Geld ist Macht (Money Talks)
18.04.2013 | Lars Schall
Norbert Häring, der Mitbegründer / Direktor der World Economics Association, erläutert im folgenden Interview “den Schleier der Täuschung über dem Geld“. Er weist darauf hin, dass eng eingegrenzte und eindeutig spezifizierte Interessen über die wahre Natur des Bankengeschäfts bewusst Täuschung betreiben - insbesondere, dass die überwiegende Mehrheit des sich im Umlauf befindlichen Geldes nicht durch die Zentralbanken, den angeblichen Monopolisten der Geldschöpfung, sondern durch private Finanzinstitute emittiert wird.
Norbert Häring studierte Volkswirtschaftslehre an den deutschen Universitäten Heidelberg und Saarbrücken; an der letzteren Universität promovierte er im Jahr 1994. Danach arbeitete er bei der Commerzbank, der “Börsen-Zeitung“ und der deutschen Ausgabe der "Financial Times". Seit 2002 ist er als Korrespondent für Geldpolitik, Finanzmärkte und Wirtschaft beim "Handelsblatt", der führenden deutschen Wirtschaftszeitung. Darüber hinaus ist er Mitbegründer und Direktor der World Economics Association und Herausgeber des “World Economic Review“. Darüber hinaus hat er fünf Bücher geschrieben, darunter " Ökonomie 2.0: 99 überraschende Erkenntnisse“ (Schäffer-Poeschel, 2007, mit Olaf Storbeck Co-Autor -- “Economics 2.0: What the Best Minds in Economics Can Teach You About Business and Life”, Palgrave Macmillan, 2009), and “Economists and the Powerful: Convenient Theories, Distorted Facts, Ample Rewards” (Anthem Press, 2012, Co-Autor mit Niall Douglas).
Lars Schall: Dr. Häring, vor kurzem haben Sie die vierte jährliche Konferenz des Institute for New Economic Thinking (INET ) besucht, die in Hong Kong stattfand. Hat es sich für Sie gelohnt, dort gewesen zu sein?
Norbert Häring: Es war natürlich eine große Ehre, eine ganze Sitzung bei einem solch wichtigen Treffen gehabt zu haben, die sich dem Thema meines Buches widmete. Ich gab eine Präsentation in einer Sitzung unter dem Titel Ökonomie und die Mächtigen (Economics and the Powerful) mit Keynes-Biograph Lord Robert Skidelsky und Steve Keen. Wir hatten eine sehr interessante und lebhafte Diskussion. Hinzu kommt, dass ich in meiner Funktion als Vertreter der World Economics Association auf dem Treffen Kooperationsmöglichkeiten ausloten konnte, mit INET und anderen Institutionen, die unsere Ziele teilen, wie zum Beispiel das Fung Global Institute.
Lars Schall: Was ist die Intention der World Economics Association, die ja aus der Post-Autistic Economic-Bewegung entstand?
Norbert Häring: Unser oberstes Ziel ist es, die geistige Monokultur, die derzeit in den Wirtschaftswissenschaften herrscht, durch etwas zu ersetzen, was wir komplementären Pluralismus nennen. Wir wollen, dass verschiedene Theorien als unterschiedliche und komplementäre Möglichkeiten akzeptiert werden, um auf die soziale und wirtschaftliche Realität zu blicken.
Denken Sie an die Quantenphysik und Relativitätstheorie in der Physik. Sie sind kaum miteinander vereinbar, aber es sind beides angesehene Theorien und sie erklären verschiedene Aspekte der Natur sehr erfolgreich. Es gibt keinen guten Grund, warum die Wirtschaftswissenschaften nicht etwas Ähnliches erreichen sollten.
Lars Schall: Etwas persönlicher, was treibt Sie generell in Ihrer Arbeit als Journalist und Buchautor an?
Norbert Häring: Ich bin ein politischer Mensch und die Ökonomie ist eine sehr wichtige politische Wissenschaft. Eine Menge an Politik wird durch falsche Darstellung ökonomischer Zusammenhänge bewerkstelligt, und dadurch, dass vorgegeben wird, Ökonomie sei eine objektive, unpolitische Wissenschaft. Das nervt mich.
