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Bernanke-Äußerungen und schwache China-Daten belasten

23.05.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise befinden sich weiter auf dem Rückzug. Brent ist am Morgen unter 102 USD je Barrel gefallen. WTI handelt nur noch knapp oberhalb von 93 USD je Barrel. Seit gestern hat der Brentpreis um zwei USD nachgegeben, der WTI-Preis sogar um drei USD. Auslöser der Preisschwäche waren Äußerungen des Fed-Vorsitzenden Bernanke (siehe Edelmetalle) und schwache Konjunkturdaten aus China (siehe Industriemetalle). Hinzu kommt das reichliche Angebot, was durch die offiziellen US-Lagerdaten gestern nochmals bestätigt wurde. Die US- Rohöllagerbestände sind demnach in der vergangenen Woche weniger stark zurückgegangen als erwartet. Die Rohölvorräte in Cushing sind sogar die zweite Woche in Folge gestiegen, was die stärkeren Verluste bei WTI erklären kann.

Genau wie beim API-Bericht vom Vortag gab es einen kräftigen Anstieg der Benzinbestände um 3 Mio. Barrel. Diese liegen eine Woche vor Beginn der Sommerfahrsaison 6% höher als im langjährigen Durchschnitt und 10% über dem Vorjahresniveau. Eine Benzinknappheit ist somit nicht zu befürchten, selbst wenn die US-Kraftfahrzeugvereinigung AAA für das bevorstehende Memorial-Day-Wochenende mit dem stärksten Fahraufkommen seit acht Jahren rechnet. Wie gestern bekannt wurde, war ein technisches Problem für die Drosselung der Öllieferungen aus dem Südsudan verantwortlich (siehe TagesInfo gestern). Die Öllieferungen sollten bereits gestern wieder aufgenommen werden. Der Südsudan hatte zunächst den Sudan verantwortlich gemacht. Dies zeigt, wie stark das Misstrauen zwischen beiden Staaten nach wie vor ist.


Edelmetalle

Der Fed-Vorsitzende Ben Bernanke sorgte gestern während seiner Anhörung vor dem US-Kongress für starke Preisschwankungen bei den Edelmetallen. So stieg der Goldpreis zunächst um 30 USD auf 1.415 USD je Feinunze, nachdem Bernanke erklärte, dass eine vorzeitige Straffung der US-Geldpolitik die Erholung der Wirtschaft gefährden und die Geldpolitik so lange wie nötig akkomodierend bleiben würde. In der anschließenden Fragerunde wurde Bernanke dann allerdings konkreter, was den Ausstieg aus "QE3" anbelangt: So könnte die Fed in den nächsten Sitzungen das Tempo der Anleihekäufe zurückfahren, sollte sich der US-Arbeitsmarkt weiter erholen und diese Erholung als nachhaltig erweisen. Der Goldpreis gab daraufhin sämtliche Gewinne wieder ab und fiel bis auf 1.355 USD je Feinunze zurück. Aus der Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung am Abend ging hervor, dass einige FOMC-Mitglieder bereit sind, schon bei der nächsten Sitzung im Juni eine Reduzierung der Anleihekäufe in Betracht zu ziehen.

Unsere Volkswirte bezweifeln jedoch, dass bereits in den kommenden Monaten ein Zurückfahren von "QE3" beschlossen wird. Während sich die Abflüsse aus den Gold-ETFs auch gestern fortsetzten - mit 463 Tonnen seit Jahresbeginn überwiegt der Abbau der Bestände mittlerweile den Aufbau der letzten beiden Jahre zusammengenommen - verzeichnen die Platin-ETFs seit ein paar Wochen deutliche Zuflüsse. Deren Bestände haben per gestern ein Rekordhoch von 1,98 Mio. Unzen erreicht. Hauptverantwortlich für den gut 18%-igen Anstieg seit Monatsbeginn ist die Einführung des ersten physisch hinterlegten Platin-ETFs in Südafrika Ende April, der auf großes Investoreninteresse gestoßen ist.

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Industriemetalle

Die Metallpreise stehen heute Morgen allesamt stark unter Druck, nachdem der von der Großbank HSBC berechnete vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China für Mai zum ersten Mal seit sieben Monaten wieder unter die Marke von 50 gefallen ist. Dies deutet auf eine Abschwächung der Wirtschaftsaktivitäten im Reich der Mitte hin. Darüber hinaus ist der japanische Aktienmarkt, gemessen am NIKKEI 225, heute um mehr als 7% gefallen, was eine Reihe weiterer asiatischer Aktienmärkte mit nach unten gezogen hat. Zu guter letzt belastet der feste US-Dollar, der im Nachgang der Anhörung des Fed-Vorsitzenden Bernanke vor dem US-Kongress (siehe Edelmetalle auf Seite 1) gegenüber dem Euro aufwertete. Gestern noch konnten die Industriemetalle merklich zulegen. So verteuerte sich z.B. Kupfer zwischenzeitlich auf ein 5½-Wochenhoch von 7.530 USD je Tonne.

Aufgrund der möglicherweise länger andauernden Schließung der "Grasberg"-Mine in Indonesien, der weltweit zweitgrößten Kupfermine, waren neue Angebotssorgen aufgekommen. Daneben steht auch die Produktion in der größten US-Kupfermine, "Bingham Canyon", nach dem Erdrutsch Mitte April auf nicht absehbare Zeit weiter still. Das derzeit geringere Angebot könnte die Ausweitung des Angebotsüberschusses am globalen Kupfermarkt etwas bremsen. Gemäß Daten von WBMS übertraf das Angebot die Nachfrage im ersten Quartal um knapp 253 Tsd. Tonnen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Arabica-Kaffee an der Börse in New York ist weiter im Sinkflug. In den letzten fünf Tagen gab er um 9% nach und notiert mit weniger als 130 US-Cents je Pfund inzwischen auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Das reichliche Angebot lastet weiter auf den Preisen. In Brasilien ist die Ernte angelaufen, welche für ein Niedrigertragsjahr rekordhoch ausfallen soll. Da noch Ware aus der Rekordernte des letzten Jahres verfügbar ist, erwartet die Exporteurvereinigung Cecafe, dass Brasilien zwischen Juli 2013 und Juni 2014 mit 32,3 Mio. Sack 6% mehr Kaffee als im Vorjahr exportieren dürfte. Derzeit wird brasilianischer Kaffee im physischen Handel mit einem deutlichen Abschlag gegenüber der Börsennotierung gehandelt.

Erst seit März 2013 ist brasilianischer Kaffee zur Anlieferung in Lagerhäuser der Börse ICE in New York zugelassen und muss dort gemäß den ICE-Regeln einen qualitätsbedingten Preisabschlag von 9 US-Cents je Pfund hinnehmen. Angesichts steigender Produktionskosten und sinkender Börsennotierungen dürften die brasilianischen Produzenten auf eine Verbesserung ihrer Situation drängen, etwa indem der Abschlag reduziert wird. Eine solche Initiative hat Cecafe bereits angekündigt. Vor vier Jahren hatten die brasilianischen Kaffeeproduzenten Stützungkäufe des Staates erreichen können, als bei einem Börsenpreis um die 120 US-Cents je Pfund Kaffee zu erhöhten Preisen in staatliche Lager genommen wurde.




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