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Klare Worte von der Bundeskanzlerin - klare Worte von Obama!

13.09.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (07.45 Uhr) bei 1.3665, nachdem im europäischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3500 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 105.25, während EUR-CHF bei 1.2040 oszilliert.

Es ist begrüßenswert, dass unsere Bundeskanzlerin klare Worte gefunden hat. Bundeskanzlerin Merkel sagte, dass jeder seine Worte in der Defizitkrise der Eurozone vorsichtig abwägen sollte. Hier dürfen sich Herr Seehofer und Herr Rösler angesprochen fühlen. Derartige Äußerungen unterminieren die Investitionsbereitschaft in Reformländern und stören damit den Reformprozess erheblich. Dadurch werden die Reformerfolge, die strukturell gegeben sind, ignoriert. Was wir nicht brauchen können, sei Unruhe auf den Finanzmärkten, sagte Frau Dr- Merkel. Das ist richtig.

Unsicherheiten seien schon groß genug. Absolut, und das bei dem „Paradepferd“ der Reformfähigkeit und der Stabilität der Neuverschuldung im Vergleich zu USA, Japan und UK! Das ist schon beinahe grotesk.

Eine unkontrollierte Zahlungsunfähigkeit Griechenlands sei um jeden Preis zu verhindern. Das sei das oberste Gebot. Dem ist zuzustimmen - wir sollten den Begriff "unkontrolliert" dabei noch eliminieren. Ansonsten würden wir ein überschaubares Problem in Größe und Mechanik mit einer völlig unbeherrschbaren Krisenkonstellation auf globaler Ebene austauschen. Dafür gibt es rational keinen Grenznutzen, es sei denn, man ist ökonomischer Masochist. Die deutsche Position in der EZB wird unabhängig von dem Stark-Rücktritt immer der Stabilitätskultur verpflichtet sein. So ist es!

US-Präsident Obama hat die Staaten der Eurozone zu gemeinsamen Schritten im Kampf gegen die Schuldenkrise aufgerufen und zeigte sich besorgt über die möglichen globalen Folgen. Er hat darauf verwiesen, dass es eine enge Zusammenarbeit mit der Eurozone gäbe. So wird der US-Treasury Secretary Geithner bei der nächsten Zusammenkunft der EU-Finanzminister teilnehmen. Hier wird deutlich, dass die Homogenität zwischen den großen Blöcken in der Krisenbekämpfung leicht zunimmt.

Es ginge darum, die Währungsunion durch eine abgestimmte Haushaltspolitik zu ergänzen. Dem ist vollkommen zuzustimmen. Sofern die Eurozone diese aktuellen Herausforderungen meistert, wird sie politisch anders aussehen als in der Vergangenheit. Der Weg zur politischen Union eröffnet sich sukzessive.

So lange die Euro-Krise nicht gelöst sei, würden wir weiter Schwächen in der Weltwirtschaft sehen. Das ist absolut richtig. Jeder Tag, den wir auf der politischen Bühne verspielen, nimmt der Weltwirtschaft auf psychologischer Ebene Kraft und konterkariert die fiskalische Gesundung als Konsequenz der konjunkturellen Erholung.

Bezüglich Griechenland betonte Obama, dass zwar Schritte unternommen worden seien, die Krise zu mildern, aber nicht die Krise zu lösen. Diese Sichtweise ist hoffähig, sie ignoriert jedoch die strukturellen Veränderungen der letzten 18 Monate.

Hinsichtlich Italien und Spanien fragte Obama, was passieren werde, wenn es die Märkte weiter auf diese beiden Länder abgesehen hätten? Diese Frage ist zulässig. Sie wirft aber eine andere wesentlichere Frage auf. Sollen wir weiter tolerieren, dass Finanzinteressen mit massivster Feuerkraft im Hedge Fund Sektor oder in von Investmentbanken ausgelagerten SPVs aus egozentrischen Interessen ohne Rücksicht auf belastbare Fundamentaldaten ganze Länder und Gesellschaften destabilisieren können (z.B. Schweiz)?

Gestern stand der "Composite Leading Indicator" der OECD per Juli zur Veröffentlichung an. Es ergab sich ein Rückgang von 102,1 auf 101,6 Punkte. Der Rückgang seit Februra/r/März von 103 Punkten ist deutlich. Diese Tendenz dürfte sich per August fortsetzen. Der Abschwung dieses Index ist Ausdruck der politischen Risiken, die die Integrität der Eurozone betreffen. Eine Verunfallung der Eurozone hätte massive konjunkturelle und in der Folge dramatische fiskalische Folgen in der westlichen Welt.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.380 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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