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Uneinheitlicher Handel im Vorfeld der Fed-Entscheidung

19.06.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten der negativen Grundtendenz an den Rohstoffmärkten gestern trotzen und ihre Gewinne verteidigen. Der Brentpreis notiert am Morgen bei gut 106 USD je Barrel nur knapp unter dem Anfang der Woche verzeichneten 2½-Monatshoch. Der WTI-Preis kann sogar auf ein 9-Monatshoch von 99 USD je Barrel steigen. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI ist im Zuge dessen auf gut 7 USD je Barrel zusammengeschrumpft, was dem niedrigsten Niveau seit Januar 2011 entspricht. Mit dazu beigetragen hat der Lagerbericht des API. Demzufolge sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 4,3 Mio. Barrel gesunken. Ausschlaggebend waren geringere Importe und eine höhere Auslastung der Raffinerien. Der kräftige Lageraufbau der Vorwoche wurde damit zur Hälfte wieder korrigiert.

Ebenfalls bemerkenswert ist, dass die Rohölvorräte in Cushing die dritte Woche in Folge und damit auf das niedrigste Niveau in diesem Jahr gefallen sind. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Die Erwartung eines Lagerabbaus um 500 Tsd. Barrel könnte sich nach den API-Daten als zu niedrig erweisen. Der WTI-Preis könnte daher die Marke von 100 USD in Angriff nehmen. Davon würde auch der Brentölpreis profitieren, da eine weitere Einengung der Preisdifferenz aus Arbitragegesichtspunkten zunächst unwahrscheinlich ist. Der Brentölpreis erhält zudem durch die angespannte Lage in der Türkei und in Syrien Unterstützung.


Edelmetalle

Im Vorfeld der heutigen Fed-Sitzung steht Gold weiter unter Druck. Gestern fiel das gelbe Edelmetall auf ein 4-Wochentief von gut 1.360 USD je Feinunze. In Euro gerechnet handelte es mit 1.016 EUR je Feinunze nur noch knapp über dem 2-Jahrestief von Mitte April. Die Erwartung einer baldigen Rückführung von "QE3" hat in den vergangenen Wochen zu einem starken Anstieg der Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen geführt. Da die Inflation derzeit niedrig ist, steigen dadurch die Opportunitätskosten der Goldhaltung, was wiederum den Preis belastet.

Wie bereits gestern kurz angerissen, zeigte sich der europäische Automarkt im Mai abermals sehr schwach. Die Autoneuzulassungen fielen gemäß Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten im Vergleich zum Vorjahr um 5,9% auf 1,08 Mio. Einheiten. Dies war der schlechteste Mai-Wert seit dem Jahr 1993. Vier der fünf größten Automärkte in Europa mussten dabei teils hohe Einbußen hinnehmen. Industriekreisen zufolge könnte es zwar ab dem vierten Quartal zu einer moderaten Erholung kommen. Es deutet dennoch alles darauf hin, dass der europäische Automarkt 2013 das sechste Jahr in Folge schrumpfen wird.

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Der Abwärtstrend der Platin- und Palladiumpreise setzte sich im Zuge dessen fort. Platin fiel vorübergehend auf ein 8-Wochentief von 1.425 USD je Feinunze, Palladium rutschte kurzzeitig erstmals seit gut fünf Wochen wieder unter die Marke von 700 USD je Feinunze. Zum ersten Mal überhaupt sind die Bestände der von Bloomberg erfassten Platin-ETFs auf über 2 Mio. Unzen gestiegen. Die ETF-Zuflüsse haben somit einen noch stärkeren Preisrückgang bei Platin verhindert.


Industriemetalle

Entgegen den Energieträgern standen die Industriemetalle gestern erneut stark unter Druck. Kupfer fiel erstmals seit gut sechs Wochen wieder unter die Marke von 7.000 USD je Tonne. Nickel unterschritt kurzzeitig das 4-Jahrestief von letzter Woche und Aluminium sowie Zinn markierten mehrwöchige Tiefstände. Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage - geopolitische Risiken unterstützen derzeit die Ölpreise - schichten offenbar Marktteilnehmer von den Metallen in Energieträger um. Gemäß Daten der International Nickel Study Group (INSG) hat auch im April das Angebot die Nachfrage am globalen Nickelmarkt übertroffen. Die INSG beziffert den Überschuss allerdings auf "nur" 1,1 Tsd. Tonnen.

Dennoch war dies der 19. Monatsüberschuss in Folge. In den ersten vier Monaten des Jahres belief sich der Angebotsüberschuss auf 33 Tsd. Tonnen. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum war dieser nur halb so hoch. Die hohen Produktionsraten der vergangenen Monate - es wurden zahlreiche neue Minenprojekte in Betrieb genommen - machen sich zugleich in einem starken Aufbau der Nickelvorräte in den Lagerhäusern der LME bemerkbar. Diese steigen seit November 2011 scheinbar unaufhörlich und haben mittlerweile ein Rekordniveau von 186 Tsd. Tonnen erreicht. Das Überangebot dürfte auf der einen Seite merklich steigenden Nickelpreisen entgegenstehen. Auf der anderen Seite erwarten wir Produktionskürzungen, die den Nickelpreis stützen sollten.


Agrarrohstoffe

Die Nachfrage nach Sojabohnen ist in den USA noch immer hoch. Im Mai ist die Verarbeitung im Land gegenüber April nochmals gestiegen. Die Knappheit an physischer Ware bis zur Ernte im Herbst dürfte daher weiter zunehmen. Um diese zu mildern, dürften die USA als zweitgrößtes Exportland nach Ansicht des auf Ölsaaten spezialisierten Analysehauses Oil World im Juni und Juli sogar 250 Tsd. Tonnen Sojabohnen importieren. Das vordere Ende der Terminkurve, welches die alte Ernte abbildet, bleibt daher gut unterstützt.

Die US-Winterweizenernte läuft in diesem Jahr langsamer an als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Ende letzter Woche waren erst 11% der Felder abgeerntet, nachdem Regenfälle die Erntearbeiten erschwerten. Im Durchschnitt der letzten Jahre waren es zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits 25% gewesen.

Im wichtigsten US-Weizenstaat Kansas hatte die Ernte noch gar nicht begonnen. Angesichts der Aussicht auf ein hohes weltweites Angebot sollten diese Verzögerungen den Markt aber nur wenig und kurzfristig bewegen, zumal in Russland die Ernte bereits nächste Woche und damit zwei Wochen früher als sonst üblich starten soll. Das Gros der erwarteten globalen Angebotsausdehnung bei Weizen in 2013/14 soll aus der Schwarzmeerregion kommen, wo nach dem dürrebedingten Rückgang im Vorjahr nun wieder deutlich bessere Ernten erwartet werden. Allerdings dürfte sich in Russland der im letzten Jahr gestiegene Anteil von Mahlweizen gegenüber Futterweizen in diesem Jahr wieder auf das normale Verhältnis von 70:30 reduzieren.




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