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Deutsch französisches Treffen im Fokus!

16.08.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (07.05) bei 1.4420, nachdem gestern im US-Geschäft Höchstkurse bei 1.4476 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.85, während EUR-CHF bei 1.1275 oszilliert.

Der Finanzmarkt schaut heute nach Paris. Das Treffen Sarkozy/Merkel ist Folge der Zuspitzung der Staatsdefizitkrise. Nachdem sich der Markt nicht nur auf Italien und Spanien losgelöst von Fakten einschoss, wurde auch Frankreich zunächst in kleiner Dosis mit den intriganten Mitteln der unfundierten Gerüchte als Ziel der Spekulation erkoren. Auf eine derartige Wendung gilt es, politische Antworten zu finden.

Die bundesdeutsche Regierung bleibt sich treu. Auch vor diesem Treffen gibt es eine Vorfestlegung der deutschen Kanzlerin. Das ist mehr als bedauerlich.

Eurobonds werden abgelehnt und sind nicht Thema. Der Chor aus deutschen Gefilden ist mannigfaltig in der Ablehnung der Eurobonds. Schlagworte wie Vergesellschaftung oder gar Sozialismus werden bemüht. Diese Argumente lassen jede sachliche Tiefe vermissen.

Ein Eurobond ist kein Geschenk für die Reformländer, sondern es ist ein Konstrukt, das eine unproblematische Finanzierung der gesamten Eurozone sicherstellen würde. Mehr noch bekämen die Reformländer damit die notwendige Ruhe, die Reformen auch umzusetzen, ohne dass spekulative Kräfte Kapitalzuflüsse verhinderten und Kapitalabflüsse forcierten. Die Eurozone würde als Erfolgsmodell wahrgenommen, da sie in der Neuverschuldung und vor allen Dingen in der aggressiven Reformpolitik dramatisch besser abschneidet als USA, Japan oder das UK. In der Folge sollte die Risikobewertung an den Kapitalmärkten diese Erfolge und Tatsachen spiegeln. Gemeinschaft macht halt stark.

Das Argument, dass damit die Disziplin im Reformprozess abnehmen würde, ist auf ersten Blick charmant. Es kann jedoch auch nicht sachlich verfangen. Bereits jetzt müssen die Euroländer ihre Haushaltsvorlagen in Brüssel einreichen und auf Nachhaltigkeit und Angemessenheit überprüfen lassen: Den Eurobond so zu gestalten, dass Verfehlungen zu einem Verlust finanzieller Souveränität führen, ist ein scharfes Eisen, genau die Disziplin zu forcieren, die derzeit von allen Reformländern an den Tag gelegt wird.

Das Argument, das Deutschland wieder alles bezahle, kann nur auf ersten Blick verfangen. Am Ende des ersten Quartals 2011 stellte sich die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe auf 3,32%. Seinerzeit lag die Verbraucherpreisinflation bei 2,0%. Mit anderen Worten ergab sich eine Differenz von +1,32%.

Mit der Zuspitzung der Krise ergibt sich jetzt ein Bonus für die Refinanzierung der Bundesrepublik. Derzeit liegt die Preisinflation bei 2,4%, während die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe bei 2,32% liegt. Die Differenz ist zwischen Rendite und Preisanstieg liegt also bei -0,08%.

Wer in dieser Lage dieses Kapitalmarktzinsniveau als Basis für eine potentielle Kostenrechnung zu Grunde legt, agiert in ambitionierter Art und Weise. Dieses Zinsniveau, das wir derzeit genießen ist nichts anderes als eine "Quasi-Subvention", die durch die spekulativen Attacken gegen die Reformländer ausgelöst sind.

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Per März ergab sich eine relativ normal verteilte Situation, in der der Zins 1,32% oberhalb des Inflationsniveaus lag. Ansatzweise ergab sich damit unter historischen Gesichtspunkten eine faire Bewertung.

Der real negative Zins von -0,08% stellt aktuell eine Anomalie dar. Anomalien als Ausgangspunkt seriöser Berechungen zu nutzen, überlassen wir anderen Kollegen. In der Tat würde ein Eurobond ein höheres Zinsniveau mit sich bringen, das im Umfeld der fairen Bewertung der Bundesanleihen per März 2011 angesiedelt sein könnte.

Wer die Anomalie als Grundlage seiner Berechnungen nutzt, unterstellt damit auch eine Fortsetzung der virulenten Krise und damit einen Niedergang der Wirtschaft, der das Steueraufkommen massiv belasten würde. Diese Gegenrechnung wurde bisher noch nicht aufgemacht, sie wäre bei einer sachlichen Analyse jedoch zu berücksichtigen.

Für Deutschland ist eine Fortsetzung des Aufschwungs von viel größerer Bedeutung! Die jüngste Verwerfung an den Aktienmärkten darf als Warnschuss verstanden werden, was mit der Realwirtschaft passieren kann, wenn die Politik sich zu sehr auf Gedankenspiele der Nationalökonomie einlässt und die Verantwortung im Rahmen einer globalisierten Welt negiert.


Heute früh wurden die deutschen BIP-Daten veröffentlicht. Das deutsche BIP verzeichnete laut erster Schätzung per 2. Quartal 2011 einen Anstieg um 0,1% im Quartalsvergleich. Die Prognose lag bei 0,5%. Das Vorquartal wurde von 1,5% auf 1,3% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 2,8% nach zuvor 5,0% (revidiert von 5,2%) ein.

Offensichtlich wirkten sich die Themen Nordafrika, Fukushima, Eurodefizitländerkrise und US-Krise belastender aus, als vom Mainstream erwartet.

Wir nehmen die vorläufigen Daten zur Kenntnis und sind auf die erste Berechnung gespannt.

Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen aus den USA zu, die insgesamt das Bild einer schwächlichen Verfassung der US-Konjunktur unterstreichen.

Der „NY Empire State Manufacturing Index” sank per August von zuvor -3,8 auf -7,7 Punkte. Die Prognose war bei -4,5 Punkten angesiedelt. Der Auftragsindex verlor von -5,4 auf -7,8 Zähler. Der Beschäftigungsindex legte dagegen von 1,1 auf 3,3 Punkte zu. Der Index bewegt sich aktuell den dritten Monat in Folge auf negativem Terrain.

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Die TIC-Kapitalzuflüsse per Berichtsmonat Juni stellten sich auf 3,7 Mrd. USD nach zuvor 24,2 Mrd. USD. Wir nehmen diese Daten zur Kenntnis. Sie waren im Juni Grundlage der Bewegungen am Kapitalmarkt. Es fehlt zeitlich Nähe. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass der Anlagen am Kapitalmarkt seitens des Auslands offensichtlich nicht allzu sehr gesucht sind ….

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Der Frühindikator des US-Wohnimmobilienmarkts, der NAHB-Index (National Association of Homebuilders) lieferte keine neuen Erkenntnisse. Der Index verharrte unverändert bei 15 Punkten auf depressivem Niveau. Erst bei 50 Punkten würde ein neutrales Level erreicht.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Tiefstkurse 1.3835 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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