Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Debatte über künftige Förderpolitik in der OPEC

24.04.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann dank einer Aufhellung der allgemeinen Marktstimmung wieder über die Marke von 100 USD je Barrel steigen. Ölmarktspezifische Gründe für die Preiserholung gibt es nicht. Aus dem Irak kommen sogar preisbelastende Nachrichten. Dieser hat damit gedroht, die OPEC zu verlassen, falls sie der Ausweitung seiner Ölproduktion entgegensteht. Der Irak strebt dabei langfristig ein Exportvolumen von 5 Mio. Barrel pro Tag an, was mehr als einer Verdopplung des jetzigen Angebots entsprechen würde. Der Irak ist seit 1998 vom Quotensystem ausgenommen. Seit Anfang 2012 gelten keine individuellen Länderquoten mehr, sondern nur noch ein Zielwert für die gesamte OPEC-Produktion von 30 Mio. Barrel pro Tag.

Trotz der Ende 2012 erfolgten Fördermengenkürzung produzierte die OPEC bis zuletzt noch immer 500 Tsd. Barrel pro Tag über dem Zielwert. Der Bedarf an OPEC-Öl liegt aktuellen Schätzungen zufolge in diesem Jahr sogar nur bei 29,7 Mio. Barrel pro Tag. Von daher wäre eigentlich eine weitere Angebotskürzung angesagt, um den Ölmarkt ins Gleichgewicht zu bringen und einen weiteren Preisrückgang zu verhindern. Neben dem Irak drängt auch Libyen auf eine Anhebung seiner Förderquoten, sobald es seine Produktion auf 1,7 Mio. Barrel pro Tag steigern kann. Die Signale aus dem Irak und Libyen schwächen daher die Glaubwürdigkeit und die Handlungsfähigkeit der OPEC. Saudi-Arabien wird kaum bereit sein, das Angebot allein zu reduzieren, während einige andere OPEC-Mitglieder ihre Produktion ausweiten. Die OPEC zeigt somit Uneinigkeit, wenn aufgrund einer schwächer als erwarteten Nachfrage und einer steigenden Nicht-OPEC-Produktion Geschlossenheit dringend geboten wäre.


Edelmetalle

Begleitet von anhaltenden ETF-Abflüssen - gestern wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um weitere 22,5 Tonnen abgebaut - ist der Goldpreis um rund 1% gefallen. Auch der US-Dollar, der im Zuge schwacher Konjunkturdaten in der Eurozone gegenüber dem Euro aufwertete, lastete auf den Edelmetallpreisen. Silber gab gestern auf Schlusskursbasis um 2% nach. Zwischenzeitlich näherte sich das weiße Edelmetall dem 2-Jahrestief von 22 USD je Feinunze, das letzte Woche markiert wurde. Auch wenn sich Silber heute Morgen wieder verteuert, kam es bei Silber im Gegensatz zu Gold bislang nicht zu einer nennenswerten Preiserholung nach dem Einbruch von vergangener Woche.

Der Preisverfall bei Silber ging im Gegensatz zu Gold auch nicht mit nennenswerten Abflüssen aus den ETFs einher. Deren Bestände wurden in den letzten Wochen nur leicht reduziert. Seit Jahresbeginn verzeichneten sie sogar Zuflüsse von 525 Tonnen. Die relative Preisschwäche von Silber - das Gold/Silber-Verhältnis ist zum ersten Mal seit September 2010 wieder über 60 gestiegen - ist damit eher auf eine schwächere Industrienachfrage zurückzuführen, die mehr als 50% der Fabrikationsnachfrage ausmacht. Dies wird auch durch Daten aus China bestätigt. Denn mit 196 Tonnen hat das Reich der Mitte im März im Vergleich zum Vorjahr 23% weniger Silber importiert. Im ersten Quartal lagen die Silbereinfuhren gut 2% unter dem Vorjahr. Heute veröffentlicht das Silver Institute seinen "World Silver Survey“ zur Lage am globalen Silbermarkt.

Open in new window


Industriemetalle

Schwache Konjunkturdaten aus China und der Eurozone schickten gestern die Metallpreise zeitweise auf Talfahrt. Der im Zuge dessen aufwertende US-Dollar lastete ebenfalls auf den Preisen. Die Metalle machen in Folge fester asiatischer Aktienmärkte heute Morgen aber einen Teil ihrer gestrigen Verluste wieder wett. So übersteigt Kupfer zum Beispiel kurzzeitig die Marke von 7.000 USD je Tonne, nachdem es gestern noch zwischenzeitlich ein 1½-Jahrestief bei 6.762 USD markierte. Aluminium unternimmt einen weiteren Anlauf, die Marke von 1.900 USD je Tonne zu überwinden. Einem merklichen Preisanstieg des Leichtmetalls dürften allerdings die anhaltend hohen Produktionsraten entgegenstehen.

Gemäß Daten des International Aluminium Institute ist die globale Aluminiumproduktion im März im Vergleich zum Vorjahr um 4,7% auf 3,909 Mio. Tonnen gestiegen. Dies war der dritthöchste Monatswert aller Zeiten und die Produktion im März lag nur marginal unter dem Rekordhoch, das im Dezember verzeichnet wurde. Der Anstieg ist nahezu ausschließlich auf China zurückzuführen, wo im Vorjahresvergleich knapp 11% mehr Aluminium hergestellt wurde. Damit bleibt zudem der globale Aluminiummarkt klar überversorgt. Dies spiegelt sich auch in nach wie vor sehr hohen Lagerbeständen wider. Seit nunmehr sieben Monaten liegen deutlich mehr als 5 Mio. Tonnen Aluminium in den Lagerhäusern der LME. Und an der SHFE befinden sich die Aluminiumbestände mit über 500 Tsd. Tonnen auf einem Rekordhoch.


Agrarrohstoffe

Wie am Vortag ging es auch gestern für die Weizen- und Maispreise bergab. Die Themen bleiben die gleichen: Besseres Wetter in den USA, das eine raschere Aussaat in Aussicht stellt und eine Rekordernte wahrscheinlicher macht. Zudem die Wiederaufnahme russischer Exporte und entsprechende Absichten der Ukraine, die vor allem die Weizenpreise in Paris unter Druck setzten, und schwache Daten aus China. Die Märkte dürften sich vorläufig weiter in diesem Umfeld bewegen. Größere Ausschläge erwarten wir erst für den Fall, dass die ersten Angebots- und Nachfrageschätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums für 2013/14 am 10. Mai überraschend ausfallen.

Die Arabicapreise gaben gestern massiv nach. In den Vortagen hatte die Sorge um die in Mittelamerika verbreitete Pflanzenkrankheit Roya die Notierungen über die Marke von 140 US-Cents je Pfund steigen lassen. Nun steht die anlaufende große Ernte in Brasilien wieder im Vordergrund. Die erfreuliche Entwicklung in Brasilien sollte aber den Blick darauf nicht verstellen, dass es sich bei Roya um ein Phänomen handelt, das von der Internationalen Kaffeeorganisation als durchaus längerfristig bedrohlich eingeschätzt wird. Die Robustapreise gaben ebenfalls nach. Regenfälle im wichtigsten Anbauland Vietnam haben inzwischen die Feuchtigkeitsversorgung der Böden in fast allen Regionen verbessert.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"