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GEAB: Umfassende weltweite Krise - Kernschmelze der globalen Finanzwerte

19.09.2011  |  Presse
- Seite 3 -
Die "Märkte" beginnen, einen Abschlag auf griechische und spanische Anleihen von 50% einzupreisen, weil sie spüren, wohin die Ereignisse in Euroland führen werden. Wir sind fest davon überzeugt, dass in Euroland sich gerade die Überzeugung Bahn bricht, die privaten Gläubiger der Staaten mit mindestens 50% an der Lösung der Schuldenkrise zu beteiligen. Natürlich stellt dies die europäischen Banken vor bedeutende Probleme. Die Sparer aber werden sich keine Sorgen machen müssen. Hingegen werden die Aktionäre Verluste zu tragen haben. Dies ist ja das Wesen des Kapitalismus. Risiko ist keine Einbahnstraße zu Profit.

Wall Street, die City und ihre Relaisstellen in den Medien sträuben sich natürlich verzweifelt dagegen, dass diese Ideen von einer Verantwortung des Kapitals sich durchsetzen und setzen viel daran, die Diskussion zu ersticken. Sie schüren Panik wegen des bevorstehenden Ende des Euros, indem sie Experten vorschicken, die den Bürgerinnen und Bürgern wieder und wieder versichern, dass die einzige Möglichkeit zur Rettung der Wirtschaft und damit auch ihrer Arbeitsplätze sei, die Banken mit neuem Kapital auszustatten, sie mit Liquidität zu überschwemmen (26)..., wie es schließlich auch London und Washington machen. Aber das sind ja auch die beiden Ländern, in denen die Banken die Regierungen am Gängelband führen.

Übrigens ist die Kampf um die EZB, von der wir schon in einer vorhergehenden Ausgabe schrieben, noch bei weitem nicht entschieden. Die Ernennung von Mario Draghi an ihre Spitze sowie der Rücktritt von Jürgen Stark sind Schlachten in dem Versuch von Wall Street und der City, die EZB unter die Kontrolle von London und Washington zu bekommen. Aber er ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt, weil die EZB fest verankert ist in der europäischen Konstruktion mit ihren offenen Debatten, in denen nun die Lehren aus den Fehlschlägen von 2008 gezogen werden. « Qui va piano va sano e qui va sano va lontano » (27) lautet ein italienisches Sprichwort. Die Krise ist, wie wir seit Februar 2006 nicht müde werden zu betonen, von historischem Ausmaß.

Die für ihre Überwindung notwendigen Maßnahmen, die uns als freie Männer weiterleben lassen und nicht zu Sklaven machen, um wieder Heraklit zu zitieren, erfordern reife Überlegung und ernsthafte Debatten. Und dies geht nicht ohne entsprechenden Zeitaufwand. Und solange die Europäer überlegen, können die "Märkte" nicht ihre gewohnten Profite machen - woraus sich ihre Sorgen erklären. Natürlich kann man es nicht bei Überlegen und Debattieren belassen, sondern es muss auch gehandelt werden. Aber wir schreiben ja schon seit Mai 2010, dass die Entscheidungen Eurolands Quantensprüngen in der Entwicklung der europäischen Union waren, die einzigartig sind.

Wir vertreten die Auffassung, dass dem zweiten Rettungsplan für Griechenland ausreichend Zeit eingeräumt werden sollte, umgesetzt zu werden und Erfolge zu zeitigen. Ansonsten wissen wir alle, dass die meisten der gegenwärtigen Regierungen nur noch über eine begrenzte Restlaufzeit verfügen. Für weitere Fortschritte in der europäischen Integration Eurolands müssen wir uns wohl bis Jahresmitte 2012 gedulden (28).

Solange werden sich die amerikanischen und europäischen Banken, die allein 2012 einen Finanzbedarf von 340 Milliarden US-Dollar haben (29), weiterhin zerfleischen und gleichzeitig versuchen sicherzustellen, von der uneingeschränkten Unterstützung der Zentralbanken zu profitieren. Was die EZB anbelangt dürfte ihnen eine sehr unangenehme Überraschung ins Haus stehen.

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Vergleichende Entwicklung des Indizes der Zentralbankaußenstelle Philadelphia und der US-Industrieproduktion (2002-2011) - Quellen: Philadelphia Fed, MarketWatch, 08/2011



Das vierte Quartal 2011 bringt das Ende zweier Schlüsselparadigmen der Welt von Gestern

Die Kernschmelze des vierten Quartals wird die unmittelbare Folge des Aufeinandertreffens von zwei neuen Realitäten sein, die im harschen Gegensatz zu den grundlegenden Bedingungen der Welt vor der Krise stehen:
  • Die eine ist in Europa entstanden. Von nun an müssen die großen privaten Banken, deren bedeutendsten die an der Wall Street und in der Londoner City sind, auch die Risiken tragen müssen, die sie eingehen, um maximale Profite zu erzielen. Das ist ein enormer Paradigmenwechsel. Bisher, und dies schon seit Jahrzehnten, lebten die Banker und arbeiteten die Banken nach der Devise "Kopf, ich gewinne, Zahl, der Steuerzahler verliert." Kein Wunder, dass die Finanzindustrie in den letzten Jahrzehnten immens schneller wuchs als die Realwirtschaft. Inzwischen bauen die Geschäftsmodelle der großen Banken und Versicherungen der westlichen Staaten auf dieser Überzeugung der impliziten Staatsgarantie auf. Da sich nun die Spielregeln ändern, werden viele der großen Banken in den USA, Großbritannien, Japan und Euroland nicht überleben (30).

  • die andere neue Realität ist in den USA entstanden. Es ist das Ende des Mythos von der US-Wirtschaft als ewig brummender Motor des Weltwirtschaftswachstums (31). Das Land ist nicht nur wieder in die Rezession gerutscht, es ist auch politisch völlig gelähmt. Die USA werden das Jahr 2011 beenden, wie Griechenland das Jahr 2009 begonnen hat: Die Welt wird Schritt für Schritt zur Erkenntnis gelangen, dass das Land seine Schulden nicht mehr zurückzahlen können wird, dass seine Gläubiger keine Kredite mehr geben wollen, und dass seine Wirtschaft die staatlichen Sparprogramme nicht verkraften kann, die das Land in eine tiefe Depression stürzen würden (32).




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