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Slowakei "vermeintlich" ein Problem …

12.10.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (09.10 Uhr) bei 1.3650, nachdem im europäischen Geschäft am Freitag Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3683 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 104.65, während EUR-CHF bei 1.2405 oszilliert.

Das slowakische Parlament hat nach eifriger Debatte das Gesetz zur Erweiterung des EFSF abgelehnt. Eine zweite Abstimmung ist voraussichtlich für Donnerstag geplant. Die sozialdemokratische Opposition hat eine mögliche Zustimmung angedeutet.

Die Slowakei hat circa 1% Anteil an der Wirtschaftskraft der Eurozone. Anders ausgedrückt werden 99% der Wirtschaftskraft der Eurozone durch 1% zunächst blockiert. Wir nehmen die Position der Slowakei zur Kenntnis und fragen uns wie viel EU-Strukturfondsmittel, wie viel EU-Kohäsionstopmittel und weitere Zuwendungen in den letzten Jahren in die Slowakei geflossen sind. Gleichzeitig diskutieren wir intern den Begriff der Solidarität, aber auch den Begriff der Isolation, während eine der Kolleginnen einwirft, dass man sich mindestens zweimal im Leben sieht.

Die Auswirkungen der slowakischen Ablehnung sind zunächst nicht dramatisch. Die zweite Abstimmung wird voraussichtlich ein positives Votum mit sich bringen. Selbst für den Fall, dass sich die Slowakei verweigert, wird das Volumen von circa 3,5 Mrd. Euro aller Wahrscheinlichkeit unter den übrigen Ländern, die zugestimmt haben aufgeteilt.

Was jedoch störend ist, ist die Tatsache, dass die Eurozone einmal mehr nicht mit einer Stimme spricht. Genau dieser Mangel an Homogenität war in den vergangenen 18 Monaten ein Katalysator der mangelnden Traktion der getroffenen Maßnahmen.

Gestern hat Herr Trichet Klartext geredet. Er spricht von einer systemischen Bedrohung, die von der Defizitkrise ausgeht. Wir stimmen ihm absolut zu. Wir reden von diesem Risiko seit Monaten. Der Handlungsunwille des Herrn Sulik (Slowakei, Chef einer der Regierungsparteien) belegt, dass ihm die übergeordneten Zusammenhänge entweder egal sind oder er sie nicht angemessen einordnet. Wer sich bei systemischen Krisen globaler Natur auf nationalökonomische vermeintliche Vorteile kapriziert, geht hohe Risiken ein. Wenn es zum Unfall käme, träfe es auch die Slowakei. "Food for thought!"

Der US-Senat stimmte der Gesetzesvorlage bezüglich der Währungsmanipulation (gegen China gerichtet) zu. China wird weiter verschnupft auf diese Politik reagieren. Aus Peking verlautete als Replik, dass der Yuan derzeit fair bewertet ist. diese von den USA aufgemachte "Baustelle" wird uns weiter beschäftigen. Ob es sinnvoll ist, einen wesentlichen Gläubiger der USA in dieser Form zu behandeln, sei dahingestellt.

Wir werfen einen Blick auf die Langfristcharts USD/CNY (Yuan) und USD/INR (indische Rupie) und wundern uns sehr, dass noch kein Zwist mit Neu Delhi ausgebrochen ist. Hängt das vielleicht damit zusammen, dass die US-Bankenaristokratie Dienstleistungsjobs nach Indien ausgelagert hat und diesen Kostenvorteil nicht durch Aufwertung der Rupie gefährdet wissen will? Seit 2005/6 ergab sich eine Aufwertung des Yuan gegenüber dem USD um 23%. Im gleichen Zeitraum wertete die Rupie gegenüber dem USD um 6% ab!

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3120 - 50 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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