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Schwache China-Daten belasten

10.06.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis gibt zum Auftakt der neuen Handelswoche nach, nachdem er in der vergangenen Woche um 2,5% zulegen konnte. Wir führen die aktuelle Preisschwäche auf enttäuschende Daten aus China zurück, welche am Wochenende veröffentlicht wurden. China hat im Mai zwar etwas mehr Rohöl importiert als im April. Daten der chinesischen Zollbehörde stiegen die Rohölimporte in das Reich der Mitte um 0,4% auf 5,64 Mio. Barrel pro Tag. Sie lagen damit aber 6% niedriger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn wurde von China zudem 2% weniger Rohöl importiert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Nachfrageschwäche wird auch von aktuellen Reuters-Zahlen bestätigt, wonach die implizite Ölnachfrage Chinas im Mai auf 9,48 Mio. Barrel pro Tag gesunken ist und damit auf den niedrigsten Stand seit September 2012.

Grund hierfür ist eine geringere Auslastung der Raffinerien aufgrund von Wartungsarbeiten und der staatlichen Beschränkung des Exports von Mineralölprodukten. Aber auch die schwächere Konjunkturentwicklung in China dürfte zur verhaltenen Nachfrage beigetragen haben. So sind die Exporte von Gütern und Dienstleistungen im Mai deutlich weniger gestiegen als erwartet und die gesamten Importe sind im Vorjahresvergleich sogar unerwartet gefallen. Die derzeitige Nachfrageschwäche in China spricht gegen eine Aufwärtsrevision der Schätzungen für die globale Ölnachfrage durch die drei führenden Enegieagenturen in dieser Woche. Neuerliche Probleme mit den Öllieferungen aus dem Südsudan sollten einem deutlicheren Preisrückgang allerdings entgegenstehen.

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Edelmetalle

Der Goldpreis verlor am Freitag im Zuge der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichtes mehr als 2% und fiel wieder deutlich unter die Marke von 1.400 USD je Feinunze. Silber gab im Fahrwasser von Gold überproportional nach (-4,4%) und fiel auf ein 3-Wochentief von 21,5 USD je Feinunze. Beide Edelmetalle können sich zu Beginn der neuen Handelswoche nicht erholen. Unseres Erachtens enthielten die Arbeitsmarktdaten keinen Grund, dass die US-Notenbank Fed „QE3“ frühzeitig zurückführt. Dass Gold und Silber am Freitag dennoch nicht im Einklang mit z.B. den Energieträgern ihre Verluste aufholen konnten, schreiben wir den Maßnahmen in Indien zur versuchten Eindämmung der Goldimporte zu. Dort hat zwar mittlerweile der Verband der indischen Schmuckhersteller den Finanzminister zur Rücknahme der jüngsten Steuererhöhungen auf Goldimporte aufgefordert, gleichzeitig aber auch einen Streik der Juweliere ausgeschlossen.

Solange diesbezügliche Nachrichten den Markt beherrschen oder weitere Maßnahmen seitens der indischen Regierung und/oder Zentralbank ergriffen werden, dürfte dies den Goldpreis und damit indirekt auch den Silberpreis belasten. Der Goldpreis dürfte es daher schwer haben, die Marke von 1.400 USD je Feinunze nachhaltig zurückzuerobern. Hierzu wäre auch ein Ende der ETF-Abflüsse von Nöten, das bisher nicht erkennbar ist. Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 4. Juni ihre Netto-Long-Positionen bei Gold die zweite Woche in Folge ausgeweitet und damit zum zwischenzeitlichen Preisanstieg über die Marke von 1.400 USD je Feinunze beigetragen.


Industriemetalle

Nachdem die Metallpreise schon am Freitag merklich unter Druck standen, geben sie auch zu Beginn der neuen Handelswoche in der Breite nach. Kupfer fällt heute Morgen z.B. auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Wochen. Grund hierfür dürften in erster Linie die chinesischen Konjunkturdaten sein, die am Wochenende veröffentlicht wurden. Während im Mai die Industrieproduktion und Investitionen in Sachanlagen weitgehend im Rahmen der Erwartungen lagen, fiel die Neukreditvergabe mit knapp 670 Mrd. CNY (entspricht rund 110 Mrd. USD) sehr verhalten aus. Damit zeigen sich auch im zweiten Quartal bislang Bremsspuren in der chinesischen Konjunktur. Sollten sich diese als nachhaltig erweisen, könnte dies die Metallpreise mittelfristig belasten.

Gemäß der ebenfalls am Wochenende veröffentlichten Handelsstatistik hat China im Mai knapp 359 Tsd. Tonnen Kupfer importiert. Dies waren zwar gut 21% mehr als im April, der den tiefsten Wert seit fast zwei Jahren darstellte, allerdings auch 15% weniger als vor einem Jahr. Zu den im Vergleich zum Vormonat höheren Kupfereinfuhren dürfte der seit Anfang April zu beobachtende Lagerabbau an der SHFE sowie wieder attraktivere Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai beigetragen haben. Die chinesischen Märkte bleiben bis einschließlich Mittwoch aufgrund des Drachenbootfestivals geschlossen.


Agrarrohstoffe

Starke Regenfälle könnten verhindern, dass die US-Farmer bei der Aussaat von Sojabohen ihren Rückstand gegenüber den Vorjahren aufholen können. In der Folge könnte dann auch nur eine kleiner als erwartete Fäche mit Sojabohnen eingesät werden. Zudem könnte die Ertragskraft leiden, wenn die Pflanzen kritische Entwicklungsphasen nicht vor Einsetzen der Sommerhitze abgeschlossen haben. Dies stützt die Sojabohnenpreise derzeit ebenso wie eine robuste chinesische Nachfrage. Die Sojabohnenimporte Chinas sind im Mai auf über 5 Mio. Tonnen gestiegen und waren damit 28% höher als im April. Dazu trug bei, dass sich die Verzögerungen bei der Verschiffung von Ware aus den brasilianischen Häfen inzwischen auflösen. Zum anderen weckt es die Hoffnung, dass die Nachfrage Chinas auch in den kommenden Monaten hoch bleibt.

Für Juni reichen die Schätzungen für die chinesischen Sojabohnenimporte bis zu Rekordwerten jenseits von 7 Mio. Tonnen. Das bestätigt nach den enttäuschenden Importvolumina der ersten Monate des Jahres die Erwartung steigender Importe in der Saison 2013/14. Das US-Landwirtschaftsministerium erwartet, dass die chinesischen Importe dann gegenüber der Saison 2012/13 um 10 Mio. Tonnen auf 69 Mio. Tonnen steigen dürften. Dies scheinen auch die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer so zu sehen. In den beiden letzten Monaten haben diese ihre Netto-Long-Positionen bei Sojabohnen auf 139 Tsd. Kontrakte verdoppelt. Sie liegen damit so hoch wie zuletzt im November 2012.




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