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Erste USDA-Ernteschätzungen im Fokus

10.05.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise zeigten sich gestern weitgehend stabil und handeln am Morgen wenig verändert bei 104 USD je Barrel (Brent) bzw. 96 USD je Barrel (WTI). Besser als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten - die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sanken in der vergangenen Woche auf das niedrigste Niveau seit Anfang 2008 - steht ein reichlich versorgter Ölmarkt gegenüber. Aufschluss darüber könnte der heutige OPEC-Monatsbericht geben, nachdem Anfang der Woche bereits die US-Energiebehörde EIA eine Überversorgung des Marktes konstatiert hatte.

Ein ähnliches Bild zeichnen auch die US-Lagerdaten, welche am Mittwoch vom US-Energieministerium veröffentlicht wurden. Die US-Rohöllagerbestände sind demnach in der vergangenen Woche um 230 Tsd. Barrel gestiegen. Der Lageraufbau fiel zwar deutlich niedriger aus als erwartet. Die Lagersituation bleibt dennoch entspannt. Die Rohölvorräte liegen aktuell 9% über dem langjährigen Durchschnitt und auf dem höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1982. Die US-Rohölproduktion erreichte mit 7,369 Mio. Barrel pro Tag das höchste Niveau seit Februar 1992. Die Rohölvorräte in Cushing gingen zwar um 652 Tsd. Barrel zurück. Trotz des zweiten Lagerabbaus in Folge liegen die Cushing-Vorräte aber noch immer 43% über dem langjährigen Durchschnitt, was eine weitere Einengung der Brent-WTI-Preisdifferenz nur schwer rechtfertigt.

Bei Erdgas übertraf der für die vergangene Woche berichtete Lageraufbau leicht die Erwartungen und lag auch etwas über dem langjährigen Durchschnitt. Der Erdgaspreis fiel daraufhin zwischenzeitlich auf ein 5-Wochentief von 3,88 USD je mmBtu. Angesichts des beträchtlichen Überhangs an spekulativen Long-Positionen besteht für den Erdgaspreis weiter Abwärtspotenzial.


Edelmetalle

Der Goldpreis kann auch zum Ende der Handelswoche nicht merklich zulegen und handelt am Morgen bei rund 1.460 USD je Feinunze. In Euro gerechnet notiert das gelbe Edelmetall ebenfalls kaum verändert bei 1.120 EUR je Feinunze. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern mit 2,5 Tonnen den ersten nennenswerten Zufluss seit Ende März. Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Sommer, aber die Zuflüsse könnten trotzdem ein nahes Ende des Bestandsabbaus seitens der institutionellen Investoren markieren. Denn aus fundamentaler Sicht sollte das Interesse der Anleger angesichts der extrem lockeren Geldpolitik der Zentralbanken weltweit eher weiter steigen.

So hat zum Beispiel aus Japan offenbar eine Geldflut begonnen. Daten des Finanzministeriums zufolge haben japanische Anleger in den zwei Wochen zum 4. Mai erstmals seit Dezember 2012 zwei Wochen in Folge mehr ausländische Wertpapiere gekauft, als sie verkauft haben. Unsere Volkswirte erwarten, dass sich die Kapitalflut aus Japan in den kommenden Wochen verstärken dürfte und ein Teil der Gelder könnte auch zu Goldkäufen genutzt werden. Zu Beginn der Londoner Platinwoche veröffentlicht am Montag Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin und Palladium, seinen viel beachteten halbjährlichen Marktbericht zur Lage an den Märkten der Platinmetalle. Dabei dürften die Angebotsrisiken nochmals herausgestellt werden.


Industriemetalle

Gemäß Daten des indonesischen Handelsministeriums sind die Zinnausfuhren des weltweit größten Zinnexporteurs im April im Vergleich zum Vormonat um 15,5% auf 7.853 Tonnen zurückgegangen. Damit zeigt sich erneut, dass die indonesischen Zinnexporte und damit die Produktion des Landes höchst preiselastisch sind. Denn nach dem Preisverfall letzten Monat - Zinn hatte innerhalb einer Woche vorübergehend 14% verloren und war deutlich unter die Marke von 20.000 USD je Tonne gefallen - haben vielen Schmelzereien ihre Produktion gedrosselt. Laut Aussagen des Verbands der indonesischen Zinnproduzenten sind viele Schmelzereien derzeit nicht mehr profitabel.

Die durchschnittlichen Produktionskosten würden sich für die meisten Schmelzereien auf 22.000 USD je Tonne belaufen. Neben dem Preisaspekt kommt auf die Schmelzereien im zweiten Halbjahr auch eine neue strukturelle Herausforderung zu. Denn ab Juli wird der Qualitätsstandard der Zinnexporte erhöht. So muss der Zinngehalt erhöht sowie die Blei- und Kadmiumniveaus gesenkt werden. Aussagen des Produzentenverbands zufolge würden aber nur 15 bis 20 der im Verband zusammengeschlossenen 30 Schmelzereien die neuen Regularien erfüllen. Dies könnte sich in niedrigeren Exporten bemerkbar machen, wodurch die Angebotslage am globalen Zinnmarkt angespannt bleiben würde.


Agrarrohstoffe

Heute Abend gibt das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) erste offizielle Schätzungen für die Erntesaison 2013/14 bekannt. Die US-Maisernte soll einer Bloomberg-Umfrage zufolge auf ein Rekordniveau von 14,179 Mrd. Scheffel steigen, was einem Anstieg um gut 30% gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Dem liegt die Annahme einer Ausweitung der Anbaufläche auf das höchste Niveau seit 77 Jahren und eine Rückkehr zu normalen Flächenerträgen zugrunde. Die Maisvorräte zum Ende des Erntejahres sollen sich im Zuge dessen auf 2,075 Mrd. Scheffel mehr als verdoppeln und auf das höchste Niveau seit 10 Jahren steigen. Die Frage wird sein, inwiefern das USDA die witterungsbedingten Verzögerungen bei der Maisaussaat bereits in seiner Schätzung berücksichtigt.

Ende letzter Woche waren erst 12% der geplanten Maisflächen bestellt, was dem niedrigsten Wert zu diesem Zeitpunkt des Jahres seit 1984 entspricht. Von daher besteht immer noch das Risiko, dass die tatsächliche Maisfläche etwas geringer ausfällt. Bei Weizen wird einer Reuters-Umfrage zufolge mit einem Rückgang der US-Ernte um 9% auf 2,062 Mrd. Scheffel gerechnet. Dem liegt ein gleichhoher Rückgang der US-Winterweizenproduktion zugrunde. Die Dürre im wichtigsten US-Weizenstaat Kansas dürfte zu deutlich niedrigeren Erträgen und einer Aufgabe von Anbauflächen führen. Ende letzter Woche befanden sich lediglich 27% der Winterweizenpflanzen in Kansas in gutem oder sehr gutem Zustand, 40% dagegen in schlechtem und sehr schlechtem Zustand.

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