Ägypten-Krise hält Ölpreise weiter in Atem
04.07.2013 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise gaben in der Nacht einen Teil ihrer Gewinne ab, nachdem das ägyptische Militär den Präsidenten des bevölkerungsreichsten arabischen Landes abgesetzt hat. Damit sinkt zunächst das Risiko anhaltender, das Land weiter destabilisierender Proteste. Für Entwarnung ist es allerdings noch zu früh. Die Anhänger Mursis von der einflussreichen Moslembrüderschaft dürften den Sturz ihres Präsidenten kaum widerstandslos akzeptieren, während die radikal-islamistischen Salafisten die Absetzung von Mursi begrüßten.
Die Angebotsrisiken dürften die Ölpreise daher weiter unterstützen, auch wenn die wichtige Transportroute durch den Suezkanal bislang in keiner Weise gefährdet war. Die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums bestätigten weitgehend die API-Daten vom Vortag. Die US-Rohöllagerbestände sanken vergangene Woche überraschend deutlich um 10,4 Mio. Barrel, wofür deutlich niedrigere Importe und eine höhere Nachfrage der Raffinerien verantwortlich zeichneten. Bei den Ölprodukten kam es ebenfalls zu einem Lagerabbau, was insbesondere die Benzinpreise steigen ließ.
Die CO2-Preise zogen gestern kräftig an, nachdem das EU-Parlament im zweiten Anlauf dem sogenannten Backloading, also dem Zurückhalten von 900 Mio. Emissionszertifikaten, in leicht modifzierter Form zugestimmt hat. Zugleich wurde beschlossen, sich in einem Trilog von Kommission, Parlament und Rat auf die Suche nach einem schnellen Kompromiss zu begeben. Auch wenn die Bedingungen noch aufgeweicht werden könnten, erachten wir die CO2-Preise vorerst als gut unterstützt. Schließlich ist die Gefahr eines massiven Preiseinbruchs vorerst gebannt und es wurde Zeit für strukturelle Maßnahmen gewonnen.
Edelmetalle
Im Zuge des Wiederaufflackerns der Schuldenkrise in der Eurozone und der Zuspitzung der Lage in Ägypten konnte Gold gestern auf Schlusskursbasis um 0,75% zulegen. Heute Morgen handelt das gelbe Edelmetall bei rund 1.255 USD je Feinunze. In Euro gerechnet notiert Gold bei 965 EUR je Feinunze. In Reaktion auf die Maßnahmen der Regierung und Zentralbank sind in Indien die physischen Prämien für Gold stark gestiegen. Angaben des Verbands der indischen Schmuckhändler zufolge werden in einigen großen Städten des Landes Prämien von 20 USD je Feinunze auf den Kassa-Preis in London gezahlt, um sich Material zu sichern. Der Verband führt dies auf ein geringeres Angebot zurück, da aufgrund der Restriktionen Banken weniger Gold importieren würden und nicht genügend Lagerbestände vorhanden wären, um die Nachfrage zu befriedigen.
In Südafrika könnte sich die Lage in der Minenindustrie wieder zuspitzen. Die radikale Gewerkschaft AMCU verweigert die Unterschrift unter den von der Regierung vermittelten Stabilitätspakt und stellt Vorbedingungen. Im Hinblick auf die in Kürze bevorstehenden Lohnverhandlungen könnte es wieder zu Unruhen kommen. AMCU hatte bereits vom größten Platinproduzenten, Anglo American Platinum, mindestens eine Verdopplung der Gehälter für die Minenarbeiter gefordert. Diesen unrealistischen Forderungen können die Minenunternehmen jedoch nicht nachkommen, da sie bereits jetzt kaum kostendeckend produzieren. Platin und Palladium sollten daher gut unterstützt sein.
Industriemetalle
Die Metallpreise zeigen sich heute Morgen im Vergleich zu ihren gestrigen Schlusskursen weitgehend unverändert. Aufgrund des „Independence Day“-Feiertages in den USA dürfte das Handelsvolumen an den Metallmärkten heute und morgen merklich nachlassen. Einer Studie der australischen Monash-Universität in Melbourne zufolge können die bekannten weltweiten Kupferressourcen die Nachfrage für mindestens 100 Jahre befriedigen. Die Universität hat dafür eine Datenbasis zusammengestellt, die auf Schätzungen der Bergbauunternehmen beruht. Die Ressourcen seien zudem mit den derzeit verfügbaren Technologien erschließbar. Die größten Restriktionen für den Abbau der Kupfervorkommen seien soziale Bedenken (z.B. Arbeitnehmerrechte und Auswirkungen auf die Landnutzung) sowie Umweltbelange.
