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Geldpolitik kein Allheilmittel - Palladium mit weiterem Potenzial

30.09.2011  |  Markus Blaschzok
Der Ratifizierungsprozess zur Ausweitung des EFSF (European Financial Stability Fascility) von 440 Mrd. Euro auf 780 Mrd. Euro schreitet ohne nennenswerte Gegenwehr weiter voran. Gestern wurde der Rettungsfonds in Deutschland sowie in Estland und heute in Österreich durchs Parlament geboxt. Zuvor hatten ihn bereits Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, Luxemburg, Griechenland und Irland abgesegnet. Die offizielle Höhe der Garantieleistungen durch die Bundesbürger stiegen damit von 123 Mrd. auf 211 Mrd. Euro an.

Dieser Aufteilungsschlüssel gilt natürlich nur, wenn keine weiteren Zahlerländer mehr ausfallen, da den Bundesbürgern sonst weitere Schulden drohen, die sie zu bedienen haben. Im besten Fall haftet jeder Bundesbürger allein durch den EFSF mit ca 2.600 Euro und im schlimmsten Fall mit ca. 7.000 Euro. In diesen Zahlen sind die aktuellen Risiken durch Ausleihungen der Bundesbank, der Europäischen Zentralbank und des kommenden ESM noch gar nicht einberechnet. Da man eine weitere Anhebung des EFSF über alle Parlamente nun anscheinend schäut, wird mittlerweile nach einer Lösung gesucht, um die finanziellen Mittel des EFSF gehebelt zu nutzen.

Da der EFSF in Kürze auch direkt Staatsanleihen von bankrotten Staaten kaufen darf, besagt ein Gerücht, dass es dem Fonds über den Umweg einer Zweckgesellschaft der Europäischen Investitioinsbank gestattet werden soll, sich bei der EZB zu refinanzieren. Der Fonds könnte somit die aufgekauften wertlosen Staatsanleihen bei der EZB, die ohne Berücksichtigung der Bonität mittlerweile jeden Müll hereinnimmt, gegen frisch gedruckte Euronoten tauschen und so ein Vielfaches der ursprüglichen Summe verleihen. Das Risiko und die Haftung für diese Geldmenge wird damit auf die „Bad Bank-EZB“ übertragen. Für deren Verluste wird letztlich wieder der Steuerzahler in die Pflicht genommen. Sozialismus a la Cart zugunsten des Bankensystems, für den praktisch nur der kleine Mann haften und zahlen wird.

EU-Kommissioinspräsident Barosso kündigte vor dem Europaparlament in einer emotionalen Rede die Transaktionssteuer an, "da es an der Zeit sei, dass der Finanzsektor einen Beitrag zur Gesellschaft leiste". Da eine Finanztransaktionssteuer, die 55 Mrd. Euro weitere Steuereinnahmen bringen soll, nicht durch die Finanzindustrie, sondern durch einen jeden Bürger über eine Verringerung seiner Lebensversicherung und Altersvorsorge getragen werden wird, erscheint die Phrase eines Beitrags des Finanzsektors wie blanker Hohn. Steuern und insbesondere diese Steuer, geht immer zu Lasten der breiten Bevölkerung und schadet dem Wohlstand eines jeden Europäers. Da sie die Liquidität an den Märkten und somit die Produktivität und Wirtschaftstätigkeit zusätzlich verringert, schadet sie der Zukunft Europas. Der Aussagen, dass "Griechenland ein Mitglied der Eurozone ist und bleiben werde" und dass "die EU-Kommission bereits die Wirtschaftsregierung sei und nicht weitere Institutionen gebraucht würden", komplettierten die sozialistische Rede Barorosos.

Angesichts des wirtschafts- und wohlstandsfeindlichem politischen Umfelds, verwundert es nicht, dass die Steigerungsrate der Konsumentenpreise mit 2,6% zum Vorjahr auf den höchsten Stand seit September 2008 stiegen.

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Zieht man die vergangenen quantitativen Lockerungen in Europa mit in die Analyse ein, so ist zwar mit einer Stagnation oder einem leichten Rückgang der allgemein bezeichneten "Inflationsrate" zu rechnen, wenn die Wirtschaftstätigkeit weiter wie erwartet abnimmt, doch nicht mit einem signifikanten Rückgang. Die Stagnation der 80er Jahre lässt grüßen. Die Preise für Kupfer signalisieren bereits seit Längerem eine wirtschaftliche Kontraktion, sodass die Hinweise auf einen Rückgang der Nachfrage in der Stahl- und Automobilindustrie in die Erwartung passen. Auch der Einzelhandel zeigt mit einem Minus von 3 Prozent entgegen einem erwarteten Minus von 0,5% zum Vormonat Schwäche. Real soll den Einzelhändlern in diesem Jahr zum Vorjahr noch ein Plus von 1,2% in den Kassen geblieben sein, was durch den Zweifel am richtigen Deflator, bezweifelt werden darf. Die monetäre Illusion schafft auch hier falsche Annahmen.

Ungewöhnlich drastische Worte zum Arbeitsmarkt fand nun der US-Notenbankchef des FED-Systems Ben Bernanke. So sagte er, dass dies "ohne Beispiel" in der US-Geschichte wäre, und bezeichnete die anhaltend hohe Arbeitslosenquote als "nationale Krise". Er soll sogar eingeräumt haben, dass die Geldpolitik "kein Allheilmittel" im Kampf gegen die Krise sei, berichtete Bloomberg. Doch die Aussage, dass weitere politische Maßnahmen "einer Erholung des Immobilienmarktes sicherlich nützlich seien", lässt starke Zweifel an einem Erkenntnisgewinn von Bernanke aufkommen. Die Ereignisse der Woche verbessern das Umfeld für mittel- bis langfristig steigende Gold- und Silberpreise. Gleichzeitig ist kurzfristig mit einer Stärkung rezessiver Kräfte zu rechnen.

