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Leichte Preiserholung nach dem Absturz

19.04.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte gestern erstmals seit sieben Handelstagen steigen. Am Morgen setzt sich die Preiserholung mit einem Anstieg auf knapp 100 USD je Barrel fort. Dabei dürfte es sich um eine Gegenbewegung nach dem starken Preisrückgang um mehr als 10 USD in der ersten Monatshälfte handeln. Unterstützung erhält der Ölpreis von der Möglichkeit einer Produktionskürzung durch die OPEC. Nach Angaben Venezuelas wurde innerhalb der OPEC die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung diskutiert. Die arabischen OPEC-Produzenten der Golfregion lehnen dies mit Verweis auf die Ende Mai stattfindende nächste offizielle OPEC-Sitzung bislang ab.

Sollte der Ölpreis weiter nachgeben, würde dadurch der Handlungsdruck auf die OPEC zunehmen. Aktuell produziert die OPEC aufgrund der steigenden Schieferölproduktion in den USA und der schwächer als erwarteten globalen Ölnachfrage ca. 800 Tsd. Barrel pro Tag mehr Rohöl als benötigt. Der US-Erdgaspreis ist nach der Bekanntgabe eines geringer als erwarteten Aufbaus der US-Lagerbestände auf ein 21-Monatshoch von 4,42 USD je mmBtu gestiegen. Die US-Erdgasvorräte liegen nach dem ungewöhnlich langen und kalten Winter zu Beginn der Auffüllphase 4% unter dem 5-Jahresdurchschnitt, was den Preis derzeit steigen lässt.

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Edelmetalle

Der Goldpreis kann sich weiter von seinem historischen Absturz zu Wochenbeginn erholen und am Morgen auf 1.426 USD je Feinunze steigen. Während die Gold-ETFs seit Wochenbeginn Abflüsse von knapp 60 Tonnen verzeichneten, ist die Münznachfrage sprunghaft gestiegen. Aktuellen Daten der US-Münzanstalt zufolge wurden seit Monatsbeginn bereits 153 Tsd. Unzen US-Goldmünzen verkauft. Damit ist der laufende Monat bereits jetzt der absatzstärkste seit Dezember 2009. Laut World Gold Council machte die Nachfrage nach Münzen und Barren im vergangenen Jahr ca. 80% der physischen Investmentnachfrage aus. Der jüngste Preissturz bei Gold ging vom Futuresmarkt aus. Heute Abend werden die CFTC-Daten zeigen, wie stark sich die Finanzanleger im Zuge des Goldcrashes Anfang der Woche zurückgezogen haben.

Gemäß Daten des europäischen Automobilverbands (ACEA) wurden im März 1,31 Mio. Autos verkauft, 10,2% weniger als noch im Vorjahr. Im ersten Quartal fielen die Autoabsätze im Vorjahresvergleich um 9,7% auf 2,99 Mio. Einheiten. Der europäische Automarkt bleibt im Gegensatz zu den Märkten in China und den USA somit angeschlagen, was sich auch auf die Nachfrage nach Platin auswirkt. Denn Platin wird in der Produktion von Katalysatoren für Dieselmotoren insbesondere für den diesellastigen europäischen Fahrzeugmarkt verwendet. Trotz der schwächeren Nachfrage aus der Autoindustrie sehen wir im Jahresverlauf einen höheren Platinpreis, da die Angebotsprobleme in Südafrika unseres Erachtens schwerer wirken und den Preis unterstützen sollten. Den Preisrutsch von Platin seit letzten Freitag - das Edelmetall hatte innerhalb von drei Tagen in der Spitze rund 10% verloren - führen wir darauf zurück, dass Platin mit in den Abwärtssog von Gold gezogen wurde.


Industriemetalle

Trotz enttäuschender US-Konjunkturdaten können sich die Industriemetalle im gestrigen Handel per saldo leicht erholen. Der Index der Londoner Metallbörse verbucht ein kleines Plus, nachdem er zuvor seit letzten Donnerstag über 5% verloren hatte. Dem Abwärtssog der letzten Tage konnte sich lediglich Aluminium entziehen. Verglichen mit letzten Donnerstag notiert das leichte Industriemetall sogar 3% im Plus. Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, dass sich Aluminium seit Mitte Februar um über 14% verbilligt hat und damit das Preisniveau ohnehin so niedrig ist, dass die Aluminiumproduktion teilweise unrentabel ist. Da die niedrigen Preise dem massiven Angebotsüberschuss zuzuschreiben sind, wartet der Markt dringend auf Produktionskürzungen.

Der russische Aluminiumproduzent Rusal hat angekündigt, Kapazitäten von 300 Tsd. Tonnen stillzulegen. In einem Reuters-Interview wurde von Rusal gestern nochmals bestägt, dass er im zweiten Quartal mit Stillegungen am globalen Markt rechnet. Analysten schätzen, dass auch in China seit Jahresbeginn Produktionskapazitäten in Höhe von 700 Tsd. Tonnen geschlossen wurden. Da aber gleichzeitig immer wieder neue Schmelzen eröffnet werden, produzierte China im Februar trotz Neujahrsferien nur knapp 2% weniger als im Dezember verzeichneten Rekordhoch. Ob sich die Tendenz im März so fortgesetzt hat, dürften die in den kommenden Tagen zur Veröffentlichung anstehenden Produktionszahlen des Internationalen Aluminium Instituts zeigen.


Agrarrohstoffe

Dank ergiebiger Regenfälle haben sich die Anbaubedingungen in den nordwestlichen Gebieten des Mittleren Westens der USA spürbar verbessert. Dies dürfte der späteren Entwicklung der Mais- und Sojabohnenpflanzen zugute kommen. Kurzfristig kommt es allerdings zu Verzögerungen bei der Aussaat. Ende letzter Woche waren laut USDA erst 2% der US-Maisflächen bestellt. Im Vorjahr waren es bereits 16% und im langjährigen Durchschnitt 7%. Aufgrund der noch frühen Jahreszeit stellt dies derzeit aber noch kein Problem dar. Angesichts dessen ist zwar mit deutlich besseren Ernten als im dürregeplagten Vorjahr zu rechnen. Ob die hochgesteckten Erwartungen der meisten Marktbeobachter erfüllt werden, ist allerdings fraglich. Denn in den südlichen und westlichen Anbaugebieten ist es nach wie vor zu trocken. Laut Langfristprognose des Agrarwetterdienstes MDA Weather Services dürfte es in diesen Gebieten auch im Sommer nur unterdurchschnittliche Regenfälle geben.

Der Baumwollpreis ist gestern trotz robuster US-Exportzahlen unter Druck geraten und handelt nur noch knapp über 85 US-Cents je Pfund. China wird mit der Auktion von Baumwolle aus den staatlichen Reserven beginnen. Bis Ende Juli sollen den chinesischen Verarbeitern auf diese Weise 4,5 Mio. Tonnen Baumwolle angeboten werden. Die Nachfrage nach US-Baumwolle könnte daher in den kommenden Monaten geringer sein. Der deutliche Rückgang der Anbaufläche in den USA dürfte aber einem stärkeren Preisrückgang entgegenstehen.




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