Erneute Streiks in Kupferminen
14.09.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Von dem Ölmarkt lässt sich für gestern eigentlich gar nicht sprechen: Denn während der Brentölpreis nachgab, hat sich WTI verteuert. Der Preisabstand verringerte sich damit immerhin um 3 USD auf 23 USD je Barrel. Dies ist auch der Verflachung der WTI-Terminkurve geschuldet. Vor allem die Produktionsausfälle im Golf von Mexiko, aber auch geringere Importe dürften ausschlaggebend gewesen sein, dass die physische Verfügbarkeit am Spotmarkt nicht mehr ganz so reichhaltig ist wie vor einigen Wochen. Das bestätigen auch die Lagerdaten des American Petroleum Institute, die für die Woche zum 9. September einen kräftigen Abfluss aus den US-Rohölvorräten von 5 Mio. Barrel gegenüber der Vorwoche zeigen.
Dennoch findet sich auch in diesen Daten ein Indiz für die Nachfrageschwäche: Denn die Lagerbestände für Benzin sind gestiegen. Weiteren Aufschluss geben die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden Lagerdaten des US-Energieministeriums.
Wie gestern bereits berichtet zeigt sich die Internationale Energieagentur (IEA) bezüglich der weiteren Nachfragetendenzen eher skeptisch. Nachdem noch in der ersten Jahreshälfte der Ölverbrauch überraschend hoch gewesen sei und das aufgrund von Produktionsausfällen knappere Angebot überstiegen habe - was nach Einschätzung der IEA maßgeblich zu den derzeit hohen Preisen beigetragen hat -, rechnet man schon kurzfristig mit einer Entspannung der Lage: Für das zweite Halbjahr wurde sowohl der Ölbedarf in den Industrie- als auch in den Schwellenländern um insgesamt 400 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Und auch wenn die IEA hinsichtlich der Produktionsaufnahme in Libyen skeptischer ist als die OPEC, so rechnet auch sie mit einer verbesserten Angebotssituation.
Edelmetalle
Die Schuldenkrise der Euro-Peripherieländer bleibt das bestimmende Thema am Goldmarkt. So hat die Ratingagentur Moody’s das Kreditrating von zwei französischen Großbanken aufgrund deren Engagement in den Peripherieländern der Eurozone herabgestuft. Dies könnte das Vertrauen der Banken untereinander weiter belasten. Darüber hinaus wurden Aussagen von Bundeskanzlerin Merkel dahingehend interpretiert, dass die Troika vor gut anderthalb Wochen aus Griechenland doch nicht nur aus technischen Gründen abgereist ist. Gold dürfte also durch die weiterhin bestehende hohe Unsicherheit gut unterstützt und nachgefragt bleiben, auch wenn der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern moderate Abflüsse von 0,6 Tonnen verzeichnete. So steht u.a. in Indien der Beginn der Festivalsaison unmittelbar bevor, in der traditionell viel Gold verschenkt wird.
Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros ist die Goldproduktion in China im August im Vergleich zum Vorjahr um 31% auf 60,2 Tonnen gestiegen. In den ersten acht Monaten des Jahres wurden damit 454,8 Tonnen Gold produziert. Dieses Gold dürfte jedoch kaum auf den Weltmarkt gelangen, sondern aufgrund der hohen Nachfrage im Inland verbleiben. Die gesamte Goldnachfrage in China betrug laut Daten des World Gold Council im ersten Halbjahr bereits fast 390 Tonnen.
Industriemetalle
In China sind die Eisenerzimporte laut Daten der Zollbehörde im August gegenüber dem Vormonat um 8,3% auf 59,1 Mio. Tonnen gestiegen. Dies ist auf die hohe Stahlproduktion sowie auf ein Auffüllen der Lagerbestände bei den Stahlherstellern zurückzuführen. Das Reich der Mitte hat in den ersten acht Monaten des Jahres insgesamt 447,6 Mio. Tonnen Eisenerz importiert, 10,6% mehr als im Vorjahr. Die hohen Importaktivitäten spiegeln sich auch im Baltic Dry Index wider, der die Frachtraten für Schüttguttransporte misst und von seinem temporären Tief im August mittlerweile um über 50% gestiegen ist.
Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros war die chinesische Stahlproduktion im August mit 58,75 Mio. Tonnen fast 14% höher als im Vorjahr. Der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlindustrie erwartet, dass im Reich der Mitte in diesem Jahr bis zu 710 Mio. Tonnen Stahl hergestellt werden. Dies bedeutet, dass die Nachfrage nach Eisenerz und damit die Importe im weiteren Jahresverlauf sehr robust bleiben sollten. Der Eisenerzpreis dürfte sich daher auf dem aktuellen Niveau von knapp 180 USD je Tonne gut behaupten können.
