Moderate Erholung bei Industrie- und Edelmetallen
27.06.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise gerieten nach den US-Lagerdaten gestern Nachmittag zwischenzeitlich unter Druck, konnten die Verluste aber schnell wieder wettmachen und am Ende sogar im Plus schließen. Nach einer unerwartet kräftigen Abwärtsrevision des US-Wirtschaftswachstums im ersten Quartal haben sich die Chancen für eine vorzeitige Reduzierung der Fed-Anleihekäufe aus Sicht der Marktteilnehmer etwas verringert, was dem gesamten Rohstoffsektor nach oben verhalf. Brent notiert am Morgen bei gut 102 USD je Barrel, WTI kann auf 96 USD je Barrel steigen. Das US-Energieministerium berichtete für die vergangene Woche einen überraschenden Lageraufbau bei Rohöl um 18 Tsd. Barrel. Die Rohölvorräte in Cushing verzeichneten erstmals seit vier Wochen wieder einen Lageraufbau um 664 Tsd. Barrel.
Die US-Benzinlagerbestände stiegen sogar um 3,6 Mio. Barrel. Grund hierfür war eine gestiegene Verarbeitung der Raffinerien. Die Benzinnachfrage legte zwar ebenfalls zu, aber nicht stark genug, um das höhere Angebot zu absorbieren. Die US-Benzinbestände liegen damit zu Beginn der Sommerfahrsaison 6,5% über dem langjährigen Durchschnitt auf einem komfortablen Niveau. Dass die Ölpreise daraufhin nicht stärker unter Druck gerieten, dürfte auf die zahlreichen Angebotsrisiken zurückzuführen sein (siehe auch Rohstoffe kompakt vom 26. Juni "Angebotsrisiken unterstützen Ölpreis"). Diese haben schon in den vergangenen Wochen zu einer relativen Stärke der Ölpreise innerhalb des Rohstoffsektors geführt und sprechen auch in den kommenden Wochen für eine bessere Entwicklung der Ölpreise im Vergleich zu den anderen Rohstoffen.
Edelmetalle
Nach dem starken Preisrückgang gestern - Gold fiel auf Schlusskursbasis um 4%, Silber gab um 5,6% nach - kommt es heute Morgen zu einer Erholungsbewegung. Der Goldpreis steigt zwischenzeitlich um 1% auf rund 1.240 USD je Feinunze, Silber erobert kurzzeitig die Marke von 19 USD je Feinunze zurück. Wie Daten von Bloomberg zeigen, kam es bei den Gold-ETFs auch gestern zu weiteren Abflüssen. Diesmal waren es knapp neun Tonnen, womit die Bestände aller von Bloomberg erfassten Gold-ETFs auf den tiefsten Stand seit drei Jahren gefallen sind. In den vergangenen beiden Handelstagen ist soviel Gold abgeflossen wie in der gesamten ersten Monatshälfte. Für die Silber-ETFs berichtete Bloomberg gestern mit 230 Tonnen den höchsten Tagesabfluss seit Anfang Mai 2011.
Allerdings veröffentlicht Bloomberg einige der ETF-Daten mit zeitlicher Verzögerung, d.h. ein Teil der erst gestern berichteten Abflüsse ist schon in den Tagen zuvor erfolgt. Im Zuge des im Vergleich zu Gold überdurchschnittlichen Preisrückgangs von Silber ist das viel beachtete Gold/Silber-Verhältnis auf über 66 und damit den höchsten Wert seit August 2010 gestiegen. Neben der Schwäche von Gold, durch die Silber mit nach unten gezogen wird, dürften auch Sorgen hinsichtlich der chinesischen Konjunktur den Preis belasten. China war im letzten Jahr hinter den USA der weltweit zweitgrößte Silberkonsument. In diesem Jahr liegen aber zum Beispiel die Silberimporte Chinas in den ersten fünf Monaten des Jahres mit 991 Tonnen knapp 12% unter dem Vorjahr.
Industriemetalle
Die Metallpreise starten in der Breite mit einem positiven Unterton in den heutigen Handelstag. Entspannungssignale und damit Unterstützung kommen aus China, wo die Geldmarktzinsen weiter sinken, nachdem die chinesische Zentralbank keine Liquidität aus dem Markt abgezogen hat. Zu den größten Gewinnern zählt neben Nickel auch Zinn, die sich beide um gut 1% verteuern. Der Zinnpreis nimmt damit wieder Anlauf, die Marke von 20.000 USD je Tonne zu überschreiten. Durch die ab 1. Juli geltenden neuen Vorschriften für indonesische Zinnexporte (höhere Qualitätsstandards) dürften die Ausfuhren des südostasiatischen Landes im zweiten Halbjahr merklich zurückgehen. Denn ein Großteil der indonesischen Zinnschmelzereien kann die neuen Regularien nicht erfüllen.
