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Weitere Margenerhöhungen bei Gold und Silber

27.09.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können sich von ihren gestern verzeichneten Tiefständen etwas erholen. Brent steigt am Morgen auf 105 USD je Barrel, WTI auf 82 USD je Barrel. Hauptsächlich dazu bei trägt eine Stimmungswende an den Finanzmärkten, was sich in steigenden Aktienmärkten und einem etwas schwächeren US-Dollar niederschlägt. Die Abwärtsrisiken für die Konjunktur und die Ölnachfrage sind nicht von heute auf morgen verschwunden, so dass ein erneuter Preisrückgang nicht ausgeschlossen werden kann.

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 20. September ihre Netto-Long-Positionen bei Brent um 3,3 Tsd. auf 69.977 Kontrakte ausgeweitet, den höchsten Stand seit Anfang August. Im Gegensatz dazu kam es bei WTI in der Berichtswoche zu einem kräftigen Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen. Angesichts der fallenden Terminkurve ist es für Finanzanleger derzeit offensichtlich attraktiver, in Brent-Futures zu investieren. Allerdings dürfte es im Zuge des Preiseinbruchs um 10 USD in den vergangenen Tagen auch bei Brent zu einem Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen gekommen sein.

Gegen die geplante Keystone-Pipeline von Kanada an die US-Golfküste gibt es weiter erheblichen Widerstand. Mit der abschließenden Entscheidung durch das US-Außenministerium wird bis zum Jahresende gerechnet. Die Pipeline soll täglich mehr als 500 Tsd. Barrel Rohöl transportieren und damit die Angebotsschwemme in Cushing beheben helfen, welche als Hauptgrund für die hohe Preisdifferenz zwischen Brent und WTI gilt. Die Fertigstellung wird sich nach Angaben des Betreibers TransCanada bereits um ein Jahr auf 2013 verzögern.

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Edelmetalle

Die hohe Volatilität an den Gold- und Silbermärkten hat die Betreiber von zwei der wichtigsten Edelmetallbörsen dazu veranlasst, die Sicherheitsleistung für Futures-Kontrakte (sog. Margin) weiter zu erhöhen. So hat die CME Group mit Schluss des gestrigen Handels die Margin für Gold-Futures um 21% und für Silber-Futures um 16% angehoben. Auch die Goldbörse Shanghai, die größte Goldbörse in China, gab heute weitere Margenerhöhungen für Gold- und Silber-Futures auf 20% bzw. 22% bekannt. Ein Teil dessen steht allerdings in Zusammenhang mit der bevorstehenden "Golden Week" in China und sollte nur temporär sein.

Mit diesen Schritten dürften einige Marktteilnehmer sich gezwungen sehen, Positionen zu schließen, da sie die erhöhte Sicherheitsleistung nicht aufbringen können oder wollen. Dies sollte zu einer geringeren Volatilität führen und zu einer Beruhigung der Märkte beitragen.

Der starke Preisverfall wurde gestern Nachmittag sowohl bei Gold als auch bei Silber von Schnäppchenjägern zu Käufen genutzt, was dazu führt, dass sich Gold heute Morgen auf rund 1.650 USD erholt und Silber wieder über 31 USD je Feinunze notiert. Platin dagegen ist in den vergangenen Tagen stärker gefallen als z.B. Gold und partizipiert auch nicht an der heutigen Erholung. Das Platin-Gold-Verhältnis fällt im Zuge dessen auf 0,94 und damit den niedrigsten Stand seit Januar 1992. In der Vergangenheit kam es höchst selten vor, dass Gold teurer als Platin war. Dies könnte auch bei Platin neue Käufer anlocken.


Industriemetalle

Die Achterbahnfahrt an den Metallmärkten geht weiter und die Preise zeigen sich höchst volatil. Anscheinend wird der Preisverfall der vergangenen Tage mittlerweile als übertrieben erachtet und die niedrigen Preisniveaus als attraktive Kaufgelegenheiten gesehen. Die Metalle starten daher heute Morgen freundlich in den Handel. Darüber hinaus unterstützen feste asiatische Aktienmärkte die Preise. Unterdessen gibt es in immer mehr Ländern Bestrebungen, generell an hohen Rohstoffpreisen zu partizipieren und sich einen größeren Teil vom Kuchen herauszuschneiden.

So hat die Mongolei kürzlich angekündigt, ihren Anteil am großen Kupfer-Gold-Projekt Oyu Tolgoi entgegen bestehenden Verträgen deutlich aufstocken zu wollen. Das Vorkommen wird derzeit von den Minenunternehmen Rio Tinto und Ivanhoe Mines erschlossen und soll 2013 in Betrieb gehen. Mit einer geplanten jährlichen Produktion von 450 Tsd. Kupfer gehört Oyu Tolgoi zu den weltweit fünf größten Kupferminen. Auch in Sambia sind derartige Tendenzen erkennbar.

Der neu gewählte Präsident möchte eine Umverteilung des Reichtums im Land hin zu der armen Bevölkerung einführen und erwägt daher, neue Abgaben und Gebühren für die Minenunternehmen zu erheben. Sambia ist einer der aufstrebenden Kupferproduzenten Afrikas und hatte im letzten Jahr mit einer Produktion von über 700 Tsd. Tonnen einen Marktanteil von 5%. Solche Bestrebungen könnten jedoch dazu führen, dass geplante Minenprojekte verzögert oder auf Eis gelegt werden, wodurch das zukünftige Angebot niedriger ausfallen dürfte.


Agrarrohstoffe

Wie die Aktienkurse stabilisierten sich gestern auch die Notierungen für die meisten Agrarrohstoffe wieder leicht. Der schwächere Dollar sowie die Rückbesinnung auf die recht angespannte Angebotslage etwa bei Mais und die Risiken für die Winterweizenaussaat durch die Trockenheit in wichtigen Anbaugebieten der USA und der Ukraine taten ihr Übriges.

Während die Internationale Kakaoorganisation ICCO bisher die Einschätzung vertrat, dass in der nun bald beginnenden Saison 2011/12 am Kakaomarkt mit einem kleinen Defizit gerechnet werden müsse, hat sie jüngst einen Richtungswechsel vollzogen. Durch besser als erwartete Witterungsaussichten geht sie nun davon aus, dass in Westafrika auch weiterhin ein hohes Produktionsvolumen gehalten werden kann - im ablaufenden Jahr wurden insbesondere in der Elfenbeinküste und Ghana Rekordernten eingebracht.

Gleichzeitig betont sie die Risiken für die Nachfrageentwicklung, die von den weltwirtschaftlichen Problemen ausgehen. Daher äußerte der Präsident der ICCO nun die Erwartung, dass in 2011/12 sogar ein kleiner Angebotsüberschuss verzeichnet werden könnte. In Zahlen fasste er diese Erwartung allerdings nicht. Die Preisentwicklung dürfte dadurch dennoch gedämpft werden. Im September haben die Notierungen für Kakao an der Börse in New York bisher bereits um 14% nachgegeben.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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