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Rekordüberschuss bei Kakao lässt Preise kalt

29.08.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 23. August ihre Netto-Long-Positionen bei WTI um weitere 9,8 Tsd. auf 138.771 Kontrakte reduziert, den niedrigsten Stand seit November 2010. Der Preisrückgang von WTI unter die Marke von 80 USD je Barrel in der Berichtswoche war somit maßgeblich auf Positionsauflösungen von Finanzanlegern zurückzuführen.

In den vergangenen vier Wochen sind die Netto-Long-Positionen dreimal um jeweils 10 Tsd. Kontrakte abgebaut worden. Darin kommt die zunehmende Skepsis der Finanzanleger hinsichtlich der Konjunkturaussichten zum Ausdruck. Zwar scheint derzeit etwas an Risikoappetit in die Märkte zurückzukehren. Die Aussicht auf die Rückkehr des Ölangebots aus Libyen dürfte einem deutlichen Preisanstieg über 110 USD je Barrel bei Brent jedoch entgegenstehen. Erste Lieferungen sollen Ende September aufgenommen werden.

Hurrikan Irene ist am Wochenende an New York vorbeigezogen, ohne die befürchteten Schäden an der Ölinfrastruktur anzurichten. In der Folge dürften die Ölraffinerien der Region ihre Produktion recht bald wieder aufnehmen. Der Crackspread für Benzin fällt daraufhin am Morgen um 5% auf unter 30 USD je Barrel.

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Der Crackspread für Heizöl gibt dagegen nur leicht nach und befindet sich mit gut 40 USD je Barrel nach wie vor auf einem außerordentlich hohen Niveau. Wir rechnen auch hier mit einem merklichen Rückgang, sobald die Probleme bei der Stromversorgung behoben sind. Die Auswirkungen auf den Ölpreis waren dagegen gering, da in der von Irene heimgesuchten Region kein Öl gefördert wird und es auch sonst zu keinen nennenswerten Beeinträchtigungen der Ölversorgung gekommen ist.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat seinen Abwärtstrend zunächst gestoppt und am Freitag im Nachgang der Rede vom Fed-Vorsitzenden Bernanke die Marke von 1.800 USD je Feinunze zurückerobert. Dies dürfte nahezu ausschließlich auf einen schwachen US-Dollar zurückzuführen sein. Bernanke gab kein konkretes Signal für eine weitere Lockerung der US-Geldpolitik und zeichnete zudem ein relativ optimistisches längerfristiges Bild der US-Wirtschaft. Auch wenn er darauf verwies, dass die Fed die wirtschaftliche Entwicklung weiter verfolgen würde und vorbereitet sei, ihre geldpolitischen Mittel in angemessener Weise anzuwenden, gehen wir aus heutiger Sicht nicht davon aus, dass dies zu QE3 führen wird.

Sollte der Risikoappetit der Marktteilnehmer wieder zunehmen, sehen wir für den Goldpreis neuerliches Rückschlagspotenzial. Bereits in der Woche zum 23. August haben die spekulativen Finanzinvestoren Gewinne mitgenommen und ihre Netto-Long-Positionen um knapp 4% reduziert. Da die Positionen mit 192,3 Tsd. Kontrakten allerdings nach wie vor relativ hoch sind, besteht auch von dieser Seite her Korrekturpotenzial. Darüber hinaus verzeichnet der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, am Freitag weitere Abflüsse von 1,5 Tonnen.

Dass der Risikoappetit teilweise bereits wieder zunimmt, wird auch in der Marktpositionierung bei Silber ersichtlich. Hier wurden die Netto-Long-Positionen um fast 27% auf 26,5 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Stand seit Mitte April.


Industriemetalle

Die Metallpreise legten am Freitag teilweise stark zu, nachdem der Fed-Vorsitzende Bernanke in seiner Rede ein durchaus optimistisches längerfristiges Bild der US-Wirtschaft skizziert hatte. Kupfer handelte im Zuge dessen zeitweise über 9.100 USD je Tonne auf einem 3-Wochenhoch. Daneben verzeichneten insbesondere Zink und Blei phasenweise hohe Preiszuwächse. Im Vergleich zu den anderen Metallen waren hier die Preisrückgänge zu Beginn des Monats deutlich größer, so dass Aufholpotenzial bestand. Diese Woche dürften die Metallpreise im Wesentlichen durch Makroindikatoren getrieben werden. Insbesondere der ISM-Index und Arbeitsmarktbericht in den USA sowie der Einkaufsmanagerindex in China dürften sich gegen Ende der Woche auf die Preise auswirken. An der LME findet aufgrund eines Feiertags heute allerdings kein Handel statt.

Der zuletzt etwas gestiegene Risikoappetit der Marktteilnehmer spiegelt sich im Falle von Kupfer noch nicht in der Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger wider. Diese haben in der Woche zum 23. August mittlerweile die vierte Woche in Folge ihre Netto-Long-Positionen reduziert. Zum ersten Mal seit Oktober 2009 übertrafen sogar die Wetten auf fallende Preise die Wetten auf steigende. Dies dürfte den Boden für den jüngsten Preisanstieg bereitet haben.


Agrarrohstoffe

In ihrem jüngsten Quartalsbericht hat die Internationale Kakaoorganisation ICCO ihre Schätzungen für Produktion und Marktüberschuss im laufenden Erntejahr 2010/11 nochmals nach oben korrigiert. Die weltweite Produktion kann nach einer weitgehenden Stagnation in der Vorsaison um 15,5% gegenüber dem Vorjahr auf 4,195 Mio. Tonnen steigen. Ghana legt um 60% gegenüber dem Vorjahr zu und übersteigt erstmals - wenn auch nur marginal - die Marke von 1 Mio. Tonnen. Die Elfenbeinküste zeigt mit 1,47 Mio. Tonnen ein Plus gegenüber der Vorsaison von 18% und kann damit nach einigen enttäuschenden Jahren sogar die Menge von 1,41 Mio. Tonnen aus dem Jahr 2005/06 überbieten. Regenbedingt sank dagegen die indonesische Produktion.

Da die weltweite Nachfrage gegenüber der vorigen Schätzung nur leicht angehoben wurde, erwartet die ICCO nun einen globalen Marktüberschuss von 325 Tsd. Tonnen statt bisher 187 Tsd. Tonnen. Dies ist der höchste Überschuss seit 22 Jahren. Das Verhältnis von Lager zu Verbrauch kann im Zuge dessen auf 50% ansteigen, ein Niveau wie zuletzt 2005/06. Der Kakaopreis zeigte sich von diesen Zahlen unbeeindruckt und handelt weiter über der Marke von 3.000 USD je Tonne. Zum einen lässt die Qualität der zu Ende gehenden Zwischenernte vielfach zu wünschen übrig. Zum anderen zeigte sich die ICCO im Ausblick für die nächste Saison vorsichtig, da die Witterungsbedingungen in Westafrika nicht so ideal wie im Vorjahr sind. Hohe Feuchtigkeit schürt Sorgen über die Verbreitung von Pflanzenkrankheiten.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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