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Preise steigen trotz schwachem ISM-Index

04.06.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten gestern dem enttäuschenden US-Einkaufsmanagerindex trotzen und merklich steigen. Brent stieg wieder über 102 USD je Barrel, WTI auf 93,5 USD je Barrel. Zum einen wird durch den Rückgang des ISM-Index unter die kritische Marke von 50 eine baldige Rückführung von "QE3" unwahrscheinlicher. Zum anderen sind die Angebotsrisiken wieder stärker zutage getreten. So hat der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde die Gespräche mit dem Iran mit "Wir bewegen uns im Kreis" bezeichnet. Die gewaltsamen Proteste in der Türkei schüren zudem Sorgen, dass sich die Unruhen im Nahen Osten auf ein weiteres Land ausgeweitet haben und die für die Ölversorgung wichtige Region weiter destabilisieren. Die Türkei ist ein wichtiges Öltransitland und grenzt zudem an die ölreichen Regionen im Norden des Irak.

Zu tatsächlichen Angebotsausfällen kommt es in der Nordsee. Die Produktion im Buzzard-Ölfeld ist aufgrund von technischen Problemen seit dem Wochenende unterbrochen. Der Betreiber Nexen rechnet mit einer Wiederaufnahme der Produktion Mitte der Woche. Normalerweise werden in diesem Ölfeld täglich 200 Tsd. Barrel Forties-Öl gefördert, welches die wichtigste Ölsorte im Brentkorb ist. Im vergangenen Sommer kam es aufgrund von umfangreichen Wartungsarbeiten im Buzzard-Ölfeld zu erheblichen Lieferverzögerungen, was zu einer spürbaren Verteuerung von Brentöl führte. Dazu dürfte es diesmal kaum kommen, zumal die spekulativen Finanzanleger bereits in einem starken Ausmaß auf steigende Preise setzen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent wurden in der Woche zum 28. Mai die fünfte Woche in Folge ausgeweitet. Sie sind innerhalb dieses Zeitraums um 67% gestiegen, der Brentölpreis allerdings nur um 4%.

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Edelmetalle

Gold überstieg gestern wieder die psychologisch wichtige Marke von 1.400 USD je Feinunze und hält sich heute Morgen mit gut 1.410 USD auch weiter über diesem Niveau. Schwache Konjunkturdaten aus den USA schürten Hoffnungen für ein fortgesetztes „QE3“ der US-Notenbank Fed. Darüber hinaus zeigt sich die physische Goldnachfrage weiter robust. Die Istanbuler Goldbörse berichtete, dass die Türkei im Mai 43,5 Tonnen Gold importiert. Diese lagen nur geringfügig unter dem April-Wert, der das höchste Importvolumen seit August 2008 dargestellt hat.

Zu den größten Gewinnern unter den Rohstoffen zählte gestern Platin, das sich um 2,6% auf knapp 1.500 USD je Feinunze verteuerte. In Südafrika ist es in der Nähe der „Marikana“-Mine erneut zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Gewerkschaften gekommen. Dies unterstreicht die unsichere Lage im weltweit größten Platinproduzentenland und gibt Anlass zur Sorge hinsichtlich der Versorgungslage am globalen Platinmarkt. Dies spiegelt sich auch in aktuell hohen ETF-Zuflüssen wider. Palladium legte ebenfalls zu. Das Edelmetall, das überwiegend in der Produktion von Katalysatoren für Benzinmotoren verwendet wird, erhielt durch abermals sehr robuste Fahrzeugverkäufe in den USA Unterstützung. Dort ist die saisonal bereinigte annualisierte Verkaufsrate im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 9,6% auf 15,24 Mio. Einheiten gestiegen.


Industriemetalle

Die Metallpreise legten gestern Nachmittag in der Breite merklich zu, obwohl klar schwächere Konjunkturdaten in den USA veröffentlicht wurden. Der ISM-Index fiel im Mai auf 49 und damit das niedrigste Niveau seit Juni 2009, dem offiziellen Ende der Rezession. Dies deutet auf ein schrumpfendes Geschäft der US-Industrie hin. Allerdings sind mit diesen Daten auch gleichzeitig Hoffnungen aufgekommen, dass die US-Notenbank Fed „QE3“ nicht vorzeitig beendet. Davon profitierten schlussendlich auch die Industriemetalle. Kupfer stieg im Zuge dessen auf knapp 7.400 USD je Tonne.

Das rote Metall wurde dabei auch von fundamentalen Aspekten unterstützt: Nach einem weiteren Unfall in der "Grasberg"-Kupfermine in Indonesien bleibt diese nun möglicherweise für bis zu drei Monate geschlossen. Bislang ist unklar, wie lange der Minenbetreiber Freeport McMoRan seinen vertraglichen Lieferverpflichtungen nachkommen kann oder ob das Unternehmen "force majeure" anmelden muss. Im Zusammenhang mit derzeitigen anderen Produktionsproblemen könnte sich dadurch das Angebot am Weltmarkt merklich anspannen. Zugleich zeigt sich die Nachfrage offenbar sehr robust, was an der Anzahl der gekündigten Lagerscheine erkennbar ist. Diese liegen mit rund 225 Tsd. Tonnen nahe dem kürzlich verzeichneten Rekordhoch. Im Falle von Zink haben die gekündigten Lagerscheine erst gestern ein neues Allzeithoch markiert.


Agrarrohstoffe

Laut US-Landwirtschaftsministerium sind inzwischen 91% der für Mais vorgesehenen US-Anbauflächen eingesät worden. Dadurch sinkt die Gefahr, dass die tatsächliche Maisfläche wesentlich hinter der geplanten Fläche zurück bleibt. Diese Meldung lässt die Preise für Mais derzeit nachgeben, zumal auch positivere Aussichten für die ukrainische Maisernte gemeldet werden. Der Prozentsatz zeigt aber auch an, dass fast 10% der geplanten US-Maisfläche noch nicht bestellt sind. Selbst für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass dies in den nächsten Tagen vollständig geschieht, sind hier deutliche Ertragseinbußen zu erwarten. Für nach dem 1. Juni ausgesäte Flächen werden diese auf etwa 25% taxiert. Für die nächsten Tage sind zudem wieder heftige Regenfälle im Maisgürtel vorhergesagt. Wir erachten die derzeitige Preisschwäche bei Mais daher nur als vorübergehend.

Die Regenfälle könnten auch die Aussaat von Sojabohnen weiter verzögern. Noch immer geht diese so langsam voran wie zuletzt 1996. Erst 57% der vorgesehenen Flächen sind mit Sojabohnen eingesät. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre waren es zu diesem Zeitpunkt bereits 74% gewesen. Dadurch dürfte sich auch die Erntezeit nach hinten verschieben. Bereits jetzt ist die physische Ware aus der alten Ernte knapp, da die Nachfrage, nicht zuletzt aus China, stark ist. Davon profitieren derzeit die Notierungen sowohl für alterntige Ware im Juli-Kontrakt als auch für Sojabohnen der Ernte 2013 im November-Kontrakt.




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