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Distributionsphase abgeschlossen - Industriemetalle in der Korrektur

05.08.2011  |  Markus Blaschzok
Die Aktien- und Rohstoffmärkte bewegten sich lange genug auf hohem Niveau trendlos seitwärts, bei gleichzeitig bullischen Markt- und Konkunkturprognosen mit einigen Bullenfallen im Kursverlauf, um den letzten Zweifler zurück in den Markt zu holen. Dies markiert in der Regel den Wendepunkt einer Bewegung. Diese Rückkehr der Spekulanten, die aus Angst vor davonlaufenden Kursen, in den vergangenen Wochen massiv als Käufer auftraten, war ein Indiz für eine erneute Korrektur. Wir ließen uns von dem Optimismus nicht mitreißen und blieben standhaft unsereren Prognosen, wie der vom letzten Jahr zu einer Rückkehr der Krise im dritten Quartal, treu. Ebenso rieten wir stets zur Vorsicht bei Silber, während die Mehrheit der Analysten die Allzeithochs in greifbarer Nähe sahen.

Zu Wochenbeginn wurde das Schauspiel um den vermeintlichen Disput bezüglich der US-Schuldenobergrenze beigelegt, der das demokratische Bild im Volk erhalten soll. Die Schuldenobergrenze wurde angehoben und sofort 238 Mrd. US-Dollar auf dem Kapitalmarkt aufgenommen, von denen sicherlich ein großer Teil durch die hauseigene Zentralbank aufgekauft wurde. Die explizite Staatsschuld der USA überschritt damit erstmals 100% des BIPs und ist damit bekanntlich nicht weit von der Situation der Euro-Peripherieländer entfernt. Wir sprachen vor einigen Monaten, als wir unsere Prognose erneuerten, davon, dass der Markt einige Zeit benötigen würde, um die wahre wirtschaftliche- und konjunkturelle Lage zu erfassen, die äußerst schlecht sei. Dieser psychologische Meinungsumschwung fand die letzten Monate statt und hat einen Punkt erreicht, der mit fortschreitender Erkenntnis bis hin zur Panik, zunehmenden Druck auf die Märkte ausüben wird.

So gaben die Leitindizes in den vergangenen beiden Wochen ab und erlitten besonders gestern und heute, weitere enorme Kursverluste. Der Dax verlor allein in dieser Woche in der Spitze 15,5 Prozent und der S&P 500 10 Prozent. Während sich der Goldpreis, wie von uns prognostiziert, relativ stark zeigt, leiden die Industriemetalle, darunter auch das Silber, stark und den negativen Konjunktureinschätzungen und den fallenden Aktienmärkten.

Hinzu kommt, dass die Renditen italienischer und spanischer Anleihen eneut Anstiegen und Italiens Zinsen bei 10-jähriger Laufzeit auf 6 Prozent und damit ein kritisches Niveau, anstiegen. Der sozialistische EU-Kommissionspräsident Barroso forderte sofort eine Aufstockung des 440 Mrd. € schweren EFSF-Rettungsfonds. "Man müsse sicherstellen, dass er über genügend Mittel verfüge, um Ansteckungsgefahren zu bekämpfen." Die Ratingagentur S&P forderte die EZB auf, am Markt zu intervenieren, um einen weiteren Anstieg der Zinsen zu verhindern. Genau das hat EZB-Chef Trichet nun auch vor. Er beliess die Leitzinsen bei 1,5 Prozent und deutete an, dass er auf Forderungen zu einer Intervention an den Rentenmärkten eingehen könnte.

Nach Berichten von Händlern soll die EZB bereits wieder als Käufer für portugiesische und irische Anleihen auftreten. Bisher wurden allein von der EZB Staatsanleihen im Volumen von 74 Mrd. Euro gekauft und wie hoch die nationalen Notenbanken engagiert sind, ist bis heute unbekannt. Ein weiterer Zinsschritt dürfte damit ad acta gelegt werden. Wir schrieben bereits vor einigen Wochen, dass keine weiteren Zinsschritte der EZB erfolgen werden und die bisherigen gar rückgängig gemacht werden könnten, wenn der Wirtschaftseinbruch und somit schwächere Preissteigerungsraten nur stark genug ausfallen würden, was wir auch erwarteten.

