Nachfrageschwäche steht schnellem Ölpreisanstieg entgegen
12.04.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis handelt am Morgen bei 104 USD je Barrel und damit nur knapp über seinem Anfang der Woche verzeichneten 8-Monatstief. Die schwächer als erwartete Nachfrage lastet auf den Preisen. Gestern hat die Internationale Energieagentur ihre Prognose für das Wachstum der globalen Ölnachfrage in diesem Jahr den dritten Monat in Folge auf inzwischen nur noch 795 Tsd. Barrel pro Tag gesenkt.
Zuvor hatten in dieser Woche bereits die US-Energiebehörde und die OPEC ihre Nachfrageprognosen reduziert. Für den Ölpreis besteht nur wenig Spielraum für eine Erholung, solange die Nachfrageperspektiven getrübt bleiben. Wir haben deshalb unsere Ölpreisprognose gesenkt und erwarten nur noch einen Brentpreis von 108 USD je Barrel zur Jahresmitte. Bis zum Jahresende dürfte der Preis aufgrund einer im zweiten Halbjahr anziehenden Nachfrage auf 120 USD je Barrel und im Durchschnitt des vierten Quartals auf 118 USD je Barrel steigen.
Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI sollte sich bis zum Jahresende auf 6 USD je Barrel einengen, da neue Pipelinekapazitäten den Abfluss des Überangebotes vom Mittleren Westen an die US-Golfküste erlauben werden. Die gegenwärtige Spreadeinengung auf weniger als 11 USD je Barrel ist vor allem auf brentspezifische Faktoren zurückzuführen wie eine Normalisierung des Nordseeangebotes und eine schwächere Nachfrage nach Nordseeöl. Diese erachten wir als temporär und erwarten deshalb kurzfristig eine nochmalige Ausweitung auf durchschnittlich 13 USD je Barrel in diesem Quartal.
Edelmetalle
Gold wird von anhaltenden ETF-Abflüssen belastet. In den vergangenen beiden Handelstagen wurden von den Anlegern gut 24 Tonnen Gold aus den ETFs abgezogen. Die Abflüsse sind größtenteils auf den weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, zurückzuführen. Dessen Bestände sind seit Jahresbeginn um 12,5% gefallen und liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit Mai 2010. Dabei dürfte es sich zum Teil auch um physische Auslieferungen handeln und nicht nur um Verkäufe von Anteilen. Dafür spricht, dass es zuletzt auch zu einem deutlichen Rückgang der COMEX-Lagerbestände gekommen ist, also auch am Futures-Markt Gold physisch ausgeliefert wurde. Dies würde für eine gestiegene Sicherheitspräferenz der Anleger sprechen.
In China wurden im März gemäß Daten des chinesischen Verbands der Automobilproduzenten 1,59 Mio. Autos verkauft und damit gut 13% mehr als im Vorjahr. Zugleich war dies der zweitstärkste Monatswert überhaupt nach dem Rekordwert im Januar. Die Autoabsätze haben sich somit klar vom schwachen Februar-Wert erholt, der durch die Neujahrsfeierlichkeiten nach unten verzerrt war. Allerdings haben die chinesischen Händler aufgrund hoher Lagerbestände auch umfangreiche Rabatte gewährt, um Anreize für Autokäufen zu geben. Diese könnten mit Beginn des neuen Quartals wieder zurückgeführt worden sein. Nichtsdestotrotz dürfte sich der Trend starker Autoabsätze in China im Jahresverlauf fortsetzen, was Platin und vor allem Palladium unterstützen sollte.
Industriemetalle
Der Preis für Eisenerz im chinesischen Hafen von Tianjin hat gestern seinen Aufwärtstrend der vergangenen Tage fortgesetzt und mit 140,9 USD je Tonne das höchste Niveau seit 4½ Wochen erreicht. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im März 64,55 Mio. Tonnen Eisenerz importiert, 2,7% mehr als im Vorjahr. Mit 186,5 Mio. Tonnen lagen die Einfuhren von Eisenerz im ersten Quartal fast exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Die Lagerbestände in den chinesischen Häfen verharrten Daten des staatlichen Research-Instituts Antaike zufolge Anfang April mit rund 68 Mio. Tonnen allerdings auf einem relativ niedrigen Stand. Dies spricht für eine anhaltend hohe Stahlproduktion im Reich der Mitte.
