Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Keine Überraschung von der OPEC zu erwarten

31.05.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die OPEC-Sitzung heute in Wien wird wohl kaum für eine Überraschung sorgen. Auf eine Bestätigung des aktuellen offiziellen Produktonsziels von 30 Mio. Barrel pro Tag deuten nicht nur die Aussagen der Kartellmitglieder hin, vor allem Saudi-Arabiens, die die aktuellen Preise als fair und die Marktbedingungen als positiv bezeichneten. Interessant ist auch, dass die jüngsten Umfragen von Bloomberg und Reuters, die sich häufig unterscheiden, sich in einer Sache einig sind: Der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien hat im Mai seine Produktion stark auf 9,35 Mio. Barrel täglich ausgeweitet bzw. den höchsten Produktionsstand seit November 2012. Es dürfte Saudi-Arabien daher schwer fallen, von den anderen OPEC-Mitgliedern noch mehr Disziplin beim Erreichen der gesamten Produktionsquote von 30 Mio. Barrel täglich einzufordern.

Die OPEC produziert trotz der deutlich besseren Disziplin in diesem Jahr weiter mehr als vereinbart und mehr als vom Markt eigentlich benötigt wird, d.h. über dem sogenannten "call on OPEC". Auf eine mehr als ausreichende Versorgung des Ölmarktes deuten auch die gestern veröffentlichten US-Lagerdaten hin. Die Rohöllagerbestände in den USA sind laut dem US-Energieministerium in der Vorwoche unerwartet um 3 Mio. auf 397,6 Mio. Barrel gestiegen, den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor über 30 Jahren. Angesichts der aktuellen Überversogung und des Ausbleibens positiver Überraschungen von der OPEC dürften die Ölpreise weiter unter Druck bleiben. Von den Anlegern dürfte es auch kaum Unterstützung geben. Denn diese sind bereits zum Ölpreis sehr optimistisch gestimmt. Bei Brent wurden zuletzt die spekulativen Netto-Long-Positionen auf den höchsten Stand seit Anfang März ausgeweitet, bei WTI liegen diese mit rund 269 Tsd. Kontrakten sogar nur 2,4% unter dem rekordhohen "Optimismus" im Jahr 2011.


Edelmetalle

Gold hat gestern im Zuge schwacher asiatischer Aktienmärkte - der Nikkei 225 hatte erneut mehr als 5% verloren - die psychologisch wichtige Marke von 1.400 USD je Unze zurückerobert und handelt derzeit mit gut 1.420 USD auf einem 2-Wochenhoch. Auch in Euro gerechnet steigt Gold auf knapp 1.090 EUR je Feinunze und damit ebenfalls auf den höchsten Stand seit gut zwei Wochen. Der abermalige Kursrutsch des Nikkei hat wiederholt deutlich gemacht, dass die jüngste Hausse an den Aktienmärkten keine Einbahnstraße ist. Dies macht Gold in den Augen einiger Marktteilnehmer offenbar attraktiver, was sich auch in geringeren ETF-Abflüssen widerspiegelt. In den letzten beiden Tagen wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs "nur" um gut zwei Tonnen abgebaut.

Inwiefern sich daraus ein nachhaltiger Trend entwickelt, bleibt allerdings abzuwarten. Ein Großteil der physischen Abflüsse aus den Gold-ETFs in den letzten Monaten könnte nach Asien und in arabische Länder gelangt sein. So erwartet der World Gold Council (WGC), dass z.B. Indien im laufenden Quartal eine rekordhohe Menge von 300-400 Tonnen Gold importieren wird. Dies wäre fast die Hälfte der gesamten Goldeinfuhren des letzten Jahres. Der WGC sieht für die asiatischen Märkte generell eine rekordhohe Goldnachfrage auf Quartalsbasis. Damit würde das Gold aus den offenbar "zittrigen" Händen der ETF-Investoren in "starke" Hände übergehen - eine Entwicklung, die den Goldpreis mittel- bis langfristig unterstützen sollte.


Industriemetalle

Die Metallpreise legten gestern - gemessen am Index der Londoner Metallbörse - um 1,2% zu. Der größte Gewinner war dabei Aluminium, das zum ersten Mal seit drei Wochen kurzzeitig wieder die Marke von 1.900 USD je Tonne überstieg. Mit einem Plus von 2,2% stach auch Blei hervor. Das überwiegend in der Batterieproduktion verwendete Metall verteuerte sich auf ein 2-Monatshoch von knapp 2.180 USD je Tonne. Die Terminkurve von Blei ist am kurzen Ende zum ersten Mal seit Dezember in Backwardation gedreht, was auf eine angespanntere Marktlage hindeutet.

Die Bleivorräte in den Lagerhäusern der LME sind auf rund 220 Tsd. Tonnen und damit den tiefsten Stand seit Januar 2011 gefallen. Und auch an der SHFE sind die Lagerbestände mittlerweile von ihrem Rekordhoch zurückgekommen. Beides deutet auf eine aktuell robuste Nachfrage hin. Der globale Bleimarkt befand sich schon in den ersten drei Monaten des Jahres sowohl gemäß WBMS- als auch ILZSG-Daten im Angebotsdefizit. Der Bleipreis scheint derzeit fundamental gut unterstützt. Am Samstag wird in China der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) für Mai veröffentlicht. Es besteht die Gefahr, dass dieser - wie schon der von der Großbank HSBC berechnete vorläufige PMI - zum ersten Mal seit acht Monaten wieder unter die Marke von 50 fällt, die Expansion anzeigt. Dies dürfte zu Beginn der neuen Handelswoche für Preisausschläge vor allem bei den Industriemetallen sorgen.

Open in new window


Agrarrohstoffe

In ihrem aktuellen Quartalsbericht hat die Internationale Kakaoorganisation (ICCO) das für die Saison 2012/13 erwartete Defizit am globalen Kakaomarkt von 45 Tsd. auf 60 Tsd. Tonnen angehoben. Zwar wurde die Ernteprognose für die Elfenbeinküste wie erwartet angesichts der besseren Zwischenernte nach oben korrigiert. Allerdings geschah dies nur in marginalem Umfang, so dass gegenüber dem Vorjahr immer noch ein kleines Minus von knapp 1% zu Buche stehen soll. Da gleichzeitig die Erwartungen an die indonesische und vor allem an die brasilianische Kakaoernte deutlich nach unten korrigiert wurden und die Produktion im zweitgrößten Produzentenland Ghana gegenüber der Vorsaison um 7% sinken soll, dürfte das weltweite Angebot in 2012/13 um fast 3% zurückgehen.

Auf der Nachfrageseite wurde die von der ICCO erwartete Kakaoverarbeitung in Europa leicht reduziert, nachdem die letzten Ist-Daten zum ersten Quartal wieder ein deutliches Minus gegenüber dem Vorjahresquartal auswiesen, auch wenn dieses Minus kleiner als in den Vorquartalen war. Stark reduziert wurde im aktuellen Bericht vor allem die Verarbeitung in Asien. Diese soll gegenüber dem Vorjahr nur um marginale 0,3% steigen. Im vorherigen ICCO-Bericht war noch ein Plus von 2,6% eingestellt worden. Auf Länderebene wurden vor allem Kürzungen in Indonesien von +17% auf +10% und in Malaysia von +3% auf -7% vorgenommen. Dies dürfte vor allem eine Folge der geringer als erwarteten Kakaoernte in Indonesien sein.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"