US-Ölproduktion übertrifft erstmals seit 1997 US-Ölimporte
06.06.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Brent handelt wenig verändert bei 103 USD je Barrel, WTI bei knapp 94 USD je Barrel. Tendenziell belastend wirkten die schwächeren Aktienmärkte und die anhaltende Debatte um ein vorzeitiges Ende der Fed-Anleihekäufe. Dem standen preisunterstützende US-Lagerdaten gegenüber. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um 6,3 Mio. Barrel gesunken. Das war deutlich mehr als erwartet, lag aber im Einklang mit dem vom API am Vortag berichteten Lagerabbau. Ausschlaggebend war eine Kombination aus niedrigeren Importen und einer höheren Raffinerieauslastung. Auch die Rohölvorräte in Cushing verzeichneten erstmals seit vier Wochen einen Rückgang. Bei den Ölprodukten gab es ein gemischtes Bild. Leicht gesunkenen Benzinbeständen stand ein deutlicher Anstieg der Destillatebestände gegenüber.
Der Lagerbericht enthielt zudem ein interessantes Detail. Erstmals seit Januar 1997 haben die USA in der vergangenen Woche mehr Rohöl produziert als importiert. Da hierfür vor allem der starke Rückgang der Importe verantwortlich zeichnete, dürfte dieser Zustand noch nicht von Dauer sein. Damit rechnet die US-Energiebehörde EIA Ende des Jahres. Die USA haben gestern die Ausnahmen von den Iran-Sanktionen für China, Indien und sieben weitere Länder um sechs Monate verlängert. Aufgrund der Sanktionen sind die iranischen Ölexporte Industriekreisen zufolge im Mai auf 700 Tsd. Barrel pro Tag gesunken. In den USA wird gerade über Möglichkeiten diskutiert, die Ölexporte des Iran noch weiter nach unten zu drücken. Angesichts der komfortablen Angebotslage und der steigenden US-Ölproduktion sind Angebotsengpässe am globalen Ölmarkt nicht zu erwarten.
Edelmetalle
China hat im April aus Hongkong 125,7 Tonnen Gold importiert. Die Netto-Importe von 80,1 Tonnen stellen im historischen Vergleich nach wie vor einen hohen Wert dar. Der Rückgang gegenüber dem Vormonat - im März wurde mit netto 136,2 Tonnen ein Rekordhoch verzeichnet - ist zudem hauptsächlich auf Angebotsengpässe und nicht auf eine schwächere Nachfrage zurückzuführen. Die Geschäftsbanken in China müssen sich von der Zentralbank Quoten genehmigen lassen, um Gold importieren zu dürfen. Aufgrund der hohen Nachfrage vor allem im März wurden die Quoten im ersten Quartal allerdings schon fast vollständig ausgeschöpft. Es war darüber hinaus den Banken nicht möglich, schnell genug neue bzw. höhere Einfuhrquoten für das zweite Quartal zu erhalten.
Dieses Problem dürfte mittlerweile gelöst sein. Wir gehen daher davon aus, dass China im Mai wieder mehr Gold importiert haben dürfte. Dies dürfte auch nötig sein, um geringere Importe aus Indien zu kompensieren. Nachdem die indische Zentralbank bereits Anfang der Woche weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Goldimporte eingeführt hat (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 5. Juni), hat nun die Regierung nachgelegt: Mit sofortiger Wirkung wird die Einfuhrsteuer auf Gold von 6% auf 8% erhöht. Der Verband der indischen Schmuckhändler schätzt, dass die Goldimporte aufgrund dessen im laufenden Jahr um bis zu 20% zurückgehen könnten.
Industriemetalle
Der Aluminiumpreis ist gestern vorübergehend auf ein 2½-Monatshoch von 1.980 USD je Tonne gestiegen. Innerhalb von nur sieben Handelstagen hat das Leichtmetall damit um 130 USD bzw. 7% zugelegt. Gestern hatte der größte chinesische Aluminiumproduzent, Aluminum Corp. of China (Chalco), angekündigt, aufgrund der schwierigen Marktbedingungen mit sofortiger Wirkung rund 380 Tsd. Tonnen Produktionskapazitäten vorübergehend stillzulegen. Dies entspricht 9-10% der gesamten Produktionsleistung des Unternehmens. Chalco drosselt zum ersten Mal seit dem Jahr 2009 wieder seine Produktion und folgt damit anderen großen Aluminiumherstellern.
