Gemischte Importdaten aus China
08.05.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise können nicht von der Rekordjagd an den Aktienmärkten profitieren. Der Brentpreis ist auf 104 USD je Barrel gefallen, der WTI-Preis handelt wenig verändert bei 95,5 USD je Barrel. Schuld daran ist das latente Überangebot, welches laut aktueller Schätzungen der US-Energiebehörde EIA Bestand haben dürfte. Für 2013 erwartet die EIA nur noch einen Anstieg der globalen Ölnachfrage um 890 Tsd. Barrel pro Tag, für 2014 ein Plus von 1,21 Mio. Barrel pro Tag. Die Abwärtsrevision für beide Jahre zusammen beläuft sich auf 190 Tsd. Barrel pro Tag. Dagegen soll das Angebot außerhalb der OPEC dank der US-Schieferölproduktion und der Produktion von kanadischen Ölsanden kräftig steigen. Für 2013 rechnet die EIA mit einem Anstieg um 1,11 Mio. Barrel pro Tag, für 2014 sogar mit einem Zuwachs von 1,77 Mio. Barrel pro Tag. Der Anstieg des Nicht-OPEC-Angebots übertrifft den Anstieg der globalen Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr somit zusammengenommen um 770 Tsd. Barrel pro Tag. Damit steigt der Druck auf die OPEC, das Angebot ihrerseits entsprechend zu reduzieren.
Leichte Unterstützung erhielten die Ölpreise in der Nacht von robusten Importen aus China. Laut Daten der Zollbehörde hat China im April 23,08 Mio. Tonnen Rohöl importiert und damit 3,7% mehr als im Vorjahr. Auf täglicher Basis betrug das Einfuhrvolumen 5,62 Mio. Barrel. Das war 3,5% höher war als im Vormonat und entsprach dem höchsten Niveau der letzten drei Monate. Die Raffinerien in China nutzten das gesunkene Ölpreisniveau offensichtlich zum Aufbau ihrer Bestände. Zudem dürfte die inzwischen flexiblere Preissetzung für Ölprodukte dafür sorgen, dass die Nachfrage der Raffinerien tendenziell steigt.
Edelmetalle
Der Goldpreis hat gestern zwischenzeitlich knapp 30 USD verloren und ist vorübergehend auf ein Wochentief von gut 1.440 USD je Feinunze gefallen. Heute Morgen notiert er wieder bei 1.455 USD. In Anbetracht stark steigender Aktienmärkte - sowohl der DAX als auch der Dow Jones haben gestern neue Rekordhochs erreicht - ist der sichere Hafen Gold derzeit weniger gefragt. Daher hatten auch preisunterstützende Nachrichten aus China gestern keinen positiven Einfluss auf den Goldpreis. Das Reich der Mitte hat im März mit 223,5 Tonnen soviel Gold aus Hongkong wie nie zuvor in einem Monat importiert. Die Netto-Goldimporte in Höhe von 136,2 Tonnen übertrafen dabei das Vorjahresniveau um das 3½-fache und waren mehr als doppelt so hoch wie im Vormonat.
Bemerkenswert ist, dass der sprunghafte Anstieg der Importe vor dem Goldpreisverfall im April erfolgte, der im Nachgang wiederum zu einem außerordentlich hohen Kaufinteresse von Gold auch in China führte. Es spricht daher vieles dafür, dass das Reich der Mitte auch im April hohe Mengen Gold eingeführt hat. Laut Aussagen des Verbands der chinesischen Goldproduzenten ist die lokale Goldnachfrage im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um knapp 26% auf 320,5 Tonnen gestiegen. Vor allem die Schmucknachfrage und die Nachfrage nach Barren und Münzen zeigten sich in den ersten drei Monaten des Jahres sehr stark. Der heimische Bedarf wurde laut Angaben des Verbands durch die inländische Produktion (89,9 Tonnen) und Importe (netto 224,5 Tonnen) gedeckt.
Industriemetalle
China hat im April lediglich 295,8 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, was die niedrigsten Einfuhren seit Juni 2011 darstellt. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach dies einem Minus von 21,2%, im Vergleich zum Vormonat von 7,4%. Die Daten stehen im Einklang mit den zuletzt eher schwächeren Konjunkturdaten im Reich der Mitte. Sie mahnen unseres Erachtens zwar zu Vorsicht, wir sehen allerdings noch keinen Anlass zu Sorge. So wurden zum Beispiel die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der Börse Shanghai im April um knapp 34 Tsd. Tonnen bzw. 14% reduziert, was den Importbedarf entsprechend verringerte.
