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Ölpreis nach OPEC-Sitzung unter Druck

03.06.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist am Morgen erstmals seit Anfang Mai wieder unter die Marke von 100 USD je Barrel gefallen. Die OPEC hat am Freitag auf ihrer Sitzung das offizielle Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag bestätigt. Der Bedarf an OPEC-Öl soll zwar im zweiten Halbjahr aufgrund einer saisonal höheren Ölnachfrage auf dieses Niveau steigen. Die OPEC produzierte in den vergangenen Monaten aber bereits über diesem Zielwert. Der wichtigste OPEC-Produzent Saudi-Arabien hat die Ölproduktion im Mai sogar ausgeweitet. Ohne eine spürbare Erholung der Nachfrage bleibt das Überangebot auf dem globalen Ölmarkt somit bestehen. Die Nachfrageaussichten bleiben dagegen getrübt, wie Konjunkturdaten aus China am Wochenende zeigten. Der von der Großbank HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex fiel im Mai noch tiefer in den kontraktiven Bereich und überschattete damit den unerwarteten Anstieg des offiziellen Einkaufsmanagerindex.

Da die OPEC mit dem derzeitigen Ölpreisniveau zufrieden zu sein scheint, dürfte dies von einigen Marktteilnehmern als Verkaufssignal verstanden werden. Laut CFTC kam es in der Woche zum 28. Mai erstmals seit sechs Wochen zu einem Rückgang bei den spekulativen Netto-Long-Positionen. Dennoch setzt die große Mehrheit der spekulativen Finanzanleger noch immer auf steigende Preise und sieht sich nun mit einer anderen Realität konfrontiert. Die ICE-Daten für Brent dürften heute Mittag ein ähnliches Bild zeichnen. Angesichts möglicher Verkäufe seitens der Anleger ist daher kurzfristig ein weiterer Preisrückgang zu erwarten.


Edelmetalle

Der Goldpreis handelt am Morgen bei 1.400 USD je Feinunze. Angesichts schwächerer Aktienmärkte und eines schwächeren US-Dollar steigt die Attraktivität von Gold als wertstabile Anlage, was sich in nachlassenden ETF-Abflüssen widerspiegelt. In der vergangenen Woche sind pro Handelstag durchschnittlich 2,5 Tonnen aus den von Bloomberg erfassten ETFs abgeflossen. In der Woche zuvor waren es noch durchschnittlich 8 Tonnen pro Handelstag. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, hat zuletzt sogar drei Handelstage in Folge keine Abflüsse mehr verzeichnet. Das war zuletzt Ende März der Fall. Es ist allerdings noch zu früh, Entwarnung zu geben. Sollten die Aktienmärkte wieder steigen, könnten auch die ETF-Abflüsse wieder zunehmen.

Widersprüchliche Daten gab es in Sachen Marktpositionierung von der CFTC. Die spekulativen Finanzanleger ("money managers") haben in der Woche zum 28. Mai ihre Netto-Long-Positionen um 10,7 Tsd. auf 47 Tsd. Kontrakte ausgeweitet und damit zum Goldpreisanstieg auf knapp 1.400 USD je Feinunze in der Berichtswoche beigetragen. Die Netto-Long-Positionen bleiben dennoch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, nachdem sie in der Vorwoche auf den niedrigsten Stand seit knapp sechs Jahren gefallen waren. In der Abgrenzung der "non-commercials" fielen die Netto-Long-Positionen in derselben Berichtswoche sogar auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2007. Der niedrige Optimismus der Finanzanleger war in der Vergangenheit häufig Ausgangspunkt für Preiserholungen.


Industriemetalle

Der am Samstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe (PMI) in China hat die Skeptiker Lügen gestraft und lag mit 50,8 sogar über der höchsten Schätzung. Gleichzeitig berichtete die Financial Times, dass das Staatliche Reservenbüro Chinas (SRB) erstmals seit 2009 Industriemetalle zwecks strategischer Einlagerung gekauft hatte. Bis jetzt sind wohl rund 30 Tsd. Tonnen Nickel gekauft und Anfragen bezüglich Kupfer gestellt worden. Kein Wunder also, dass insbesondere die Nickelpreise von dieser Meldung profitieren und heute um bis zu 5% zulegen können. Im Mai ist der LME-Nickelpreis erstmals seit 2009 unter die Marke von 15.000 USD je Tonne gefallen, ein Niveau, bei dem sogar ein Teil der "konventionellen" Produktion nicht profitabel sein dürfte.

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Auch dürften die Produktionskosten von Nickel-Gußeisen (NPI), was als Alternative zu Nickel in der Edelstahlproduktion verwendet und in China aus nickelhaltigen Erzen von den Philippinen und Indonesien gewonnen wird, trotz der Prozessverbesserungen höher als die gegenwärtigen LME-Preise liegen. Die chinesischen Metallimporteure, dabei insbesondere das SRB selbst, hatten sich in der Vergangenheit als gute opportunistische Käufer gezeigt. Deren Handlungen, die in den letzten Jahren oft konträr zum Marktkonsens und den Preisbewegungen erfolgten, hatten sich oft im Nachhinein als wegweisend erwiesen (Grafik des Tages). Man könnte dies mit einem „Herdenverhalten“ der chinesischen Händler bzw. deren besserer Informiertheit in Bezug auf die Situation beim größten Metallverbraucher China erklären.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis ist Ende letzter Woche erstmals seit 4½ Monaten unter die Marke von 80 US-Cents je Pfund gerutscht. Der nächstfällige und meistgehandelte Juli-Kontrakt gab in den beiden letzten Wochen stark nach (-7%), während das Minus beim Dezember-Kontrakt, der bereits das kommende Erntejahr repräsentiert, mit 4% geringer ausfiel. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben ihre Netto-Long-Positionen bei Baumwolle in der Woche zum 28. Mai auf das niedrigste Niveau seit Januar reduziert. Zwar hinkt die Aussaat im weltgrößten Baumwollexportland USA dem langjährigen Durchschnitt hinterher, doch werden die Regenfälle der letzten Zeit im Hinblick auf ihre Wachstumswirkungen positiv eingeschätzt. Aufschluss hierüber wird der US-Erntefortschrittsbericht heute Abend geben.

Das International Cotton Advisory Committee ICAC ist inzwischen von der bisherigen Vorhersage eines kleinen Defizits in der Saison 2013/14 abgerückt und erwartet einen kleinen Überschuss von 400 Tsd. Tonnen. Das US-Landwirtschaftsministerium USDA prognostiziert sogar einen Überschuss von 1,6 Mio. Tonnen. Durch seine Lagerhaltungspolitik absorbiert China bereits seit Längerem große Teile der Überschüsse, während im Rest der Welt die Bestände auch 2013/14 abschmelzen dürften. Diese Aussicht dürfte den Preisen kurzfristig Halt und mittelfristig Auftrieb geben, solange China mit seinen Importen weiterhin Überangebot vom Markt nimmt. Angesichts deutlich höherer chinesischer Preise als auf dem Weltmarkt ist dies wahrscheinlich.




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