Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Steigende US-Lagerbestände belasten Ölpreis

22.05.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben ihre Gewinne von Beginn der Woche wieder abgegeben. Brent ist auf 103,5 USD je Barrel gefallen, WTI notiert bei knapp 96 USD je Barrel. Als preisbelastend erwiesen sich die Lagerdaten des American Petroleum Institute. Demnach stiegen die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche unerwartet um 532 Tsd. Barrel pro Tag, weil die Raffinerien weniger Rohöl verarbeiteten und mehr Rohöl importiert wurde. Noch stärker fiel der Lageraufbau um mehr als 3 Mio. Barrel bei Benzin ins Gewicht. Dieser Umstand führte zu einem deutlichen Rückgang des US-Benzinpreises, einer Einengung des Crackspreads zwischen Benzin und Rohöl um zwei USD je Barrel seit gestern Abend und setzte damit auch den Ölpreis unter Druck.

Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Sollten die Markterwartungen eines Lagerabbaus bei Rohöl und Benzin ebenfalls enttäuscht werden, würde das die Ölpreise weiter belasten. Ein deutlicherer Preisrückgang wird derzeit durch die Angebotsrisiken verhindert. Auf die Zuspitzung der Lage in Syrien hatten wir bereits gestern hingewiesen. Nun scheint auch das Ölangebot aus dem Südsudan langsamer als erwartet an den Markt zurückzukommen. Der Südsudan hat seine Ölproduktion auf gut 100 Tsd. Barrel pro Tag halbiert. Er reagiert damit eigenem Vernehmen nach auf die Schließung einer Pipeline im Sudan, durch welche das Öl an die Exporthäfen transportiert werden soll. Von Januar 2012 bis März 2013 stand die Ölproduktion im Südsudan aufgrund eines Streits mit dem Sudan um Durchleitungsgebühren komplett still. Zuvor produzierte der Südsudan 350 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag.


Edelmetalle

Das Auf und Ab bei den Edelmetallpreisen geht weiter. Nach dem im Endeffekt freundlichen Wochenauftakt waren gestern ausschließlich fallende Preisnotierungen zu beobachten. Heute Morgen können sich die Edelmetalle dagegen wieder etwas erholen. Gold handelt bei rund 1.390 USD je Feinunze, Silber bei gut 22,7 USD je Feinunze. Anfang der Woche war das weiße Edelmetall kurzzeitig auf 20,7 USD und damit den tiefsten Stand seit September 2010 gefallen. Während die Gold-ETFs seit Anfang April nahezu ununterbrochen Abflüsse verzeichneten, sind seit Mitte Mai auch bei Silber verstärkte Abflüsse aus den ETFs zu beobachten. Diese summierten sich in den letzten fünf Handelstagen auf knapp 290 Tonnen.

Darüber hinaus berichtete gestern die chinesische Zollbehörde, dass das Reich der Mitte im April lediglich 172 Tonnen Silber importiert hat. Dies waren die geringsten Silbereinfuhren in einem Monat seit Beginn der Datenreihe Anfang 2009. Seit Jahresbeginn liegen die Importe mittlerweile 8,9% unter dem Vorjahr. Dies kann teilweise auch als Erklärung für die absolute Schwäche des Silberpreises und die schlechtere Preisentwicklung von Silber im Vergleich zu Gold herangezogen werden. Die Marktteilnehmer dürften heute ihr Hautaugenmerk auf die Rede des Fed-Vorsitzenden Bernanke vor dem Wirtschaftsausschuss des US-Kongresses richten. Ebenso wird die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung Beachtung finden. In beiden Fällen erhoffen sich die Marktteilnehmer Hinweise darauf, wie es mit "QE3" weitergeht.

Open in new window


Industriemetalle

Gemäß Daten des Weltstahlverbands ist die globale Stahlproduktion im April im Vergleich zum Vorjahr weiter um 1,2% auf 132,1 Mio. Tonnen gestiegen. Der Anstieg ist nahezu ausschließlich auf China zurückzuführen, wo im April 6,8% mehr Stahl als im Vorjahr hergestellt wurde. Mit wenigen Ausnahmen kam es in den anderen wichtigen Produzentenregionen zu teilweise umfangreichen Produktionskürzungen. Der Marktanteil Chinas an der weltweiten Stahlproduktion stieg im Zuge dessen auf 49,8%. Der globale Stahlmarkt bleibt klar überversorgt, was merklich steigenden Stahlpreisen entgegenstehen sollte.

Wie das International Stainless Steel Forum (ISSF) kürzlich berichtete, wurde die Edelstahlproduktion im vergangenen Jahr merklich ausgeweitet. Diese stieg 2012 auf globaler Ebene im Vorjahresvergleich um 5,2% auf 35,4 Mio. Tonnen. Ähnlich wie bei Rohstahl ist auch der Anstieg der Edelstahlproduktion ausschließlich auf China zurückzuführen (+14,2%). In den anderen Produzentenregionen waren Rückgänge zu beobachten, die gemäß ISSF dem Abbau von Lagerbeständen geschuldet sind. Insgesamt standen China und die anderen asiatischen Länder im letzten Jahr für 70% der globalen Edelstahlproduktion. Sollten die hohen Produktionsraten beibehalten werden, dürfte sich dies positiv auf die Nickelnachfrage auswirken. Denn die Edelstahlindustrie ist der mit Abstand wichtigste Konsument von Nickel. Aufgrund der starken Ausweitung der Nickelproduktion besteht am Nickelmarkt jedoch keine Knappheit.


Agrarrohstoffe

In den letzten fünf Tagen legten die Notierungen für den Juli-Kontrakt bei Sojabohnen um 4,7% auf 1.480 US-Cents je Scheffel zu. Offensichtlich wird das Angebot aus der letztjährigen Ernte als knapp erachtet. Der November-Kontrakt, der die kommende Ernte repräsentiert, konnte bislang nicht von der zuletzt raschen US-Maisaussaat profitieren, die ein Umschwenken auf Sojabohnen unwahrscheinlicher macht. Das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World erwartet wie das USDA, dass China seine Sojabohnenimporte in der Saison 2013/14 um 10 Mio. Tonnen ausweiten wird. Bereits für die Mai-Zahlen wird ein Anziehen der Sojabohnenimporte Chinas erwartet, die zuletzt stark nachgelassen hatten. Dafür waren neben hohen Preisen auch Lieferverzögerungen aus Brasilien eine Ursache.

Die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission sah sich durch die schlechten Bedingungen im Vereinigten Königreich dazu veranlasst, den für 2013 in der EU durchschnittlich erwarteten Weizenertrag zu reduzieren. Er soll nun um 1,7% unter dem 5-Jahresdurchschnitt, aber noch immer um 2,3% über 2012 liegen. Auch in den USA hat sich die Qualität der Winterweizenpflanzen wieder um 1 Prozentpunkt verschlechtert. Nur noch 31% der Pflanzen werden als gut oder sehr gut bezeichnet. Vorhersagen für wenig Regen und Hitze in wichtigen Anbaugebieten wie Kansas lassen eine weitere Verschlechterung befürchten.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"