Starke Gegenbewegung zum Quartalsauftakt
02.07.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise können ihre gestern begonnene Erholung fortsetzen. Brentöl steigt auf gut 103,5 USD je Barrel, WTI auf gut 98 USD je Barrel. Nach wie vor sind es vor allem Angebotsrisiken, welche die Ölpreise unterstützen. In Ägypten droht sich die Lage weiter zuzuspitzen. Nach den Massendemonstrationen gegen Präsident Mursi vom Wochenende hat die Armee dem Präsidenten gestern ein 48-Stunden-Ultimatum gestellt, auf die Forderungen der Demonstranten einzugehen. Ansonsten will die Armee einen eigenen Plan vorlegen. Zudem haben sechs Minister die Regierung verlassen, was den Druck auf Mursi erhöht. Ägypten ist zwar kein Ölexporteur, aufgrund des Suezkanals und einiger Pipelines aber ein wichtiges Transitland für Öl aus Nordafrika und der Golfregion. Neben Ägypten gibt es derzeit auch Probleme in Libyen und Nigeria.
Aufgrund von Protesten auf mehreren Ölfeldern und der Schließung eines Ölfeldes wegen Sicherheitsbedenken ist die Ölproduktion in Libyen auf gut 1 Mio. Barrel pro Tag gefallen. Zeitweise lag die libysche Ölproduktion im vergangenen Monat sogar bei weniger als 1 Mio. Barrel pro Tag. Das normale Produktionsniveau von 1,6 Mio. Barrel pro Tag hat Libyen schon seit einem Jahr nicht mehr erreicht. Dies zeigt die anhaltend schwierige Lage auch knapp zwei Jahre nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes. Die Ölexporte des größten afrikanischen Ölproduzenten Nigeria sollen im August auf 1,72 Mio. Barrel pro Tag und damit das niedrigste Niveau seit Anfang 2009 fallen. Im vergangenen Jahr lagen die nigerianischen Ölexporte bei mehr als 2 Mio. Barrel pro Tag.
Edelmetalle
Die am Freitag begonnene Gegenbewegung bei den Edelmetallen setzte sich gestern fort. Unterstützt durch einen schwächeren US-Dollar legte Gold um 1,5% zu und handelt heute Morgen bei rund 1.265 USD je Feinunze. Die niedrigen Preise wurden in den vergangenen Monaten mancherorts offenbar als attraktive Kaufgelegenheiten erachtet. So berichtete die Istanbuler Goldbörse, dass die Türkei im Juni 44 Tonnen Gold importiert hat. Im zweiten Quartal summieren sich die türkischen Goldeinfuhren damit auf 133 Tonnen. Dagegen zeigten sich die Münzabsätze der US-Münzanstalt im Juni verhalten. Mit „nur“ 57 Tsd. Unzen Goldmünzen wurde der bislang schwächste Monat in diesem Jahr verzeichnet. Im ersten Halbjahr beliefen sich die US-Münzabsätze auf 629 Tsd. Unzen, 83% mehr als im Vorjahr. In China scheint der Hunger nach Gold ungebrochen zu sein. Einschätzungen des größten Goldproduzenten des Landes zufolge, der staatlichen China National Gold, dürfte die Goldnachfrage im Reich der Mitte in diesem Jahr die Marke von 1.000 Tonnen übersteigen.
Das Unternehmen äußerte sich ferner, dass bereits im ersten Halbjahr rund 800 Tonnen Gold nachgefragt wurden. Dies wäre eine kaum vorstellbare Menge, wurden im gesamten letzten Jahr gemäß Daten des Verbands der chinesischen Goldproduzenten doch „nur“ 832 Tonnen nachgefragt. Der Verband der chinesischen Minenproduzenten schätzt zwar, dass die Goldproduktion im Reich der Mitte in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um annähernd 10% auf ein Rekordniveau von bis zu 440 Tonnen steigen dürfte. Dies reicht aber bei weitem nicht aus, um die steigende Nachfrage zu decken. Im Mai und Juni sollte es daher zu außerordentlich hohen Goldimporten aus Hongkong gekommen sein.
Industriemetalle
Gute Konjunkturdaten in den USA - der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe ist im Juni stärker als erwartet auf 50,9 gestiegen - gaben den Industriemetallen gestern Nachmittag zusätzlichen Auftrieb. Der Index der Londoner Metallbörse, LMEX, stieg um 3% auf 3.030 Punkte. Größte Gewinner waren Kupfer und Aluminium, die sich um jeweils mehr als 3% verteuerten. Der weltweit größte Aluminiumproduzent, Rusal aus Russland, hat seine Wettbewerber dazu aufgerufen, mehr Produktionskapazitäten stillzulegen, um somit zu Preissteigerungen beizutragen. Rusal beziffert die durchschnittlichen Produktionskosten der Aluminiumindustrie auf 2.300 USD je Tonne.