Der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller berichtete, dass die tägliche Stahlproduktion im März im Vergleich zum Vormonat wieder um 3% auf 2,073 Mio. Tonnen gestiegen ist. Dies hat laut Angaben des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie dazu geführt, dass auch die Stahlvorräte deutlich aufgebaut wurden. Es ist daher überraschend, dass das Ministerium in diesem Jahr nur knapp 8 Mio. Tonnen an veralteten Produktionskapazitäten stilllegen möchte. Denn die vom Weltstahlverband erwartete Nachfrage in China von 669 Mio. Tonnen in 2013 bleibt deutlich stärker hinter der geschätzten Produktionsleistung zurück. Die hohen Überschüsse dürften merklich steigenden Stahlpreisen entgegenstehen.
Agrarrohstoffe
Über die letzten fünf Wochen konnte der Kakaopreis an der ICE in New York um 10% zulegen. Gestern schloss der meistgehandelte Terminkontrakt mit 2.245 USD je Tonne auf einem 2-Monatshoch. Dies ist insofern bemerkenswert, da für den weltgrößten Kakaoproduzenten Elfenbeinküste trotz des für lange Zeit zu trockenen Wetters eine überdurchschnittliche Zwischenernte erwartet wird. Einer Umfrage unter Händlern und Schokoladenproduzenten zufolge soll diese 400 Tsd. Tonnen betragen. Die Internationale Kakaoorganisation (ICCO) rechnet sogar mit 440 Tsd. Tonnen. Inoffizielle Quellen gehen zudem davon aus, dass sich der Rückstand bei den Kakaolieferungen seit Beginn des Erntejahres im vergangenen Oktober inzwischen auf 0,7% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum reduziert hat. Diese Angaben, die auf Zählungen anliefernder LKWs basieren, sind jedoch sehr unsicher. Per Ende 2012 bezifferte die ICCO den Rückstand noch auf 7,5%.
Die ICCO rechnet für die Gesamtsaison 2012/13 bislang mit einem Rückgang des globalen Kakaoangebots um 1,8% und mit einem Defizit von 45 Tsd. Tonnen und stellt zudem bei ihrer Prognose erstmals eine über 4 Mio. Tonnen liegende Verarbeitung ein. Die kommende Woche anstehende Veröffentlichung der europäischen Vermahlungszahlen für das erste Quartal dürfte die Erholung der Nachfrage bestätigen. Einer Bloomberg-Umfrage zufolge sollen zwar 2,4% weniger Kakaobohnen vermahlen worden sein. Dies wäre aber der geringste Vorjahresrückgang seit einem Jahr und würde den dritten Quartalsanstieg in Folge implizieren.
Der Brentölpreis handelt am Morgen bei 104 USD je Barrel und damit nur knapp über seinem Anfang der Woche verzeichneten 8-Monatstief. Die schwächer als erwartete Nachfrage lastet auf den Preisen. Gestern hat die Internationale Energieagentur ihre Prognose für das Wachstum der globalen Ölnachfrage in diesem Jahr den dritten Monat in Folge auf inzwischen nur noch 795 Tsd. Barrel pro Tag gesenkt.
Zuvor hatten in dieser Woche bereits die US-Energiebehörde und die OPEC ihre Nachfrageprognosen reduziert. Für den Ölpreis besteht nur wenig Spielraum für eine Erholung, solange die Nachfrageperspektiven getrübt bleiben. Wir haben deshalb unsere Ölpreisprognose gesenkt und erwarten nur noch einen Brentpreis von 108 USD je Barrel zur Jahresmitte. Bis zum Jahresende dürfte der Preis aufgrund einer im zweiten Halbjahr anziehenden Nachfrage auf 120 USD je Barrel und im Durchschnitt des vierten Quartals auf 118 USD je Barrel steigen.
Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI sollte sich bis zum Jahresende auf 6 USD je Barrel einengen, da neue Pipelinekapazitäten den Abfluss des Überangebotes vom Mittleren Westen an die US-Golfküste erlauben werden. Die gegenwärtige Spreadeinengung auf weniger als 11 USD je Barrel ist vor allem auf brentspezifische Faktoren zurückzuführen wie eine Normalisierung des Nordseeangebotes und eine schwächere Nachfrage nach Nordseeöl. Diese erachten wir als temporär und erwarten deshalb kurzfristig eine nochmalige Ausweitung auf durchschnittlich 13 USD je Barrel in diesem Quartal.
Edelmetalle
Gold wird von anhaltenden ETF-Abflüssen belastet. In den vergangenen beiden Handelstagen wurden von den Anlegern gut 24 Tonnen Gold aus den ETFs abgezogen. Die Abflüsse sind größtenteils auf den weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, zurückzuführen. Dessen Bestände sind seit Jahresbeginn um 12,5% gefallen und liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit Mai 2010. Dabei dürfte es sich zum Teil auch um physische Auslieferungen handeln und nicht nur um Verkäufe von Anteilen. Dafür spricht, dass es zuletzt auch zu einem deutlichen Rückgang der COMEX-Lagerbestände gekommen ist, also auch am Futures-Markt Gold physisch ausgeliefert wurde. Dies würde für eine gestiegene Sicherheitspräferenz der Anleger sprechen.