Ab heute werden die Grasberg-Mine in Indonesien und die Cerro Verde-Mine in Peru, zwei der weltweit größten Kupferminen, bestreikt. Die Angebotssituation am globalen Kupfermarkt - das Research-Institut Brook Hunt erwartet ein Defizit von 351 Tsd. Tonnen in diesem Jahr - dürfte sich dadurch weiter zuspitzen, was den Kupferpreis mittelfristig unterstützen sollte.
Agrarrohstoffe
Aus Australien werden positive Aussichten für die Weizenernte gemeldet. Bereits 2010/11 war es Australien in gelungen, trotz Wetterkapriolen mit 26,3 Mio. Tonnen eine Rekordernte an Weizen einzubringen. Zwischenzeitlich wurde der Markt von sich verschlechternden Aussichten in Atem gehalten, was zu Preisschwankungen geführt hatte. Das australische Forschungsinstitut ABARES geht davon aus, dass Australien im dort im Oktober startenden Wirtschaftsjahr 2011/12 eine Ernte von 26,2 Mio. Tonnen einbringen kann.
Für die Exporte wird sogar ein neuer Rekordwert von 20,4 Mio. Tonnen erwartet. Damit wird immer wahrscheinlicher, dass Australien die EU auf den dritten Platz der weltgrößten Exporteure verweisen wird. Denn dort dürfte sich das hohe Exportniveau aus 2010/11, als die EU von eingeschränkten Exporten aus der Schwarzmeerregion profitierte, nicht halten lassen. In den Wochen von Anfang Juli 2011 bis zum 8. September exportierte die EU 2,5 Mio. Tonnen Weizen, in der Vorjahresperiode waren es 4,3 Mio. Tonnen gewesen.
In der laufenden Saison 2011/12 dürften sich die Exporte Russlands mehr als vervierfachen und damit wieder nahe an den Wert aus 2009/10 herankommen. Die Nachrichten aus Australien sorgen ebenso wie erhöhte Ernteschätzungen aus Kanada und die Vorhersage von Regen in den bisher von Trockenheit geplagten Great Plains der USA für sinkende Notierungen für Weizen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Von dem Ölmarkt lässt sich für gestern eigentlich gar nicht sprechen: Denn während der Brentölpreis nachgab, hat sich WTI verteuert. Der Preisabstand verringerte sich damit immerhin um 3 USD auf 23 USD je Barrel. Dies ist auch der Verflachung der WTI-Terminkurve geschuldet. Vor allem die Produktionsausfälle im Golf von Mexiko, aber auch geringere Importe dürften ausschlaggebend gewesen sein, dass die physische Verfügbarkeit am Spotmarkt nicht mehr ganz so reichhaltig ist wie vor einigen Wochen. Das bestätigen auch die Lagerdaten des American Petroleum Institute, die für die Woche zum 9. September einen kräftigen Abfluss aus den US-Rohölvorräten von 5 Mio. Barrel gegenüber der Vorwoche zeigen.
Dennoch findet sich auch in diesen Daten ein Indiz für die Nachfrageschwäche: Denn die Lagerbestände für Benzin sind gestiegen. Weiteren Aufschluss geben die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden Lagerdaten des US-Energieministeriums.
Wie gestern bereits berichtet zeigt sich die Internationale Energieagentur (IEA) bezüglich der weiteren Nachfragetendenzen eher skeptisch. Nachdem noch in der ersten Jahreshälfte der Ölverbrauch überraschend hoch gewesen sei und das aufgrund von Produktionsausfällen knappere Angebot überstiegen habe - was nach Einschätzung der IEA maßgeblich zu den derzeit hohen Preisen beigetragen hat -, rechnet man schon kurzfristig mit einer Entspannung der Lage: Für das zweite Halbjahr wurde sowohl der Ölbedarf in den Industrie- als auch in den Schwellenländern um insgesamt 400 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Und auch wenn die IEA hinsichtlich der Produktionsaufnahme in Libyen skeptischer ist als die OPEC, so rechnet auch sie mit einer verbesserten Angebotssituation.