Im Zusammenhang mit der Anhebung der Schuldenobergrenze, hörte man in den vergangenen Tagen immer wieder Stimmen, welche die vereinbarten Einsparungen und nicht stattgefundenen Steuererhöhungen in den USA kritisieren, da dies "eine massive Nachfrageschwäche" verursachen würde. Amerika hätte kein Steuerproblem sondern ein Nachfrageproblem, in das der Staat über höhere Steuern einspringen müsse. Diese Sichtweise verkennt die Möglichkeiten des Staates. Bei der vermeintlichen Nachfragelücke handelt es sich um überflüssige Produktionskapazitäten, die an den Bedürfnissen der Menschen vorbei gehen und nicht benötigt werden.

Der Staat kann nur das Geld der Steuerzahler konfiszieren um es ineffizient in Industriebereiche umleiten, die der Verbraucher eigentlich gar nicht braucht und nicht will. Ein Markteingriff des Staates macht keinen Sinn, da dieser keine nachhaltige Besserung der Situation herbeiführen kann und dessen vergangene Eingriffe die Ursache des Problems sind. Die Rolle des Staates wird hier von keynesianischen Volkswirten maßlos überschätzt und die grundlegenden Zusammenhänge nicht verstanden.


Weitere Entwicklungen
  • Die koreanische Notenbank erhöhte ihre Goldreserven um 25 Tonnen

  • Die US-Arbeitsmarktdaten fielen heute etwas besser aus, als es der Marktkonens erwarten lies. Die amerikanische Arbeitslosenquote U-3 sank im Juli leicht von 9,2 Prozent auf 9,1 Prozent. Die breiter gefasste und mit Europa besser vergleichbare Arbeitslosenquote U-6 ging von 16,2 Prozent auf 16,1 Prozent zurück. Es wurden 117.000 Stellen geschaffen und damit mehr als die 85.000, die allgemein erwartet wurden. Kurzzeitig reagierte der Markt nach Bekanntgabe positiv, um dann auf ein neues Tagestief einzubrechen.

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Die Schweizer Nationalbank senkte den Leitzins auf 0-0,25 Prozent um eine weitere Aufwertung des CHF zum EUR zu begegnen. Gleichzeitig wurden quantitative Maßnahmen angekündigt, um den Wert des Franken künstlich zu drücken. Die SNB kauft seit 2008 massiv Devisen gegen frisch gedruckte Franken auf, um einer relativen Aufwertung zum Euro und US-Dollar zu begegnen. Dazu wird die Geldbasis massiv ausgeweitet und die Verluste aus diesen Geschäften dem Schweizer Steuerzahler aufgebürdet. Der Euro fiel heute zum Franken auf ein neues Tief bei 1,071 Franken. Damit betrug der Wertverlust des Euro seit April 17 Prozent.

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ETF Bestände

Veränderungen seit dem 17.06.2011


Auf Monatssicht nahmen die Bestände der Gold-ETFs um 100 Tonnen zu, während der Preis um 150 US-Dollar anstieg. Damit erreichten die Goldbestände erstmals neue Höchststände, nachdem diese 1 1/2 Jahre rückläufig waren. Die Zuwächse beim Silber waren mit 400 Tonnen deutlich geringer als im Gold, was die Outperformance von Gold in den letzten Wochen unterstützte. Die Bestände für Platin und Palladium veränderten sich wenig bei ebenso nahezu unveränderten Preisen. Die neue Krise und die damit einhergehende Fortsetzung der weltweiten Rezession könnte dafür sorgen, dass ein Teil dieser Bestände verkauft wird und so der Preis für die beiden Metalle zusätzlich unter Druck gerät.