Das Unternehmen schätzt ferner, dass die bisher angekündigten Produktionskürzungen den Aluminiumpreis bis zum Jahresende auf 2.100 USD je Tonne steigen lassen könnten. Sollten den Worten auch wirklich Taten folgen, halten auch wir einen Preisanstieg für wahrscheinlich. Im vierten Quartal sehen wir den Aluminiumpreis bei durchschnittlich 1.950 USD je Tonne.
Die LME erwägt, die Auslieferungszeiten für angefordertes Material aus Lagerhäusern, wo die Wartezeit länger als 100 Kalendertage beträgt, zu beschleunigen. Hierzu konsultiert sie bis Ende September Marktteilnehmer. Sofern die neuen Vorschläge genehmigt werden, würden sie zum 1. April 2014 in Kraft treten. Bis dahin dürften die physischen Prämien hoch bleiben.
Agrarrohstoffe
Die Rohzuckerpreise mussten über die letzte Woche 3,7% auf unter 17 US-Cents je Pfund abgeben. Zum einen verspricht der regenreiche Start des diesjährigen Monsuns in Indien, dem zweitgrößten Zuckerproduzenten, eine gute Ernte. Auch dürfte trockenere Witterung in der wichtigsten Anbauregion Brasiliens, Center-South, die dortigen Erntearbeiten beschleunigen. Beides erhöht kurz- bis mittelfristig das Angebot. Zuvor hatten die Rohzuckerpreise seit Anfang Juni von einem Drei-Jahrestief einen Cent je Pfund zulegen können, nachdem starker Regen in Center-South die Ernte und Verarbeitung von Zuckerrohr beeinträchtigte.
Arabica-Kaffee notiert weiterhin nahe eines Vier-Jahrestiefs. Damit die brasilianischen Produzenten es sich leisten können, Ware bei fallenden Preisen während der Erntezeit zurückzuhalten, können sie nun in einem Sonderprogramm Kredite erhalten. Das Agrarministerium hofft damit 10 Mio. Sack Kaffee vom Markt fernhalten zu können. Auch in Vietnam fordert die Kaffee- und Kakaovereinigung, dass die Regierung für die ab Oktober laufende Saison 2013/14 zinsfreie Kredite zur Lagerhaltung von Kaffeebohnen bereitstellt, was diese bereits in Aussicht gestellt hat. Liquiditätsspritzen, die Lagerhaltung erleichtern, können die Preisbewegungen über das Jahr glätten helfen. Ein Großteil der Volatilität geht aber auch auf Schwankungen in den Erwartungen an die Gesamtverfügbarkeit von Kaffee zurück, die gemeinsam mit der erwarteten Nachfrage auch das Niveau der Kaffeepreise bestimmt.
Die Ölpreise können ihre gestern begonnene Erholung fortsetzen. Brentöl steigt auf gut 103,5 USD je Barrel, WTI auf gut 98 USD je Barrel. Nach wie vor sind es vor allem Angebotsrisiken, welche die Ölpreise unterstützen. In Ägypten droht sich die Lage weiter zuzuspitzen. Nach den Massendemonstrationen gegen Präsident Mursi vom Wochenende hat die Armee dem Präsidenten gestern ein 48-Stunden-Ultimatum gestellt, auf die Forderungen der Demonstranten einzugehen. Ansonsten will die Armee einen eigenen Plan vorlegen. Zudem haben sechs Minister die Regierung verlassen, was den Druck auf Mursi erhöht. Ägypten ist zwar kein Ölexporteur, aufgrund des Suezkanals und einiger Pipelines aber ein wichtiges Transitland für Öl aus Nordafrika und der Golfregion. Neben Ägypten gibt es derzeit auch Probleme in Libyen und Nigeria.
Aufgrund von Protesten auf mehreren Ölfeldern und der Schließung eines Ölfeldes wegen Sicherheitsbedenken ist die Ölproduktion in Libyen auf gut 1 Mio. Barrel pro Tag gefallen. Zeitweise lag die libysche Ölproduktion im vergangenen Monat sogar bei weniger als 1 Mio. Barrel pro Tag. Das normale Produktionsniveau von 1,6 Mio. Barrel pro Tag hat Libyen schon seit einem Jahr nicht mehr erreicht. Dies zeigt die anhaltend schwierige Lage auch knapp zwei Jahre nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes. Die Ölexporte des größten afrikanischen Ölproduzenten Nigeria sollen im August auf 1,72 Mio. Barrel pro Tag und damit das niedrigste Niveau seit Anfang 2009 fallen. Im vergangenen Jahr lagen die nigerianischen Ölexporte bei mehr als 2 Mio. Barrel pro Tag.
