Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Der "Schwarze Montag" bei Gold gibt weiter Rätsel auf

22.04.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist zunächst daran gescheitert, die Marke von 100 USD je Barrel zurückzuerobern. Somit besteht weiterhin das Risiko eines erneuten Tests der Tiefstände von Mitte letzter Woche bei 97 USD je Barrel. Der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate hat die Preiserholung zunächst ausgebremst. Seiner Ansicht nach ist der Ölmarkt derzeit nicht überversorgt, sondern ausgeglichen. Dies spricht gegen eine Kürzung des OPEC-Angebots.

Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören in Sachen Ölförderpolitik zu den engen Verbündeten Saudi-Arabiens und dürften daher eine ähnliche Meinung vertreten wie der größte OPEC-Produzent. Ohne die Bereitschaft Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwaits ist eine Kürzung der OPEC-Produktion nicht vorstellbar. Allerdings bedarf es dazu keiner verbalen Äußerung. So hat Saudi-Arabien das Ölangebot Ende letzten Jahres um ca. 1 Mio. Barrel pro Tag gekürzt, ohne dies vorher anzukündigen.

Die wöchentlichen Daten zu den OPEC-Öllieferungen scheinen dies auch jetzt nahezulegen. In den vier Wochen zum 4. Mai sollen die OPEC-Lieferungen laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements um 220 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber dem vorherigen 4-Wochenzeitraum zurückgehen. Die Öllieferungen sind damit so niedrig wie zuletzt vor zwei Monaten. Gegenwind erhält der Ölpreis durch die Finanzanleger. Diese ziehen sich angesichts des Preisrückgangs weiter aus dem Ölmarkt zurück und verstärken damit den Abwärtstrend. Die Netto-Long-Positionen bei WTI fielen in der Woche zum 16. April um 11 Tsd. auf 160,7 Tsd. Kontrakte. Die heute Mittag von der ICE zu veröffentlichten Positionierungsdaten für Brent dürften ein ähnliches Bild zeichnen.

Open in new window


Edelmetalle

Auch eine Woche nach dem "Schwarzen Montag" am Goldmarkt, als der Preis um knapp 150 USD gefallen war, sind noch nicht alle Fragen geklärt. Eine der wichtigsten Fragen gibt weiter Rätsel auf: "Wer hatte denn letzte Woche Gold verkauft?" Während die physischen Käufe von Münzen und Barren offensichtlich gestiegen sind, haben wir fest damit gerechnet, dass die am Freitagabend veröffentlichte CFTC-Statistik einen massiven Rückgang der Netto-Long-Positionen der Spekulanten zeigen würde, was eine "Kapitulation" der Hedge-Fonds und eine Bereinigung des Marktes signalisieren würde. Diese Hoffnung wurde nur teilweise erfüllt. Zwar haben sich die Netto-Long-Positionen der sog. "non-reportables", d.h. nicht-berichtspflichtigen Teilnehmer, meist Kleinanleger, per Dienstag im Wochenvergleich nahezu halbiert und lagen mit rund 13 Tsd. Kontrakten auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2008, als der Goldpreis noch bei knapp 840 USD handelte.

Allerdings sind die Netto-Longs der Großanleger (sog. "managed money") in der Berichtswoche noch stärker um rund 19 Tsd. Kontrakte auf den höchsten Stand seit Anfang Februar gestiegen. Auch hat der derzeit berühmteste Gold-Spekulant John Paulson seine Engagements bekräftigt, weshalb mögliche Liquidationen seinerseits nicht als Erklärung für den Abverkauf gelten können. Einige Anomalien weist der CFTC-Bericht dennoch auf, vor allem im Bereich der Optionen. Wir werden diesen in den kommenden Tagen nachgehen.


Industriemetalle

Im Gegensatz zu den Edelmetallen setzt sich bei den Industriemetallen der Abwärtstrend fort. Der Index der Londoner Metallbörse, LMEX, fiel bereits am Freitag auf 3.072,6 Punkte und damit den tiefsten Stand seit Juli 2010. Zu Beginn der neuen Handelswoche geben die Industriemetalle weiter nach. Die größten Verlierer sind dabei Kupfer und Zinn. Das rote Metall verbilligt sich auf 6.815 USD je Tonne und bleibt somit nur noch knapp über dem tiefsten Stand seit mehr als 1½ Jahren. Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 16. April ihre Netto-Short-Positionen bei Kupfer nicht wieder ausgeweitet, sondern sogar weiter abgebaut. Da der Kupferpreis seit dem Datenstichtag allerdings merklich nachgab, wurden die Finanzanleger auf dem falschen Fuß erwischt und könnten daher ihre Long-Positionen mittlerweile wieder glattgestellt bzw. Short-Positionen neu aufgebaut haben.

Die heute Morgen von der chinesischen Zollbehörde veröffentlichten Handelsstatistiken der Metalle für März bestätigten die vorläufigen Zahlen. So hat sich China im letzten Monat mit Importen stark zurückgehalten. Dagegen haben die Exporte von einigen Metallen merklich angezogen. Die Netto-Importe von z.B. Kupfer fielen daher auf 158,2 Tsd. Tonnen, was dem niedrigsten Niveau seit knapp zwei Jahren entspricht. Wir erwarten, dass die Einfuhren in den kommenden Monaten wieder merklich anziehen werden, was die Preise unterstützen sollte. Denn die chinesischen Händler haben in der Vergangenheit oftmals opportunistisch agiert und niedrige Preise zu Käufen genutzt.


Agrarrohstoffe

An den Märkten für Mais und Sojabohnen in den USA wird derzeit gerätselt, ob die bisher witterungsbedingt verzögerte Maisaussaat zu einer Flächenverschiebung zugunsten von Sojabohnen führen wird. Einige Marktbeobachter halten dies für wahrscheinlich, da Sojabohnen bei Aussaat und Entwicklung zeitlich leicht hinter Mais liegen. Andere sehen keinen Anlass, vor Mai eine solche Möglichkeit zu diskutieren. Die Sojabohnenpreise für die alte Ernte litten allerdings nicht unter dieser Debatte, vielmehr gaben die wieder guten US-Exportzahlen Impulse nach oben. Die US-Exporte profitieren weiterhin von den Verzögerungen bei der Verladung der rekordhohen brasilianischen Ernte.

In Westeuropa führt die wärmere Witterung nach dem langen Winter endlich zu einer schnelleren Entwicklung der Weizenpflanzen und nährt Hoffnungen auf eine gute Ernte. In Paris ist inzwischen der November-Kontrakt der meistgehandelte Terminkontrakt. Dieser bereits die neue Ernte repräsentierende Kontrakt notiert aktuell mit 215 EUR je Tonne deutlich unter dem alterntigen Mai-Kontrakt, der 245 EUR je Tonne kostet. Schneller als erwartet könnten die EU-Weizenpreise durch eine Wiederaufnahme von Exporten durch Russland unter Druck geraten. Dort sind die internen Preise - auch mit Hilfe staatlicher Lagerverkäufe - auf ein Niveau gefallen, die Exporte v.a. in die Mittelmeerregion wieder attraktiv und konkurrenzfähig machen, sofern noch Ware aus der letztjährigen Ernte verfügbar ist.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"