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Fitch stuft Italien und Spanien ab - Silber in der Bodenbildung

07.10.2011  |  Markus Blaschzok
Am Dienstag kamen stützende Worte für die Konjunktur aus den USA. Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank, gab bekannt, dass "man bereits darauf vorbereitet sei, weitere (Quantitative) Maßnahmen zu ergreifen, um eine stärkere wirtschaftliche Erholung im Einklang mit Preisstabilität zu unterstützen". Da die Märkte aber konkrete Maßnahmen erwarteten, fielen am Mittwoch viele Rohstoffpreise im Handelsverlauf noch auf ein neues mittelfristiges Tief. Gerade als diese am Mittwoch im Begriff waren weiter abzusacken, half die Meldung von Bundeskanzlerin Merkel, dass "die Bundesregierung, wenn notwendig, bereitstehe, eine Rekapitalisierung der Banken durchzuführen", eine kurzfristige technische Reaktion einzuläuten, die für wieder steigende Preise auf breiter Front sorgte. Merkel bekräftigte noch einmal, dass "Deutschland sich dafür einsetzen wolle, dass die Europäische Union eine Stabilitätsunion werde. Wenn dazu Änderungen der EU-Verträge nötig seien, dann dürfe dies kein Tabu sein".

Mit anderen Worten soll der bisherige Weg zu einer Transferunion, weiterer Zentralisierung und Umschuldung von der Finanzindustrie hin zu den Steuerzahlern, weiterverfolgt werden. Das Deflationsszenario soll weiter am Markt gespielt werden, um Zeitziele zu erreichen, doch darf die Situation durch eine neue Bankenkrise nicht außer Kontrolle geraten, wodurch vorsorglich ein Szenario wie in 2008 verhindert werden soll. Auch der EZB-Chef Trichet nahm den Marktteilnehmern in dieser Woche weitere Angst und somit Druck von den Märkten mit der Ankündigung, dass Banken ab nächsten Monat über zwei langfristige Tender mit einmal 12 und 13 Monaten unbegrenzten Zugang zu frischem Kapital bekommen werden und die EZB am Markt ein 40 Mrd. Euro schweres Ankaufprogramm für Pfandbriefe starten wird. Zuletzt schwand das Vertrauen im Interbankenhandel und somit soll ein weiterer Vertrauensverlust im Zirkulationskreditsystem verhindert werden. Der Überlebenskampf der französich-belgischen Bank Dexia, der kürzlich eine belgische Staatsgarantie für sämtliche Einlagen belgischer Kunden erforderte, zeigte auf, dass die gesundenden rezessiven Kräfte dem Geschäftsmodell der Banken zuletzt massive Probleme bereiteten.

Auch die britische Notenbank kündigte gestern weitere Marktmanipulationen an. Sie will weitere Wertpapierkäufe im Volumen von 75 Mrd. Pfund tätigen, um Liqudität in die Märkte zu pumpen und erhöht dadurch, so wie die EZB, weiter das Preissteigerungspotenzial für die ohnehin schon hohe Steigerungsrate der Konsumentenpreise von offiziell fast fünf Prozent. Nachdem heute Nachmittag die Ratingagentur Moody’s die Bonität zwölf britischer Banken zum Teil um mehrere Stufen herabgesetzt hatte, verflog der Optimismus durch die staatlichichen Eingriffe und die Angst kehrte an die Märkte zurück. Viele Rohstoffe verloren innerhalb von zwei Stunden einen Großteil der Gewinne der letzten beiden Tage. Die Märkte kämpfen derzeit mit realen deflationären und rezessiven Kräften auf der einen Seite und mit liquiditätsgetriebenen nominalen Preis- und Kurssteigerungen auf der anderen Seite.

