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Italien aggressiv herabgestuft - Liquidität von allen Seiten …

05.10.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (07.45 Uhr) bei 1.3315, nachdem im US-Geschäft Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3368 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 102.10, während EUR-CHF bei 1.2265 oszilliert.

Moody’s hat die Bewertung der italienischen Regierungsanleihen um drei Stufen von zuvor Aa2 auf A2 herabgesetzt. Darüber hinaus wurde ein negativer Ausblick beibehalten. Das nehmen wir zur Kenntnis. Ein Land, dass zwischen 1999 und 2011 eine Zunahme der Staatsverschuldung um nur 6% des BIP (USA circa +50%) zu verzeichnen hat und Reformen in Höhe von 60 Mrd. Euro umsetzt (USA 0 Reformen), erfährt eine aggressive Herabstufung. "Chapeau" - das ist mal richtig klasse!

Hintergründe der Entscheidung seien Risiken für die weitere konjunkturelle Entwicklung, politische Unsicherheiten als auch ein schwächeres internationales Konjunkturumfeld. Diese Aspekte gelten für alle Länder. Insbesondere für die USA gilt der Begriff "Politischer Unsicherheiten" hinsichtlich der unversöhnlichen Situation zwischen Demokraten und Republikanern.

Darüber hinaus sei ein rückläufiges Vertrauen in die gesamte Staatsschuldenmisere der Eurostaaten ein weiterer Katalysator. Nun ja, da können wir nicht widersprechen. Das Bild, dass die Eurozone in den letzten 18 Monaten abgab, entspricht nicht den Anforderungen homogenen und solidarischen Handelns in erforderlicher Form, das Grundlage des Erfolgs der globalen Intervention 2008/2009 war.

Die politische Tendenz in den Bonitätsbewertungen ist augenfällig. Sie sollte Katalysator für eine Neuausrichtung der Regulierung sein, die diesen privatwirtschaftlichen Firmen, maßgeblich in der Hand der US- und angelsächsischen Finanzindustrie, nicht weiter hoheitsrechtliche Befugnisse zugesteht.

US-Finanzminister Geithner sagte gegenüber CNN, dass Europa den Euro nicht zerfallen lassen werde. Die verantwortlichen Politiker der Eurozone werden Maßnahmen treffen, eine engere Fiskalunion umzusetzen. Die Verantwortlichen müssten schneller und kräftiger voranschreiten. So häufig kommt es nicht vor, dass wir an dieser Stelle dem US-Finanzminister zustimmen. Wir teilen seinen Glauben an die Integrität der Eurozone. Wir stimmen zu, dass die Krise Katalysator zu einer engeren Fiskalunion sein wird. Herr Geithner liegt richtig, schnelle und kräftige politische Schritte einzufordern. Bisher lief die Politik der Eurozone den Märkten hinterher. Die richtigen Maßnahmen haben dadurch immer wieder nur unterproportionale Traktion entwickelt.

Die Erfahrung aus 2008/2009 lautet, dass Dominoeffekte nur unterbunden werden können, wenn homogen und überdimensioniert agiert wird. Genau diese Verhaltensweise liefert die Eurozone nicht. Das ist das Versäumnis. Vielmehr wird viel Verantwortung im laufenden Management der EZB zugewiesen. Die EZB kommt ihren Anforderungen nach. Das gilt insbesondere für das Thema Liquidität!

Bernanke sieht die US-Wirtschaft kurz vor einem Rückfall. Die Fed stünde bereit, notwendige Liquidität jederzeit zur Verfügung zu stellen. BoJ Gouverneur Shirakawa sagte, dass sich die japanische Wirtschaft in einer sehr schwierigen Situation befinde. Auch der Ausblick sei problematisch. Man verfolge bereits eine kraftvolle Lockerung der Geldpolitik. Es werde den Märkten umfänglich Liquidität zur Verfügung gestellt. Aus der EZB kommen identische Töne. Mit anderen Worten wird der gegenwärtig verschärften Risikosituation über Liquidität deutlich von allen Seiten entgegen gewirkt.

Anders als 2007 - 2009 erscheinen die Zentralbanken sehr viel stärker den Weg der Prophylaxe zu wählen. Das ist fraglos bezüglich systemischer Probleme angemessen. Hinsichtlich des gegebenen Preisniveaus mag mancher es als ambitioniert betrachten. Lediglich Japan fällt bezüglich der Preisentwicklung aus dieser Betrachtung heraus.

Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu. Die Erzeugerpreise der Eurozone sanken per August im Monatsvergleich um -0,1%. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 5,9% nach zuvor 6,1% ein. der Chart belegt, dass Entspannung anders aussieht.

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Der Auftragseingang der US-Industrie sank per August um -0,2%. Die Prognose lag bei einem unveränderten Ergebnis. Positiv bleibt anzumerken, dass unter Ausblendung der volatilen Sektoren Militär und Flugzeuge ein Anstieg um 0,9% zu verzeichnen war. Mit anderen Worten findet in der Breite Kapitalstockbildung statt. Der Vormonatswert wurde von +2,4% auf +2,1% revidiert.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.3350 - 80 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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