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Schwacher US-Dollar gibt Preisen teilweise Rückenwind

07.06.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Brent handelt am Morgen bei knapp 104 USD je Barrel, WTI bei knapp 95 USD je Barrel. Insbesondere ein schwächerer US-Dollar gibt den Preisen Auftrieb, nachdem sich EZB-Präsident Draghi etwas optimistischer zu den Konjunkturaussichten in der Eurozone äußerte. Die laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements gesunkenen Öllieferungen von zehn OPEC-Ländern können dagegen den Preisanstieg kaum rechtfertigen. Denn die in den vier Wochen zum 22. Juni um 1,1% niedrigeren Öllieferungen erklären sich mit einer geringeren asiatischen Nachfrage. Wie die mittelfristigen Aussichten für die Ölnachfrage sind, werden die Prognosen der drei Energieagenturen in der kommenden Woche zeigen. Wir rechnen zumindest mit einem Ende der Abwärtskorrekturen.

US-Erdgas der Sorte Henry Hub geriet gestern massiv unter Druck. Der Preisrutsch um gut 4% auf 3,8 USD je mmBtu ist dem unerwartet kräftigen Lageraufbau von 111 Mrd. Kubikfuß in der vergangenen Berichtswoche geschuldet. Im Zuge dessen hat sich der Lagerunterhang verglichen mit dem 5-Jahresdurchschnitt auf 5% verringert. Der nächstfällige Terminkontrakt notiert mittlerweile 10% niedriger als vor zwei Wochen. Auch wenn das Tempo des Preisrutschs überrascht, denken wir, dass eine Korrektur grundsätzlich gerechtfertigt ist. Schließlich haben die Stromproduzenten bereits auf die massive Verteuerung von Erdgas insbesondere relativ zu Kohle reagiert und die kohlebasierte Stromproduktion zulasten der gasbasierten wieder hochgefahren. Vielmehr Korrekturbedarf sehen wir angesichts eines verlangsamten Produktionsanstiegs bei Erdgas aber nicht.


Edelmetalle

Gold zeigt sich von den Anti-Gold-Maßnahmen in Indien bislang unbeeindruckt und stieg begünstigt durch den schwachen US-Dollar über die Marke von 1.400 USD je Feinunze. Derzeit scheinen sich Regierung und Zentralbank in Indien mit Maßnahmen gegen Gold überbieten zu wollen. Nachdem die Regierung die Importsteuer von 6% auf 8% erhöht hat, hat die Zentralbank die Möglichkeit der Kreditgewährung mit Gold als Sicherheit weiter eingeschränkt. Die Regierung behält sich zudem vor, bei Bedarf weitere Maßnahmen zur Einschränkung der Goldimporte zu ergreifen. Die zu erwartende Abschwächung der Goldnachfrage in Indien sollte den Goldpreis belasten.

Denn die robuste physische Nachfrage in den beiden wichtigsten Goldnachfrageländern China und Indien hat die massiven Abflüsse bei den Gold-ETFs weitgehend aufgefangen und einen stärkeren Rückgang der globalen Goldnachfrage und damit auch des Goldpreises verhindert. Die ETF-Abflüsse haben sich gestern nach eintägiger Pause fortgesetzt. Die gestern vermeldeten Abflüsse von 4,7 Tonnen waren sogar die stärksten an einem Tag seit knapp zwei Wochen. Seit Quartalsbeginn belaufen sich die Abflüsse auf 313 Tonnen, seit Jahresbeginn auf 495 Tonnen. Das ist fast soviel, wie die Zentralbanken im gesamten letzten Jahr gekauft haben. Die wichtigste Determinate für das Verhalten der ETF-Anleger sind die US-Aktienmärkte. Steigen diese, nehmen die ETF-Abflüsse in der Regel zu. Fallen sie, lassen die ETF-Abflüsse dagegen nach.


Industriemetalle

Die jüngsten Bewegungen an den Finanzmärkten sorgen für Verwirrung: Der US-Dollar fällt, die Metallpreise auch. Was wie eine Anomalie aussieht, könnte mit der Angst vor einer Abschwächung des Wachstums und der Rückkehr der „risk off“-Stimmung an den Märkten erklärt werden. Kurzfristig dürfte der heutige Arbeitsmarktbericht für die USA wegweisend sein, insbesondere nachdem die ADP-Zahlen am Mittwoch enttäuscht hatten. Die schlechte Stimmung kann man aktuell an den fallenden Aktienkursen in Asien und der Schwäche der Rohstoffwährungen, wie AUD, RUB, IDR oder ZAR sehen, die oft als „riskant“ angesehen werden. Dies wiederum wirkt auf die Metallpreise zusätzlich belastend. Denn die Minenproduzenten in Australien, Russland, Indonesien oder Südafrika könnten ihre Produktion trotz der niedrigen USD-Preise ausweiten, was wiederum für höhere Verfügbarkeit und fallende Metallpreise sorgen würde.

Zum anderen enttäuschten zuletzt die Äußerungen der chinesischen Offiziellen in Bezug auf das Wirtschaftswachstum die Hoffnungen der Anleger auf mögliche Stimulierungsmaßnahmen. Steigende Verschuldung, hohe Inflationsrisiken auch angesichts der stark steigenden Löhne und die Umweltverschmutzung bereiten offensichtlich der neuen Regierung Sorgen. Das zuletzt schwache Quartalswachstum von annualisiert 6,6% dürfte noch anhalten. Wir rechnen jedoch damit, dass die aktuellen Metallpreise diese Risiken bereits ausreichend eskomptieren. Einen Hinweis darauf dürften die Mai-Importzahlen für Metalle liefern, die am Wochenende zur Veröffentlichung stehen.



Agrarrohstoffe

China hat im laufenden Erntejahr laut China Cotton Association bislang 2,5 Mio. Tonnen Baumwolle aus seinen Staatsreserven verkauft. Die Reserveverkäufe sollen noch bis Ende Juli andauern. Um das von der Regierung ausgegebene Verkaufsziel von 4,5 Mio. Tonnen zu erreichen, müssten bis dahin noch weitere 2 Mio. Tonnen verkauft werden. Dies erscheint kaum möglich, ohne einen deutlichen Rückgang der lokalen Preise auszulösen. Genau dies dürfte nicht im Ansinnen der Regierung sein. Schließlich verfolgt die Reservepolitik das Ziel, den heimischen Baumwollproduzenten ein sicheres Einkommen zu garantieren.

Die Regierung hat zudem angekündigt, auch im kommenden Erntejahr am Aufkauf heimischer Ware zu Preisen von 20.400 CNY je Tonne festzuhalten, was umgerechnet 150 US-Cents je Pfund entspricht und somit 75% über dem derzeitigen Weltmarktniveau liegt. Der Anreiz zu Importen billigerer Ware auf dem Weltmarkt besteht für die chinesischen Baumwollverarbeiter somit fort. Dies gilt erst recht vor dem Hintergrund, dass die Baumwollernte in China in diesem Jahr aufgrund einer niedrigeren Anbaufläche um 5% auf 6,5 Mio. Tonnen sinken soll. Die Reserevepolitik gerät auch in China zunehmend in die Kritik, weil aufgrund der höheren lokalen Preise für die chinesische Textilindustrie Wettbewerbsnachteile entstehen. Die Regierung hat dieses Problem inzwischen erkannt und sucht laut Nationaler Entwicklungs- und Reformkommission nach Auswegen.

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