Nachdem am Mittwoch die Ratingagentur Moody’s bereits Italien um drei Stufen von "Aa2" auf "A2" senkte, wurde die Bonität Italiens und Spaniens am heutigen Abend durch Fitch herabgestuft. Italien verlor eine Bewertungsstufe auf "A+" und Spanien zwei Stufen auf "AA-". Der Ausblick bleibt negativ. Die Lage an den Märkten bleibt angespannt. Die steigenden Konsumentenpreise stärken die rezessiven und inflationären Kräfte und machen eine Refinanzierung von Staaten und verschuldeten Unternehmen ohne den Eingriff der Notenbanken immer schwerer. Weltweit beginnen die Einkaufsmanagerindizes zu fallen und die Auftragseingänge sind rückläufig.

In der angespannten Lage bezeichneten US-Präsident Obama und der US-Finanzminister Timothy Geithner die Eurokrise als die größte Gefahr für die US-Wirtschaft und die ganze Welt. Natürlich ist diese Ansicht Unsinn, da das Bankensystem in den USA noch gefährdeter ist als in Europa und die europäische Wirtschaft besser aufgestellt ist als jene in Übersee. Immer mehr Seiten warnen nun vor einer Rezession, so auch der IWF, und es gilt mittlerweile als Marktkonsens, dass die Zinsanhebungen der EZB in den nächsten Monaten rückgängig gemacht werden sollen. Die Rücknahme der Zinsschritte sagten wir übrigens im Marktkommentar, bereits als die Zinsen angehoben wurden, schon viele Male für das Jahresende voraus, während der Markt von einer neuen langfristigen Zinswende sprach.

In den USA fielen die Arbeitsmarktdaten für September mit 103.000 neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft besser aus, als vom Markt erwartet (60.000) wurde. Die Vormonatsdaten für Juli wurden von 85.000 auf 127.000 und die für August von 0 auf 57.000 neu geschaffene Stellen revidiert. Der Anstieg im September spiegelte aber zum Teil eine Rückkehr von 45.000 Telekomunikations-Angestellten wieder, die im August streikten. Die Arbeitslosenquote U-3 verharrte auf 9,1% und die breiter gefasste und besser vergleichbare Quote U-6 stieg von 16,2% im Vormonat auf 16,5% an. Daher war der Markt insgesamt eher enttäuscht über die Zahlen, da klar ist, dass derartige Veränderungen nicht für eine Besserung der Realwirtschaft sprechen.

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Mit den neuen Marktmanipulationen durch die EZB und BoE hat sich die fundamentale Lage für weiter steigende Gold- und Silberpreise verbessert und die Lage für die Weltwirtschaft verschlechtert- die Stagflation rollt an.


Weitere Entwicklungen
  • Um den Forderungen Finnlands nach der Stellung eines Pfands für die Beteiligung an der Griechenlandhilfe madig zu machen, einigten sich die Finanzminister darauf, dass künftig jedes Land, dass auf die Idee kommt solche Ansprüche an Sicherheiten zu stellen, abgestraft werden sollen. Diese müssten dann ihren Kapitalanteil an dem EFSF nicht über fünf Jahre, sondern sofort einzahlen und die Beteiligungen an möglichen Gewinnen aus dem EFSF niedriger ausfallen. Da die Finnländer womöglich nicht mit einer Rückzahlung der Einlagen des EFSF, noch mit einem Gewinn aus dieser Beteiligung rechnen, ließen sie sich von diesem Vorgehen nicht irritieren und sind weiterhin an Sicherheiten der Griechen interessiert.


HINWEIS: In Kürze starten wir unseren Premium-Marktkommentar mit tagesaktuellen Kauf- und Verkaufsempfehlungen zu Aktien (Gesamtmarkt sowie Minen), Rohstoffen und Devisen, Musterdepot und weiteren Services. Informationen hierzu werden rechtzeitig über das Abonnement des kostenlosen Marktkommentars unter www.markus-blaschzok.de versandt und auf unserer Homepage veröffentlicht.


