Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Silber im bärischen Keil vor Ausbruch?

09.09.2011  |  Markus Blaschzok
Als der Schweizer Franken vor einem Monat die Parität zum Euro erreichte, gab die SNB bekannt, dass man darüber nachdenke, den Schweizer Franken vorübergehend an den Euro zu koppeln. Am Dienstag wurde diese Drohung mit der Ankündigung, dass die Schweizer Notenbank den Kurs des Euro zum Franken nicht mehr unterhalb von 1,20 Franken tolerieren werde, Realität. Sofort sackte der Franken zum Euro um 10% auf 1,21 Franken ab.

Open in new window


Begründet wurde dies mit der relativen Stärke der Währung zum schwachen Euro, die eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft darstellen solle. Diese Kopplung an eine Fremdwährung, wie man es sonst nur von sozialistischen Systemen kennt, führt zu einer massiven Umverteilung von Schweizer Vermögen auf Resteuropa. Die Inflationierung des Franken wird in der Schweiz am langen Ende zu steigenden Preisen führen. Wir wiesen in dem vergangenen Jahr bereits mehrmals auf die Vervielfachung der Schweizer Geldbasis hin, die durch die Interventionspolitik der SNB aufgebläht wurde. Deshalb warnten wir stets vor dem vermeintlich sicheren Hafen des Franken, der sich am Ende des Tages als ebenso schwach wie alle anderen Papierwährungen präsentieren würde. Die Fortsetzung der Abwertungspolitik zur optischen Stützung des Euro durch die SNB seit dem Jahr 1999 war eine logische Konsequenz.

Da die SNB unter dem Druck des IWF und Brüssel wohl so lange wie möglich den Franken schwächen wird, ist nach Schätzungen mit Kosten in Höhe von Hunderten Milliarden CHF zu rechnen, die dem Schweizer Bürger auferlegt werden. Allein die Interventionen des vergangenen Jahres kosteten den Schweizern bereits 30 Mrd. Franken. Auf der einen Seite schützt man vorgeblich die Exportindustrie und auf der anderen Seite entstehen weitaus höhere Kosten durch die Abwertung der Währung. Sollte sich die Schweizer Regierung und die Nationalbank nicht früher oder später von allein eines Besseren besinnen und die Zerstörung der Schweizer Ersparnisse stoppen, so wird es der hiesigen Bevölkerung obliegen ein Ende zu setzten. Diese ist dank der liberalen Volksbewaffnung, als einziges Land in Europa, auch dazu in der Lage die politische Wende zu erzwingen.

Nachdem Investoren, überrascht von dieser geldpolitischen Wende, aus dem Franken flohen, suchten Viele Zuflucht in Gold und in der Norwegischen Krone, die sich daraufhin stark zeigte. Die Notenbank von Oslo kündigte daraufhin auch Interventionen im Fall einer weiteren Aufwertung zum Euro an. Von der Europäischen Zentralbank kam die Meldung, dass man möglicherweise eine längere Zinspause einlegen werde, was auch unsere veröffentlichte Ansicht sowie mittlerweile der Marktkonsens war.

Weiterhin nahm die Europäische Zentralbank nun auch verspätet die Wachstumserwartungen für die Eurozone zurück. Während man im Juni noch mit einem Plus von 1,5 bis 2,3 Prozent rechnete, so erwartet man im Moment nur noch 1,4 bis 1,8 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Auch die Aussichten der "EZB-Ökonomen" für 2012, die einen gewissen ungerechtfertigten Zweckoptimismus widerspiegeln, wurden leicht gesenkt. Die schlechteren Konjunkturaussichten, die Zinspause sowie eine charttechnisch angeschlagene Situation sorgten dafür, dass der Euro zum US-Dollar verkauft wurde, aus dem Aufwärtstrend nach unten ausbrach und auf 1,36 US-Dollar fiel. Charttechnisch ist nun der Weg bis 1,30 US-Dollar in den nächsten Wochen frei.

Auch die Rezession in Griechenland erwies sich mit einem annualisierten Wirtschaftsrückgang von 7,3 Prozent stärker als erwartet, was dazu führen wird, dass die Sparziele der Regierung nicht eingehalten werden können. Japan wies ebenfalls das dritte Quartal in Folge einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Höhe von 0,5 Prozent auf, wobei man bisher von einem Minus von 0.3 Prozent ausging. Die Eintrübung der Weltkonjunktur dürfte auch Japans Wirtschaft weiter schrumpfen lassen, da ein nachhaltiges Wachstum unter den gegebenen politischen Umständen dort nicht mehr möglich sein dürfte.

