Gold verliert 10% innerhalb von zwei Tagen
25.08.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Das US-Energieministerium meldete gestern einen überraschenden Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 2,2 Mio. Barrel. Verantwortlich dafür waren niedrigere Importe und eine gestiegene Raffinerieauslastung. Bemerkenswert ist zudem, dass sich der Rückgang der strategischen Ölreserven um knapp 5 Mio. Barrel nicht in einem Anstieg der kommerziellen Vorräte widerspiegelte. Die gestiegene Rohölverarbeitung der Raffinerien trug zu einem Lageraufbau bei den Ölprodukten bei.
Die Benzinlagerbestände stiegen um 1,4 Mio. Barrel, die Destillatevorräte um 1,7 Mio. Barrel. Dies schmälert den Rückgang der Rohölbestände. Offensichtlich konnte die Nachfrage nicht mit der Ausweitung der Produktion Schritt halten. Die Benzinnachfrage ging im Wochenvergleich um 2% zurück und lag in den vergangenen vier Wochen 2,3% niedriger als im Vorjahr. Zwei Wochen vor dem Ende der Sommerfahrsaison lässt sich somit ein ernüchterndes Fazit ziehen.
Die OPEC wird nach Ansicht eines Delegierten aus der Golfregion nicht sofort die Ölproduktion einschränken, wenn Libyen auf den Ölmarkt zurückkehrt. Vielmehr will man zunächst den Einfluss auf die Preise und die Lagerbestände abwarten. Vor der nächsten OPEC-Sitzung im Dezember soll keine Entscheidung darüber fallen. Die Golfstaaten, allen voran Saudi-Arabien, hatten infolge der Produktionsausfälle in Libyen ihre Produktion deutlich erhöht. Wir halten es für möglich, dass Libyen die Produktion schneller wiederaufnehmen kann als am Markt derzeit erwartet. Wir werden heute ein Rohstoffe kompakt zu den kurz-, mittel- und langfristigen Produktionsaussichten Libyens nach dem Sturz von Gaddafi veröffentlichen.
Edelmetalle
Der Goldpreis steht auch den dritten Tag in Folge unter Druck, nachdem er gestern den größten Tagesverlust seit Januar 1980 verzeichnete. Von seinem vorgestern erzielten Rekordhoch hat der Preis mittlerweile fast 10% bzw. 180 USD verloren. Spekulative Finanzanleger lösen derzeit offensichtlich in großem Stil Long-Positionen auf, nachdem die CME Group bereits zum zweiten Mal in diesem Monat die Hinterlegungspflichten für Gold-Futures an der COMEX, der weltweit wichtigsten Goldterminbörse, erhöht hat. Die neuerliche Margenanhebung um 27% wird zum Ende des heutigen Handelstages wirksam. Derartige Spekulationen hatte es bereits in den vergangenen Tagen gegeben.
Bereits zu Wochenbeginn hatte die Goldbörse Shanghai, Chinas größte Goldbörse, angekündigt, die Hinterlegungspflicht für Gold-Futures ab heute zu erhöhen. Einige Finanzinvestoren könnten sich dadurch gezwungen sehen, Positionen zu schließen, was den Preisrückgang kurzfristig verlängern könnte. Darüber hinaus nehmen aktuell ETF-Anleger nach dem starken Preisanstieg Gewinne mit und schichten in andere Anlagen wie Aktien um.
Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern Abflüsse von über 27 Tonnen. Allein in dieser Woche belaufen sich die Abflüsse damit auf 58,5 Tonnen. Auch wenn sich der Preisrückgang noch etwas fortsetzen könnte, dürften die niedrigeren Preisniveaus insbesondere in Asien zu verstärkten physischen Goldkäufen genutzt werden. Dies dürfte einem weiteren deutlichen Preisrückgang entgegenstehen.
Industriemetalle
Besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten und freundliche globale Aktienmärkte unterstützen seit gestern die Preise zyklischer Rohstoffe. Hiervon profitieren auch die Industriemetalle. Am globalen Kupfermarkt spannt sich unterdessen die Angebotssituation zunehmend an. So wurden im ersten Halbjahr 2011 in der weltweit größten Kupfermine, Escondida, "nur" gut 452 Tsd. Tonnen Kupfer produziert, 14% weniger als im Vergleich zur Vorjahresperiode. Dies ist vor allem auf niedrigere Metallgehalte in den Erzen und Streiks zurückzuführen. Letztere haben sich seitdem sogar noch verschärft. Hinzu kamen ungewöhnlich schlechte Wetterbedingungen, die die Produktion zuletzt beeinträchtigten. Daher könnte diese auch im zweiten Halbjahr enttäuschen.