Technische Analyse

Silber bildet ersten Boden - Palladium hat weiteres Potenzial


Der Goldpreis bildet im Bereich um 1.600 US-Dollar derzeit einen Boden aus. Der kurzfristige Abwärtstrend wurde noch nicht durchbrochen. Die 200-Tage-Linie wurde beim Ausverkauf am 26.09 bereits erfolgreich getestet. In den nächsten zwei Handelswochen wird sich zeigen, ob der Preis den kurzfristigen Abwärtstrend überwinden kann oder ob ein nochmaliger Test der 200-Tage-Linie durchgeführt wird. Gold ist kurzfristig überverkauft und die Daten der CFTC stimmen positiv. Das aktuelle Preisniveau erachten wir mittel- bis langfristig als gute Nachkaufgelegenheit. Die Wahrscheinlichkeit für einen Bruch der 200-Tage-Linie mit einem Test des mittelfristigen Aufwärtstrends ist unter den technischen sowie fundamentalen Rahmenbedingungen unwahrscheinlich. Rücksetzer an 200-Tage-Linie sollten zum Einstieg für Positionen im mittel- und langfristigen Zeitfenster genutzt werden.

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Bei Silber löste sich das Formationsmuster einer klassischen A-B-C Korrektur wie erwartet auf und der Preis erreichte vor zwei Wochen ein Tief von 26 US-Dollar. Seitdem bildet sich im Bereich zwischen 26 und 33 US-Dollar ein Boden aus. Die Positionen der Spekulanten sind derzeit bullischer als nach dem Einbruch im Jahr 2008. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich die Konsolidierung in dem genannten Bereich während der kommenden Wochen fortsetzen wird. Die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren starken Rückgang ist sehr gering. Wir glauben nicht, dass in einem derartig schlechten wirtschaftlichen Umfeld das Fundament für eine neue Rallye gelegt werden kann. Für die nächsten Wochen erwarten wir noch stark schwankende Preise, weshalb auch ein Test der Tiefs noch einmal möglich scheint. Langfristig ist der Bullenmarkt noch lange intakt, weshalb es sich auf diesem Niveau rentiert erste mittel- bis langfristige Long-Positionen aufzubauen.

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Der HUI fiel in den vergangenen drei Wochen stark und hält viele von jenen, die sich bei der Bullenfalle vor einem Monat eine blutige Nase holten, davon ab im Moment wieder einzusteigen. Die Lage an den Aktienmärkten ist nicht gut und das Spiel zwischen deflationären und inflationären Kräften ist noch nicht entschieden. In dem Bereich um die 500 Indexpunkte sehen wir Möglichkeiten für den Aufbau von ersten mittel- bis langfristigen Long-Positionen. Doch sollte man noch viel Cash in der Hinterhand halten, um bei einem immer noch möglichen weiteren Einbruch, größere Positionen aufbauen zu können. Wenn der HUI das vergangene Hoch überwindet, sollten prozyklische Long-Positionen aufgebaut werden, da die Zeit langsam Reif für den Ausbruch aus der Handelsspanne ist.

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Commitment of Traders

Die spekulativ orientierten Investoren wurden in der Crashwoche und in der Folgewoche förmlich aus dem Markt geschwemmt. Die Daten für Silber sind mittlerweile bullischer, als nach dem Einbruch in 2008, was sehr optimistisch stimmt. Die Wahrscheinlichkeit einer Bodenbildung im Bereich zwischen 26 und 30 USD/Unze wird dadurch deutlich erhöht.

Auch bei Gold sprangen die Spekulanten ab, wobei die Tiefs von 2008 noch nicht erreicht wurden. Überraschend stark verringerten sich die Positionen bei Palladium um fast 40% bei einem vergleichsweise geringen Preisrückgang, was positiv zu werten ist. Die hohen Positionen bei Platin verringerten sich hingegen nur um 23% bei stärkeren Preisrückgängen was weiter Schwäche zeigt. Während bei Palladium der Großteil der Spekulanten bereits draußen sind, hat Platin immer noch überaus hohe Positionen und daher reichlich Korrekturpotenzial, das sich noch einmal in stark fallenden Preisen zeigen sollte. Die Short-Positionen beim Euro erhöhten sich noch einmal um 6%. Im Bereich von 1,30 USD bis 1,33 USD sollte dem Euro spätestens eine Stabilisierung gelingen.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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