Open in new window


BVerfG legitimiert Vermögenstransfer in die PIIGS

Das Bundesverfassungsgericht legitimierte in dieser Woche die Rettung Griechenlands und die Installierung des Eurorettungsschirms. Die Klage zu einer Verletzung des Grundgesetzes und internationaler Vereinbarungen und Gesetze durch den Bundestag wurde mit Hinweis auf das Haushaltsrecht der Bundesregierung zurückgewiesen. Das Gericht führte sogar aus, dass es genüge, wenn lediglich der 41 Mitglieder umfassende Haushaltsausschuss weitere Billionenzahlungen an Europa genehmige.

Eine Zustimmung des BVerfG im Sinne der Kläger war nicht zu erwarten und auch künftige Klagen gegen eine Aufstockung des EFSF oder die Einrichtung des ESM dürften keine rechtstaatliche Behandlung mehr erfahren. Gut ist jedoch, dass sich nebst der Bundesregierung auch die letzte Instanz des Bundesverfassungsgerichts offiziell vom Grundgesetz entfernte, was den Bürgern die Möglichkeit gibt die Wahrung ihrer natürlichen Rechte auf Freiheit und Selbstbestimmung, zu denen auch im GG Art. 20 Abs. 4 ermutigt wird, selbst in die Hand zu nehmen. Insgesamt bleiben die Aussichten für den Euro und die europäischen Volkswirtschaften schlecht, was sich bei dieser Politik zwangsläufig in einen weiter steigenden Goldpreis auswirken wird.


Weitere Entwicklungen
  • Die EZB hat in der vergangenen Woche die Käufe von Staatsanleihen verdoppelt und Wertpapiere im Umfang von 13 Mrd. Euro erworben.

  • Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stieg das offizielle BIP innerhalb des europäischen Währungsraums im zweiten Quartal um lediglich 0,2 Prozent zum Vorquartal. Im ersten Quartal konnte man noch ein offizielles Plus in Höhe von 0,8 Prozent ausweisen.

  • Entgegen ersten Erwartungen fiel die Preissteigerungsrate im August doch nicht und die Preise bewegten sich im Vorjahresvergleich mit einem Anstieg um 2,4 Prozent auf Vormonatsniveau.

  • Die deutsche Bundesregierung streicht aus Geldmangel alle noch nicht begonnenen Bauprojekte bis 2015.


Technische Analyse

Silber im bärischen Keil kurz vor Ausbruch


Der Preis für Platin konnte auch im zweiten Anlauf binnen weniger Wochen sowohl in US-Dollar als auch in Euro nicht den Widerstand überwinden. Der Preis fiel heute auf 1.830 USD ab. Sollte das Tief bei 1.800 US-Dollar auch unterschritten werden, so findet der Preis bei 1.750 USD die nächste Unterstützung. Die Daten der CFTC sind extrem negativ für Platin und auch die gesamtwirtschaftliche Lage spricht gegen einen nachhaltigen Anstieg über die in den letzten beiden Jahren mehrmals getestete Abwärtstrendlinie, die im Augenblick bei 1.340 Euro/Unze (1.870 USD) verläuft.

Da dieses Metall primär in der Automobilbranche Verwendung findet, dürfte bei dem bekannt engen Markt kurzfristig enormes Abwärtspotenzial, bei Eintritt einer Rezession, bestehen. Palladium zeigt sich charttechnisch bereits schon länger angeschlagen und gibt uns hier ein Warnsignal. Unter den aktuellen Umständen empfehlen wir auf dem aktuellen Niveau Gewinne mitzunehmen oder spekulativ Short-Positionen mit engen Stopps aufzubauen. Für die nächsten Wochen sehen wir einen Test der Unterstützung bei 1.170 EUR/Unze (1.650 USD).

Open in new window


Silber hat einen steigenden Keil ausgebildet, was grundsätzlich bärisch zu sehen ist. Verlässt der Preis diesen nach unten, so ist mit einem schnellen Abverkauf zu rechnen. Dieses Szenario würde mit unserer Intermarket-Analyse korrelieren. Da auch die Aktienmärkte vor einer bärischen Auflösung von Fortsetzungsmustern stehen, könnte es zu einer gemeinsamen Bewegung kommen. Viele Rohstoffe, Indizes und Währungen sind aktuell an Unterstützungs- oder Widerstandsmarken angelangt.

Die Situation ist sehr spannend. Kippen die Aktienmärkte wieder nach unten weg und bricht eine erneute Verkaufswelle aus, so sollte Silber auch noch einmal einbrechen und im Idealfall das Junitief unterbieten. Sollte dies Szenario nicht eintreten und die Aktienmärkte eine Erholung starten, so ist ein Silberpreisanstieg auf das ATH möglich. Wir glauben an das bärische Szenario und sehen wieder fallende Preise.