Lars Schall: Warum konzentrieren Sie sich in Ihrer Arbeit oft auf das Phänomen der Macht?
Norbert Häring: Ich mag es, Fragen zu stellen, die andere nicht stellen, wie: Wem kommt’s zugute? Und diese Fragen weisen oft auf die mächtigen Gruppen hin, die den Diskurs prägen können. Sie haben erfolgreich über das Diskutieren über die Macht und die Mächtigen in der Ökonomie ein Tabu verhängt. Ich mag es, Tabus zu brechen.
Lars Schall: Eine einfache Frage: Was ist Macht?
Norbert Häring: Ich verwende nicht gern viel Zeit auf die Definition und Klassifizierung der vielen Arten von Macht, die es gibt. Eine Definition, die sie alle umfassen würde, wäre sehr abstrakt und langweilig. Genauso, wie Sie nicht Sex zu definieren brauchen, um ihn zu verstehen, brauchen Sie auch nicht Macht definieren. In unserem Buch beschäftigen wir uns mit der Macht, Informationsvorteile zu missbrauchen, der Macht, von Kunden mehr zu verlangen, als einen die Produktion kostet, der Macht, Geld aus dem Nichts zu schaffen, der Macht, den institutionellen Rahmen zum eigenen Vorteil zu verändern, der Macht der Wirtschaftselite, ihre eigenen Bezahlungen festzulegen, und der Macht der Rating-Agenturen, selbsterfüllende Prophezeiungen zu veröffentlichen, und einige mehr.
Lars Schall: Hat Macht eine Rolle beim Aufbau der Finanzkrise gespielt?
Norbert Häring: Definitiv. Sie war absolut entscheidend. Banken und Ratingagenturen nutzten ihre Macht, die sie aus dem Informationsvorsprung und aus dem Vertrauen in ihr Urteil bezogen, um die Voraussetzungen für die Krise zu schaffen. Aber der schädlichste Missbrauch war die exzessive Ausnutzung der Macht der Banken, Geld zu erschaffen, etwa indem Sie Kredite in den Wohnungsmarkt pumpten. Zuviel von Banken geschaffenes Geld und zu viele Schulden waren es, die die Krise so katastrophal und so schwer handhabbar machten.
Norbert Häring studierte Volkswirtschaftslehre an den deutschen Universitäten Heidelberg und Saarbrücken; an der letzteren Universität promovierte er im Jahr 1994. Danach arbeitete er bei der Commerzbank, der “Börsen-Zeitung“ und der deutschen Ausgabe der "Financial Times". Seit 2002 ist er als Korrespondent für Geldpolitik, Finanzmärkte und Wirtschaft beim "Handelsblatt", der führenden deutschen Wirtschaftszeitung. Darüber hinaus ist er Mitbegründer und Direktor der World Economics Association und Herausgeber des “World Economic Review“. Darüber hinaus hat er fünf Bücher geschrieben, darunter " Ökonomie 2.0: 99 überraschende Erkenntnisse“ (Schäffer-Poeschel, 2007, mit Olaf Storbeck Co-Autor -- “Economics 2.0: What the Best Minds in Economics Can Teach You About Business and Life”, Palgrave Macmillan, 2009), and “Economists and the Powerful: Convenient Theories, Distorted Facts, Ample Rewards” (Anthem Press, 2012, Co-Autor mit Niall Douglas).
Lars Schall: Dr. Häring, vor kurzem haben Sie die vierte jährliche Konferenz des Institute for New Economic Thinking (INET ) besucht, die in Hong Kong stattfand. Hat es sich für Sie gelohnt, dort gewesen zu sein?