Auch die LME-Kupfervorräte wurden zuletzt sichtbar abgebaut. Die sog. gekündigten Lagerscheine für Kupfer in den asiatischen LME-Lagerhäusern befinden sich mit über 70 Tsd. Tonnen fast auf Rekordhoch, was auf eine robuste Nachfrage Chinas hindeutet. Darüber hinaus gibt es seit März wieder attraktive Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai. Käufe chinesischer Händler in London spiegeln sich in der Regel erst mit zwei bis dreimonatiger Verzögerung in der Importstatistik wider. Die Marktreaktion auf die auf den ersten Blick schwachen Importdaten fällt daher auch verhalten aus. Der Kupferpreis hält sich bei rund 7.300 USD je Tonne. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Aluminium. Die Einfuhren des Leichtmetalls fielen im April auf ein 2-Monatstief von 64,1 Tsd. Tonnen.
Agrarrohstoffe
Der mit Abstand weltgrößte Sojabohnenimporteur China hat im April 3,98 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das waren zwar 3,6% mehr als im März, aber 18,4% weniger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn belaufen sich die chinesischen Sojabohneneinfuhren auf 15,5 Mio. Tonnen. Sie liegen damit 14,6% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Importschwäche lässt sich vor allem mit Sonderfaktoren erklären. So hat der Ausbruch der Vogelgrippe die Futtermittelnachfrage belastet. Zudem kam es zu Verzögerungen bei den Sojabohnenlieferungen aus Brasilien. Sobald diese Belastungsfaktoren entfallen, ist mit einem deutlichen Anstieg der Importe zu rechnen.
Das China National Grain and Oils Information Center (CNGOIC) erwartet im Mai Sojabohneneinfuhren in Höhe von 5,65 Mio. Tonnen, was die höchste Menge in diesem Jahr bedeuten würde. Entsprechend gelassen hat der Markt auf die schwachen April-Importe reagiert. Der meistgehandelte Terminkontrakt kann am Morgen sogar leicht steigen und sich der Marke von 14 USD je Scheffel annähern. Der Sojabohnenpreis profitiert vor allem davon, dass trockeneres Wetter im Mittleren Westen der USA in den kommenden Tagen die Aussaat von Mais erlauben dürfte. Die Verzögerung bei der Maisaussaat hatte zu Spekulationen geführt, dass Bauern kurzfristig Anbauflächen zugunsten von Sojabohnen umwidmen könnten. Diese weisen eine deutlich kürzere Wachstumsphase auf.
Die Ölpreise können nicht von der Rekordjagd an den Aktienmärkten profitieren. Der Brentpreis ist auf 104 USD je Barrel gefallen, der WTI-Preis handelt wenig verändert bei 95,5 USD je Barrel. Schuld daran ist das latente Überangebot, welches laut aktueller Schätzungen der US-Energiebehörde EIA Bestand haben dürfte. Für 2013 erwartet die EIA nur noch einen Anstieg der globalen Ölnachfrage um 890 Tsd. Barrel pro Tag, für 2014 ein Plus von 1,21 Mio. Barrel pro Tag. Die Abwärtsrevision für beide Jahre zusammen beläuft sich auf 190 Tsd. Barrel pro Tag. Dagegen soll das Angebot außerhalb der OPEC dank der US-Schieferölproduktion und der Produktion von kanadischen Ölsanden kräftig steigen. Für 2013 rechnet die EIA mit einem Anstieg um 1,11 Mio. Barrel pro Tag, für 2014 sogar mit einem Zuwachs von 1,77 Mio. Barrel pro Tag. Der Anstieg des Nicht-OPEC-Angebots übertrifft den Anstieg der globalen Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr somit zusammengenommen um 770 Tsd. Barrel pro Tag. Damit steigt der Druck auf die OPEC, das Angebot ihrerseits entsprechend zu reduzieren.
Leichte Unterstützung erhielten die Ölpreise in der Nacht von robusten Importen aus China. Laut Daten der Zollbehörde hat China im April 23,08 Mio. Tonnen Rohöl importiert und damit 3,7% mehr als im Vorjahr. Auf täglicher Basis betrug das Einfuhrvolumen 5,62 Mio. Barrel. Das war 3,5% höher war als im Vormonat und entsprach dem höchsten Niveau der letzten drei Monate. Die Raffinerien in China nutzten das gesunkene Ölpreisniveau offensichtlich zum Aufbau ihrer Bestände. Zudem dürfte die inzwischen flexiblere Preissetzung für Ölprodukte dafür sorgen, dass die Nachfrage der Raffinerien tendenziell steigt.