Der US-Produzent Alcoa hatte z.B. Mitte Mai bekannt gegeben, 105 Tsd. Tonnen Kapazitäten aus dem Markt zu nehmen. Bis Ende 2013 sollen 460 Tsd. Tonnen (rund 11%) stillgelegt werden. Der weltweit größte Aluminiumhersteller, Rusal aus Russland, hatte im ersten Quartal seine Produktion um 4% reduziert. Die bislang angekündigten und teilweise durchgeführten Produktionskürzungen sind unseres Erachtens allerdings noch nicht ausreichend, um das hohe Überangebot am globalen Aluminiummarkt nachhaltig abzubauen. Dass nun auch in China Produktionskürzungen erfolgen, ist aber ein wichtiges Signal. Wir rechnen daher in den kommenden Monaten mit weiteren Kapazitätsstilllegungen. Vor allem in den östlichen Provinzen in China sind die Produktionskosten besonders hoch. Der Aluminiumpreis könnte mittelfristig gut unterstützt sein.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis handelt weiterhin in der Nähe eines 3-Jahrestiefs bei 16,4 US-Cents je Pfund. Seit Jahresbeginn hat sich Zucker um 16% verbilligt. Damit weist Zucker mit die schlechteste Preisentwicklung unter den Rohstoffen auf. Es verdichten sich aber die Anzeichen, dass sich die Talfahrt ihrem Ende nähert. So sieht die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica das Risiko, dass die Prognose einer Zuckerrohrverarbeitung von rekordhohen 590 Mio. Tonnen in der Hauptanbauregion Center-South verfehlt wird. Grund hierfür sind Regenfälle, wodurch sich die Verarbeitung im Mai und Anfang Juni verzögert hat.
In der Folge könnte Zuckerrohr ungeerntet auf dem Feld stehen bleiben und erst im nächsten Jahr zur Verarbeitung kommen. Zudem rechnet Unica damit, dass die Zuckermühlen in Center-South ihre Ethanolproduktion nach den Regenfällen erhöhen, was im Umkehrschluss eine geringere Zuckerproduktion bedeutet. Nach Angaben des weltgrößten Zuckerproduzenten Copersucar soll der Anteil der Zuckerproduktion an der Zuckerrohrverarbeitung im laufenden Erntejahr 2013/14 auf 42,5% fallen, von knapp 50% im vergangenen Erntejahr. Der führende Zuckerhändler Czarnikow rechnet damit, dass sich der globale Angebotsüberschuss in 2013/14 auf 3,9 Mio. Tonnen verringert, von gut 10 Mio. Tonnen in 2012/13. Maßgeblich hierfür soll ein preisbedingter Rückgang der globalen Zuckerrübenproduktion um 8,3% auf 34,3 Mio. Tonnen sein.
Brent handelt wenig verändert bei 103 USD je Barrel, WTI bei knapp 94 USD je Barrel. Tendenziell belastend wirkten die schwächeren Aktienmärkte und die anhaltende Debatte um ein vorzeitiges Ende der Fed-Anleihekäufe. Dem standen preisunterstützende US-Lagerdaten gegenüber. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um 6,3 Mio. Barrel gesunken. Das war deutlich mehr als erwartet, lag aber im Einklang mit dem vom API am Vortag berichteten Lagerabbau. Ausschlaggebend war eine Kombination aus niedrigeren Importen und einer höheren Raffinerieauslastung. Auch die Rohölvorräte in Cushing verzeichneten erstmals seit vier Wochen einen Rückgang. Bei den Ölprodukten gab es ein gemischtes Bild. Leicht gesunkenen Benzinbeständen stand ein deutlicher Anstieg der Destillatebestände gegenüber.
Der Lagerbericht enthielt zudem ein interessantes Detail. Erstmals seit Januar 1997 haben die USA in der vergangenen Woche mehr Rohöl produziert als importiert. Da hierfür vor allem der starke Rückgang der Importe verantwortlich zeichnete, dürfte dieser Zustand noch nicht von Dauer sein. Damit rechnet die US-Energiebehörde EIA Ende des Jahres. Die USA haben gestern die Ausnahmen von den Iran-Sanktionen für China, Indien und sieben weitere Länder um sechs Monate verlängert. Aufgrund der Sanktionen sind die iranischen Ölexporte Industriekreisen zufolge im Mai auf 700 Tsd. Barrel pro Tag gesunken. In den USA wird gerade über Möglichkeiten diskutiert, die Ölexporte des Iran noch weiter nach unten zu drücken. Angesichts der komfortablen Angebotslage und der steigenden US-Ölproduktion sind Angebotsengpässe am globalen Ölmarkt nicht zu erwarten.
