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Die nächste Phase des Edelmetallbullenmarkts

17.04.2013  |  Jim Puplava
Auch wenn Gold und Silber seit Erreichen der Kurshochs von 2011 erheblich gefallen sind (und die Bergbauwerte sogar noch deutlicher), so ist die Schwäche hinter dieser Bewegung zum großen Teil darauf zurückzuführen, dass der Bullenmarkt der Edelmetalle in die nächste Phase übergeht. Ich bin überzeugt, dass die Entwicklungen im Edelmetallsektor zwischen Ende 2008 bis 2011 in weiten Teilen eine Folge der Ausweitung der Zentralbankenbilanzen und der gefühlten Bedrohung durch starke Inflation gewesen sind. Seit 2011 hat sich das Wirtschaftswachstum wieder verbessert und die Inflationsraten gehen weltweit zurück. Folglich argumentieren Investmentbanken und Marktstrategen gegen das Halten von Goldinvestitionen; ihrer Argumentation zufolge ist es im Umfeld geringer Inflation und erhöhter Wirtschaftsaktivität nicht mehr notwendig, weiterhin Gold als Absicherung gegen Inflation und Währungsentwertung zu halten. Hier bin ich entschieden anderer Meinung.


Potentielle vs. kinetische Energie

Bevor wir zu den wesentlichen Daten kommen, wollen wir kurz unsere Physikkenntnisse aufpolieren - zumindest so weit, dass wir den Unterschied zwischen potentieller und kinetischer Energie verstehen. Ein Objekt, das sich auf einer Bergspitze befindet, hat Energie gespeichert. Wird diese Energie nun unter dem Einwirken der Erdanziehungskraft freigesetzt, verwandelt sich diese gespeicherte Energie in kinetische (aktiver) Energie. Die Energie in einem gespannten Bogen - bevor der Pfeil abgeschossen wird - ist ein weiteres Beispiel für potentielle Energie (gespeichert). Mit dem Abschuss des Pfeiles wird die potentielle Energie des Pfeils in kinetische Energie umgewandelt (in aktive Energie, oder den Flug des Pfeils).

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Aus meiner Sicht findet dieses Grundprinzip der klassischen Physik auch im Finanzmarkt seine Anwendung: Die Bilanzposten der Fed (die aus den verschiedenen QE-Runden stammen) stellen eine umfangreiche Quelle potentieller, inflationärer Energie dar, die sich noch in erhebliche kinetische Energie umwandeln wird, sobald die Geldumlaufgeschwindigkeit steigt und die Inflation in der Wirtschaft anzieht.

Die Edelmetalle stiegen zwischen Ende 2008 bis zum 2011er-Hoch wahrscheinlich deshalb so stark, weil im Allgemeinen angenommen wurde, dass sich der Anstieg der potentiellen Energie (der Umfang der Fed-Bilanzen) in kinetische, ökonomische Energie und somit steigende Inflationsraten umwandeln werde. Der Anstieg der Inflationsraten lässt aber noch auf sich warten; und deswegen wird diese Inflationsthese für das Halten von Edelmetallen häufig wieder aufgegeben. Im Umfeld erhöhter Wirtschaftsleistung und Rekordständen an den Aktienmärkten stellt sich die folgende Frage: “Warum sollte man überhaupt noch Edelmetalle halten?”


Die derzeitigen Argumente gegen das Halten von Gold sind die eigentlichen Pro-Argumente

Was die Gründe für und gegen das Halten von Gold angeht, befinden wir uns aktuell in einer ziemlich paradoxen Lage. Ich glaube Folgendes: Eben jene Gründe, die gegen das Halten von Gold angeführt werden, sind in Wirklichkeit genau jene Faktoren, die Gold in die nächste Phase seines Bullenmarktes befördern werden (die letzte begann Ende 2008). Einige Strategen argumentieren gegen den Edelmetallpositionen, weil sich die wirtschaftliche Lage verbessert und die Fed ihrer Meinung nach wahrscheinlich keine weiteren QE-Programme aufsetzen wird. Die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ist aus unserer Sicht weniger ein Grund für ein mögliches Ende des Gold-Bullenmarkts, sondern viel eher ein entscheidender Faktor dafür, dass Gold in seine nächste Bullenmarktphase übergeht.

Einer der Hauptgründe, warum sich die Gelddruckaktivitäten der Fed bislang noch nicht in steigende Inflationsraten niedergeschlagen haben, ist die weiterhin niedrige Geldumlaufgeschwindigkeit (ein Maßstab, wie schnell Geld in der Wirtschaft umgesetzt wird): Nach den vernichtenden Kreditverlusten nach der Finanzkrise 2008 vergaben die Banken nur noch zögerlich Kredite. Der Mix aus schon erlittenen Kreditverlusten, hohen Arbeitslosenquoten und geringem Stellenwachstum sind ein schlechtes Klima für eine Belebung der Bankenkreditvergabe, und somit blieb auch die Geldumlaufgeschwindigkeit niedrig.

Ein großer Teil des durch die Fed geschöpften Geldes parkt in ihren Bilanzen in Form von “Überschussreserven“ der Banken. Unten links im Chart ist Folgendes zu erkennen: Im Jahr 2008 fielen die Überschussreserven im Vergleich zu den Mindestreserven so gut wie nicht ins Gewicht. Die seither steigenden Verbindlichkeiten der Fed werden hauptsächlich mit den steigenden Überschussreserven erklärt, die die Banken auf ihren Fed-Konten halten. Folglich brach auch die Geldumlaufgeschwindigkeit ein, wie man oben in der rechten Ecke sehen kann.

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Quelle: JPM Market Insights, Q2 2013





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