PT Timah, der größte indonesische Zinnhersteller, schätzt, dass die Exporte aufgrund der neuen Regelungen in diesem Jahr um bis zu 24% auf 75.000 Tonnen zurückgehen dürften. Aufgrund dessen und in Erwartung einer stärkeren Nachfrage aus der Elektronikindustrie geht das International Tin Research Institute (ITRI) davon aus, dass der globale Zinnmarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von über 4.000 Tonnen aufweisen dürfte. Im letzten Jahr belief sich das Defizit laut ITRI auf rund 3.000 Tonnen. Dies sollte dem Zinnpreis im zweiten Halbjahr Auftrieb geben.
Agrarrohstoffe
Die Vorhersage guter Witterung im Mittleren Westen über die kommenden Wochen drückt die Notierungen für Sojabohnen in den USA. Zudem besteht an den Märkten Unsicherheit darüber, ob das US-Landwirtschaftsministerium USDA in seinem Bericht am Freitag die US-Sojabohnenfläche höher als bisher ausweisen wird. Angesichts der Aussaatverzögerungen bei Mais könnten Farmer auf die später auszubringenden Sojabohnen umgeschwenkt sein. Dann dürfte die Sojabohnenfläche das Rekordniveau aus dem Vorjahr übertreffen. Bei Mais wird dagegen fest mit einer niedrigeren als der bisher vom USDA angesetzten Fläche von 97,3 Mio. Morgen gerechnet. Mit stärkeren Preisbewegungen ist zu rechnen, wenn die ausgewiesene Maisfläche außerhalb der erwarteten Größenordnung von 95-96 Mio. Morgen liegen sollte.
Die voranschreitende Ernte in den USA drückte den Weizenpreis an der CBOT auf ein 2-Wochentief von 6,75 USD je Scheffel. In China soll die auslaufende Weizenernte angesichts heftiger Regenfälle allerdings niedriger als erwartet ausgefallen sein. Zudem soll ein erhöhter Anteil des Ernteguts nur Futterweizenqualität aufweisen. Chinas Importe, vor allem an Mahlweizen, könnten nun deutlich höher als die bisher vom USDA für 2013/14 prognostizierten 3,5 Mio. Tonnen ausfallen. Bei Sojabohnen werden bereits für Juni rekordhohe chinesische Importe erwartet, Chinas Getreide- und Ölsaateninformationszentrum CNGOIC prognostiziert 8,3 Mio. Tonnen.
Die Ölpreise gerieten nach den US-Lagerdaten gestern Nachmittag zwischenzeitlich unter Druck, konnten die Verluste aber schnell wieder wettmachen und am Ende sogar im Plus schließen. Nach einer unerwartet kräftigen Abwärtsrevision des US-Wirtschaftswachstums im ersten Quartal haben sich die Chancen für eine vorzeitige Reduzierung der Fed-Anleihekäufe aus Sicht der Marktteilnehmer etwas verringert, was dem gesamten Rohstoffsektor nach oben verhalf. Brent notiert am Morgen bei gut 102 USD je Barrel, WTI kann auf 96 USD je Barrel steigen. Das US-Energieministerium berichtete für die vergangene Woche einen überraschenden Lageraufbau bei Rohöl um 18 Tsd. Barrel. Die Rohölvorräte in Cushing verzeichneten erstmals seit vier Wochen wieder einen Lageraufbau um 664 Tsd. Barrel.
Die US-Benzinlagerbestände stiegen sogar um 3,6 Mio. Barrel. Grund hierfür war eine gestiegene Verarbeitung der Raffinerien. Die Benzinnachfrage legte zwar ebenfalls zu, aber nicht stark genug, um das höhere Angebot zu absorbieren. Die US-Benzinbestände liegen damit zu Beginn der Sommerfahrsaison 6,5% über dem langjährigen Durchschnitt auf einem komfortablen Niveau. Dass die Ölpreise daraufhin nicht stärker unter Druck gerieten, dürfte auf die zahlreichen Angebotsrisiken zurückzuführen sein (siehe auch Rohstoffe kompakt vom 26. Juni "Angebotsrisiken unterstützen Ölpreis"). Diese haben schon in den vergangenen Wochen zu einer relativen Stärke der Ölpreise innerhalb des Rohstoffsektors geführt und sprechen auch in den kommenden Wochen für eine bessere Entwicklung der Ölpreise im Vergleich zu den anderen Rohstoffen.