Von den Unwägbarkeiten ist allerdings nicht nur Escondida selbst, sondern ein Großteil der chilenischen Kupferminen betroffen. Allein Escondida stand im letzten Jahr für rund 7% der weltweiten Kupferminenproduktion. Laut Daten der International Copper Study Group (ICSG) wies der globale Kupfermarkt in den ersten fünf Monaten des Jahres bereits ein Angebotsdefizit von 146 Tsd. Tonnen auf. Schätzungen der ICSG zufolge weitet sich dieses im Jahresverlauf auf 377 Tsd. Tonnen aus. Das Research-Institut Brook Hunt erwartet sogar ein Angebotsdefizit von 465 Tsd. Tonnen. Der Kupferpreis ist daher u.E. gut unterstützt und sollte deutliches Aufwärtspotenzial besitzen.
Agrarrohstoffe
Die Notierungen für Arabica-Kaffee haben ihren seit Anfang Mai von hohem Niveau aus startenden Rückgang in den letzten Tagen gestoppt und wieder zugelegt. Inzwischen liegt der Preis wieder bei 272 US-Cents je Pfund. Bekannt ist, dass die laufende brasilianische Ernte aufgrund eines Niedrigertragsjahres im 2-Jahres-Rhythmus niedriger ausfallen wird. Neu hinzu kam allerdings eine Rücknahme der Ernteschätzung für Kolumbien von 9,5 Mio. auf nur noch 9 Mio. Sack (-5,3%) durch die Vereinigung der kolumbianischen Kaffeeanbauer. Hintergrund sind zu heftige Regenfälle. Eine Aufstockung der weltweit niedrigen Lagerbestände an Arabica-Kaffee ist damit quasi ausgeschlossen.
Allein in den von der Börse ICE überwachten Lagerhäusern liegen die Bestände an Arabica-Kaffee um 27% unter dem Niveau vor einem Jahr. Auch Robusta-Kaffee hat sich wieder deutlich verteuert, obwohl hier eine Rekordernte im wichtigsten Produzentenland Vietnam bevorsteht. Die Erwartung lautet auf eine Produktion von 21 Mio. Sack nach 18,5 Mio. Sack in der Vorsaison. In den letzten Monaten haben hohe Exporte die Vorräte im Land schrumpfen lassen. Diese dürften nun bald wieder aufgefüllt werden und die zuletzt mangels Masse eingebrochene Exporttätigkeit wieder ansteigen lassen. Weltweit aber bleibt Kaffee knapp: Die Internationale Kaffeeorganisation rechnet mit einer Produktion von 130 Mio. Sack, die nicht ausreichen dürfte, um die vom Vorjahresniveau von 134 Mio. Sack wohl weiter ansteigende Nachfrage zu decken.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Das US-Energieministerium meldete gestern einen überraschenden Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 2,2 Mio. Barrel. Verantwortlich dafür waren niedrigere Importe und eine gestiegene Raffinerieauslastung. Bemerkenswert ist zudem, dass sich der Rückgang der strategischen Ölreserven um knapp 5 Mio. Barrel nicht in einem Anstieg der kommerziellen Vorräte widerspiegelte. Die gestiegene Rohölverarbeitung der Raffinerien trug zu einem Lageraufbau bei den Ölprodukten bei.
Die Benzinlagerbestände stiegen um 1,4 Mio. Barrel, die Destillatevorräte um 1,7 Mio. Barrel. Dies schmälert den Rückgang der Rohölbestände. Offensichtlich konnte die Nachfrage nicht mit der Ausweitung der Produktion Schritt halten. Die Benzinnachfrage ging im Wochenvergleich um 2% zurück und lag in den vergangenen vier Wochen 2,3% niedriger als im Vorjahr. Zwei Wochen vor dem Ende der Sommerfahrsaison lässt sich somit ein ernüchterndes Fazit ziehen.
Die OPEC wird nach Ansicht eines Delegierten aus der Golfregion nicht sofort die Ölproduktion einschränken, wenn Libyen auf den Ölmarkt zurückkehrt. Vielmehr will man zunächst den Einfluss auf die Preise und die Lagerbestände abwarten. Vor der nächsten OPEC-Sitzung im Dezember soll keine Entscheidung darüber fallen. Die Golfstaaten, allen voran Saudi-Arabien, hatten infolge der Produktionsausfälle in Libyen ihre Produktion deutlich erhöht. Wir halten es für möglich, dass Libyen die Produktion schneller wiederaufnehmen kann als am Markt derzeit erwartet. Wir werden heute ein Rohstoffe kompakt zu den kurz-, mittel- und langfristigen Produktionsaussichten Libyens nach dem Sturz von Gaddafi veröffentlichen.
Edelmetalle
Der Goldpreis steht auch den dritten Tag in Folge unter Druck, nachdem er gestern den größten Tagesverlust seit Januar 1980 verzeichnete. Von seinem vorgestern erzielten Rekordhoch hat der Preis mittlerweile fast 10% bzw. 180 USD verloren. Spekulative Finanzanleger lösen derzeit offensichtlich in großem Stil Long-Positionen auf, nachdem die CME Group bereits zum zweiten Mal in diesem Monat die Hinterlegungspflichten für Gold-Futures an der COMEX, der weltweit wichtigsten Goldterminbörse, erhöht hat. Die neuerliche Margenanhebung um 27% wird zum Ende des heutigen Handelstages wirksam. Derartige Spekulationen hatte es bereits in den vergangenen Tagen gegeben.
