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Risikoappetit der Anleger kommt allmählich zurück

15.09.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die gestern durch das US-Energieministerium veröffentlichten Rohöllagerbestände gingen in der letzten Woche zwar mit 6,7 Mio. Barrel deutlich stärker als erwartet zurück, konnten aber letztendlich den Ölpreisrückgang nicht aufhalten. Kommt der Ölmarkt nun endlich zum Schluss, dass der gegenwärtig hohe Ölpreis vielmehr die Gegenwart und zu wenig die Zukunft widerspiegelt? Wünschenswert wäre dies, denn so lange die Brent-Ölpreise über dem fundamental gerechtfertigten Niveau notieren, schaden diese der Konjunktur.

Zwar sprechen gegenwärtig die nach wie vor fehlenden Öllieferungen aus Libyen, geringere freie Kapazitäten, mögliche Hurrikan-Gefahren im Golf von Mexiko und eine starke Nachfrage aus dem asiatischen Raum für einen hohen Ölpreis. Aber die fundamentale Situation dürfte sich in den nächsten Monaten entspannen, was noch zu wenig Berücksichtigung findet.

Heute wird eine Vielzahl an Daten zur Konjunktur, der Inflation und dem Arbeitsmarkt in den USA veröffentlicht, was auch der Ölmarkt genau beobachten dürfte. Dabei ist nicht mehr davon auszugehen, dass schlechte Nachrichten zur Wirtschaft gute Nachrichten für Ölpreise sind, wie es häufig der Fall in jüngster Vergangenheit war. Die Anleger, die große Hoffnungen auf die Fed-Sitzung nächste Woche setzen, dürften aus unserer Sicht enttäuscht werden. Insgesamt erinnert einiges am Verlauf des Ölmarktes in den vergangenen Monaten an das Jahr 2008 (Grafik des Tages).

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Wir haben die Analogien in unserem neuen "Rohstoffe Kompakt Energie" auf den Prüfstand gestellt, der heute veröffentlicht wird. Wir kommen zum Schluss, dass es durchaus Parallelen gibt, obgleich der Ölpreis jetzt besser fundamental unterstützt ist und auch im Falle einer Rezession nicht so massiv einbrechen dürfte.


Edelmetalle

Der Goldpreis steht gestern und heute Morgen etwas unter Druck, nachdem Bundeskanzlerin Merkel und der französische Staatspräsident Sarkozy nach einer Telefonkonferenz mit Griechenlands Premierminister Papandreou Unterstützung für das hoch verschuldete Land signalisierten. Wir erwarten jedoch nicht, dass der Preis deutlich unter die Marke von 1.800 USD je Feinunze fallen wird, da um dieses Niveau herum starkes physisches Kaufinteresse in den Markt kommt. Zudem bleiben die Unsicherheiten weiter bestehen: So droht Medienberichten zufolge Italien eine Herabstufung seines Kreditratings.

Platin zeigt im aktuell schwachen Marktumfeld relative Stärke: Mit gut 5% fiel der Preisrückgang im Vergleich zu den anderen zyklischen Rohstoffen in den vergangenen zehn Tagen moderat aus. Und auch die ETF-Anleger bleiben Platin treu. So liegen die Bestände der von Bloomberg erfassten Platin-ETFs mit 1,42 Mio. Unzen nur geringfügig unter dem Allzeithoch von letzter Woche. Zwar ist das Edelmetall heute Morgen kurzzeitig unter die Marke von 1.800 USD je Feinunze gefallen, dies dürfte jedoch ähnlich wie bei Gold neue Käufer anlocken.

Platin wird oft von Schmuckkäufern als "hochwertigeres" Metall im Vergleich zu Gold angesehen, weshalb historisch die Phasen, in denen Gold teurer als Platin war, sehr selten waren. Dies dürfte die die Platinschmuckkäufe zu Lasten von Gold unterstützen.


Industriemetalle

In der LME-Lagerstatistik sind derzeit höchst unterschiedliche Tendenzen erkennbar: So sinken z.B. die Nickelvorräte seit Jahresbeginn nahezu ununterbrochen. Mit 98,7 Tsd. Tonnen sind diese zuletzt auf den tiefsten Stand seit Februar 2009 gefallen. Dies dürfte in erster Linie den nach wir hohen Geschäftsaktivitäten in der Edelstahlindustrie und hier insbesondere in China geschuldet sein.

Darüber hinaus musste vor einigen Monaten aufgrund technischer Schwierigkeiten die Inbetriebnahme neuer großer Nickelprojekte verschoben werden, wodurch das globale Angebot nicht wie geplant ausgeweitet werden kann. Dieses kommt jedoch aus heutiger Sicht betrachtet im Laufe des nächsten Jahres an den Markt und dürfte zum einen zum Ende des Lagerabbaus beitragen und zum anderen einen deutlichen Anstieg des Nickelpreises verhindern.

Ein nahezu gegensätzliches Bild ergibt sich am Bleimarkt. Hier sind die Vorräte im LME-Lagersystem auf 323 Tsd. Tonnen und damit fast wieder auf den höchsten Stand seit Mai 1995 gestiegen. In den vergangenen Wochen und Monaten wurden in China, dem mit 45% Marktanteil größten Konsumenten von Blei, vermehrt Batteriefabriken vorübergehend stillgelegt. Erneut wurden bei vielen Anwohnern in der Nähe der Anlagen Bleivergiftungen festgestellt. Eine Wiederinbetriebnahme der Fabriken sollte zu einer höheren Nachfrage nach Blei und zu einem Abbau der Lagerbestände beitragen. Einen deutlichen Anstieg der Bleipreise erwarten wir deshalb jedoch nicht.


Agrarrohstoffe

Die jüngste Schwäche bei Getreide, Sojabohnen und Kaffee dürfte teilweise der Schwäche der südamerikanischen Währungen geschuldet sein. Neben dem schon seit Jahren schwächelnden argentinischen Peso hat zuletzt nach der überraschenden Zinssenkung seitens der brasilianischen Zentralbank der Real gegenüber dem US-Dollar stark abgewertet. Dies macht die brasilianischen Exporte preislich attraktiver als z.B. die Sojabohnen aus den USA und sorgt für eine geringere Nachfrage nach US-Exporten. Zusätzlich dürfte die gute Sojabohnenernte - Argentinien erwartet beispielsweise eine Ernte 2011/12 von 52-53 Mio. Tonnen gegenüber 48,8 Mio. Tonnen im Vorjahr - an den Preisnotierungen für Sojabohnen an der CBOT lasten.

Auch bei Mais rechnet Argentinien mit einem starken Ernteanstieg von 22 Mio. auf nun 30 Mio. Tonnen, weshalb die Exporte von zuvor 1-1,5 Mio. Tonnen auf 7-8 Mio. Tonnen im nächsten Jahr steigen dürften. Die guten Ernten - auch in China rechnet man in diesem Jahr mit einer Rekordernte bei Mais - konnten aber bislang nicht den steigenden Bedarf befriedigen, weshalb wir weiterhin von gut unterstützten Preisen bei Getreide und Sojabohnen ausgehen. Laut NDRC dürfte China die Importquote im nächsten Jahr laut NDRC auf mittlerweile 7,2 Mio. Tonnen anheben. Die heute gemeldeten USDA-Exportzahlen für Mais und Sojabohnen dürften über 400 Tsd. Tonnen liegen. Außerdem glauben wir, dass mögliche Ernteausfälle wegen dem Frost im Nordwesten des "Bohnengürtels" in den USA noch nicht ausreichend eskomptiert sind.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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