Norbert Häring: Es war natürlich eine große Ehre, eine ganze Sitzung bei einem solch wichtigen Treffen gehabt zu haben, die sich dem Thema meines Buches widmete. Ich gab eine Präsentation in einer Sitzung unter dem Titel Ökonomie und die Mächtigen (Economics and the Powerful) mit Keynes-Biograph Lord Robert Skidelsky und Steve Keen. Wir hatten eine sehr interessante und lebhafte Diskussion. Hinzu kommt, dass ich in meiner Funktion als Vertreter der World Economics Association auf dem Treffen Kooperationsmöglichkeiten ausloten konnte, mit INET und anderen Institutionen, die unsere Ziele teilen, wie zum Beispiel das Fung Global Institute.
Lars Schall: Was ist die Intention der World Economics Association, die ja aus der Post-Autistic Economic-Bewegung entstand?
Norbert Häring: Unser oberstes Ziel ist es, die geistige Monokultur, die derzeit in den Wirtschaftswissenschaften herrscht, durch etwas zu ersetzen, was wir komplementären Pluralismus nennen. Wir wollen, dass verschiedene Theorien als unterschiedliche und komplementäre Möglichkeiten akzeptiert werden, um auf die soziale und wirtschaftliche Realität zu blicken.
Denken Sie an die Quantenphysik und Relativitätstheorie in der Physik. Sie sind kaum miteinander vereinbar, aber es sind beides angesehene Theorien und sie erklären verschiedene Aspekte der Natur sehr erfolgreich. Es gibt keinen guten Grund, warum die Wirtschaftswissenschaften nicht etwas Ähnliches erreichen sollten.
Lars Schall: Etwas persönlicher, was treibt Sie generell in Ihrer Arbeit als Journalist und Buchautor an?
Norbert Häring: Ich bin ein politischer Mensch und die Ökonomie ist eine sehr wichtige politische Wissenschaft. Eine Menge an Politik wird durch falsche Darstellung ökonomischer Zusammenhänge bewerkstelligt, und dadurch, dass vorgegeben wird, Ökonomie sei eine objektive, unpolitische Wissenschaft. Das nervt mich.
Lars Schall: Warum konzentrieren Sie sich in Ihrer Arbeit oft auf das Phänomen der Macht?
Norbert Häring: Ich mag es, Fragen zu stellen, die andere nicht stellen, wie: Wem kommt’s zugute? Und diese Fragen weisen oft auf die mächtigen Gruppen hin, die den Diskurs prägen können. Sie haben erfolgreich über das Diskutieren über die Macht und die Mächtigen in der Ökonomie ein Tabu verhängt. Ich mag es, Tabus zu brechen.
Lars Schall: Eine einfache Frage: Was ist Macht?
Norbert Häring: Ich verwende nicht gern viel Zeit auf die Definition und Klassifizierung der vielen Arten von Macht, die es gibt. Eine Definition, die sie alle umfassen würde, wäre sehr abstrakt und langweilig. Genauso, wie Sie nicht Sex zu definieren brauchen, um ihn zu verstehen, brauchen Sie auch nicht Macht definieren. In unserem Buch beschäftigen wir uns mit der Macht, Informationsvorteile zu missbrauchen, der Macht, von Kunden mehr zu verlangen, als einen die Produktion kostet, der Macht, Geld aus dem Nichts zu schaffen, der Macht, den institutionellen Rahmen zum eigenen Vorteil zu verändern, der Macht der Wirtschaftselite, ihre eigenen Bezahlungen festzulegen, und der Macht der Rating-Agenturen, selbsterfüllende Prophezeiungen zu veröffentlichen, und einige mehr.
Lars Schall: Hat Macht eine Rolle beim Aufbau der Finanzkrise gespielt?
Norbert Häring: Definitiv. Sie war absolut entscheidend. Banken und Ratingagenturen nutzten ihre Macht, die sie aus dem Informationsvorsprung und aus dem Vertrauen in ihr Urteil bezogen, um die Voraussetzungen für die Krise zu schaffen. Aber der schädlichste Missbrauch war die exzessive Ausnutzung der Macht der Banken, Geld zu erschaffen, etwa indem Sie Kredite in den Wohnungsmarkt pumpten. Zuviel von Banken geschaffenes Geld und zu viele Schulden waren es, die die Krise so katastrophal und so schwer handhabbar machten.