Zweieinhalb schlechte Neuigkeiten für Gold
13.04.2013 | Thorsten Proettel
Gold weiterhin im Preiskeller
Mit knapp unter 1.540 USD je Feinunze erreichte der Goldpreis Anfang April ein neues Jahrestief. Wie an dieser Stelle bereits Ende letzter Woche beschreiben, bewegten sich die Notierungen damit in der Nähe einer wichtigen charttechnischen Unterstützungszone, die sich aus dem Seitwärtstrend seit Ende 2011 und dem langfristigen Aufwärtstrend ergibt. Da der Preisrückgang zum Stehen kam und grundsätzlich auch die fundamentale Sicht hierfür spricht, wäre ein deutlicher Wiederanstieg zu erwarten gewesen. Tatsächlich kletterten die Notierungen in dieser Woche zunächst bis auf 1.590 USD. Ein wichtiger Grund hierfür waren Ankündigun-gen über den neuen Kurs der japanischen Notenbank. Sie möchte so lange die Geldmenge aus-weiten, bis sich das angepeilte Inflationsziel von 2% p.a. einstellt.
Zypern muss Teil der Goldreserven verkaufen
Die Preiserholung währte allerdings nicht lange und die Notierungen fielen auf aktuell 1.555 USD zurück. Eine schlechte Neuigkeit aus Anlegersicht waren Konkretisierungen zu den eigenen Leistungen Zyperns im Rahmen des beschlossenen Rettungspaketes. Demnach soll die Inselrepublik Goldreserven im Umfang von 400 Mio. Euro veräußern, was derzeit ungefähr knapp 10,5 Tonnen entspricht. Gemäß den jüngsten an den Internationalen Währungsfonds gemeldeten Zahlen summieren sich die Goldreserven Zyperns bislang auf 13,9 Tonnen und selbst ein Verkauf dieser eher kleinen Edelmetallmenge würde den Goldpreis nicht nennenswert beeinflussen. Allerdings veranlasste der Überraschungseffekt der Meldung vermutlich doch einige Händler, die Verkaufsknöpfe zu drücken. Die negativen Erinnerungen an die 1990er Jahre wiegen stark, als sich viele Notenbanken von ihren Goldbeständen trennten und somit den Preis auf eine längere Talfahrt schickten.
Kommen bald weiter Staaten hinzu?
Möglicherweise spielten auch Überlegungen eine Rolle, ob demnächst andere Peripheriestaaten der Eurozone durch die Rettungs-Troika zu Goldverkäufen gezwungen werden könnten. Allerdings sind die Goldreserven in Malta mit 0,3 Tonnen und im derzeit finanziell angeschlagenen Slowenien mit 3,2 Tonnen ebenfalls sehr übersichtlich. Dagegen verfügt Griechenland über gut 110 Tonnen, Spanien über 280 Tonnen und Portugal über 380 Tonnen Gold und in Italien sowie Frankreich summieren sich die Reserven auf jeweils über 2.400 Tonnen. Sollten diese größeren Staaten mit einem Abverkauf zur Linderung ihrer Schuldenprobleme beginnen, dann sind spürbare Auswirkungen auf den Goldpreis vorprogrammiert.
Allerdings spricht momentan wenig dafür, dass die größeren Mitgliedsländer der Eurozone von EU, EZB und IWF derart unter Druck gesetzt werden wie das kleine Zypern. Außerdem begrenzt das "Washington Agreement“ genannte Übereinkommen die Goldverkäufe der teilnehmenden Notenbanken derzeit auf 400 Tonnen pro Jahr, so dass der Verkaufsdruck gemildert würde. Die Stimmung des Marktes gegenüber Gold wird durch die Neuigkeit aus Zypern allerdings weiter eingetrübt.