Bereits zu Wochenbeginn hatte die Goldbörse Shanghai, Chinas größte Goldbörse, angekündigt, die Hinterlegungspflicht für Gold-Futures ab heute zu erhöhen. Einige Finanzinvestoren könnten sich dadurch gezwungen sehen, Positionen zu schließen, was den Preisrückgang kurzfristig verlängern könnte. Darüber hinaus nehmen aktuell ETF-Anleger nach dem starken Preisanstieg Gewinne mit und schichten in andere Anlagen wie Aktien um.
Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern Abflüsse von über 27 Tonnen. Allein in dieser Woche belaufen sich die Abflüsse damit auf 58,5 Tonnen. Auch wenn sich der Preisrückgang noch etwas fortsetzen könnte, dürften die niedrigeren Preisniveaus insbesondere in Asien zu verstärkten physischen Goldkäufen genutzt werden. Dies dürfte einem weiteren deutlichen Preisrückgang entgegenstehen.
Industriemetalle
Besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten und freundliche globale Aktienmärkte unterstützen seit gestern die Preise zyklischer Rohstoffe. Hiervon profitieren auch die Industriemetalle. Am globalen Kupfermarkt spannt sich unterdessen die Angebotssituation zunehmend an. So wurden im ersten Halbjahr 2011 in der weltweit größten Kupfermine, Escondida, "nur" gut 452 Tsd. Tonnen Kupfer produziert, 14% weniger als im Vergleich zur Vorjahresperiode. Dies ist vor allem auf niedrigere Metallgehalte in den Erzen und Streiks zurückzuführen. Letztere haben sich seitdem sogar noch verschärft. Hinzu kamen ungewöhnlich schlechte Wetterbedingungen, die die Produktion zuletzt beeinträchtigten. Daher könnte diese auch im zweiten Halbjahr enttäuschen.
Von den Unwägbarkeiten ist allerdings nicht nur Escondida selbst, sondern ein Großteil der chilenischen Kupferminen betroffen. Allein Escondida stand im letzten Jahr für rund 7% der weltweiten Kupferminenproduktion. Laut Daten der International Copper Study Group (ICSG) wies der globale Kupfermarkt in den ersten fünf Monaten des Jahres bereits ein Angebotsdefizit von 146 Tsd. Tonnen auf. Schätzungen der ICSG zufolge weitet sich dieses im Jahresverlauf auf 377 Tsd. Tonnen aus. Das Research-Institut Brook Hunt erwartet sogar ein Angebotsdefizit von 465 Tsd. Tonnen. Der Kupferpreis ist daher u.E. gut unterstützt und sollte deutliches Aufwärtspotenzial besitzen.
Agrarrohstoffe
Die Notierungen für Arabica-Kaffee haben ihren seit Anfang Mai von hohem Niveau aus startenden Rückgang in den letzten Tagen gestoppt und wieder zugelegt. Inzwischen liegt der Preis wieder bei 272 US-Cents je Pfund. Bekannt ist, dass die laufende brasilianische Ernte aufgrund eines Niedrigertragsjahres im 2-Jahres-Rhythmus niedriger ausfallen wird. Neu hinzu kam allerdings eine Rücknahme der Ernteschätzung für Kolumbien von 9,5 Mio. auf nur noch 9 Mio. Sack (-5,3%) durch die Vereinigung der kolumbianischen Kaffeeanbauer. Hintergrund sind zu heftige Regenfälle. Eine Aufstockung der weltweit niedrigen Lagerbestände an Arabica-Kaffee ist damit quasi ausgeschlossen.
Allein in den von der Börse ICE überwachten Lagerhäusern liegen die Bestände an Arabica-Kaffee um 27% unter dem Niveau vor einem Jahr. Auch Robusta-Kaffee hat sich wieder deutlich verteuert, obwohl hier eine Rekordernte im wichtigsten Produzentenland Vietnam bevorsteht. Die Erwartung lautet auf eine Produktion von 21 Mio. Sack nach 18,5 Mio. Sack in der Vorsaison. In den letzten Monaten haben hohe Exporte die Vorräte im Land schrumpfen lassen. Diese dürften nun bald wieder aufgefüllt werden und die zuletzt mangels Masse eingebrochene Exporttätigkeit wieder ansteigen lassen. Weltweit aber bleibt Kaffee knapp: Die Internationale Kaffeeorganisation rechnet mit einer Produktion von 130 Mio. Sack, die nicht ausreichen dürfte, um die vom Vorjahresniveau von 134 Mio. Sack wohl weiter ansteigende Nachfrage zu decken.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.