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Weitere Entwicklungen
  • Das Verbot von Leerverkäufen wird in Spanien auf unbestimmte Zeit verlängert und in Frankreich und Italien bis mindestens 11. November.

  • Finanzminister Schäuble schließt einen früheren Start des dauerhaften Rettungsschirms ESM vor 2013 nicht mehr aus.

  • Frankreich plant wie Spanien eine zusätzliche Steuer für Besserverdienende. Menschen mit einem Jahreseinkommen von über 500.000 Euro sollen eine zusätzliche Steuer von drei Prozent zahlen. Zusätzlich ist eine neue CO2-Abgabe geplant.


Technische Analyse

Silber bildet ersten Boden - Palladium hat noch mehr Potenzial


Im Marktkommentar vom 16.09.2011 rieten wir zur Vorsicht bei Palladium und sagten voraus, dass der Preis bei einem Schluss unter 700 US-Dollar schnell weitere Verkäufe nach sich ziehen sollte. Dies trat so ein und unser erstes Kursziel bei 600 US-Dollar wurde erreicht. Man sollte seinen Stop Loss für Short-Positionen jetzt bei 700 USD setzen und einfach short bleiben. Die zunehmende wirtschaftliche Eintrübung lässt erwarten, dass es in den nächsten Wochen zu einer weiteren Verkaufswelle kommen könnte. Die Unterstützung bei 600 US-Dollar könnte kurzfristig einen ersten Halt bieten, doch sollten später weitere Verkäufe folgen. Wird die 600-USD-Marke dann signifikant durchbrochen, so liegt unser nächstes Kursziel bei 400 USD. Bis weitere quantitative Maßnahmen seitens der US-Notenbank verkündet werden, ist mit rückläufigen Preisen zu rechnen.

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Bei Silber löste sich das Formationsmuster einer klassischen A-B-C Korrektur wie erwartet auf und der Preis erreichte am Montag früh ein Tief von 26 US-Dollar. Wer unserer Analyse gefolgt war, konnte mit dem starken Einbruch sehr viel Geld machen oder seine physischen Bestände rechtzeitig absichern. In der Vorwoche rieten wir die Short-Position noch 1-2 Tage offen zu lassen und erwarteten ein Tief zwischen 26 und 30 USD, was auch so eintraf. Wir glauben nicht, dass in einem derartig schlechten wirtschaftlichen Umfeld das Fundament für eine neue Rallye gelegt werden kann. Für die nächsten Wochen erwarten wir noch stark schwankende Preise, weshalb auch ein Test des Tiefs von Montag noch einmal möglich scheint. Langfristig ist der Bullenmarkt noch lange intakt, weshalb es sich auf diesem Niveau rentiert erste Long-Positionen aufzubauen. Positiv ist, dass Silber die mittelfristige Aufwärtstrendlinie erstmals positiv getestet hat. Negativ ist, dass langfristig gesehen gar eine Korrektur bis 20 US-Dollar nicht ausgeschlossen werden kann.

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Der Preis für Kupfer fiel in den vergangenen zwei Wochen stark. Fundamental deutete sich schon länger eine Korrektur an und die Charttechnik gab spätestens bei 8.600 USD das Verkaufsignal. Seither fiel der Preis auf aktuell 7.000 USD. Die aufziehende Rezession sollte das Industriemetall noch stärker unter Druck bringen. Unterstützung sehen wir im Bereich zwischen 6.000 und 6.400 US-Dollar. Mittelfristig sollte hier noch nicht der Boden gefunden werden. Im Worst-Case fällt das Konjunkturbarometer bis in den Bereich zwischen 4.000 und 4.500 US-Dollar.

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HINWEIS: In Kürze starten wir unseren Premium-Marktkommentar mit tagesaktuellen Kauf- und Verkaufsempfehlungen zu Aktien (Gesamtmarkt sowie Minen), Rohstoffen und Devisen, Musterdepot und weiteren Services. Informationen hierzu werden rechtzeitig über das Abonnement des kostenlosen Marktkommentars unter www.markus-blaschzok.de versandt und auf unserer Homepage veröffentlicht.


Commitment of Traders

Die spekulativ orientierten Investoren zogen sich wiederholt auf breiter Front aus den Edelmetallen zurück und zeigten bereits vor dem Kurseinbruch, dass sie die Hoffnung auf steigende Kurse aufgaben. Platin hatte das größte Korrekturpotenzial, da die kurzfristigen Investoren hier auf vermeintlich weiter steigende Kurse setzten. Was hoch steigt, muss tief fallen und so kam Platin aufgrund der davor stärkeren Preise, jetzt auch stärker unter Druck. Dies hatten wir in den letzten Wochen immer wieder prognostiziert und gebetsmühlenartig wiederholt. Auch Öl und Palladium bieten noch weiteres Potenzial nach unten. Beim EURO wird weiter auf Schwäche gesetzt. Die Short-Positionen erhöhten sich noch einmal um 30%, wobei der Euro stark blieb. Sollte die Unterstützung bei 1,34 USD nicht halten, so sieht es von den COT-Daten her gut aus, dass eine Stabilisierung bei 1,30 USD gelingen wird.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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