US-Notenbank könnte Geldhahn demnächst etwas zudrehen
Aus Anlegersicht ist eine weitere Nachricht dieser Woche ebenfalls als Minuspunkt zu verbuchen. Am Mittwoch wurde vorzeitig das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank von März veröffentlicht. Hieraus geht hervor, dass die Mehrheit der Mitglieder des Offenmarktausschusses das Anleihenkaufprogramm über 85 Mrd. USD je Monat möglichst bald beenden möchte. Nur zwei Mitglieder wollen es über das Jahresende 2013 hinaus fortführen. Damit wächst der Druck auf Ben Bernanke, den Geldhahn demnächst etwas zuzudrehen. Gleichzeitig lässt das Absinken der US-Arbeitslosenquote auf zuletzt 7,6% das Ende des ultraniedrigen Leitzinses näher rücken. Beide Maßnahmen - Anleihenkäufe und niedrige Zinsen - motivierten viele Anleger zu Goldkäufen als erhoffte Inflationsabsicherung mit niedrigen Opportunitätskosten. Da dieser Grund allmählich an Bedeutung verliert, verabschieden sich immer mehr US-Anleger aus der Krisenanlage Gold.
ETCs weiter stark auf Verkäuferseite
Vor dem beschriebenen Hintergrund ist es kein Wunder, wenn in dieser Woche die Emittenten börsengehandelter Goldfonds (ETCs/ETFs) auf der Verkäuferseite standen. Insgesamt veräußerten sie mindestens 26 Tonnen Gold. Dies ist dann in gewisser Weise aber nur eine halbe Neuigkeit, denn seit Jahresanfang kamen bereits 200 Tonnen Gold aus den Beständen der Wertpapieranbieter auf den Markt.
Goldhausse ist vorüber
Momentan gehen wir immer noch von einer Erholung des Goldpreises auf mittlere Sicht aus. Insgesamt bestätigen aber immer mehr Faktoren unsere Einschätzung über das Ende der langjährigen Goldhausse. Sollte zudem die erwähnte charttechnische Unterstützungszone im Bereich von 1.520 bis 1.525 USD nachhaltig unterschritten werden, ist mit starkem Preisdruck zu rechnen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Mit knapp unter 1.540 USD je Feinunze erreichte der Goldpreis Anfang April ein neues Jahrestief. Wie an dieser Stelle bereits Ende letzter Woche beschreiben, bewegten sich die Notierungen damit in der Nähe einer wichtigen charttechnischen Unterstützungszone, die sich aus dem Seitwärtstrend seit Ende 2011 und dem langfristigen Aufwärtstrend ergibt. Da der Preisrückgang zum Stehen kam und grundsätzlich auch die fundamentale Sicht hierfür spricht, wäre ein deutlicher Wiederanstieg zu erwarten gewesen. Tatsächlich kletterten die Notierungen in dieser Woche zunächst bis auf 1.590 USD. Ein wichtiger Grund hierfür waren Ankündigun-gen über den neuen Kurs der japanischen Notenbank. Sie möchte so lange die Geldmenge aus-weiten, bis sich das angepeilte Inflationsziel von 2% p.a. einstellt.
Zypern muss Teil der Goldreserven verkaufen
Die Preiserholung währte allerdings nicht lange und die Notierungen fielen auf aktuell 1.555 USD zurück. Eine schlechte Neuigkeit aus Anlegersicht waren Konkretisierungen zu den eigenen Leistungen Zyperns im Rahmen des beschlossenen Rettungspaketes. Demnach soll die Inselrepublik Goldreserven im Umfang von 400 Mio. Euro veräußern, was derzeit ungefähr knapp 10,5 Tonnen entspricht. Gemäß den jüngsten an den Internationalen Währungsfonds gemeldeten Zahlen summieren sich die Goldreserven Zyperns bislang auf 13,9 Tonnen und selbst ein Verkauf dieser eher kleinen Edelmetallmenge würde den Goldpreis nicht nennenswert beeinflussen. Allerdings veranlasste der Überraschungseffekt der Meldung vermutlich doch einige Händler, die Verkaufsknöpfe zu drücken. Die negativen Erinnerungen an die 1990er Jahre wiegen stark, als sich viele Notenbanken von ihren Goldbeständen trennten und somit den Preis auf eine längere Talfahrt schickten.