Edelmetalle
Die am Freitag begonnene Gegenbewegung bei den Edelmetallen setzte sich gestern fort. Unterstützt durch einen schwächeren US-Dollar legte Gold um 1,5% zu und handelt heute Morgen bei rund 1.265 USD je Feinunze. Die niedrigen Preise wurden in den vergangenen Monaten mancherorts offenbar als attraktive Kaufgelegenheiten erachtet. So berichtete die Istanbuler Goldbörse, dass die Türkei im Juni 44 Tonnen Gold importiert hat. Im zweiten Quartal summieren sich die türkischen Goldeinfuhren damit auf 133 Tonnen. Dagegen zeigten sich die Münzabsätze der US-Münzanstalt im Juni verhalten. Mit „nur“ 57 Tsd. Unzen Goldmünzen wurde der bislang schwächste Monat in diesem Jahr verzeichnet. Im ersten Halbjahr beliefen sich die US-Münzabsätze auf 629 Tsd. Unzen, 83% mehr als im Vorjahr. In China scheint der Hunger nach Gold ungebrochen zu sein. Einschätzungen des größten Goldproduzenten des Landes zufolge, der staatlichen China National Gold, dürfte die Goldnachfrage im Reich der Mitte in diesem Jahr die Marke von 1.000 Tonnen übersteigen.
Das Unternehmen äußerte sich ferner, dass bereits im ersten Halbjahr rund 800 Tonnen Gold nachgefragt wurden. Dies wäre eine kaum vorstellbare Menge, wurden im gesamten letzten Jahr gemäß Daten des Verbands der chinesischen Goldproduzenten doch „nur“ 832 Tonnen nachgefragt. Der Verband der chinesischen Minenproduzenten schätzt zwar, dass die Goldproduktion im Reich der Mitte in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um annähernd 10% auf ein Rekordniveau von bis zu 440 Tonnen steigen dürfte. Dies reicht aber bei weitem nicht aus, um die steigende Nachfrage zu decken. Im Mai und Juni sollte es daher zu außerordentlich hohen Goldimporten aus Hongkong gekommen sein.
Industriemetalle
Gute Konjunkturdaten in den USA - der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe ist im Juni stärker als erwartet auf 50,9 gestiegen - gaben den Industriemetallen gestern Nachmittag zusätzlichen Auftrieb. Der Index der Londoner Metallbörse, LMEX, stieg um 3% auf 3.030 Punkte. Größte Gewinner waren Kupfer und Aluminium, die sich um jeweils mehr als 3% verteuerten. Der weltweit größte Aluminiumproduzent, Rusal aus Russland, hat seine Wettbewerber dazu aufgerufen, mehr Produktionskapazitäten stillzulegen, um somit zu Preissteigerungen beizutragen. Rusal beziffert die durchschnittlichen Produktionskosten der Aluminiumindustrie auf 2.300 USD je Tonne.
Das Unternehmen schätzt ferner, dass die bisher angekündigten Produktionskürzungen den Aluminiumpreis bis zum Jahresende auf 2.100 USD je Tonne steigen lassen könnten. Sollten den Worten auch wirklich Taten folgen, halten auch wir einen Preisanstieg für wahrscheinlich. Im vierten Quartal sehen wir den Aluminiumpreis bei durchschnittlich 1.950 USD je Tonne.
Die LME erwägt, die Auslieferungszeiten für angefordertes Material aus Lagerhäusern, wo die Wartezeit länger als 100 Kalendertage beträgt, zu beschleunigen. Hierzu konsultiert sie bis Ende September Marktteilnehmer. Sofern die neuen Vorschläge genehmigt werden, würden sie zum 1. April 2014 in Kraft treten. Bis dahin dürften die physischen Prämien hoch bleiben.
Agrarrohstoffe
Die Rohzuckerpreise mussten über die letzte Woche 3,7% auf unter 17 US-Cents je Pfund abgeben. Zum einen verspricht der regenreiche Start des diesjährigen Monsuns in Indien, dem zweitgrößten Zuckerproduzenten, eine gute Ernte. Auch dürfte trockenere Witterung in der wichtigsten Anbauregion Brasiliens, Center-South, die dortigen Erntearbeiten beschleunigen. Beides erhöht kurz- bis mittelfristig das Angebot. Zuvor hatten die Rohzuckerpreise seit Anfang Juni von einem Drei-Jahrestief einen Cent je Pfund zulegen können, nachdem starker Regen in Center-South die Ernte und Verarbeitung von Zuckerrohr beeinträchtigte.
Arabica-Kaffee notiert weiterhin nahe eines Vier-Jahrestiefs. Damit die brasilianischen Produzenten es sich leisten können, Ware bei fallenden Preisen während der Erntezeit zurückzuhalten, können sie nun in einem Sonderprogramm Kredite erhalten. Das Agrarministerium hofft damit 10 Mio. Sack Kaffee vom Markt fernhalten zu können. Auch in Vietnam fordert die Kaffee- und Kakaovereinigung, dass die Regierung für die ab Oktober laufende Saison 2013/14 zinsfreie Kredite zur Lagerhaltung von Kaffeebohnen bereitstellt, was diese bereits in Aussicht gestellt hat. Liquiditätsspritzen, die Lagerhaltung erleichtern, können die Preisbewegungen über das Jahr glätten helfen. Ein Großteil der Volatilität geht aber auch auf Schwankungen in den Erwartungen an die Gesamtverfügbarkeit von Kaffee zurück, die gemeinsam mit der erwarteten Nachfrage auch das Niveau der Kaffeepreise bestimmt.