Der Verband der europäischen Stahlhersteller Eurofer hat die Entscheidung des EU-Parlaments zum sog. Backloading von Emissionszertifikaten (siehe Energie auf Seite 1) scharf kritisiert. Das Zurückhalten der Zertifikate sei nicht notwendig, um die Ziele des Emissionshandelssystems zu erreichen und bezeichnet dieses ferner als einen unnötigen Eingriff in ein marktbasiertes System. Durch die Entscheidung des EU-Parlaments dürften zudem höhere Kosten auf die ohnehin schon gebeutelte europäische Stahlindustrie zukommen.
Agrarrohstoffe
Die Weizenpreise profitierten gestern von Nachrichten, wonach China größere Mengen Weizen aus den USA und Australien importieren wird. Demnach hat China 360 Tsd. Tonnen US-Weizen und 300 Tsd. Tonnen Weizen der neuen australischen Ernte gekauft. Händler gehen davon aus, dass die jüngsten Käufe in den USA 600 Tsd. Tonnen erreichen können.
Aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen ist die Weizenernte in China in diesem Jahr niedriger ausgefallen als zunächst erwartet. Das China National Grain and Oils Information Center rechnet mit einer Erntemenge von 120,6 Mio. Tonnen, der Auslandsdienst des US-Landwirtschaftsministeriums sogar nur mit 118 Mio. Tonnen. Hinzu kommen Einbußen bei der Qualität, so dass größere Mengen des Weizens in China nur noch für Futterzwecke verwendet werden können.
Das USDA erwartet daher einen Anstieg der chinesischen Weizenimporte im Erntejahr 2013/14 auf 4 Mio. Tonnen, nach 3 Mio. Tonnen im vorherigen Erntejahr. Das wäre gleichzeitig das höchste Importvolumen seit neun Jahren. Ohnehin stellt sich die Angebotslage bei Weizen nicht so entspannt dar wie bei Mais. Sowohl das US-Landwirtschaftsministerium als auch der International Grains Council erwarten im Erntejahr 2013/14 lediglich einen ausgeglichenen Markt. Der Rückgang der Weizenpreise seit Ende Juni hatte vor allem mit dem Preisverfall bei Mais zu tun und ist daher übertrieben. Das niedrigere Preisniveau scheint wie im Falle von China Käufer anzulocken, was für eine bevorstehende Preiserholung spricht.
Die Ölpreise gaben in der Nacht einen Teil ihrer Gewinne ab, nachdem das ägyptische Militär den Präsidenten des bevölkerungsreichsten arabischen Landes abgesetzt hat. Damit sinkt zunächst das Risiko anhaltender, das Land weiter destabilisierender Proteste. Für Entwarnung ist es allerdings noch zu früh. Die Anhänger Mursis von der einflussreichen Moslembrüderschaft dürften den Sturz ihres Präsidenten kaum widerstandslos akzeptieren, während die radikal-islamistischen Salafisten die Absetzung von Mursi begrüßten.
Die Angebotsrisiken dürften die Ölpreise daher weiter unterstützen, auch wenn die wichtige Transportroute durch den Suezkanal bislang in keiner Weise gefährdet war. Die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums bestätigten weitgehend die API-Daten vom Vortag. Die US-Rohöllagerbestände sanken vergangene Woche überraschend deutlich um 10,4 Mio. Barrel, wofür deutlich niedrigere Importe und eine höhere Nachfrage der Raffinerien verantwortlich zeichneten. Bei den Ölprodukten kam es ebenfalls zu einem Lagerabbau, was insbesondere die Benzinpreise steigen ließ.
Die CO2-Preise zogen gestern kräftig an, nachdem das EU-Parlament im zweiten Anlauf dem sogenannten Backloading, also dem Zurückhalten von 900 Mio. Emissionszertifikaten, in leicht modifzierter Form zugestimmt hat. Zugleich wurde beschlossen, sich in einem Trilog von Kommission, Parlament und Rat auf die Suche nach einem schnellen Kompromiss zu begeben. Auch wenn die Bedingungen noch aufgeweicht werden könnten, erachten wir die CO2-Preise vorerst als gut unterstützt. Schließlich ist die Gefahr eines massiven Preiseinbruchs vorerst gebannt und es wurde Zeit für strukturelle Maßnahmen gewonnen.
