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Hoffnung auf "QE3" gibt Rohstoffpreisen Auftrieb

31.08.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Hoffnungen auf eine nochmalige quantitative Lockerung der US-Geldpolitik ließen die Rohölpreise gestern deutlich steigen. Der Brentölpreis konnte im Zuge dessen um 2% auf 114 USD je Barrel zulegen. WTI verteuerte sich ebenfalls um 2% auf 89 USD je Barrel. Im derzeitigen Umfeld werden schlechte Daten wie der gestrige Einbruch des US-Verbrauchervertrauens positiv für den Ölpreis interpretiert. Mit der tatsächlichen Angebotslage am Ölmarkt hat das alles nur noch wenig zu tun, weshalb der jüngste Preisanstieg mit Vorsicht zu genießen ist. So soll die OPEC-Ölproduktion einer Reuters-Umfrage zufolge im August auf 30,15 Mio. Barrel pro Tag gestiegen sein, den höchsten Stand seit Oktober 2008.

Das OPEC-Angebot könnte mit der sich abzeichnenden Rückkehr Libyens sogar noch weiter steigen, wenn die anderen OPEC-Länder die jüngste Produktionsausweitung nicht zurücknehmen. Der neue Vorsitzende der staatlichen libyschen Ölgesellschaft rechnet damit, dass die Ölproduktion innerhalb von Wochen aufgenommen werden kann und das Vorkriegsniveau von 1,6 Mio. Barrel pro Tag in 15 Monaten wieder erreicht wird.

Auch der am Abend veröffentlichte Lagerbericht des American Petroleum Institute deutet auf eine reichliche Versorgung hin. So berichtete das API von einem unerwartet kräftigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 5,1 Mio. Barrel. Die Importe legten deutlich zu, während die Raffinerieauslastung deutlich zurückging. Die Produktimporte sanken auf das niedrigste August-Niveau seit 1997, was ebenfalls auf eine reichliche Versorgung hindeutet und die neue Rolle der USA als Netto-Exporteur von Ölprodukten bestätigt. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten am Nachmittag.


Edelmetalle

Mit einem Preissprung von 40 USD je Feinunze überwand Gold gestern erneut die Marke von 1800 USD je Feinunze. Die Tatsache, dass die EZB Italien bei der Begebung neuer Staatsanleihen Schützenhilfe leistete, schürte Verunsicherung am Markt. Zudem scheint die US-Notenbank Fed näher an weiteren quantitativen Lockerungsmaßnahmen zu sein als bislang vermutet. Dies zeigte die Veröffentlichung des Protokolls der letzten FOMC-Sitzung. Dazu sprachen sich gestern zwei Vertreter der US-Notenbank, darunter auch der als Falke geltende, derzeit aber nicht stimmberechtige Fed-Präsident Bullard, unter gewissen Voraussetzungen für eine weitere Lockerung der Geldpolitik aus.

Steigende Goldpreise sind natürlich auch für Produzenten attraktiv und entsprechend steigt die Minenproduktion: gemäß einer Umfrage eines australischen Beratungsunternehmen ist Australiens Goldproduktion im Finanzjahr 2010/2011 um knapp 10% auf 270 Tonnen gestiegen. Von März bis Juni seien 68,1 Tonnen bzw. 5% mehr gefördert worden als im Vorquartal. Australien ist der zweitgrößte Minenproduzent der Welt. Auch aus Peru, dem sechstgrößten Produzentenland, wurde für Juli ein Anstieg der Goldproduktion um 9,1% gegenüber Vorjahr gemeldet. Trotz dieser Anstrengungen dürfte die Produktion mit der Nachfrage nicht Schritt halten.


Industriemetalle

Der Kupferpreis bleibt weiterhin durch die Probleme auf der Produktionsseite gut unterstützt. Zum einen gab das chilenische Nationale Statistikinstitut bekannt, dass die Kupferproduktion Chiles im Juli um 18% im Vergleich zum Vorjahr auf 373,5 Tsd. Tonnen einbrach. Dabei können die Streiks in Escondida und Collahuasi höchstens die Hälfte des Rückgangs erklären. Der Rest ist wohl auf das schlechte Wetter und operative Probleme zurückzuführen. Zum anderen ging auch in Peru, dem zweitgrößten Kupferproduzenten der Welt hinter Chile, der Juli-Output um 5,7% gegenüber dem Vorjahr auf 100,5 Tsd. Tonnen zurück. Damit ist die Produktion seit Jahresbeginn dort um insgesamt 3,5% gefallen, nach einem Rückgang um 2,2% im Jahr 2010.

Noch stärker als in Peru oder Chile dürfte die Kupferproduktion in Indonesien in diesem Jahr zurückgehen. Hier scheint ein erneuter Streik bei einer der größten Kupferminen der Welt, Grasberg, die rund 4% der Weltkupferproduktion verantwortet, unausweichlich. Denn die Minenarbeiter, die derzeit nur rund 1,5 USD je Stunde erhalten, verlangen vom Minenbetreiber Freeport McMoran einer Verdopplung ihrer Löhne, weil die Gesellschaft woanders in der Welt 15-30 USD für vergleichbare Arbeit zahlt.

Die Produktionsunterbrechungen und -rückgänge bei den führenden Produzenten sind derzeit die wichtigsten Treibfaktoren am Kupfermarkt. Denn die Kupfernachfrage zeigt sich weiterhin robust und wenig preiselastisch, während die Angebotsausweitungen und neue Kupferprojekte sehr begrenzt sind. Deshalb dürften sogar relativ kleine Engpässe auf der Produzentenseite positive Impulse dem Kupferpreis verleihen.

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Agrarrohstoffe

Der Baumwollmarkt wird mit Spannung beobachten, ob Indien angesichts der anstehenden Rekordernte die seit August gewährte Möglichkeit uneingeschränkter Baumwollexporte beibehält. Das zusätzliche Angebot aus Indien könnte gerade zur rechten Zeit kommen. Denn im Hauptexportland USA wird vom USDA ein Ernteeinbruch um 9% auf 3,6 Mio. Tonnen erwartet. Besonders dramatisch ist die Situation im Hauptanbaustaat Texas, wo 30% der Ernte ausfallen soll. Die US-Exporte könnten im Zuge dessen um 15% sinken. Anscheinend rechnen einige Abnehmer bereits damit, dass den USA nicht ausreichend Baumwolle zur Verfügung stehen wird, weshalb Exportaufträge gekündigt werden.

Eine gute Ernte steht dagegen in China, dem weltgrößten Produzenten und Importeur von Baumwolle, an: Zum ersten Mal in vier Jahren dürfte die Produktion steigen und nach Angaben der China Cotton Association um über 10% auf 7,5 Mio. Tonnen zulegen, nachdem mehr Baumwolle angepflanzt wurde und das Wetter vorteilhaft war. Weltweit dürfte das Erntejahr 2011/12 nach Erwartung des International Cotton Advisory Committee bei einer Produktion von 26,9 Mio. Tonnen einen Überschuss von 1,9 Mio. Tonnen aufweisen. Wir sehen das Risiko, dass es im kommenden Frühjahr zu Flächenkürzungen und im nächsten Erntejahr wieder zu einem Marktdefizit kommt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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