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Technische Analyse

Die Märkte drehen gen Süden


Der Silberpreis hat die Handelsspanne zwischen 39 USD und 41 USD heute nach unten hin verlassen, nachdem er vorgestern noch eine Bullenfalle nach oben generierte. Das Hoch von 41 USD wurde nicht signifikant genommen und somit kein Kaufsignal generiert. Wie erwartet, hat die wirtschaftliche Eintrübung und die angespannte fiskalpolitische Lage in den USA sowie in Europa die Rohstoffpreise gestern und heute auf Talfahrt geschickt. Damit ist unser seit Mai präferiertes Szenario eingetreten und eröffnet ein neues Kursziel beim Silber, das im Zuge eines weiterhin schwachen Aktienmarktes erst einmal bei 35 US-Dollar liegt. Das Worst-Case-Szenario bringt den Preis auf unter 30 US-Dollar zurück.

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Palladium zeigte in den vergangenen zwei Monaten relative Stärke und konnte die Marke von 800 US-Dollar, entgegen unseren Erwartungen, noch einmal überwinden und bis auf 850 US-Dollar ansteigen. Seit letzter Woche hat sich jedoch eine Umkehr angedeutet, die zu fallenden Kursen in den letzten drei Tagen führte. Damit wurde in EUR und in US-Dollar die kurzfristige Aufwärtstrendlinie erreicht und die 200-Tage-Linie in USD erstmals auf Tagesbasis signifikant unterschritten. Ebenso wie bei Platin sehen wir wenig fundamental begründete Kursfantasie. Die Risiken überwiegen eindeutig die Chancen. Sollte das Tief von heute unterschritten werden, dann droht ein weiterer Abverkauf bis auf 600 US-Dollar/Unze und unser vor zwei Monaten aufgestelltes Szenario trifft ein. Platin und Palladium sind sehr konjunktursensitiv und aufgrund des engen Marktes für einen stärkeren Einbruch prädistziniert.

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Der seit langem prognostizierte Einbruch des amerikanischen Aktienmarktes fand in den letzten Tagen statt. Der S&P 500 fiel im freien Fall um bis zu 13 Prozent binnen zwei Wochen und erreichte heute im Tief 1.168 Punkte. Damit traf unsere Prognose voll ein. Die fundamentalen Rahmendaten sind weiterhin denkbar schlecht für die Aktienmärkte, doch wirkt die Inflation und die Flucht aus den Staatsanleihen hinein in Aktien kurssteigernd. Sollte die Unterstützung bei 1.170 Punkten durchbrochen werden, dann ist ein weiterer starker Abverkauf binnen kürzester Zeit, der crashartige Ausmaße annehmen kann, möglich. Unser Ausblick ist auf Sicht der nächsten zwei Monate immer noch negativ.

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Commitment of Traders

Bei allen Edelmetallen bauten die Spekulanten bis zum Dienstag ihre Long-Positionen weiter aus. In dem letzten Monat kamen diese wieder zurück in den Markt. Die Anstiege im Gold und im Silber wurden im Vergleich zu vergangenen Anstiegen, stark durch spekulative Investoren geprägt, was die Nachhaltigkeit des Anstiegs in Frage stellt. Nach den Kursverlusten der letzten beiden Tage ist damit zu rechnen, dass sich die Spekulanten wieder zurückziehen, was die Preise wieder stärker unter Druck bringen dürfte.

Obwohl man bei Platin mit einem Anstieg von 7,8% der Positionen auf einen weiteren Anstieg des Preises setzte, konnte der Preis keine neuen Hochs erreichen. Die ist überaus negativ zu sehen und die vergangenen beiden Tage bieten einen Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Tagen noch auf uns zukommen könnte. Bei Palladium sieht es ebenso negativ aus. Die Daten zeigen, dass der EUR zum USD weiterhin nicht unbedingt schwächer werden muss, da die kurzfristig agierenden Anleger hier neutral eingestellt sind.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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