Edelmetalle
Der Goldpreis hat gestern zwischenzeitlich knapp 30 USD verloren und ist vorübergehend auf ein Wochentief von gut 1.440 USD je Feinunze gefallen. Heute Morgen notiert er wieder bei 1.455 USD. In Anbetracht stark steigender Aktienmärkte - sowohl der DAX als auch der Dow Jones haben gestern neue Rekordhochs erreicht - ist der sichere Hafen Gold derzeit weniger gefragt. Daher hatten auch preisunterstützende Nachrichten aus China gestern keinen positiven Einfluss auf den Goldpreis. Das Reich der Mitte hat im März mit 223,5 Tonnen soviel Gold aus Hongkong wie nie zuvor in einem Monat importiert. Die Netto-Goldimporte in Höhe von 136,2 Tonnen übertrafen dabei das Vorjahresniveau um das 3½-fache und waren mehr als doppelt so hoch wie im Vormonat.
Bemerkenswert ist, dass der sprunghafte Anstieg der Importe vor dem Goldpreisverfall im April erfolgte, der im Nachgang wiederum zu einem außerordentlich hohen Kaufinteresse von Gold auch in China führte. Es spricht daher vieles dafür, dass das Reich der Mitte auch im April hohe Mengen Gold eingeführt hat. Laut Aussagen des Verbands der chinesischen Goldproduzenten ist die lokale Goldnachfrage im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um knapp 26% auf 320,5 Tonnen gestiegen. Vor allem die Schmucknachfrage und die Nachfrage nach Barren und Münzen zeigten sich in den ersten drei Monaten des Jahres sehr stark. Der heimische Bedarf wurde laut Angaben des Verbands durch die inländische Produktion (89,9 Tonnen) und Importe (netto 224,5 Tonnen) gedeckt.
Industriemetalle
China hat im April lediglich 295,8 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, was die niedrigsten Einfuhren seit Juni 2011 darstellt. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach dies einem Minus von 21,2%, im Vergleich zum Vormonat von 7,4%. Die Daten stehen im Einklang mit den zuletzt eher schwächeren Konjunkturdaten im Reich der Mitte. Sie mahnen unseres Erachtens zwar zu Vorsicht, wir sehen allerdings noch keinen Anlass zu Sorge. So wurden zum Beispiel die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der Börse Shanghai im April um knapp 34 Tsd. Tonnen bzw. 14% reduziert, was den Importbedarf entsprechend verringerte.
Auch die LME-Kupfervorräte wurden zuletzt sichtbar abgebaut. Die sog. gekündigten Lagerscheine für Kupfer in den asiatischen LME-Lagerhäusern befinden sich mit über 70 Tsd. Tonnen fast auf Rekordhoch, was auf eine robuste Nachfrage Chinas hindeutet. Darüber hinaus gibt es seit März wieder attraktive Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai. Käufe chinesischer Händler in London spiegeln sich in der Regel erst mit zwei bis dreimonatiger Verzögerung in der Importstatistik wider. Die Marktreaktion auf die auf den ersten Blick schwachen Importdaten fällt daher auch verhalten aus. Der Kupferpreis hält sich bei rund 7.300 USD je Tonne. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Aluminium. Die Einfuhren des Leichtmetalls fielen im April auf ein 2-Monatstief von 64,1 Tsd. Tonnen.
Agrarrohstoffe
Der mit Abstand weltgrößte Sojabohnenimporteur China hat im April 3,98 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das waren zwar 3,6% mehr als im März, aber 18,4% weniger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn belaufen sich die chinesischen Sojabohneneinfuhren auf 15,5 Mio. Tonnen. Sie liegen damit 14,6% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Importschwäche lässt sich vor allem mit Sonderfaktoren erklären. So hat der Ausbruch der Vogelgrippe die Futtermittelnachfrage belastet. Zudem kam es zu Verzögerungen bei den Sojabohnenlieferungen aus Brasilien. Sobald diese Belastungsfaktoren entfallen, ist mit einem deutlichen Anstieg der Importe zu rechnen.
Das China National Grain and Oils Information Center (CNGOIC) erwartet im Mai Sojabohneneinfuhren in Höhe von 5,65 Mio. Tonnen, was die höchste Menge in diesem Jahr bedeuten würde. Entsprechend gelassen hat der Markt auf die schwachen April-Importe reagiert. Der meistgehandelte Terminkontrakt kann am Morgen sogar leicht steigen und sich der Marke von 14 USD je Scheffel annähern. Der Sojabohnenpreis profitiert vor allem davon, dass trockeneres Wetter im Mittleren Westen der USA in den kommenden Tagen die Aussaat von Mais erlauben dürfte. Die Verzögerung bei der Maisaussaat hatte zu Spekulationen geführt, dass Bauern kurzfristig Anbauflächen zugunsten von Sojabohnen umwidmen könnten. Diese weisen eine deutlich kürzere Wachstumsphase auf.