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Konjunktursorgen drücken Öl und Metalle

18.04.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Rückgang der Ölpreise setzt sich auch heute fort. Am Morgen kostete das Barrel Brentöl nur noch 97 USD. Das ist der niedrigste Stand seit Ende Juni 2012. Nachfragesorgen nach zuletzt schwächeren Konjunkturdaten aus den beiden wichtigsten Ölverbrauchsländern USA und China und der Anstieg der US-Ölproduktion auf das höchste Niveau seit Juli 1992 drücken auf die Marktstimmung. Im Zuge dessen dürften weitere Finanzanleger aus dem Ölmarkt aussteigen, was den Preisrückgang verstärkt. Die Rohölvorräte in den USA befinden sich trotz des leichten Rückgangs in der vergangenen Woche auf einem sehr hohen Niveau. Diese liegen aktuell 5% höher als im Vorjahr und 10% über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Der Markt dürfte nun die Schmerzgrenze der OPEC austesten.

Bei Preisen unter 100 USD bekommen viele OPEC-Länder Probleme, die Staatsausgaben mit den Öleinnahmen zu finanzieren. Bislang hat allerdings nur der Iran eine außerordentliche OPEC-Sitzung gefordert, um den Preisrückgang zu stoppen. Für eine Produktionskürzung sind die arabischen OPEC-Produzenten der Golfregion maßgeblich. Dies verdeutlichen auch aktuelle Zahlen des Datenanbieters JODI. Demzufolge sind zwar die Ölexporte Nigerias im Februar um 15% auf den niedrigsten Stand seit April 2009 gesunken und die Venezuelas um 6,7% auf den niedrigsten Stand seit Juni 2012. Dieser Rückgang wurde allerdings durch einen Anstieg der Ölexporte Saudi-Arabiens um 5% kompensiert. Solange es von Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten kein Signal für eine Angebotskürzung gibt, dürfte der Ölpreis weiter fallen.


Edelmetalle

Hätte es den starken Preisrutsch bei Gold in den vergangenen Tagen nicht gegeben, könnte man sagen, dass sich das gelbe Edelmetall gestern wie ein sicherer Hafen verhalten hat. Denn Gold war mit Ausnahme des Agrarsektors der einzige Rohstoff, der gestern eine positive Preisentwicklung aufwies. Im Gegenzug dazu standen die zyklischen Rohstoffe und auch die Aktienmärkte stark unter Druck. Die niedrigen Goldpreise ziehen weitere Privatinvestoren an. So hat die US-Münzanstalt mittlerweile im April 147 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft. Dies ist schon jetzt fast genauso viel wie im Januar insgesamt. Die Münzabsätze damals entsprachen dem höchsten Niveau seit Sommer 2010. Seit dem Preisrutsch wurden innerhalb von drei Tagen fast 100 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, soviel wie zuletzt 2008 im Zuge des Zusammenbruchs der US-Investmentbank Lehman Brothers.

Auch der Absatz von Silbermünzen zeigt sich weiterhin sehr robust und liegt deutlich über den sonst durchschnittlichen Tagesverkäufen. Daneben berichtet auch die kanadische Münzanstalt von einer außerordentlich hohen Nachfrage nach ihren Gold- und Silbermünzen. Damit gibt es am Goldmarkt weiter zwei verschiedene Sichtweisen. Denn im Gegensatz zu den hohen Münzabsätzen kommt es bei den Gold-ETFs nach wie vor zu Abflüssen. Gestern sanken die Bestände erneut um 13 Tonnen und fielen auf den tiefsten Stand seit Januar 2012.

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Industriemetalle

Offensichtlich setzt sich der bei den Edelmetallen begonnene Ausverkauf der Rohstoffe nun bei den Industriemetallen fort. Nach den etwas schwächeren Konjunkturdaten in China zu Beginn der Woche und der moderaten Abwärtsrevision der Wachstumsprognose des IWF bestehen bei einigen Marktteilnehmern anscheinend erhebliche Zweifel, dass sich die globale Wirtschaft merklich erholt. Die Metallpreise standen im Zuge dessen und im Einklang mit den Energieträgern und den Aktienmärkten gestern stark unter Druck. Kupfer verlor zum Beispiel 3%, Zinn knapp 3,5%. Der Abwärtstrend setzt sich heute Morgen fort, so dass Kupfer zu Handelsbeginn an der LME in London zeitweise auf 6.800 USD je Tonne fällt, den tiefsten Stand seit Oktober 2011. Nickel hält sich nur noch knapp oberhalb der Marke von 15.000 USD je Tonne, was dem niedrigsten Niveau seit Juli 2009 entspricht. Mit einem Minus von 4% erreichte Kupfer an der SHFE in Shanghai seinen maximal möglichen Tagesverlust (sog. limit down).

Die Aluminium- und Zinkpreise fielen dort auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren. Die aktuell niedrigen Preise dürften die Basis für eine zukünftig angespannte Angebotslage bilden. Denn die meisten Metallpreise handeln mittlerweile bereits unter ihren Produktionskosten. Daher dürfte kein neues Angebot mehr auf den Markt kommen und geplante Projekte verschoben werden. Einige Minenproduzenten werden wohl auch ihre Produktion drosseln, da sie nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Dieser Aspekt wird vom Markt derzeit allerdings nicht beachtet.


Agrarrohstoffe

Zuletzt konnte sich der Preis für Arabica-Kaffee wieder der Marke von 140 US-Cents je Pfund annähern. Einige mittelamerikanische Länder mussten zuletzt ihre Ernteprognosen aufgrund der Pflanzenkrankheit Roya weiter zurücknehmen. Die Erwartung einer hohen Ernte in Brasilien, die in Kürze beginnt, lastet dagegen weiter auf den Notierungen und dürfte stärkere Preisanstiege vorerst verhindern. Bei Robusta-Kaffee haben Regenfälle im wichtigsten Anbauland Vietnam für einen Rückgang der Preise gesorgt, die Mitte März auf ein Niveau wie zuletzt im Sommer 2012 hatten steigen können. Die vietnamesische Kaffee- und Kakaovereinigung erwartet für 2012/13 etwa 20 Mio. Sack Kaffee und für die Saison 2013/14 ab Oktober einen Rückgang um 30-35%.

Seit Ende März verharren die Notierungen für Rohzucker unter der Marke von 18 US-Cents je Pfund. Die rekordhoch erwartete Zuckerrohrernte in Brasilien, die nun anläuft, wirft weiter ihren Schatten voraus. Inzwischen kursieren bereits Schätzungen einer Ernte von mehr als 600 Mio. Tonnen. Auch wenn ein deutlich höherer Anteil davon in die Ethanolerzeugung gehen dürfte, erwartet das staatliche Prognoseinstitut Conab einen Anstieg der Zuckerproduktion von 38,3 Mio. Tonnen auf 43,6 Mio. Tonnen. Es unterstellt dabei allerdings, dass 50% des Zuckerrohrs zu Zucker verarbeitet wird. Viele Beobachter halten einen Anteil von nur 45% für realistischer.




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