In China wurden im März gemäß Daten des chinesischen Verbands der Automobilproduzenten 1,59 Mio. Autos verkauft und damit gut 13% mehr als im Vorjahr. Zugleich war dies der zweitstärkste Monatswert überhaupt nach dem Rekordwert im Januar. Die Autoabsätze haben sich somit klar vom schwachen Februar-Wert erholt, der durch die Neujahrsfeierlichkeiten nach unten verzerrt war. Allerdings haben die chinesischen Händler aufgrund hoher Lagerbestände auch umfangreiche Rabatte gewährt, um Anreize für Autokäufen zu geben. Diese könnten mit Beginn des neuen Quartals wieder zurückgeführt worden sein. Nichtsdestotrotz dürfte sich der Trend starker Autoabsätze in China im Jahresverlauf fortsetzen, was Platin und vor allem Palladium unterstützen sollte.
Industriemetalle
Der Preis für Eisenerz im chinesischen Hafen von Tianjin hat gestern seinen Aufwärtstrend der vergangenen Tage fortgesetzt und mit 140,9 USD je Tonne das höchste Niveau seit 4½ Wochen erreicht. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im März 64,55 Mio. Tonnen Eisenerz importiert, 2,7% mehr als im Vorjahr. Mit 186,5 Mio. Tonnen lagen die Einfuhren von Eisenerz im ersten Quartal fast exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Die Lagerbestände in den chinesischen Häfen verharrten Daten des staatlichen Research-Instituts Antaike zufolge Anfang April mit rund 68 Mio. Tonnen allerdings auf einem relativ niedrigen Stand. Dies spricht für eine anhaltend hohe Stahlproduktion im Reich der Mitte.
Der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller berichtete, dass die tägliche Stahlproduktion im März im Vergleich zum Vormonat wieder um 3% auf 2,073 Mio. Tonnen gestiegen ist. Dies hat laut Angaben des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie dazu geführt, dass auch die Stahlvorräte deutlich aufgebaut wurden. Es ist daher überraschend, dass das Ministerium in diesem Jahr nur knapp 8 Mio. Tonnen an veralteten Produktionskapazitäten stilllegen möchte. Denn die vom Weltstahlverband erwartete Nachfrage in China von 669 Mio. Tonnen in 2013 bleibt deutlich stärker hinter der geschätzten Produktionsleistung zurück. Die hohen Überschüsse dürften merklich steigenden Stahlpreisen entgegenstehen.
Agrarrohstoffe
Über die letzten fünf Wochen konnte der Kakaopreis an der ICE in New York um 10% zulegen. Gestern schloss der meistgehandelte Terminkontrakt mit 2.245 USD je Tonne auf einem 2-Monatshoch. Dies ist insofern bemerkenswert, da für den weltgrößten Kakaoproduzenten Elfenbeinküste trotz des für lange Zeit zu trockenen Wetters eine überdurchschnittliche Zwischenernte erwartet wird. Einer Umfrage unter Händlern und Schokoladenproduzenten zufolge soll diese 400 Tsd. Tonnen betragen. Die Internationale Kakaoorganisation (ICCO) rechnet sogar mit 440 Tsd. Tonnen. Inoffizielle Quellen gehen zudem davon aus, dass sich der Rückstand bei den Kakaolieferungen seit Beginn des Erntejahres im vergangenen Oktober inzwischen auf 0,7% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum reduziert hat. Diese Angaben, die auf Zählungen anliefernder LKWs basieren, sind jedoch sehr unsicher. Per Ende 2012 bezifferte die ICCO den Rückstand noch auf 7,5%.
Die ICCO rechnet für die Gesamtsaison 2012/13 bislang mit einem Rückgang des globalen Kakaoangebots um 1,8% und mit einem Defizit von 45 Tsd. Tonnen und stellt zudem bei ihrer Prognose erstmals eine über 4 Mio. Tonnen liegende Verarbeitung ein. Die kommende Woche anstehende Veröffentlichung der europäischen Vermahlungszahlen für das erste Quartal dürfte die Erholung der Nachfrage bestätigen. Einer Bloomberg-Umfrage zufolge sollen zwar 2,4% weniger Kakaobohnen vermahlen worden sein. Dies wäre aber der geringste Vorjahresrückgang seit einem Jahr und würde den dritten Quartalsanstieg in Folge implizieren.