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US-Arbeitsmarktdaten geben Preisen Auftrieb

06.05.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die geopolitischen Risiken sind wieder in den Fokus der Märkte gerückt, nachdem die Medien über mehrere israelische Luftangriffe seit letztem Donnerstag auf Ziele in Syrien berichteten. Es wird nun über eine mögliche militärische Einmischung der westlichen Mächte in den Konflikt in Syrien spekuliert, was eine massive Eskalation des Konflikts zur Folge haben könnte. Der Brentölpreis konnte deshalb erneut die psychologisch wichtige Marke von 100 USD erfolgreich verteidigen und steigt heute Morgen auf 105 USD je Barrel. Damit nimmt auch der Druck auf die OPEC etwas ab, beim Treffen in Wien Ende des Monats zu handeln. Einige OPEC-Länder benötigen einen Ölpreis von über 100 USD, um ihre Bilanzen auszugleichen.

Unterstützend für den Ölpreis wirken ebenfalls Nachrichten aus Brasilien und Venezuela. In Brasilien hat die Energieagentur ANP für März einen Rückgang der Produktion für Rohöl und Erdgas auf den niedrigsten Stand seit über 3,5 Jahren berichtet, nachdem die führenden drei Produzenten einige Offshore-Plattformen wegen Reparaturen geschlossen hatten. Der venezolanische Ölproduzent PDVSA hatte für das Vorjahr einen Rückgang der Produktion um 3% auf 3,03 Mio. Barrel täglich berichtet.

Nach den Berichten über Reformpläne von Bundeskanzlerin Merkel für den CO2-Handel am Freitag sind die Preise der CO2-Zertifikate um mehr als 20% auf über 3,70 Euro je Tonne gestiegen. Frau Merkel warnte vor möglichen Fehlentwicklungen wegen des massiven Preisverfalls in den letzten Monaten. Damit steigen wieder die Chancen fürs "Backloading", auch wenn eine Novelle erst nach der Bundestagswahl im September wahrscheinlich ist.


Edelmetalle

Am Freitag kam der Goldpreis nach den guten US-Arbeitsmarktdaten kurz unter Druck, kann aber heute seine Erholung fortsetzen und handelt weiter bei über 1.470 USD je Feinunze. Dabei scheint der jüngste Preisanstieg nicht auf Kurzfristspekulanten zurückzuführen zu sein. So haben die Großanleger an der COMEX ihre Netto-Long-Positionen weiter reduziert. Die sog. "non-reportables", meist Kleinanleger, sind sogar erstmals seit Februar 2001 per saldo negativ gestimmt. Auch die Abflüsse aus den physisch gedeckten Gold-ETFs dauern an: Seit Monatsbeginn wurden bereits weitere 13,7 Tonnen Gold abgezogen, nachdem im April Abflüsse von 174 Tonnen verzeichnet wurden.

Die Nachfrage nach Münzen und Barren scheint aber hoch genug zu sein, um diesen Verkaufsdruck noch zu kompensieren. So hat die US-Münzanstalt im April mit 209,5 Tsd. Unzen so viele Goldmünzen verkauft wie seit Dezember 2009 nicht mehr. Mit 4,09 Mio. Unzen erreichten auch die Absätze von Silbermünzen den höchsten Stand seit drei Monaten. Aus Asien, und hier vor allem China und Indien, wird ebenfalls ein hohes Kaufinteresse für Gold berichtet. Bei der indischen Nachfrage könnte es sich neben der Feiertagssaison auch um vorgezogene Käufe wegen bevorstehender regulatorischer Änderungen handeln. Denn die indische Zentralbank möchte bis Ende des Monats konkrete Vorschläge ausarbeiten, wie u.a. der Rahmen für die Goldeinfuhren in Einklang mit dem bestehenden Regelwerk für die restlichen Importe zu bringen ist. Auch dürften sich die Bedingungen für Gold als Kreditsicherheit erschweren. Dies könnte sich negativ auf die indische Goldnachfrage auswirken. Bislang war Indien der weltweit größte Goldkonsument.


Industriemetalle

Gute US-Konjunkturdaten verhalfen den Metallpreisen letzten Freitag zu einem Höhenflug. So stieg z.B. Kupfer um mehr als 6% bzw. über 400 USD auf ein 2-Wochenhoch von knapp 7.300 USD je Tonne. Im Fahrwasser von Kupfer legten auch die anderen Metalle deutlich zu. In den USA wurden im April mehr neue Stellen geschaffenen als erwartet, was Befürchtungen einer spürbaren Verlangsamung der US-Wirtschaft zunächst zerstreute. Da sich der Arbeitsmarkt nichtsdestotrotz langsamer erholt als von der US-Notenbank Fed gewünscht, dürfte sie daher unseres Erachtens "QE3" bis Jahresende ohne Abstriche fortsetzen. Ein wesentlicher Grund für den massiven Preisanstieg am Freitag dürfte auch die Schließung von spekulativen Leerverkäufen gewesen sein. Diese hatten an der COMEX laut CFTC mit netto 23,4 Tsd. Kontrakten per 30. April wieder ein hohes Niveau erreicht, was auf einen hohen Pessimismus der Großanleger hindeutet.

Ein starker Optimismus oder Pessimismus der Großanleger markiert jedoch häufig die Wendepunkte. Die Rückkäufe dürften auch diese Woche anhalten, nachdem der Börsenbetreiber CME für die spekulativen Geschäfte bei Kupfer eine Erhöhung der Hinterlegungspflicht, sog. Marge, von zuvor 3.410 USD auf 4.070 USD je Kontrakt beschlossen hat. Wir denken, dass sich auch das fundamentale Bild bei Kupfer aufhellt und erwarten eine Bestätigung dafür von den Lagerdaten der LME und SHFE sowie den Handelsstatisken aus China, die diese Woche zur Veröffentlichung anstehen. Während die Londoner Metallbörse LME heute wegen eines Bankfeiertages geschlossen bleibt, notiert Kupfer an der SHFE deutlich freundlicher.

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Agrarrohstoffe

Die Maispreise in Chicago werden auch am Morgen von besserem Wetter in den USA auf Talfahrt geschickt. Bereits vor dem Wochenende dämpfte die Vorhersage trockener Witterung, die die nassen Böden in wichtigen Anbaugebieten abtrocknen und damit die Aussaat erleichtern sollte, die Preise. Die Vorhersage hielt was sie versprach, so dass sich nun der große Rückstand bei der Aussaat gegenüber den Vorjahren verringern sollte. Gleichzeitig reduziert dies die Wahrscheinlichkeit, dass statt Mais vermehrt die später auszubringenden Sojabohnen angebaut werden. Entsprechend zogen die Notierungen für Sojabohnen Ende der Woche an und setzen diesen Trend auch am Morgen fort.

Der internationale Zuckerhändler Czarnikow erwartet, dass das Angebot an Zucker auf dem reglementierten EU-Markt in 2014/15 die Nachfrage decken kann. In den letzten Jahren hatte die EU wiederholt ad hoc-Maßnahmen in Form von zollvergünstigten Importen und einer Freigabe von "Industriezucker" für den Lebensmittelbereich ergreifen müssen, damit die Verarbeiter in der Ernährungsbranche ausreichend Ware erhielten. Denn die Importe aus Ländern mit präferenziellem Zugang in die EU waren hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Diese haben zuletzt aber wieder angezogen. Zudem sollen neue Handelsabkommen mit Ländern wie Peru und Kolumbien für zusätzliche Importe sorgen.




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