gekocht, als sie es wirklich ist. Es ist schwer zu glauben, dass zwei Parteien, die sich nicht einmal wehren, wenn ihr Präsident einen illegalen, vom Kongress nicht genehmigten Krieg beginnt, ausgerechnet jetzt unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten haben sollen, die das Land in den Bankrott stürzen könnten. So recht glaubt das wohl keiner, weshalb die Markterwartung eine späte Anhebung der Schuldenobergrenze ist. Die Ratingagentur Moody’s empfahl in dieser Woche gar diese "lästige Beschränkung" ganz abzuschaffen, damit man künftig keine Angst vor einem Zahlungsausfall der USA mehr haben müsse. Damit wäre der grenzenlosen Verschuldung und Inflationierung Tür und Tor geöffnet.


Buchprüfung der FED enthüllt Zahlungen in Höhe von 1. Bio US-Dollar

In den letzten Monaten wurde die allererste Rechnungsprüfung der Federal Reserve, die der Präsidentschaftskandidat Ron Paul auf den Weg brachte, durchgeführt. Das Ergebnis brachte nun zutage, dass geheime Zahlungen in Höhe von ca. 1.000 Mrd. US-Dollar (1 Bio. US-Dollar) an US-Banken und US-Firmen in der ganzen Welt im Zeitraum von Dezember 2007 bis Juni 2010 ausgezahlt wurden. Dieses Geld wurde zu einem Zinssatz von 0% vergeben und bis heute nicht zurückgezahlt.


Wirtschaftsentwicklung trübt sich ein

Während die Bundesbank die Wirtschaft in der Bundesrepublik mittelfristig weiter auf Wachstumskurs sieht, fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex auf den schlechtesten Wert seit Oktober 2010. Auch die ZEW-Konjunkturerwartungen fielen den fünften Monat in Folge, was auch eine wirtschaftliche Eintrübung signalisiert. Wir hatten bereits letztes Jahr eine wirtschaftliche Eintrübung für das dritte Quartal 2011 prognostiziert.


Weitere Entwicklungen
  • Die Produktion im Baugewerbe im Euroraum fiel im Mai zum Vormonat um 1,1% - zum Vorjahr nahm diese um 1,9% ab. Auch diese Daten zeigen, dass Wirtschaft noch weit von ihrem Vorkrisenniveau entfernt ist.

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Technische Analyse

Gold und Silber vor weichenstellender Bewegung


Der Silberpreis konsolidierte die letzten Tage, nachdem er zu Wochenbeginn auf 41 US-Dollar anstieg. Diese Bewegung mit dem Kursziel von 41 US-Dollar wurde von uns in den letzten Wochen prognostiziert und veröffentlicht. Nun erleben wir das bereits vorhergesagte Szenario, dass ein Großteil der Investoren wieder sehr bullisch sind, höhere Preise und gar das Allzeithoch sehen, während sich gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung weiter eintrübt.

Augenblicklich kämpft der Preis noch mit der Marke von 40 USD. Es bleibt dabei, dass wir der Situation noch nicht trauen und uns der letzte Ausverkauf, der wohl erst unter der 30-US-Dollar-Marke stattfinden würde, fehlt. Die wirtschaftliche Eintrübung und die angespannte Lage in den USA sowie in Europa könnten für einen exogenen Schock sorgen, der die Rohstoffpreise noch einmal auf Talfahrt schicken würde. Dennoch hat letztlich der Markt immer recht, und wenn das Hoch von Montag bei 41 USD signifikant genommen wird, entsteht ein Kaufsignal, das man annehmen muss, bis diese Marke wieder nach unten gebrochen wird.

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Auch der Goldpreis lief seit Montag trendlos in einer engen Spanne über dem zuvor gebrochenen Widerstand bei 1.577 USD. Gleichzeitig kam prallte er dem vor drei Wochen verlassenen Aufwärtstrend ab. Das Sentiment ist bereits sehr bullisch, sodass sich nächste Woche zeigen wird wie es die nächsten Wochen weiter geht. Wird das höch vom Dienstag signifikant genommen, könnte eine schnelle Rallye mit über 100 US-Dollar binnen weniger Tage stattfinden. Fällt der Preis wieder unter die charttechnisch wichtige Marke von 1.577, so könnte ein schneller Abverkauf folgen.

Die nächsten Monate sind abhängig von der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Wir sehen beim Goldpreis in US-Dollar sowie in Euro aufgrund der fortgeschrittenen Schuldgeldkrise nur wenig bis kein Korrekturpotenzial. Im Worst-Case einer wirtschaftlichen Krise läge das Kursziel schon bei einem Preis von ca. 1.410 US-Dollar. Es bleibt spannend, ob es sich um eine Bullenfalle mit folgendem Sell-Off handelt, oder ob hier die Rallye weiter fortgesetzt werden kann.

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Der amerikanische Aktienmarkt S&P 500 erholte sich in dieser Woche, wie im letzten Marktkommentar angekündigt. In zwei schön zu handelnden Bewegungen stieg er bis auf 1.351 Punkte, und erreichte somit die Abwärtstrendlinie. Die fundamentalen Rahmendaten sind weiterhin denkbar schlecht für die Aktienmärkte, doch wirkt die Inflation und die Flucht aus den Staatsanleihen hinein in Aktien kurssteigernd. Kurzfristig, bis Ende des Jahres, könnte jedoch noch einmal ein starker Rücksetzer kommen. Ausschlaggebend bleibt die Tradingrange zwischen 1.250 und 1.350 Punkten. Sollte der Index die Widerstandslinie überwinden liegt der nächste Widerstand bereits bei 1.370 Punkten. Unnterstützung findet er schon bei 1.300 Punkten.

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Commitment of Traders

Die Überwindung der Widerstände bei Silber und Gold, das gleichzeitig neue Allzeithochs erreichte, brachte die Spekulanten zurück aufs Parkett. Bei allen Edelmetallen, mit Ausnahme von Platin, kam es zu massiven Ausweitungen der Long-Positionen spekulativer Anleger. Jedoch kam es während dieser Zunahme lediglich noch bei Gold zu einem nennenswerten Anstieg von 3,4% in der Woche zum 15.07.2011. Silber konnte nur magere 1,8% zulegen wobei Platin und Palladium gar etwas abgeben mussten. Dies spricht für eine relative Schwäche auf Wochensicht. Dies ist ein Indiz dafür, dass der am Markt allgemein erwartete weitere Anstieg bei Gold und Silber doch noch nicht so ausgemacht und sicher ist.

Starke Veränderungen gab es beim Währungspaar EUR/USD. Die spekulativen Investoren zogen sich aus dem Euro zurück und bauten die Long-Positionen fast ab, sodass der Euro um 3% verlor und im Tief bis auf 1,38 USD fiel. Nach diesem offensichtlichen Sell-Off erholte sich der Euro wieder auf aktuell 1,436 und zeigt seither Stärke zum US-Dollar.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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