Edelmetalle
Die Schuldenkrise der Euro-Peripherieländer bleibt das bestimmende Thema am Goldmarkt. So hat die Ratingagentur Moody’s das Kreditrating von zwei französischen Großbanken aufgrund deren Engagement in den Peripherieländern der Eurozone herabgestuft. Dies könnte das Vertrauen der Banken untereinander weiter belasten. Darüber hinaus wurden Aussagen von Bundeskanzlerin Merkel dahingehend interpretiert, dass die Troika vor gut anderthalb Wochen aus Griechenland doch nicht nur aus technischen Gründen abgereist ist. Gold dürfte also durch die weiterhin bestehende hohe Unsicherheit gut unterstützt und nachgefragt bleiben, auch wenn der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern moderate Abflüsse von 0,6 Tonnen verzeichnete. So steht u.a. in Indien der Beginn der Festivalsaison unmittelbar bevor, in der traditionell viel Gold verschenkt wird.
Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros ist die Goldproduktion in China im August im Vergleich zum Vorjahr um 31% auf 60,2 Tonnen gestiegen. In den ersten acht Monaten des Jahres wurden damit 454,8 Tonnen Gold produziert. Dieses Gold dürfte jedoch kaum auf den Weltmarkt gelangen, sondern aufgrund der hohen Nachfrage im Inland verbleiben. Die gesamte Goldnachfrage in China betrug laut Daten des World Gold Council im ersten Halbjahr bereits fast 390 Tonnen.
Industriemetalle
In China sind die Eisenerzimporte laut Daten der Zollbehörde im August gegenüber dem Vormonat um 8,3% auf 59,1 Mio. Tonnen gestiegen. Dies ist auf die hohe Stahlproduktion sowie auf ein Auffüllen der Lagerbestände bei den Stahlherstellern zurückzuführen. Das Reich der Mitte hat in den ersten acht Monaten des Jahres insgesamt 447,6 Mio. Tonnen Eisenerz importiert, 10,6% mehr als im Vorjahr. Die hohen Importaktivitäten spiegeln sich auch im Baltic Dry Index wider, der die Frachtraten für Schüttguttransporte misst und von seinem temporären Tief im August mittlerweile um über 50% gestiegen ist.
Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros war die chinesische Stahlproduktion im August mit 58,75 Mio. Tonnen fast 14% höher als im Vorjahr. Der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlindustrie erwartet, dass im Reich der Mitte in diesem Jahr bis zu 710 Mio. Tonnen Stahl hergestellt werden. Dies bedeutet, dass die Nachfrage nach Eisenerz und damit die Importe im weiteren Jahresverlauf sehr robust bleiben sollten. Der Eisenerzpreis dürfte sich daher auf dem aktuellen Niveau von knapp 180 USD je Tonne gut behaupten können.
Ab heute werden die Grasberg-Mine in Indonesien und die Cerro Verde-Mine in Peru, zwei der weltweit größten Kupferminen, bestreikt. Die Angebotssituation am globalen Kupfermarkt - das Research-Institut Brook Hunt erwartet ein Defizit von 351 Tsd. Tonnen in diesem Jahr - dürfte sich dadurch weiter zuspitzen, was den Kupferpreis mittelfristig unterstützen sollte.
Agrarrohstoffe
Aus Australien werden positive Aussichten für die Weizenernte gemeldet. Bereits 2010/11 war es Australien in gelungen, trotz Wetterkapriolen mit 26,3 Mio. Tonnen eine Rekordernte an Weizen einzubringen. Zwischenzeitlich wurde der Markt von sich verschlechternden Aussichten in Atem gehalten, was zu Preisschwankungen geführt hatte. Das australische Forschungsinstitut ABARES geht davon aus, dass Australien im dort im Oktober startenden Wirtschaftsjahr 2011/12 eine Ernte von 26,2 Mio. Tonnen einbringen kann.
Für die Exporte wird sogar ein neuer Rekordwert von 20,4 Mio. Tonnen erwartet. Damit wird immer wahrscheinlicher, dass Australien die EU auf den dritten Platz der weltgrößten Exporteure verweisen wird. Denn dort dürfte sich das hohe Exportniveau aus 2010/11, als die EU von eingeschränkten Exporten aus der Schwarzmeerregion profitierte, nicht halten lassen. In den Wochen von Anfang Juli 2011 bis zum 8. September exportierte die EU 2,5 Mio. Tonnen Weizen, in der Vorjahresperiode waren es 4,3 Mio. Tonnen gewesen.
In der laufenden Saison 2011/12 dürften sich die Exporte Russlands mehr als vervierfachen und damit wieder nahe an den Wert aus 2009/10 herankommen. Die Nachrichten aus Australien sorgen ebenso wie erhöhte Ernteschätzungen aus Kanada und die Vorhersage von Regen in den bisher von Trockenheit geplagten Great Plains der USA für sinkende Notierungen für Weizen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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