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China-Sorgen haben Rohstoffmärkte im Griff

25.06.2013  |  Eugen Weinberg
Energie

Sorgen vor einem bevorstehenden Ende der Fed-Anleihekäufe und einer Wachstumsverlangsamung in China haben die Ölmärkte weiter im Griff. Der Brentölpreis ist im Zuge dessen gestern vorübergehend unter 100 USD je Barrel gefallen. Ein stärkerer Preisrückgang wurde nur durch die Angebotsrisiken verhindert. Neben der weiterhin angespannten Lage im Nahen Osten unterstützen Meldungen, dass zwei größere Ölpipelines in Kanada nach wahrscheinlich durch heftige Überflutungen hervorgerufene Schäden seit dem Wochenende geschlossen sind. Durch die betroffenen Pipelines werden täglich bis zu 1 Mio. Barrel Rohöl von den kanadischen Ölsandfeldern zum Lager- und Verteilerterminal Hardisty in Alberta transportiert, von wo aus Pipelines in die USA führen.

Die Unterbrechung der Pipelines hat bereits zu einer Drosselung der kanadischen Ölsandproduktion geführt und dürfte zu niedrigeren US-Ölimporten und fallenden US-Lagerbeständen beitragen. In der Folge stieg der WTI-Ölpreis im späten Handel um zwei USD, was auch den Brentölpreis mit nach oben zog. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI verringerte sich im Zuge dessen auf 6 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit Anfang 2011. Zwar dürfte das Problem schnell behoben sein und die Pipelines in Kürze wieder ihren Betrieb aufnehmen. Dennoch könnte sich durch den erneuten Zwischenfall die öffentliche Akzeptanz in den USA für neue Pipelineprojekte verringern. Dies betrifft insbesondere den geplanten Bau des Nordabschnitts der Keystone XL Pipeline, welcher von Alberta nach Cushing führen soll. Wenn weniger Öl nach Cushing fließt, unterstützt dies den WTI-Preis.


Edelmetalle

Der Goldpreis handelt am Morgen weitgehend unverändert bei rund 1.280 USD je Feinunze. Im Gegensatz zum Preissturz im April zeigt sich die Goldnachfrage in wichtigen Konsumentenländern diesmal eher verhalten. In Indien haben Juweliere und Goldhändler den Verkauf von Münzen und Barren an Privatinvestoren eingestellt, um die Bemühungen der Regierung zu unterstützen, das rekordhohe Leistungsbilanzdefizit zu reduzieren. Der Verband der indischen Schmuckhersteller schätzt, dass dadurch die lokale Goldnachfrage um rund 20% zurückgehen könnte. Nach dem Preisverfall im April kam es zu einem regelrechten Run auf die Juweliere und Goldhändler, der zu rekordhohen Goldimporten führte und die Leistungsbilanz nochmals belastete. Auch in den USA hat die Goldnachfrage zuletzt an Dynamik verloren. Die monatlichen Verkäufe von Goldmünzen der US-Münzanstalt könnten im Juni die bislang schwächsten in diesem Jahr werden.

Nach dem großen Erfolg des ersten physisch hinterlegten Platin-ETFs in Südafrika, plant der Anbieter Absa Bank Ltd. so bald wie möglich einen Palladium-ETF aufzulegen. Der seit Ende April am Markt bestehende Platin-ETF hat innerhalb von zwei Monaten Zuflüsse von rund 420 Tsd. Unzen verzeichnet und ist dadurch zum weltweit zweitgrößten Platin-ETF mit einem Marktanteil von gut 20% aufgestiegen. Zum Erfolg des Produktes dürfte auch die schwache südafrikanische Währung beigetragen haben.


Industriemetalle

Sehr schwache chinesische Aktienmärkte belasteten auch heute Morgen zum Handelsauftakt die Metallpreise. Gemessen am CSI 300 fielen die Aktien im Reich der Mitte zwischenzeitlich den zweiten Tag in Folge um mehr als 6% auf den tiefsten Stand seit Januar 2009. Allein im Juni haben die chinesischen Aktien damit bislang 21% verloren. Der vorübergehende sprunghafte Anstieg der Interbanken-Zinsen in China Ende letzter Woche, der Befürchtungen über systemische Risiken im dortigen Bankensystem aufkommen ließ, wirkt offenbar immer noch nach. Kupfer, Aluminium und Nickel verzeichnen im Rahmen dessen neue mehrjährige Tiefstände. Sowohl die chinesischen Aktienmärkte als auch die Metallpreise konnten ihre anfänglichen Verluste aber wieder wettmachen, nachdem sich der Markt von einer gemeinsamen Pressekonferenz der chinesischen Zentralbank und verschiedener Aufsichtsbehörden Aufschluss über die aktuelle Lage am Interbanken-Markt erhoffte.

Der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Schüttguttransporte misst, ist gestern auf den höchsten Stand seit fast sieben Monaten gestiegen. Die Raten für die größten Eisenerzfrachter haben sich laut Industriekreisen innerhalb von zehn Tagen sogar verdoppelt. Dies deutet auf eine hohe Nachfrage nach Eisenerz aus China hin, nachdem die Lagerbestände in den Häfen des Landes in den letzten Monaten merklich abgebaut wurden. Dies dürfte auch dem Eisenerzpreis Unterstützung geben.

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Agrarrohstoffe

Angesichts warmer Temperaturen bei ausreichender Bodenfeuchte in wichtigen Anbaugebieten verfestigt sich die Erwartung einer Rekordernte in den USA und lässt die Notierungen für Mais und Sojabohnen nachgeben. Im Kontrakt mit Fälligkeit Dezember notiert Mais wieder unter 550 US-Cents je Scheffel, während Sojabohnen im November-Kontrakt in den vergangenen Tagen von über 13 USD je Scheffel auf rund 12,75 USD je Scheffel fielen. In seinem gestern erschienenen Wochenbericht zum Entwicklungsfortschritt stufte das US-Landwirtschaftsministerium USDA die Qualität von 65% der Maispflanzen als "gut" oder "sehr gut" ein. Dies ist ein Prozentpunkt mehr als in der Vorwoche und deutlich besser als im Vorjahr, als die Bewertungen angesichts der Dürre bereits auf ihren Abwärtstrend eingeschwenkt waren. Auch bei Sojabohnen erhöhte das USDA den Anteil der mit "gut" oder "sehr gut" bewerteten Pflanzen um einen Prozentpunkt auf ebenfalls 65%. Bei Sojabohnen verhindert allerdings die knappe Versorgung mit Ware aus der alten Ernte einen stärkeren Preisverfall. Zudem ist die Aussaat für die Ernte 2013 noch nicht vollständig abgeschlossen. Für Weizen geht es im Preis ebenfalls nach unten, nachdem die Ernte auf der nördlichen Halbkugel angelaufen ist. Allerdings sind erst 20% des US-Winterweizens eingebracht, im Durchschnitt der letzten Jahre war es zu diesem Zeitpunkt fast doppelt so viel, in 2012 sogar das Dreifache.




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