Edelmetalle
Nach dem starken Preisrückgang gestern - Gold fiel auf Schlusskursbasis um 4%, Silber gab um 5,6% nach - kommt es heute Morgen zu einer Erholungsbewegung. Der Goldpreis steigt zwischenzeitlich um 1% auf rund 1.240 USD je Feinunze, Silber erobert kurzzeitig die Marke von 19 USD je Feinunze zurück. Wie Daten von Bloomberg zeigen, kam es bei den Gold-ETFs auch gestern zu weiteren Abflüssen. Diesmal waren es knapp neun Tonnen, womit die Bestände aller von Bloomberg erfassten Gold-ETFs auf den tiefsten Stand seit drei Jahren gefallen sind. In den vergangenen beiden Handelstagen ist soviel Gold abgeflossen wie in der gesamten ersten Monatshälfte. Für die Silber-ETFs berichtete Bloomberg gestern mit 230 Tonnen den höchsten Tagesabfluss seit Anfang Mai 2011.
Allerdings veröffentlicht Bloomberg einige der ETF-Daten mit zeitlicher Verzögerung, d.h. ein Teil der erst gestern berichteten Abflüsse ist schon in den Tagen zuvor erfolgt. Im Zuge des im Vergleich zu Gold überdurchschnittlichen Preisrückgangs von Silber ist das viel beachtete Gold/Silber-Verhältnis auf über 66 und damit den höchsten Wert seit August 2010 gestiegen. Neben der Schwäche von Gold, durch die Silber mit nach unten gezogen wird, dürften auch Sorgen hinsichtlich der chinesischen Konjunktur den Preis belasten. China war im letzten Jahr hinter den USA der weltweit zweitgrößte Silberkonsument. In diesem Jahr liegen aber zum Beispiel die Silberimporte Chinas in den ersten fünf Monaten des Jahres mit 991 Tonnen knapp 12% unter dem Vorjahr.
Industriemetalle
Die Metallpreise starten in der Breite mit einem positiven Unterton in den heutigen Handelstag. Entspannungssignale und damit Unterstützung kommen aus China, wo die Geldmarktzinsen weiter sinken, nachdem die chinesische Zentralbank keine Liquidität aus dem Markt abgezogen hat. Zu den größten Gewinnern zählt neben Nickel auch Zinn, die sich beide um gut 1% verteuern. Der Zinnpreis nimmt damit wieder Anlauf, die Marke von 20.000 USD je Tonne zu überschreiten. Durch die ab 1. Juli geltenden neuen Vorschriften für indonesische Zinnexporte (höhere Qualitätsstandards) dürften die Ausfuhren des südostasiatischen Landes im zweiten Halbjahr merklich zurückgehen. Denn ein Großteil der indonesischen Zinnschmelzereien kann die neuen Regularien nicht erfüllen.
PT Timah, der größte indonesische Zinnhersteller, schätzt, dass die Exporte aufgrund der neuen Regelungen in diesem Jahr um bis zu 24% auf 75.000 Tonnen zurückgehen dürften. Aufgrund dessen und in Erwartung einer stärkeren Nachfrage aus der Elektronikindustrie geht das International Tin Research Institute (ITRI) davon aus, dass der globale Zinnmarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von über 4.000 Tonnen aufweisen dürfte. Im letzten Jahr belief sich das Defizit laut ITRI auf rund 3.000 Tonnen. Dies sollte dem Zinnpreis im zweiten Halbjahr Auftrieb geben.
Agrarrohstoffe
Die Vorhersage guter Witterung im Mittleren Westen über die kommenden Wochen drückt die Notierungen für Sojabohnen in den USA. Zudem besteht an den Märkten Unsicherheit darüber, ob das US-Landwirtschaftsministerium USDA in seinem Bericht am Freitag die US-Sojabohnenfläche höher als bisher ausweisen wird. Angesichts der Aussaatverzögerungen bei Mais könnten Farmer auf die später auszubringenden Sojabohnen umgeschwenkt sein. Dann dürfte die Sojabohnenfläche das Rekordniveau aus dem Vorjahr übertreffen. Bei Mais wird dagegen fest mit einer niedrigeren als der bisher vom USDA angesetzten Fläche von 97,3 Mio. Morgen gerechnet. Mit stärkeren Preisbewegungen ist zu rechnen, wenn die ausgewiesene Maisfläche außerhalb der erwarteten Größenordnung von 95-96 Mio. Morgen liegen sollte.
Die voranschreitende Ernte in den USA drückte den Weizenpreis an der CBOT auf ein 2-Wochentief von 6,75 USD je Scheffel. In China soll die auslaufende Weizenernte angesichts heftiger Regenfälle allerdings niedriger als erwartet ausgefallen sein. Zudem soll ein erhöhter Anteil des Ernteguts nur Futterweizenqualität aufweisen. Chinas Importe, vor allem an Mahlweizen, könnten nun deutlich höher als die bisher vom USDA für 2013/14 prognostizierten 3,5 Mio. Tonnen ausfallen. Bei Sojabohnen werden bereits für Juni rekordhohe chinesische Importe erwartet, Chinas Getreide- und Ölsaateninformationszentrum CNGOIC prognostiziert 8,3 Mio. Tonnen.