Edelmetalle
China hat im April aus Hongkong 125,7 Tonnen Gold importiert. Die Netto-Importe von 80,1 Tonnen stellen im historischen Vergleich nach wie vor einen hohen Wert dar. Der Rückgang gegenüber dem Vormonat - im März wurde mit netto 136,2 Tonnen ein Rekordhoch verzeichnet - ist zudem hauptsächlich auf Angebotsengpässe und nicht auf eine schwächere Nachfrage zurückzuführen. Die Geschäftsbanken in China müssen sich von der Zentralbank Quoten genehmigen lassen, um Gold importieren zu dürfen. Aufgrund der hohen Nachfrage vor allem im März wurden die Quoten im ersten Quartal allerdings schon fast vollständig ausgeschöpft. Es war darüber hinaus den Banken nicht möglich, schnell genug neue bzw. höhere Einfuhrquoten für das zweite Quartal zu erhalten.
Dieses Problem dürfte mittlerweile gelöst sein. Wir gehen daher davon aus, dass China im Mai wieder mehr Gold importiert haben dürfte. Dies dürfte auch nötig sein, um geringere Importe aus Indien zu kompensieren. Nachdem die indische Zentralbank bereits Anfang der Woche weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Goldimporte eingeführt hat (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 5. Juni), hat nun die Regierung nachgelegt: Mit sofortiger Wirkung wird die Einfuhrsteuer auf Gold von 6% auf 8% erhöht. Der Verband der indischen Schmuckhändler schätzt, dass die Goldimporte aufgrund dessen im laufenden Jahr um bis zu 20% zurückgehen könnten.
Industriemetalle
Der Aluminiumpreis ist gestern vorübergehend auf ein 2½-Monatshoch von 1.980 USD je Tonne gestiegen. Innerhalb von nur sieben Handelstagen hat das Leichtmetall damit um 130 USD bzw. 7% zugelegt. Gestern hatte der größte chinesische Aluminiumproduzent, Aluminum Corp. of China (Chalco), angekündigt, aufgrund der schwierigen Marktbedingungen mit sofortiger Wirkung rund 380 Tsd. Tonnen Produktionskapazitäten vorübergehend stillzulegen. Dies entspricht 9-10% der gesamten Produktionsleistung des Unternehmens. Chalco drosselt zum ersten Mal seit dem Jahr 2009 wieder seine Produktion und folgt damit anderen großen Aluminiumherstellern.
Der US-Produzent Alcoa hatte z.B. Mitte Mai bekannt gegeben, 105 Tsd. Tonnen Kapazitäten aus dem Markt zu nehmen. Bis Ende 2013 sollen 460 Tsd. Tonnen (rund 11%) stillgelegt werden. Der weltweit größte Aluminiumhersteller, Rusal aus Russland, hatte im ersten Quartal seine Produktion um 4% reduziert. Die bislang angekündigten und teilweise durchgeführten Produktionskürzungen sind unseres Erachtens allerdings noch nicht ausreichend, um das hohe Überangebot am globalen Aluminiummarkt nachhaltig abzubauen. Dass nun auch in China Produktionskürzungen erfolgen, ist aber ein wichtiges Signal. Wir rechnen daher in den kommenden Monaten mit weiteren Kapazitätsstilllegungen. Vor allem in den östlichen Provinzen in China sind die Produktionskosten besonders hoch. Der Aluminiumpreis könnte mittelfristig gut unterstützt sein.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis handelt weiterhin in der Nähe eines 3-Jahrestiefs bei 16,4 US-Cents je Pfund. Seit Jahresbeginn hat sich Zucker um 16% verbilligt. Damit weist Zucker mit die schlechteste Preisentwicklung unter den Rohstoffen auf. Es verdichten sich aber die Anzeichen, dass sich die Talfahrt ihrem Ende nähert. So sieht die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica das Risiko, dass die Prognose einer Zuckerrohrverarbeitung von rekordhohen 590 Mio. Tonnen in der Hauptanbauregion Center-South verfehlt wird. Grund hierfür sind Regenfälle, wodurch sich die Verarbeitung im Mai und Anfang Juni verzögert hat.
In der Folge könnte Zuckerrohr ungeerntet auf dem Feld stehen bleiben und erst im nächsten Jahr zur Verarbeitung kommen. Zudem rechnet Unica damit, dass die Zuckermühlen in Center-South ihre Ethanolproduktion nach den Regenfällen erhöhen, was im Umkehrschluss eine geringere Zuckerproduktion bedeutet. Nach Angaben des weltgrößten Zuckerproduzenten Copersucar soll der Anteil der Zuckerproduktion an der Zuckerrohrverarbeitung im laufenden Erntejahr 2013/14 auf 42,5% fallen, von knapp 50% im vergangenen Erntejahr. Der führende Zuckerhändler Czarnikow rechnet damit, dass sich der globale Angebotsüberschuss in 2013/14 auf 3,9 Mio. Tonnen verringert, von gut 10 Mio. Tonnen in 2012/13. Maßgeblich hierfür soll ein preisbedingter Rückgang der globalen Zuckerrübenproduktion um 8,3% auf 34,3 Mio. Tonnen sein.