Edelmetalle
Im Zuge des Wiederaufflackerns der Schuldenkrise in der Eurozone und der Zuspitzung der Lage in Ägypten konnte Gold gestern auf Schlusskursbasis um 0,75% zulegen. Heute Morgen handelt das gelbe Edelmetall bei rund 1.255 USD je Feinunze. In Euro gerechnet notiert Gold bei 965 EUR je Feinunze. In Reaktion auf die Maßnahmen der Regierung und Zentralbank sind in Indien die physischen Prämien für Gold stark gestiegen. Angaben des Verbands der indischen Schmuckhändler zufolge werden in einigen großen Städten des Landes Prämien von 20 USD je Feinunze auf den Kassa-Preis in London gezahlt, um sich Material zu sichern. Der Verband führt dies auf ein geringeres Angebot zurück, da aufgrund der Restriktionen Banken weniger Gold importieren würden und nicht genügend Lagerbestände vorhanden wären, um die Nachfrage zu befriedigen.
In Südafrika könnte sich die Lage in der Minenindustrie wieder zuspitzen. Die radikale Gewerkschaft AMCU verweigert die Unterschrift unter den von der Regierung vermittelten Stabilitätspakt und stellt Vorbedingungen. Im Hinblick auf die in Kürze bevorstehenden Lohnverhandlungen könnte es wieder zu Unruhen kommen. AMCU hatte bereits vom größten Platinproduzenten, Anglo American Platinum, mindestens eine Verdopplung der Gehälter für die Minenarbeiter gefordert. Diesen unrealistischen Forderungen können die Minenunternehmen jedoch nicht nachkommen, da sie bereits jetzt kaum kostendeckend produzieren. Platin und Palladium sollten daher gut unterstützt sein.
Industriemetalle
Die Metallpreise zeigen sich heute Morgen im Vergleich zu ihren gestrigen Schlusskursen weitgehend unverändert. Aufgrund des „Independence Day“-Feiertages in den USA dürfte das Handelsvolumen an den Metallmärkten heute und morgen merklich nachlassen. Einer Studie der australischen Monash-Universität in Melbourne zufolge können die bekannten weltweiten Kupferressourcen die Nachfrage für mindestens 100 Jahre befriedigen. Die Universität hat dafür eine Datenbasis zusammengestellt, die auf Schätzungen der Bergbauunternehmen beruht. Die Ressourcen seien zudem mit den derzeit verfügbaren Technologien erschließbar. Die größten Restriktionen für den Abbau der Kupfervorkommen seien soziale Bedenken (z.B. Arbeitnehmerrechte und Auswirkungen auf die Landnutzung) sowie Umweltbelange.
Der Verband der europäischen Stahlhersteller Eurofer hat die Entscheidung des EU-Parlaments zum sog. Backloading von Emissionszertifikaten (siehe Energie auf Seite 1) scharf kritisiert. Das Zurückhalten der Zertifikate sei nicht notwendig, um die Ziele des Emissionshandelssystems zu erreichen und bezeichnet dieses ferner als einen unnötigen Eingriff in ein marktbasiertes System. Durch die Entscheidung des EU-Parlaments dürften zudem höhere Kosten auf die ohnehin schon gebeutelte europäische Stahlindustrie zukommen.
Agrarrohstoffe
Die Weizenpreise profitierten gestern von Nachrichten, wonach China größere Mengen Weizen aus den USA und Australien importieren wird. Demnach hat China 360 Tsd. Tonnen US-Weizen und 300 Tsd. Tonnen Weizen der neuen australischen Ernte gekauft. Händler gehen davon aus, dass die jüngsten Käufe in den USA 600 Tsd. Tonnen erreichen können.
Aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen ist die Weizenernte in China in diesem Jahr niedriger ausgefallen als zunächst erwartet. Das China National Grain and Oils Information Center rechnet mit einer Erntemenge von 120,6 Mio. Tonnen, der Auslandsdienst des US-Landwirtschaftsministeriums sogar nur mit 118 Mio. Tonnen. Hinzu kommen Einbußen bei der Qualität, so dass größere Mengen des Weizens in China nur noch für Futterzwecke verwendet werden können.
Das USDA erwartet daher einen Anstieg der chinesischen Weizenimporte im Erntejahr 2013/14 auf 4 Mio. Tonnen, nach 3 Mio. Tonnen im vorherigen Erntejahr. Das wäre gleichzeitig das höchste Importvolumen seit neun Jahren. Ohnehin stellt sich die Angebotslage bei Weizen nicht so entspannt dar wie bei Mais. Sowohl das US-Landwirtschaftsministerium als auch der International Grains Council erwarten im Erntejahr 2013/14 lediglich einen ausgeglichenen Markt. Der Rückgang der Weizenpreise seit Ende Juni hatte vor allem mit dem Preisverfall bei Mais zu tun und ist daher übertrieben. Das niedrigere Preisniveau scheint wie im Falle von China Käufer anzulocken, was für eine bevorstehende Preiserholung spricht.