Kommen bald weiter Staaten hinzu?
Möglicherweise spielten auch Überlegungen eine Rolle, ob demnächst andere Peripheriestaaten der Eurozone durch die Rettungs-Troika zu Goldverkäufen gezwungen werden könnten. Allerdings sind die Goldreserven in Malta mit 0,3 Tonnen und im derzeit finanziell angeschlagenen Slowenien mit 3,2 Tonnen ebenfalls sehr übersichtlich. Dagegen verfügt Griechenland über gut 110 Tonnen, Spanien über 280 Tonnen und Portugal über 380 Tonnen Gold und in Italien sowie Frankreich summieren sich die Reserven auf jeweils über 2.400 Tonnen. Sollten diese größeren Staaten mit einem Abverkauf zur Linderung ihrer Schuldenprobleme beginnen, dann sind spürbare Auswirkungen auf den Goldpreis vorprogrammiert.
Allerdings spricht momentan wenig dafür, dass die größeren Mitgliedsländer der Eurozone von EU, EZB und IWF derart unter Druck gesetzt werden wie das kleine Zypern. Außerdem begrenzt das "Washington Agreement“ genannte Übereinkommen die Goldverkäufe der teilnehmenden Notenbanken derzeit auf 400 Tonnen pro Jahr, so dass der Verkaufsdruck gemildert würde. Die Stimmung des Marktes gegenüber Gold wird durch die Neuigkeit aus Zypern allerdings weiter eingetrübt.
US-Notenbank könnte Geldhahn demnächst etwas zudrehen
Aus Anlegersicht ist eine weitere Nachricht dieser Woche ebenfalls als Minuspunkt zu verbuchen. Am Mittwoch wurde vorzeitig das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank von März veröffentlicht. Hieraus geht hervor, dass die Mehrheit der Mitglieder des Offenmarktausschusses das Anleihenkaufprogramm über 85 Mrd. USD je Monat möglichst bald beenden möchte. Nur zwei Mitglieder wollen es über das Jahresende 2013 hinaus fortführen. Damit wächst der Druck auf Ben Bernanke, den Geldhahn demnächst etwas zuzudrehen. Gleichzeitig lässt das Absinken der US-Arbeitslosenquote auf zuletzt 7,6% das Ende des ultraniedrigen Leitzinses näher rücken. Beide Maßnahmen - Anleihenkäufe und niedrige Zinsen - motivierten viele Anleger zu Goldkäufen als erhoffte Inflationsabsicherung mit niedrigen Opportunitätskosten. Da dieser Grund allmählich an Bedeutung verliert, verabschieden sich immer mehr US-Anleger aus der Krisenanlage Gold.
ETCs weiter stark auf Verkäuferseite
Vor dem beschriebenen Hintergrund ist es kein Wunder, wenn in dieser Woche die Emittenten börsengehandelter Goldfonds (ETCs/ETFs) auf der Verkäuferseite standen. Insgesamt veräußerten sie mindestens 26 Tonnen Gold. Dies ist dann in gewisser Weise aber nur eine halbe Neuigkeit, denn seit Jahresanfang kamen bereits 200 Tonnen Gold aus den Beständen der Wertpapieranbieter auf den Markt.
Goldhausse ist vorüber
Momentan gehen wir immer noch von einer Erholung des Goldpreises auf mittlere Sicht aus. Insgesamt bestätigen aber immer mehr Faktoren unsere Einschätzung über das Ende der langjährigen Goldhausse. Sollte zudem die erwähnte charttechnische Unterstützungszone im Bereich von 1.520 bis 1.525 USD nachhaltig unterschritten werden, ist mit starkem Preisdruck zu rechnen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.