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Schwarzer Donnerstag an den Rohstoffmärkten

21.06.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können sich nach dem stärksten Tagesverlust seit November heute Morgen etwas erholen. Brentöl handelt mit 102,7 USD je Barrel aber noch immer ca. 3 USD niedriger als vor dem gestrigen Preiseinbruch. WTI hat seit Mittwoch etwas weniger verloren als Brent und notiert aktuell bei 95,7 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI ist im Zuge dessen zeitweise auf weniger als 7 USD je Barrel gefallen. Durch den gestrigen Tag haben die Ölpreise sämtliche Gewinne der letzten zwei Wochen wieder abgegeben. Dies zeigt, wie abhängig der Ölmarkt derzeit von externen Einflüssen ist, denn die Fundamentaldaten haben sich seit Anfang Juni nicht geändert. Für den Preisanstieg bis Anfang der Woche waren die geopolitischen Spannungen und ein schwächerer US-Dollar verantwortlich.

Der Preisrückgang seit Mittwoch wurde durch ein mögliches bevorstehendes Zurückführen der Fed-Anleihekäufe und schwächere chinesische Konjunkturdaten ausgelöst. Ein klarer Preistrend kann sich angesichts dieser gegenläufigen Einflussfaktoren derzeit nicht herausbilden, so dass auch in der nahen Zukunft mit einem volatilen Seitwärtshandel zu rechnen ist. Etwas besser als Brent konnte sich gestern Gasöl halten. Dies dürfte auf die ARA-Lagerdaten zurückzuführen sein, welche von PJK International gestern veröffentlicht wurden. Die Gasölvorräte fielen demnach in der letzten Berichtswoche auf das niedrigste Niveau seit Jahresbeginn und befinden sich auf dem niedrigsten Stand zu dieser Jahreszeit seit dem Jahr 2008. Der Gasöl-Brent-Crackspread weitete sich infolge dessen erstmals seit Anfang April wieder auf 15 USD je Barrel aus.


Edelmetalle

Am Gold- und Silbermarkt herrschte gestern Panikstimmung. Auf Schlusskursbasis verlor Gold 4,9% und Silber gab um 7,9% nach. Zur Eröffnung des Handels fiel Gold heute Morgen kurzzeitig weiter auf rund 1.270 USD je Feinunze. Silber verbilligte sich auf 19,4 USD je Feinunze. Beide Edelmetalle markierten damit die tiefsten Preisniveaus seit September 2010. Im Anschluss daran kam es jedoch zu einer Erholungsbewegung, im Zuge derer Gold auf 1.300 USD und Silber auf 20 USD je Feinunze steigen können. Die Gold- und Silber-Futures an der SHFE in Shanghai vollzogen letzte Nacht den gestrigen Preiseinbruch an der COMEX in New York nach und erreichten beide ihren maximal möglichen Tagesverlust.

Der Preisrutsch bei Gold und Silber wurde in erster Linie durch den Futures-Markt ausgelöst. An der COMEX wurden gestern bei Gold knapp 391 Tsd. Futures-Kontrakte gehandelt. Dies entsprach 1.215 Tonnen Gold und war fast dreimal soviel wie im bisherigen Durchschnitt in diesem Monat. Im Falle von Silber wurde gestern mit fast 169 Tsd. Kontrakten (26,2 Tsd. Tonnen) das höchste Handelsvolumen seit dem Preissturz Mitte April verzeichnet. Die CME Group, der Betreiber der COMEX, wird aufgrund der hohen Volatilität per Handelsschluss heute Abend die zu hinterlegende Sicherheitsleistung bei Gold-Futures um 25% auf 8.800 USD je 100-Unzen-Kontrakt erhöhen. Trotz der heutigen Erholungsbewegung schließen wir weitere Preisrücksetzer nicht aus, da gestern wichtige charttechnische Marken unterschritten wurden.

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Industriemetalle

Im Rahmen des Abverkaufs an den Rohstoffmärkten gaben auch die Metallpreise gestern merklich nach. Der LME-Industriemetallindex fiel um 2,5% auf 2.947,2 Punkte und damit den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren. Im Vergleich zu den Energieträgern und vor allem Edelmetallen konnten sich die Industriemetalle gestern allerdings noch relativ gut behaupten. Heute Morgen kommt es zu einer moderaten Erholungsbewegung. Der Aluminiumpreis handelt wieder über 1.800 USD je Tonne, nachdem dieser gestern erstmalig seit Oktober 2009 unter diese Marke gerutscht war. In den gestern veröffentlichten Daten des International Aluminium Institute zur globalen Produktion sind bislang kaum Kürzungen erkennbar.

Im Gegenteil, im Mai wurden weltweit 3,928 Mio. Tonnen Aluminium und damit 2,5% mehr als im Vorjahr hergestellt. Dies entspricht exakt dem bisherigen Rekordniveau, das im Dezember erreicht wurde. Der Anstieg ist einmal mehr auf China zurückzuführen, wo mit 1,766 Mio. Tonnen eine rekordhohe Menge Aluminium produziert wurde. Selbst auf Tagesbasis lag die weltweite Aluminiumproduktion nur marginal unter dem Vormonatswert. Die mittlerweile angekündigten umfangreicheren Produktionskürzungen sollten sich demnächst in den Statistiken bemerkbar machen. Seit einer Woche ist in den Lagerhäusern der LME allerdings wieder ein massiver Aufbau der Aluminiumvorräte zu beobachten - diese haben mit 5,43 Mio. Tonnen ein neues Allzeithoch erreicht. Dabei dürfte es sich zum Großteil jedoch um Finanztransaktionen handeln.


Agrarrohstoffe

Die Preise der Agrarrohstoffe zeigten im gestrigen Handel ein gemischtes Bild. Während sich die Preisverluste bei Getreide, Ölsaaten und Baumwolle noch in Grenzen hielten, gaben die Preise für Genussmittel kräftig nach. Hier kommt die unterschiedliche Verfügbarkeit zum Tragen. Während das Angebot von Weizen, Mais und Sojabohnen zum Ende des Erntejahres knapp ist, kann man dies von Zucker, Kaffee und Kakao nicht behaupten. Dank rekordhoher Produktion bei Zucker und Kaffee und hoher Lagerbestände bei Kakao ist die Verfügbarkeit reichlich. Besonders stark hat es gestern den Preis für Kaffee Arabica getroffen. Dieser gab um knapp 5% nach und fiel mit 118 US-Cents je Pfund auf ein 4-Jahrestief.

Der Zuckerpreis fiel um 3,6% auf 16,7 US-Cents je Pfund und nähert sich damit wieder dem Anfang Juni verzeichneten 3-Jahrestief. Sowohl Kaffee Arabica als auch Zucker wurden zusätzlich durch den Verfall des brasilianischen Real in dieser Woche belastet. Dieser ist gegenüber dem US-Dollar nach der Fed-Sitzung auf das niedrigste Niveau seit Frühjahr 2009 gefallen, nachdem die brasilianische Zentralbank ihre Stützungskäufe zurückgeführt hat. Durch den schwächeren Real verbessern sich ceteris paribus die Exporterträge der brasilianischen Zucker- und Kaffeeproduzenten. Insbesondere letztere wären ansonsten unter Druck geraten, weil die derzeitigen Marktpreise vielfach nicht mehr die Kosten decken.




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