Open in new window


Der S&P500 bildet derzeit eine Formation aus, die an eine Flagge erinnert. Er ging heute am unteren Ende dieser Formation aus dem Handel. Bereits am Montag könnte eine Entscheidung fallen. Wird dieses Kursmuster nach unten verlassen und das Tief bei 1.100 Punkten nachhaltig unterschritten, ergäbe dies eine charttechnische Kursprojektion, die dem vorhergeganenen starken Abverkauf entspräche. Die Aktienmärkte sind aus dem gröbsten noch lange nicht raus und die Märkte dürften kurz vor neuen Hiobsbotschaften zur Konjunktur der Weltmärkte stehen. Preistreibend wirkt die inflationäre Politik der USA/FED und der EU/EZB mit all ihren Aussenstellen. Erst wenn dem letzten Marktteilnehmer klar ist wo die Reise hingehen wird und die Verkaufspanik abgeschlossen ist, sehen wir wieder Einstiegsmöglichkeiten in den Aktienmarkt.

Open in new window


ETF Bestände

Veränderungen seit dem 05.08.2011


Nebst den COT-Daten der CFTC zeigen auch die ETF/ETC-Bestände bei Platin, dass das Metall verstärkt von Investoren zu spekulativem Zwecke genutzt wird. So stiegen in diesem Monat die Platinbestände wiederholt um fast drei Prozent an. Die Bestände und der Preis für Palladium waren hingegen, ganz nach unseren Erwartungen, im Einklang mit der konjunkturellen Abkühlung rückläufig. Die jetzt erhöhte Nachfrage könnte sich bei einer Enttäuschung der spekulativen Erwartung in erhöhtes Angebot umwandeln und den Preis stärker unter Druck bringen. Angesichts der konjunkturellen Entwicklung, sowie dem katastrophalen Zustand der Weltmärkte, sehen wir kurzfristig keinen fundamentalen Grund, warum der Platin- und Palladiumpreis von diesem Niveau aus nachhaltig weiter steigen sollten.

Erst im Zuge weiterer quantitativer Maßnahmen mit einer sukzessive wachsenden Nachfrage durch Investoren,m sehen wir wieder steigende Preise - jedoch nicht von diesem hohen Niveau aus. Der Silberpreisanstieg von 33 auf 43 US-Dollar wurde nicht durch eine Erhöhung der Bestände begleitet. Die Goldbestände gingen bei einem hohen Preis um fast drei Prozent zurück. Die Bestände sind während der vergangenen 12 Monate trotz gestiegener Nachfrage nicht mehr gewachsen, was den Trend zur physischen Auslieferung von Edelmetallen anstatt börsengehandelter Wertpapiere weiter unterstreicht.

Open in new window


© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

>> Abonnieren Sie diesen wöchentlichen Marktkommentar per Email hier <<



Disclaimer: Diese Analyse dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Ohne schriftliche Einwilligung des Autors darf diese Publikation nicht nachträglich verändert oder weiterverwendet werden. Bei Zitaten ist es angemessen, auf die Quelle zu verweisen. Diese Publikation darf als Ganzes vervielfältigt und an andere Personen weitergegeben werden.

Die in dieser Veröffentlichung dargelegten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf dar. Die gesamte Analyse und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen spiegeln die Meinung und Ansichten des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider und dürfen nicht als Empfehlung, Anlageberatung oder Ähnlichem verstanden werden. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit wird nicht übernommen. Eine Haftung für Vermögensschäden, die aus dieser Veröffentlichung resultieren, ist ausgeschlossen. pro aurum verpflichtet sich nicht, dieses Dokument zu aktualisieren, in irgendeiner Weise abzuändern oder die Empfänger zu informieren wenn sich eine hier dargelegte Stellungnahme, Einschätzung oder Prognose ändert oder unzutreffend wird.

Die Verwendung von Hyperlinks auf andere Webseiten in diesem Dokument beinhaltet keineswegs eine Zustimmung, Empfehlung oder Billigung der dort dargelegten oder von dort aus zugänglichen Informationen. Markus Blaschzok übernimmt keine Verantwortung für deren Inhalt oder für eventuelle Folgen aus der Verwendung dieser Informationen. Desweiteren werden weder wir, noch unsere Geschäftsorgane, sowie Mitarbeiter, eine Haftung für Schäden die ggf. aus der Verwendung dieses Dokuments, seines Inhalts oder in sonstiger Weise, entstehen, übernehmen.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"