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Angebotsrisiken treiben Ölpreise nach oben

14.06.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten gestern ihren Aufwärtstrend der vergangenen Tage fortsetzen. Der Brentölpreis handelt am Morgen nach dem Kontraktwechsel knapp unterhalb von 105 USD je Barrel. Vom Anfang der Woche verzeichneten Wochentief hat sich Brent inzwischen um 3% verteuert. Ähnliches gilt für WTI, welches aktuell bei 96,5 USD je Barrel handelt. Neben dem schwachen US-Dollar sind es vor allem Angebotsrisiken, welche den Ölpreisen derzeit Auftrieb geben. So haben die USA angeblich Beweise dafür, dass das Assad-Regime in Syrien Giftgas eingesetzt hat. US-Präsident Obama hatte dies in der Vergangenheit als "rote Linie" bezeichnet. Damit rückt eine militärische Unterstützung der Rebellen durch die USA im syrischen Bürgerkrieg näher. Dies könnte wiederum Russland und China auf den Plan rufen, welche das Assad-Regime unterstützen.

Heute finden zudem im Iran Präsidentschaftswahlen statt. Ein Politikwechsel ist nicht zu erwarten, da keine Vertreter der Opposition zur Wahl zugelassen wurden. Die Sanktionen gegen das Regime in Teheran dürften daher bestehen bleiben, womit dem Markt weiterhin täglich gut 1 Mio. Barrel iranisches Öl fehlen werden. Industrieexperten gehen zwar davon aus, dass die iranische Ölproduktion im Falle einer Aufhebung der Sanktionen binnen weniger Monate auf 3 Mio. Barrel pro Tag steigen könnte. Bis zur Erreichung des ursprünglichen Produktionsniveaus von 3,6 Mio. Barrel pro Tag würden allerdings bis zu 18 Monate vergehen. Angesichts der nur moderat steigenden Nachfrage und der steigenden Ölproduktion in Nordamerika stellt das geringere Angebot aus dem Iran derzeit aber kein Problem dar.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat gestern seine Gewinne vom Vortag wieder abgegeben und handelt heute Morgen bei gut 1.380 USD je Feinunze. In Euro gerechnet notiert das gelbe Edelmetall bei 1.040 EUR je Feinunze weiterhin nur unweit des 2-Jahrestiefs von Mitte April. Preisbelastend wirkten sich erneute ETF-Abflüsse aus - gestern wurden mit 6,7 Tonnen die höchsten Abflüsse seit gut drei Wochen verzeichnet. Darüber hinaus entfalten die jüngsten Maßnahmen der indischen Regierung und Zentralbank zur Eindämmung der Goldimporte offensichtlich die gewünschte Wirkung. Angaben des Chef-Wirtschaftsberaters im Finanzministerium zufolge sind die Einfuhren in den 14 Arbeitstagen zum 7. Juni auf durchschnittlich nur noch 36 Mio. USD pro Tag gefallen. In den beiden Wochen zuvor waren es demnach noch durchschnittlich 135 Mio. USD pro Tag. Der indische Finanzminister hat zudem seine Landsleute aufgerufen, der Versuchung zu widerstehen, Gold zu kaufen.

Gemäß Angaben des staatlichen südafrikanischen Energieversorgers Eskom hat in der letzten Nacht die Stromnachfrage phasenweise das Angebot überschritten. Dies war zuletzt im Januar 2012 der Fall. Eskom konnte die Lücke mit Notfallressourcen überbrücken. Aufgrund geplanter und ungeplanter Wartungsarbeiten stehen Eskom in etwa 25% seiner Stromerzeugungskapazitäten von rund 41,6 Tsd. MW nicht zur Verfügung. Damit wächst die Gefahr von Stromausfällen. Als es 2008 zum letzten großen Blackout kam, ist der Platinpreis auf 2.300 USD je Feinunze gestiegen.


Industriemetalle

Die Metallpreise holen heute Morgen im Zuge fester asiatischer Aktienmärkte einen Teil ihrer gestrigen Verluste wieder auf. Gemessen am LME-Industriemetallindex waren sie gestern auf ein 6-Wochentief gefallen. Zu den größten Verlierern zählte dabei Nickel, das auf ein 4-Jahrestief von 14.055 USD je Tonne abgerutscht ist. Die Preiserholung zu Beginn des Monats hat sich damit nur als kurzes Zwischenhoch herausgestellt. Wir hatten in den letzten Monaten mehrfach darauf hingewiesen, dass sich der globale Nickelmarkt aufgrund der Inbetriebnahme zahlreicher neuer Minenprojekte und trotz der robusten Nachfrage aus der Edelstahlindustrie klar im Angebotsüberschuss befindet. Wir gehen dennoch nicht davon aus, dass es zu weiteren starken Preisabschlägen kommen wird, denn auf dem aktuellen Preisniveau sind viele Nickelproduzenten nicht mehr profitabel. Wir rechnen vielmehr in den kommenden Wochen mit Produktionskürzungen, die den Nickelpreis stützen sollten.

Die EU-Kommission hat Anfang der Woche einen Aktionsplan zur Wiederbelebung der europäischen Stahlindustrie veröffentlicht. Dieser umfasst verschiedene Aspekte, damit die europäische Stahlindustrie zukünftig wieder wettbewerbsfähiger wird. Während die Vorschläge der EU-Kommission vom Verband der europäischen Stahlproduzenten, Eurofer, begrüßt wurden, sehen Kritiker Schwächen. So wird in erster Linie das Problem der Überkapazitäten kaum angesprochen.


Agrarrohstoffe

Die Achterbahnfahrt bei den Baumwollpreisen setzt sich fort. Der meistgehandelte Terminkontrakt mit Fälligkeit im Dezember stieg am Morgen auf 89,5 US-Cents je Pfund und damit auf das höchste Niveau seit Ende März. Vom Anfang Juni verzeichneten 4½-Monatstief hat sich Baumwolle somit um mehr als 12% verteuert. Noch ausgeprägter ist die Aufwärtsbewegung beim nächstfälligen Terminkontrakt, welcher aktuell der Juli-Kontrakt ist. Dieser ist seit Ende Mai um knapp 17% gestiegen und notiert mit gut 92 US-Cents je Pfund auf dem höchsten Niveau seit Mitte März. Das US-Landwirtschaftsministerium hatte am Mittwoch seine Schätzung für die diesjährige US-Baumwollernte um 3,6% auf 2,94 Mio. Tonnen gesenkt.

Die Lagerbestände im weltgrößten Exportland USA sollen daraufhin am Ende des kommenden Erntejahres auf ein 3-Jahrestief von 566 Tsd. Tonnen absinken. Weltweit betrachtet sollen die Lagerbestände Ende 2013/14 zwar ein Rekordniveau von 20,137 Mio. Tonnen erreichen. Gut 60% davon liegen allerdings in China und stehen dem Weltmarkt somit nicht zur Verfügung. Das knappere Angebot außerhalb Chinas gibt den Preisen für die neue Ernte derzeit Auftrieb. Der Juli-Kontrakt, welcher noch die alte Ernte repräsentiert, wird dagegen von physischer Knappheit kurz vor Ende des laufenden Erntejahres nach oben getrieben. Aus diesem Grund kam es schon vor einem Jahr zu einem Anstieg des Juli-12-Kontraktes um mehr als 30% binnen zweier Wochen, welcher im Anschluss innerhalb einer Woche wieder korrigiert wurde.

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